Volltext Seite (XML)
Rr. AZ. Der Sächsische Erzähler. Seile r. 11«. rend — gleichfalls nach Holdens Zeugnis — England künftig den Abfluß von Kapital nach dem Auslande wird verhindern oder wenigstens erschweren müssen, um seinen eigenen Geld bedürfnissen genügen zu können. Bei dieser Sachlage wird der Reichsschatzsekretär recht behalten mit dem Satz: Wir Deutschen können es ertragen, ärmer zu werden, wir bleiben doch, was wir sind. Ein verarmtes England aber heißt: .,l?lnl« krilaunla«!" Ein englischer Priester fordert zum Mord an Deutschen auf. Amsterdam, 8. Februar. (W. T. B.) Der englische Priester Vernarb Vaughan hielt im Mansionhoufe in London eine Rede, deren Refrain war: »Fahrt fort. Deutsche zu töten". In einem Artikel im »Daily Graphic" bekennt er sich osfen zu dieser Äußerung.' »Sie sagen, ich vertrete eine schreckliche und grausame Lehre. Ich tue dies in der Tat und ich wünschte, es könnte anders fein. Als einfacher auf richtiger Christ muß ich es wiederholen: Fahrt nur fort, die Deutschen zu töten, bevor sie uns alle getötet haben". ck (Überall sind von unseren Feinden friedliche Bürger in diesem Kriege oft unnötigerweise in der ruchlosesten und grausamsten Weise getötet worden. Die Engländer haben lehr viel mehr Franzosen unnötiger Weise durch die Geschosse getötet, als Engländer bei den Zeppelinangriffen ohne unsere Absicht ihr Leben verloren 'haben. Aber wenn der geheiligte Boden Englands angegriffen wird und dabei auch englisches Bürgerblut fließt, so verliert der Eng länder seinen Verstand. Anders kann man das Verhalten des englischen Priesters nicht bezeichnen. Die Leute vom „King Stephen", die in der kaltherzigsten Weise die verun glückte Zeppelin-Mannschaft dem Wellentod preisgaben und die Mörder vom „Baralong" werden verherrlicht und zur Nachahmung ihrer Taten, der feigen und scheußlichen Er mordung Wehrloser, wird aufgefordert. Bei uns gibt es im mer noch Leute, die mit Beziehung auf die tapfere Haltung der altgedienten englischen Söldner diesem Gegner noch Hoch achtung zollen. Ein solches Volk hat auf alle Fälle jeden Anspruch auf Achtung verloren. D. R.) Der englische Lustschrecken. harke Kritik an der Regierung. Die letzte Zeppelinfahrt über der britischen Insel ist den Engländern so stark auf die Nerven gefallen, daß sie sich im mer noch nicht erholen können. Admiral Sir Percy Scott ist, wie unsere Leser bereits wissen, als ein nachträgliches Opfer unserer Luftschiffe noch aus Amt und Befehlsstelle ge fallen. Aber die öffentliche Meinung Londons gibt sich da mit noch nicht zufrieden, wie aus folgender Meldung hervor geht: - London, 7. Februar. (W. T. B.) „Lowat Fraser" schreibt im „Daily Mail": Wenn in der nächsten Woche die neue Parlamentssession beginnt, wird der Regierung die Notwendigkeit einer neuen Lustpolitik dringend nahegelegt werden. Der Zeppelinangriff gegen das Midland bildet noch immer den Hauptgesprächsstoff. Die Nation ist nicht beun ruhigt aber sehr empört, weil die Zeppeline in das bisher unverletzte England eindringen konnten, ohne daß anschei nend auch nur ein Versuch des Widerstandes gemacht wurde. Das Land ist empört über die schwächliche und unvernünftige Vorbereitung für den Luftkrieg und verlangt eine Politik, die nicht länger auf einer schlecht geleiteten Verteidigung be ruht, sondern die große Bedeutung des Luftkrieges erkennt und die Schläge energisch erwidert. Kein Flugzeug soll von der Front weggenommen werden. Die Front muß zuerst versorgt werden. Aber es muß mehr geschehen. Die Regie rung hat überhaupt keine Politik, weil sie glaubt, daß es da mit Zeit bis nach dem Krieg hat, und weil es eine verhäng nisvolle und lähmende Überlieferung der englischen Armee und Flotte ist, auf neue Erfindungen zu warten, bis andere Nationen sie entwickelt haben. Aber in diesem Kriege kön nen wir nicht warten. Die Nation muß ein träges Mini sterium zur Tat zwingen. Sie muß ihm sagen, daß diese alte und mächtige Nation die Schande nicht ertragen will, harte Schläge zu erhalten, ohne zu versuchen, sie zu erwidern. DeMche Luftschiffe übrr englischen (Abwässern Lhristiania, 8. Februar. „Aftenposten" meldet aus Stavanger (im südwestlichen Norwegen, an der Nordsee) vom 7. Februar: Der Dampfer „Alle Jarl", der auf der Fahrt nach Newcastle begriffen war, traf am 4. Februar um 8 Uhr abends (also drei Tage nach dem jüngsten Zeppelin angriff auf England), 142 Viertelmeilen vor der englischen Küste, vier große Zeppeline, die in voller Fahrt westwärts segelten. Drei fuhren weiter, während der vierte anhislt und zweimal über den „Alle Jarl" kreiste, einmal so tief, daß man fürchtete, die Gondel des Zeppelins werde die Takelage des Schiffes fortreißen. Als der Zeppelin sich überzeugt hatte, daß der „Alle Jarl" ein friedliches neutrales Schiff war, fuhr er mit größter Geschwindigkeit westwärts. Die Luftschiffe hatten abgeblendete Laternen, man sah jedoch den Lichtschein von den Gondeln. Das Privateigentum der Vierbunde- Konsuln in Salons ? »ersteigert Wien, 8. Febr. Die Südslawll-b- Korrespondenz meldet aus Athen vom 6. Februar: Nach .mer zuverlässigen Mit- s teilung ist in Saloniki das Privateigentum der Konsuln s Osterreich-Ungarns, Deutschlands, Bulgariens und der Tür kei auf Befehl des Kommandos der Dierverbandstruppon öffentlich versteigert worden. Gleichzeitig wurden die Sachen des Personals der vier Konsulate ver,'-igert. Der Erlös aus dieser Versteigerung wurde als Kriegsbeute an die bei den ! damaligen Verhaftungen hervorragend Beteiligten über wiesen. Die deutschen U-Boote i« Mittelmeer. Sofia, 8. Februar. Das Blatt „Kambana" erfährt durch Funkspruch: Deutsche U-Boote sind im Mittelmeer nachdrück lichst tätig. In den letzten zwei Tagen sollen ein bewaffne ter französischer Hilfskreuzer und drei englische Torpedo boote versenkt worden sein. Von anderer Seite liegt bisher kein« Bestätigung dieser Meldungen vor. Peter Carp wieder in Rumänien. Wien, 8. Februar. (W. T. B.) Der frühere rumäni sche Ministerpräsident Peter Carp ist heute von hier nach Rumänien zurückgekehrt. Die Einberufung der Duma. Petersburg, 8. Febr. (Meldung der Petersburger Tele- graphen-Agentur.) Durch einen kaiserlichen Erlaß werden die Duma und der Reichsrat für den 9./22. Februar einbe rufen. (W. T. B.) Die Regierung hat sich also dem Drängen im Volke nicht länger entgegenstemmen können. Arbeit genug wird die Duma vorfinden, ob sie aber dazu kommen wird, sich auch zu betätigen, bleibt nach den Erfahrungen der Duma im letzten Jahre und bei dem Charakter der gegenwärtigen Machthaber in Rußland noch recht zweifelhaft. Die Russen stad wieder aktionssähig. Paris, 8. Februar. (W. T.,B.) Der russische Kriegs minister erklärte einem Vertreter des „Journals": Durch die Knappheit an Munition, die sich zu Ende 1914 bemerkbar ge macht und im Mai 1919 verhängnisvoll gewesen sei, sei die russische Armee unbedingt zum Rückzüge gezwungen worden. Jetzt bestehe die Munitionskrisis nur noch in der Erinnerung. Das Ziel sei erreicht, aber das bedeute eine völlige Umfor mung der ganzen industriellen Tätigkeit in Rußland. — Die Stimmung der Truppen sei vorzüglich und dank dem vor einigen Monaten angeordneten Massenaufgebot habe Ruß land jetzt dauernd einen Bestand von 1Z4 Millionen jungen Rekruten zur Auffüllung der Truppenteile. Mit der Verlän gerung des Krieges wüchsen die Kräfte der Alliierten. (Hoffentlich verfehlen die zuversichtlichen Erklärungen des russischen Kriegsministers den berechneten Eindruck in Frankreich und England nicht, wo man bekanntlich den Glauben an die russische Dampfwalze längst verloren hat. Wahrscheinlich ist Rußland wieder dringend geldbedürftig. D. Red.) Russische Nieder läge in Persien. Konstantinopel, 8. Februar. Die türkische Zeitung „Wussul" berichtet: Vei einem heftigen Kampfe bei Sandjbu- lak in Persien zwischen Russen und den Truppen, sowie den Kämpfern für den heiligen Krieg unter Führung des dorti gen Gouverneurs Haidar-Vei wurden die Russen geschlagen, so daß sie sich in Anordnung zurückziehen mußten und große Verluste hatten, wir besetzten wieder Sandjbulak. Die Ver luste auf türkischer Seite sind verhältnismäßig gering, von einer Wenge englischer Gefangener, die in Asisije gemacht wurden, trafen die ersten 249 Wann in Mossul ein. Berichte Les türkischen Geueralftabs Konstantinopel, 8. Febr. (W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit: Von der Irakfront ist nichts Besonderes zu berich ten. An der Kaukasusfront erneuerte der Feind am 6. Fe bruar wiederum seine Angriffe in verschiedenen Abschnitten gegen unsere Stellungen und vorgeschobenen Posten. Er erzielte keinerlei Erfolg. Im Zentrum unternahmen unsere vorgeschobenen Abteilungen einen Gegenangrift, töteten mehr als ZOO Russen und nahmen etwa 40, darunter zwei Offiziere, gefangen. An der Dardanellenfront beschoß am 7. Febr. ein feindlicher Torpedobootszerstörer Teke-Burun. Er wurde durch das Gegenseuer unserer Batterien verjagt. Die Kameruner werden nach Spanten übergeführt. Wadrid, 7. Febr. (W. T. B.) Nach einem Telegramm aus Cadiz erhielt der Dampfer „Catalonia" den Auftrag, nach Muni zu fahren und dort tausend deutsche Soldaten einzuschiffen, die über die Grenze von Kamerun auf spani sches Gebiet übergegangen sind. Die Deutschen werden in Spanien interniert werden. (Daß die spanische Regierung sich entschlossen hat, un sere tapferen Kameruntruppen nicht in unzulänglichen Ge fangenenlagern in Mittelafrika festzuhalten, sondern sie nach Spanien überzuführen, wird in Deutschland mit Genug tuung ausgenommen werden. D. R.) Die Lusitaniafrage. London, 8. Febr. (W. T. B.) Die „Times" meldet aus New Dark: Man könne noch nicht sagen, ob der Optimismus der amerikanischen Presse über die bevorstehende Lösung der „Lusitania"-Frage berechtigt sei. Jedenfalls aber könne man darauf rechnen, daß eine Möglichkeit für weitere Verhand lungen offen bleibe. Amerikas fchwunavokle Geschäfte mit dem Vierverband. London, 8. Februar. (W. T. B.) Der „Times" wird aus Washington telegraphiert: Aus einer Statistik des Han delsdepartements über die Ausfuhr der Vereinigten Staaten in den ersten 11 Monaten des Jahres 1915, die demnächst erscheinen wird, geht hervor, daß der amerikanische Ausfuhr handel vom Kriege sehr profitierte. Der größte Teil der Zu nahme ist auf den lebhaften Handel mit den Ententemächten zurückzuführen. Die Ausfuhr nach Deutschland und Öster reich-Ungarn ist auf minimale Beträge herabgegangen, wäh rend die Ausfuhr nach den neutralen Ländern gestiegen ist. Amerikanische Rüstungen. Washington, 8. Februar. (Reuter.) Auf Antrag des Staatssekretärs für die Marine bewilligte das Repräsentan tenhaus 500 000 Dollars, um die Reparaturwerst der Kriegs marine auf Mare Island bei San Francisco für den Bau von Schlachtschiffen einzurichten, und die New Porter Werst so auszubauen, daß ihr Produkttonsvermögen verdoppelt wird. Es liegt in der Absicht der Regierung, fünf Weiften für den Bau von Schlachtschiffen verfügbar zu haben. (W.T.».) Hohe Preise in Frankreich. Der Kleinhandelspreis für Kartoffeln beträgt in Berlin 40 für je 10 Pfund, also 4 für den Zentner. An gesichts dessen dürfte es nicht uninteressant sein, dem deut schen Preise eine Statistik der Kartoffelpreise gegenüberzu stellen, die schon im November vorigen Jahres in Paris galten. Nach dem „Journal Officiel" vom 15. November betrug der Großhandelspreis in der Zentralmarkthalle (Marchs des Jnnocents) zu Paris im November für nach stehend aufgeführte Kartoffelsorten für den Zentner: Institut de Beauvais (aus der Umgebung von Paris) Ronde jeune (aus der Umgebung von Paris) Chair blanche (aus dem Departement Sarthe) Blanche ronde 5.50— 5,90 Frcs. 6.50— 7,— „ 5.50— 6,— „ 6,00— 6,50 „ (aus dem Orlsannais und Mittelfrankreich) Rouge saucisson 7,50— 8,— „ (aus dem GLtinais und Poitou) Strazelle 8,50— 9,— „ (aus den Dep. Nord und Pas des Calais) Hollands 9,25—10,— „ (aus den Prov. Bauce und GLtinais). Aus den Mitteilungen des amtlichen Blattes geht hervor, daß diese Preise bereits eine erhebliche Steigerung gegenüber dem Vorjahre und dem Vormonat bedeuteten. Seitdem ist eine Kartoffelpreisliste im „Journal Officiel" unseres Wissens nicht mehr veröffentlicht worden; es ist aber anzunehmen,, daß die Preise seit November nicht gefallen, sondern weiter gestiegen sind. Ferner sind die Kartoffelpreise in anderen französischen Städten, namentlich auch in den Städten des südlichen Frankreichs, auch im Frieden gegenüber den Pa riser Preisen eher höher als niedriger. Vor allen Dingen aber ist zu berücksichtigen, daß es sich, wie gesagt, bei den oben mitgeteilten Zahlen um Großhandelspreise handelt. Die Kleinhandelspreise in Paris müssen danach, auch bei den denkbar bescheidensten Zuschlägen, im Durchschnitt minde stens doppelt oder gar zweieinhalbmal so hoch sein wie bei uns. Aus der Oberlaufitz. Bischofswerda, 9. Februar. Städtisches und Allgemeines. —* Schont die Weidenkätzchen. Man kann jetzt vielfach die Beobachtung machen, daß Weidenkätzchen von Ausflüg- lern mit heimgebracht oder wohl gar von Händlern in gro ßer Menge zum Verkauf angeboten werden. Die blühenden Weiden bedürfen aber unbedingt des öffentlichen Schutzes, denn sie dienen als Nahrungsquelle für die Bienen in einer Jahreszeit, wo noch andere Nahrung für sie fehlt. Der Rat der Stadt Leipzig hat die Aufsichtsbeamten angewiesen, in Leipzig, wo auf Straßen und Plätzen der Stadt Weidenkätz chen in großer Menge zum Verkauf angeboten wurden, die Straßenhändler und die Verkaussstände einer scharfen Kon trolle zu unterziehen. Wo nicht ein rechtmäßiger Erwerb der Weidenkätzchen nachgewiesen werden kann, soll Namensfest stellung und Anzeige erfolgen. Gleichzeitig wird auf Grund gesetzlicher Bestimmungen Gefängnisstrafe bis zu 6 Monaten angedroht. —* Wihverhälknis zwischen Inhalt und Preis! Der Fachausschuß für Hülsenfrüchte, Reis, Grieß, Graupen, Ko lonialwaren, Konserven usw. der Preisprüfungsstelle Groß- berlin hat mehrere ihm zugestellte Liebesgabenartikel von dem Städtischen Medizinalamt untersuchen lassen und weift von neuem auf das häufige Mißverhältnis zwischen Inhalt und Preis derartiger Artikel hin. Unter anderem wurde festgestellt: 1. Kaffeetabletten; die Schachtel, deren Preis 45 «; betrug, enthielt 20 Tabletten im Durchschnittsgewicht von 2 Gramm. Der Preis von einem Kilogramm Kaffee in Form der Kaffeetabletten stellt sich demnach auf 11,25 2. Lose Milchkakaowürfel; jeder Würfel ist in Silberpapier verpackt und wiegt ohne Verpackung im Durchschnitt 12,8 Gramm. Er besteht rund aus 40 Prozent Rohrzucker, 30 Prozent Kakaopulver und 30 Prozent Magermilchpulver. Da ein Würfel im Gewicht von 12,8 Gramm 7 kostet, berechnet sich das Kilogramm zu 5,47 -^t. 3. Milchfuppen- pulver; ein Papierbeutel zum Preise von 10,5 L enthält im Mittel 38,5 Gramm Pulver, das aus etwa 60 Prozent Mais grieß und Kartoffelmehl, 20 Prozent Vollmilchpulver und 20 Prozent Rohrzucker besteht. Der Kilogrammpreis stellt sich demnach auf 2,72 <^t. —* Die Kleinhandelspreise für die wichtigsten Nah rungsmittel in Sachsen haben nach der „Sächs. Staatsztg." auf Grund einer Zusammenstellung des Kgl. Sächs. Statisti schen Landesamtes Ende 1915 betragen für Rindfleisch (ge rechnet für zwei Pfund) von 240 .Z Reichenbach bis 290 H Leipzig, für Kalbfleisch von 240 L Bautzen bis 284 «ZI Zwickau, für Hammelfleisch von 280 L Chemnitz bis 320 H Dresden, für Schweinefleisch von 270 -Z Leipzig bis 294 Zittau, für inländ. Schweineschmalz von 370 L Zwickan bis 460 «; Dresden, für Vollmilch von 22 L Zittau bis 28 Z' Chemnitz, für Butter von 460 L Zittau bis 512 Plauen, für Hühnereier von 248 Plo-.-rn bis 445 -Z Dresden 'IS