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O süßer Mai, Der Strom ist frei, Ich steh’ verschlossen, Mein Ang’ verdrossen; c) Im Mai. Ich seh’ nicht deine grüne Tracht, Nicht deine buntgeblümte Pracht, Nicht dein Himmelblau, Zur Erd’ ich schau. O süßer Mai, Mich lasse frei, Wie den Gesang An den dunkeln Hecken entlang. von Arnim. d) Fahr’ wohl. Fahr’ wohl, o Vöglein, das nun wandern soll! Fahr’ wohl, o Blättlein, das nun fallen soll; Der Sommer fährt von hinnen, Dich hat rot angestrahlet Du willst mit ihm entrinnen: Der Herbst im Tod gemalet: Fahr’ wohl, fahr’ wohl! Fahr’ wohl, fahr’ wohl! Fahr’ wohl, o Liebes, das nun scheiden soll; Und ob es so geschehe, Daß ich nicht mehr dich sehe: Fahr’ wohl, fahr’ wohl! Rückert. e) Der Falke. Hebt ein Falke sich empor, Wiegt die Schwingen stolz und breit, Fliegt empor, dann rechtshin weit, Bis er schaut der Feste Tor. Wie es wäscht und wie es sitzt, Hebt es auf die schwarzen Brau’n, Und kein Nachtstern ist zu schaun, Wie ihr schwarzes Auge blitzt. An dem Tor ein Mädchen sitzt, Wäscht ihr weißes Angesicht, Schnee der Berge glänzet nicht, Wie ihr weißer Nacken glitzt. Spricht der Falke aus den Höh’n; »O du Mädchen wunderschön! Wasche nicht die Wange dein, Daß sie schneeig glänze nicht! Hebe nicht die Braue fein, Daß dein Auge blitzet nicht! Hüll den weißen Nacken ein, Daß mir nicht das Herze bricht.« Aus dem Serbischen von Siegfried Kapper. f) Beherzigung. Feiger Gedanken Bängliches Schwanken, Weibisches Zagen, Ängstliches Klagen Wendet kein Elend, Machet nicht frei. Allen Gewalten Zum Trutz sich erhalten, Nimmer sich beugen, Kräftig sich zeigen, Rufet die Arme Der Götter herbei. Goethe.