An die geehrten Damen und Herren des Gewandhauschors M it dem heutigen Konzerte soll beabsichtigermaßen der Gewandhauschor, wenigstens in der bisherigen Gestalt, seine Tätigkeit im Gewandhause beschließen. Eine Gemeinschaft würde damit ihr Ende erreichen, die von altersher hohe Bewertung und warme Anerkennung gefunden und die, wie die Gewandhaus-Konzertdirektion sich schmeichelt, auch dem Gewandhauschore dauernde Befriedigung gewährt hat, Befriedigung durch die Kunst, die Er pflegte, ebenso wie durch die Kunst, die wir Ihm in unseren Aufführungen jahrein jahraus genießen lassen konnten. Wie bei so vielen anderen Einrichtungen in der Jetztzeit regen sich auch bei uns Gedanken wegen neuer künstlerischer Möglichkeiten, denen wir unter Berufung auf bewährte Vergangenheit und Überlieferung, nicht ohne weiteres uns verschließen, sondern die wir vorurteilsfrei auf Werbekraft und Durchschlagskraft prüfen wollen. Fest halten wollen wir aber an der Einbeziehung des Chor gesanges in den Rahmen unserer Konzerte, als einer er probten Einrichtung, und dabei hoffen wir, Damen und Herren unseres Chores, wenn auch in veränderter äußerer Zusammenfassung, erneut zu begegnen. Hochachtungsvoll Die Gewandhaus-Konzertdirektion. Leipzig, 3. Juni 1920.