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3 Dem Schnee, dem Regen, Dem Wind entgegen, Im Dampf der Klüfte, Durch Nebeldüfte, Immer zu! Immer zu 1 Ohne Rast und Ruh’! Vergangen ist der lichte Tag, Von ferne kommt der Glocken Schlag; So reist die Zeit die ganze Nacht, Nimmt manchen mit, der’s nicht gedacht. d) Rastlose Liebe. Lieber durch Leiden Möcht’ ich mich schlagen, Als so viel Freuden Des Lebens ertragen; Alle das Neigen Von Herzen zu Herzen, Ach, wie so eigen Schaffet das Schmerzen! a) Nachtlied. Da’s nun so stille auf der Welt, Ziehn Wolken einsam übers Feld, Und Feld und Baum besprechen sich, O Menschenkind! was schaudert dich? Wie soll ich fliehen? Wälderwärts ziehen? Alles vergebens! Krone des Lebens, Glück ohne Ruh’, Liebe, bist du! Goethe. Wo ist nun hin die bunte Lust, Des Freundes Trost und treue Brust, Des Weibes süßer Augenschein? Will keiner mit mir munter sein? Wie weit die falsche Welt auch sei, Bleibt mir doch einer nur getreu, Der mit mir weint, der mit mir wacht, Wenn ich nur recht an ihn gedacht. Kühle auf dem schönen Rheine Fuhren wir vereinte Brüder, Tranken von dem goldnen Weine Singend gute deutsche Lieder. Frisch auf denn, liebe Nachtigall, Du Wasserfall mit hellem Schall! Gott loben wollen wir vereint, Bis daß der lichte Morgen scheint! b) Auf dem Rhein. Was uns noch erfüllt die Brust Sollen wir halten, Niemals erkalten Und vollkommen nun mit Lust. Eichendorff. Und so wollen wir uns teilen Eines Fels verschiedne Quellen. Bleiben so auf hundert Meilen Ewig redliche Gesellen. Eichendorff. c) Nachklang. Lust’ge Vögel in dem Wald, Singt, so lang’ es grün Ach, wer weiß, wie bald, wie bald Alles muß verblühn! Und kaum ging ich über Land, Frisch durch Lust und Not, Wandelt alles, und ich stand Müd’ im Abendrot. Sah ich doch vom Berge einst Glänzen überall, Wußte kaum, warum du weinst, Fromme Nachtigall. Und die Lüfte wehen kalt, Übers falbe Grün, Vöglein, euer Abschied hallt — Könnt’ ich mit euch ziehn! Eichendorff. d) Der Kranke. Soll ich dich denn nun verlassen, Erde, heitres Vaterhaus? Herzlich Lieben, mutig Hassen, Ist denn alles, alles aus? Von dem Fenster durch die Linden Spielt es wie ein linder Gruß, Lüfte, wollt ihr mir verkünden, Daß ich bald hinunter muß? Liebe ferne blaue Hügel, Stiller Fluß im Talesgrün, Ach, wie oft wünscht ich mir Flügel, Über euch hinweg zu ziehn: Da sich jetzt die Flügel dehnen, Schaur’ ich in mich selbst zurück, Und ein unbeschreiblich Sehnen Zieht mich zu der Welt zurück. Eichendorff.