Lieder mit Klavierbegleitung von Felix Mendelssohn Bartholdy, gesungen von Frau Dux. a) Suleika. Was bedeutet die Bewegung? Bringt der Ost mir frohe Kunde? Seiner Schwingen frische Regung Kühlt des Herzens tiefe Wunde. Kosend spielt er mit dem Staube, Jagt ihn auf in leichten Wölkchen, Treibt zur sichern Rebenlaube Der Insekten frohes Völkchen. Lindert sanft der Sonne Glühen, Kühlt auch mir die heißen Wangen, Küßt die Reben noch im Fliehen, Die auf Feld und Hügel prangen. Und mir bringt sein leises Flüstern Von dem Freunde tausend Grüße, Eh’ noch diese Hügel düstern, Grüßen mich wohl tausend Küsse. Und so kannst du weiter ziehen! Diene Freunden und Betrübten. Dort wo hohe Mauern glühen, Find’ ich bald den Vielgeliebten. Ach, die wahre Herzenskunde, Liebeshauch, erfrischtes Leben Wird mir nur aus seinem Munde, Kann mir nur sein Atem geben! v Goethe. b) Die Liebende schreibt. Ein Blick von deinen Augen in die meinen, Ein Kuß von deinem Mund auf meinem Munde, Wer davon hat, wie ich, gewisse Kunde, Mag dem was anders wohl erfreulich scheinen? Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen, Führ’ ich nur die Gedanken in die Runde, Und immer treffen sie auf jene Stunde, Die einzige; da fang’ ich an zu weinen . . . Die Träne trocknet wieder unversehens: Er liebt ja, denk' ich, her in diese Stille, Und solltest du nicht in die Ferne reichen? Vernimm das Lispeln dieses Liebeswehens; Mein einzig Glück auf Erden ist dein Wille, Dein freundlicher zu mir; gib mir ein Zeichen! Goethe. c) Frühlingslied. Durch den Wald, den dunklen, geht Holde Frühlingsmorgenstunde Durch den Wald vom Himmel weht Eine leise Liebeskunde. Selig lauscht der grüne Baum, Und er taucht mit seinen Zweigen In den schönen Frühlingstraum, In den vollen Lebensreigen. All das frohe Lenzgeschick Nicht ein Wort des Himmels kündet, Nur sein stummer, warmer Blick Hat die Seligkeit entzündet. Also in den Winterharm, Der die Seele hielt bezwungen, Ist dein Blick mir, still und warm, Frühlingsmächtig eingedrungen. Lenau.