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SIEBENTES GEWANDHAUS-KONZERT DONNERSTAG, DEN 30. NOVEMBER 19,6. Leitung: Professor Arthur Nikisch. ERSTER TEIL. Ouvertüre zu dem lyrischen Drama »Der Cid« von Peter Cornelius. Zwei Gesänge, mit Orchesterbegleitung vorgetragen von Frau Kammer sängerin Sigrid Hoffmann-Onegin. a) Die drei Zigeuner von Franz Liszt. Drei Zigeuner fand ich einmal Liegen an einer Weide, Als mein Fuhrwerk mit müder Qual Schlich durch sandige Heide. Über die Saiten der Windhauch lief, Über sein Herz ein Traum ging. Hielt der Eine für sich allein In den Händen die Fiedel, Spielt’, umglüht vom Abendschein Sich ein feuriges Liedei. Hielt der Zweite die Pfeif’ im Mund, Blickte nach seinem Rauche, Froh, als ob er vom Erdenrund Nichts zum Glücke mehr brauche. Und der Dritte behaglich schlief, Und sein Zimbal am Baum hing. b) Asrael von Asrael, der trübe Todesengel, Flog dahin, über der weiten Erde; Seinem bleichen Angesicht entstrahlte Überirdisch grausenhafte Schöne. Und der bleiche Todesengel klagte: »Alles liebt, beglückt durch Gegenliebe! Sterne reihen sich an and’re Sterne, Mir allein bleibt fremd das Glück der Liebe! Alles was Odem führt, haßt mich Und empfängt mich voller Schreck und Bangen. Es verfluchen mich nur nicht die Kinder, Nur die Kinder nicht, die Erdenengel!« An den Kleidern trugen die drei Löcher und bunte Flicken, Aber sie boten trotzig frei Spott den Erdengeschicken. Dreifach haben sie mir gezeigt, Wenn das Leben uns nachtet: Wie man’s verraucht, verschläft, vergeigt, Und es dreimal verachtet. Nach den Zigeunern lang noch schaun Mußt’ ich im Weiterfahren, Nach den Gesichtern dunkelbraun, Nach den schwarzlockigen Haaren. Lenau. E. B. Onegin. Also klagte leis der Todesengel, Tränen rollten ihm von seinen Wimpern, Fielen auf den Grund des Ozeans Und verwandelten sich dort in Perlen; Asrael, du schöner Todesengel! Asrael! Asrael! In den Ozean wirf nicht die Perlen: Ohne Furcht und Zagen, voll Vertrauen, Will ich, Mächtiger dich einst empfangen! Weise mir den Weg zu Sieg und Freiheit, Laß mich die gebundenen Flügel breiten Und auf ewig will ich bei dir bleiben! Selig in dir ruhen! Serenade für Streichorchester (Nr. 2, F dur Op. 63) von Robert Volkmann. Allegro moderato. Molto vivace. Walzer. Marsch.