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aufzustellen, ob Deutschland imstande sein wird, bis zum Be ginn der nächsten Ernte seine Einwohner, die große Anzahl der Kriegsgefangenen und wahrscheinlich auch noch teilweise die Bewohner der von unseren Truppen beschien und noch zu besetzenden Landesteile zu ernähren. Eine Hauptrolle spielt naturgemäß bei dieser Beratung die Borbereitung zur Ernte 1915, welche wir zweifellos als «ine zeitige herbeifehnen und als eine reichliche erhoffen müssen. Dm Ratschlägen über geschickte Düngung und Be stellung der Wintersaaten war daher in den landwirtschaft lichen Blättern ein großer Raum zugeteilt. Es ist nun nicht der Zweck meiner Ausführungen, nochmals darauf zurückzu kommen inwieweit diese Ratschläge befolgbar waren oder ndht; nur auf einen aus der großen Menge sei hingewiesen, der mich schier in Erstaunen gefetzt hat. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß man heute noch in den Fachblät tern darüber streiten könne, ob es sich der außergewöhnlichen Verhältnisse halber nicht empfehle, anstelle der DM- wieder zur Breitsaat zu greifen. Geschähe das wirklich, so würde ja doch unsere ganze landwirtschaftllche Entwicklung um viele Jahrzehnte zurückgeschraubt. Begründet wird die empfohlene Bevorzugung der Breit saat damit, daß zu dieser der Acker nicht so sorgfältig herge richtet werden müsse, und das fei bei dem Mangel an Spannkräften als ein großer Borteil zu betrachten. Da es in den meisten Wirtschaften keine geübten Sä leute mehr gibt, und da wir ferner auf unseren Saatäckern die Beetftmhe zumeist nicht mehr haben, welcher auch ein geübter Säer zu genauer Arbeit bedurfte, können die, welche di« Anwendung der Lreitsaat empfohlen haben, doch nur von dem Standpunkt ausgegangen sein, daß man an Ser Drillmaschine die Trichter und Schare abhängt, um sie so als Breitsämaschine zu benutzen. Das Gespann zur Saat wird also keineswegs erspart; außerdem muß nach der Breit saat genauer und öfter geeggt werden, als nach der Drillsaat, vielfach erübrigt sich ja nach der letzteren das Eggen über haupt. Ich hätte es für sehr angebracht gefunden, wenn man vor Beginn der Bestellung in allen Zeitungen die Warnung gelesen hätte, daß auch dort, wo noch Handfaat üblich ist, un ter allen Umständen eine Sämaschine zu beschaffen sei, um den zur Fahne einberufenen geschickten Sämann zu ersetzen, mn das Saatgut besser einzuteilen und um das möglichste zu tun, damit wir 1915 eine stolze Saat im Felde stehen yaoen. Ran wende mir nicht ein, daß etwa ein guter Sämann imstande sei, die Maschine zu ersetzen. Ich habe die Zeit noch mit durchgemacht, wo wir jungen Landwirte, besonders im Frühjahr, von früh 5 Uhr bis Mittag 11 und ost wieder von 1 bis 7 Uhr mit dem schwer gefüllten Sätuch feldaus, feldab gingen, mü> jeder seinen Stolz darin suchte, daß die von ihm bestreuten Beete besonders schönen gleichmäßigen Aufgang zeigten; ich habe aber trotzdem keinen Sämann kennen ge lernt, der imstande gewesen wäre, eine gute Maschine zu er setzen. Die Herbstsaat ist wohl nun in der Haupffache beendet; für die im Frühjahr sollte aber zeitigst und bestens vorgesorgt und die Beschaffung einer neuen Maschine dort, wo sie wünschenswert erscheint, auch dann beschlossen werden, wenn der Wirffchaftsführer im Fewe steht. Bei den Berechnungen über die Verteilung der zurzeit ! zur Verfügung stehenden Rahrungs- und Futtermittel spie- § len die gedämpften und dann eingesäuerten Kartoffeln eine . große Rolle. Wer sich vergegenwärtigt, wie viele dieser wich tigen Frucht im Frühjahr verfault neben den Mietenstellen ' Legen, der wird es wohl für wünschenswert erachten, sich mit zum Einsäuern gedämpfter Kartoffeln vertraut zu ma- ' 2 - chen. Dort, wo ein Kartoffeldämpfer noch nicht im Betriebe, oder der bisherige zu Vein oder verbraucht ist, füllte mit der Beschaffung eines ausreichend großen unter allen Umständen geeiü «erden, damit dann, wenn der Frost den Arbeiten draußen Halt gebietet, drinnen flott gedämpft werden kann. Daß wir in Beziehung auf die Verwendung der uns zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel nicht etwa voraus, sondern in gewissem Sinne recht rückständig sind, zeigt uns der jetzt außerordentlich fühlbare Mangel an Kar toffel-, Rüben- ^md Schnitzeltrocknern; die wenigen solcher Anstalten, welche uns zur Verfügung stehen, sind längst nicht imstande, die Aufträge zu erfüllen, und Dauerware in er wünschten Mengen zu erzeugen. Ferner sind wir rückständig geblieben in Beziehung auf die Beschaffung von Motorpflügen. Das im November noch eingetretene gute Wetter ermöglicht uns wohl, die Winter saat zu bestellen, aber wie wird es mit der Pflugfurche für die Frühjahrssaat? Kann diese nicht vor Winter erftkgen, dann ist eine Verminderung der Sommerfruchternte zweifel los zu befürchten. Hätten wir die zehnfache Zahl von Mo torpflügen, so würde kein Morgen Land ungepfiügt in den Winter kommen. Auch mit der vorteilhaften Ausnutzung der Elektrizität haben wir uns wohl etwas zu viel Zeit genommen. Der und jener hat sich gesagt, es erübrigt sich die Anschaffung eines Motors zum Drusch, denn an Regentagen und dann über Winter, dann können wir hoffentlich noch an vielen Tagen pflügen. Die gehen uns aber zum Drusch verloren, und so rächt sich die aufgehobene Beschaffung des Motors, bezw. auch eines Drefchkastens recht bitter. Was hier in Beziehung auf die Beschaffung von größe ren Maschinen gesagt ist, bezieht sich auch auf kleinere, auf Pflüge, Eggen usw. Es wäre unrecht, wenn der Landwirt sich damit aus reden wollte, es fehle ihm zur Neuanschaffung an Geld. Der Ernteertrag enttäuscht ja allerdings vielfach, aber die Preis« für Getreide sind hohe und die für Bieh werden es demnächst auch sein. Es fehlt also an Geld zur Neuanschaffung nicht. Setzen wir die deutschen Fabriken, welche uns tadellose Ma schinen und Gerate liefern, in den Stand, ungestört weiter zu arbeiten, dann werden auch deren Preise mäßige bleiben und wir werden der ausländischen Zufuhr in dieser Rich- i tung hin nicht mehr bedürfen. Nötigen wir aber diese An- ' statten, wenn auch nur zu vorübergehender Arbeitseinstel- ung, dann kann es uns im nächsten Frühjahr an der Ge legenheit zum Einkauf fehlen; urck sobald diese beschränkt ist, steigen naturgemäß die Preise. Wegen Mangel an Arbeitskräften ist z. B. die unbe dingt notwendige Zufuhr von Phosphorsäure und Kali bei der Wintersaat vielfach verschoben. Man hat sich damit ge tröstet, das Ausstreuen über Winter vornehmen zu können. ! Soll das an kalten Tagen geschehen, dann ist das Hand- - streuen, sofern überhaupt ein geübter Sämann zur Ber- ! fügung steht, eine schwierige Sache; mit der Düngefftreu- Maschine läßt es sich leicht bewirken. . Da sich ferner durch die kriegerischen Verhältnisse die Bestände im Großvieh erheblich vermindern werden, benöti gen wir für die große Anzahl abgesetzter Kälber für die ge- zogenen oder gekauften Füllen, für die Lämmer oder andere Haustiere im nächsten Jahr große Mengen von gutem Heu. ' Um solches zu erzielen, müssen wir unter allen Umständen vor Iahresschluß alle Wiesen ohne Ausnahme mit Thomas- . mehl und Kainit entsprechend stark bestreuen. Auf solchen hat man aber kein Merkmal, wie die Furchen auf dem Acker. ' Dort ist also eine Düngefftreumaschine noch notwendiger als > auf dem Feld. Was macht es nun aus, ob man eine solche et- ' wa im Herbst 1914 oder 1915 bezahlt? Lediglich wenige Mark