Volltext Seite (XML)
Rr. ZOZ. '-E »er LUN L .' -- ' - ^«tck Das Ergebnis der französisch-englischen Offensive. - Berlin, 30. Dezember. (Dep.) Nach der »Deutsche« I»ge»zlg." stellt sich holländischen prestemitteilunzea zufolge, da» Ergebnis der achttägigen franzöfisch-engllschea Offensive al» wenig günstig für die Verbündete« dar. Diese hätten 20 Dürser an die Deutschen verloren. Der Rotterdamer Courant spricht von 150—290900 Mann Verlust der Ver bündeten und hält die Offensive Josfres für ersolglo». Was nu«? Haag, 29. Dezember. Der in Nordfrankreich weilende Sonderberichterstatter des Reuterschen Bureaus meldet über den Verlauf des jüngsten französischen Gesamtangriffes fol gendes: Da alle Versuche, die deutschen Linien zu durchbre chen, ergaben, daß der Feind überraschend stark bleibt, kann von der Weiterführung einer eigentlichen Offensive vorläu fig nicht mehr gesprochen werden. Die Verbündeten beab sichtigen daher ihre Taktik zu ändern und auf allen Punkten der deutschen Front einen hinreichend starken Druck auszu üben, um die Kräfte des Gegners so anzuspannen, daß eine weitere Abgabe von Mannschaften an die Ostfront fernerhin unmöglich wird. Belgien verliert das Zutrauen zu seinen Verbündeten. Verlln, 30. Dezember. (W. T. B.) Der in London er scheinende „Zndspendanre Belge" zufolge hat die belgische Regierung die Hülfe Japan» zur Befreiung Belgien« aage- rufen. Danach scheint Belgien, meint die »Voss. Ztg.", zur Kraft de» Dreiverbände» nicht mehr genug Zutrauen zu haben. Die deutsche Front in Flandern. Kriegsberichte der französischen Presse besagen einstim mig, wie dem „B. L.-A." aus Kopenhagen gemeldet wird, daß der Nebel andauernd den Unternehmungen in Flandern Hindernisse bereitet. Sie geben die Front der Deutschen folgendermaßen an: Vom Meere zwischen Lom- bartzyde und Westende bildet sie eine Kurve bei St. Georges, geht darauf westwärts nach Ramscapelle, das in den Hän den der Belgier ist, biegt nach Südosten in sehr unregelmä ßigen Windungen, folgt dem Hauptarm der User bis Dix- muiden, wovon die Deutschen den nordöstlichen, wichtigsten Teil besetzt halten, während die Belgier den südwestlichen Teil besitzen. Von hier geht die deutsche Front direkt nach Süden über Merckem durch überschwemmtes Gelände bis Bixschoote, das im Besitz der Deutschen ist, von da nach Poel- cüpelle, das ebenfalls in deutschem Besitz ist. Die deutschen Schützengräben erstrecken sich danach bis zu Paschendate, das die Deutschen halten, und biegen hierauf nach Gheluvelt ab, das die Verbündeten besetzt haben. Schließlich folgt die Li nie einem Waldrand bis zur wichtigen Stellung östlich Holle beeke, das von den Deutschen besetzt ist, und setzt sich dann über Wameton fort. Die Notlage in Paris. Zürich, 29. Dezember. (W. T. B.) Ein Pariser De zemberbrief der „Neuen Züricher Zeitung" teilt u. a. folgen des mit: Auf Schritt und Tritt wird an die private Wohl tätigkeit appelliert. Aber aus den mageren Subskripttons listen und den Zeitungen ist erkennbar, wie groß in dem sonst so gebefreudigen Paris der Geldmangel geworden ist. Die reichen Klassen von einst müssen sich ebenso wie die mittleren und unteren einschränken. Die Union des Femmes de France hat beispielsweise ein Rundschreiben erlassen, in dem sie erklärt, infolge des Geldmangels müsse demnächst ein Teil ihrer Spitäler für Verwundete geschlossen werden. Ihre Zahl betrug bisher 480 mit 30 000 Betten. Der Aufruf bit tet dringend um Naturalgaben. Aber gerade daran fehlt es. Die Hilfsspitäler des Roten Kreuzes bilden eine wertvolle Ergänzung der Militärspitäler. Diese allein würden ihrer Aufgabe nicht gewachsen sein. Selbst einige große Hotels, wie das Elysse-Palast-Hotel, sind zu Hilfsspitälern umge wandelt worden, die überall eingerichtet werden, wo irgend Platz vorhanden ist. Der Zeppelin über Nancy. Das Pariser Journal meldet, nach dem „B. L.-A." aus Nancy: Die Beschießung der Stadt durch einen Zeppelin verursachte besonders im Bahnhofsviertel großen Schaden. Mehrere Soldaten wurden verletzt. Die Bevölkerung blieb ruhig, der Zeppelin wurde heftig, aber ersolglo» beschossen. Ferner wird dem Pariser Journal noch über Genf ge meldet: Am Freitag morgen überflog eine Taube Nancy und schleuderte zwei Bomben herab, die nur Materialscha den anrichteten. Am Sonnabend morgen wurde die Be völkerung durch eine furchtbare Explosion erschreckt. Dies mal stattete ein Zeppelin der Stadt einen Besuch ab. Er überflog die Stadt in geringer Höhe. Sein Ziel war der Bahnhof, in dessen Nähe in der Rue Jsabey die erste Bombe niederfiel. Dann schlug er die Richtung von Westen nach Osten auf die Place Carnot, die Place du Gouvernement und den Parc de la Pepinitzre ein, wo er überall zahlreiche Bomben herabschleuderte. Zwölf andere Bomben verletzten mehrere Personen, darunter mehrere Soldaten, die in der Herberge Roselange logierten. Das in der Rue de la Source gelegene und von Genera! Lavilleon bewohnte Haus hat besonders gelitten, ebenso auch die Basilika von St. Epure. Etwa zwölf Läden wurden mehr oder minder beschädigt. Beim Verlassen von Nancy hinterließen die Flieger ein An denken in Gestalt eines Briefumschlages mit einer französi schen Geschoßkugel und zwei Photographien von Offizieren mit der Aufschrift: „Fröhliche Weihnachten, Freundliche Sendung von Kaiser Wilhelm li. Andenken an deutsche Klieger." Belgien rüst die Hilfe Japans an. Die täglichen Kriegskoften Englands. Berlin, 30. Dezember. (W. T. B.) Vie täglichen Kriege kosten England» sollen setzt 54 Millionen Arant» betragen. 2m August betrugen sie nur 25 Millionen. Vie englische Regierung erlletz in den Blättern Ausruse zur Elaschräa- kung de» Luxu». Die Kriegslage in Polen. Mailand, 30. Dezember. (Dep.) Der „Lorriere della Sera" berichtet au» Petersburg: Seit dem 29. November kämpsen die Deutscheu beinahe ununterbrochen gegen die Front der niederen Vzura. Vie Deutschen haben am süd lichen ptlica-llser die russisch« Nachhut abgeschulttea. Vie Österreicher und Uugaru leisten auf dem rechten Nida-User größten widerstand. Die Lage in Polen zeichnet Major a. D. Morath im „Berliner Tagebl.": Im Osten stehen die Kämpfe noch vor der Entscheidung. An zwei Stellen der Kampffront sind aber wichtige Fortschritte zu verzeichnen. Unsere linke Flügel- armer hat am Vzura-Abschnitt Erfolge auszuweisen. Wir hörten schon am 22. Dezember, daß „an vielen Stellen" der Uebergang über die Bzura und Rawka erzwungen sei. Da ein Zurückwersen der Deutschen nicht mitgeteilt wurde, dür fen wir annehmen, daß zu den in unserer Hand befindlichen Uebergangsstellen inzwischen noch weitere hinzukamen. Die Russen selbst fassen unsere Angriffe an dieser Stelle als eine Bedrohung Warschau» auf und in London bereitet die Presse, aus Petersburg beeinflußt, auf die Räumung der polnischen Hauptstadt vor. Unser nächstes Kampfziel ist, wie immer, die feindliche Armee. Ist deren rechter Flügel aus Warschau oder in südöstlicher Richtung abgedrängt, so fällt die befestigte Stadt mit der Zeit doch in unsere Hände, ein Ziel, welches allerdings erstrebenswert bleibt, aber unsere Strategie doch nicht zwingend beeinflußt. Auch die russische Verteidigung der Pilica-Front scheint stark erschüttert zu sein. Im Raume von Tomaszow haben wir Boden gewon nen. Die verbündeten Truppen wiesen dort russische An griffe aus die Stadt Inowlodz ab. Beachtenswert ist, daß diese Vorstöße, welche offenbar dem Rückzug der Russen längs der Pilica Luft machen sollten, aus südlicher Richtung kamen. Zwischen der Pilica und der Nida, um welche in Südpolen gekämpft wird, scheint mit Hilfe der Bahn To maszow—Ostrowez eine Verschiebung russischer Kräfte nach Norden stattgefunden zu haben. Die Kampffront der Öster reicher und Ungarn in Westgalizien ist zwischen Wisloka und oberen Dunajec zurückgenommen worden. Die Russen schei nen die Bedeutung der östereichisch-ungarischen Gruppie rung, der übrigens auch deutsche Kräfte angehören, richtig erkannt zu haben. Für den weiteren Verlauf der westgali zischen Schlacht komMt es auf zweierlei an: ob die Russen den Verbündeten an Zahl erheblich überlegen sind und ob die Wirkung eines Sieges in Nord- und Mittelpolen sich bald fühlbar macht. Die Karpathenpässe sind überall in den Händen unserer Verbündeten. Deutsche Flugzeugbomben in Russisch-Polen. Berlin, 30. Dezember. (Dep.) Aus Petersburg wird dem Lokalanz. über Rotterdam gemeldet, daß 5 deutsche Flugzeuge auf die Stadt Soschaszew Bomben abwarsen. Zahlreiche Wohnhäuser und eine Markthalle sollen zerstört sein. Die Entlassung de» gefangenen Gouverneur» von Warschau abgelehnt. Berlin, 30. Dezember. (Dep.) Wie die Post erfährt, hat die deutsche Regierung die nachgesuchte Wiederentlassung des Gouverneurs von Warschau abgelehnt. Neue russische Offensive in den Karpathen. Lebhafte Tätigkeit der Montenegriner. Wien, 29. Dezember. (W T. B.) Amtlich wird ver- lautbart den 29. Dezember Mittag»: Die russische 1. Armee, die vor etwa einer Woche die Offensive gegen unsere über die Karpathen vorgerückten Kräfte ergriff, hat sich durch Ergän zungen und frische Divisionen derart MckstSrkt, daß e» gebo ten schien, unsere Trappen ans die Pützhühea vnd in den Raum von Lorlice zutückzunehmea. Die sonstige Lage im Norden ist hierdurch nicht berührt. Aus dem Lalkankriegrschauplah entfalteten die Monte negriner eine lebhaftere aber erfolglose Tätigkeit. Bei Tre- biaje wurde ein schwacher Angriff ans unsere Vorfeldstellun gen mühelos abgewiesea und die feindliche Artillerie zum Schweigen gebracht. Gegen eia starke» Grenzsorl der Srivo- flje hatten die montenegrinischen Geschütze naturgemäß nicht den geringste« Erfolg. Der Stellvertreter de» Ches» de» Generalstabes: v. H 5 fer, Feldmarschalleutnant. Deutschlands Aussichten im Weltkriege. Ueber die immer besser werdenden An»fichteu der Deut schen lm Weltkriege stellt das Stockholmer „Astenbladet" nach der „Nordd. Allg. Ztg." folgende interessante Bettach tungen an: Als Anfang August die Kriegserklärungen über Deutschland und dessen Bundesgenossen förmlich niederha gelten, prophezeite die öffentliche Meinung im allgemeinen den Deutschen eine gründliche Niederlage. Nach einer bald fünfmonatigen Kriegsdauer ist zunächst eine» vollkommen klar: Da» hervorwälzen der russischen Heeresmassen nach Deutschland hinein, dem man in England und Frankreich so hoffnungsvoll entgegensah, hat ein sähe» Ende bekommen. Eine Wiederaufnahme der russischen Offensive ist jetzt ein Ding der Unmöglichkeit, vor allem scheint der innere Zu- sammenhalt und die Disziplin im russischen Heer so bedenk lich erschüttert zu sein, daß schon dieser Umstand der Wieder aufnahme einer Angriffsbewegung gegen die festorganister- ten Heere Hindenburgs hindernd im Wege steht. Rußland» Aussichten sind schlecht. Hierzu kommt, daß die russisch« hun dertjährige Balkanpolitik eine empfindliche Niederlage er litten hat. Die in Araakreich und Belgien vorhandenen deutschen Heere haben bisher alle Angriffe der verbündeten Franzosen und Engländer erfolgreich abgewiesen. Die soge nannten Millionenheere de» Lord Kitchener werden anderes zu tun bekommen, als auf Frankreichs Grund und Boden zu streiten. Wenn eine deutsche Landung von der Nordküste Frankreichs aus droht, wird es mit der britischen Auffassung der Dinge nicht übereinstimmen, das englische Jnselreich von Truppen zu entblößen. Die numerische Reberlegenheil der englischen Flotte kann da» siegreiche Vorrücken der deutschen und österreichisch-ungarischen Heere ule verhindern. Die Entscheidung liegt in einem Festlandskrieg, nicht auf dem Meere. Die Hauptaufgabe der englischen Flotte wird die sein, die britischen Inseln möglichst gegen eine deutsche Inva sion zu verteidigen. Die endliche Entscheidung zugunsten Deutschland» wird nicht allzu lauge aus sich warten lassen. Rußland wird die Donaumonarchie nicht zusammenstürzen, sondern fester zusammengefügt sehen. Frankreich» Revan-, cheplan wird niemals die Wiedergewinnung des deutschen Reichslandes erreichen. Es ist vielmehr zweifelhaft, ob Frankreich die Grubengebiete in seiner nordöstlichen Ecke künftig behalten darf und England wird fortan die deutsche Reichsflagge als Konkurrenten auf dem Meere dukden müssen. Nutzlands Schuld am Wettkriege. Brünn, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Zeitung Hlas gibt zum Beweise für Rußlands Schuld an dem Weltkriege Mitteilungen eines hervorragenden Vertreters der tschechi schen Volkswirtschaft wieder, der vor etwa einem halben Jahr« in Petersburg wellte, als Vertreter ffchechifcher Werke, die von der russischen Kriegsverwaltung zum Wettbewerb ' für Militärlieferungen ausgefordert worden waren. Der Ge währsmann sprach auch beim russischen Kriegsminister vor, der sich zwar über iüe Angebote anerkennend aussprach, aber hinzufügte: Nach Österreich geben wir nicht für einen Heller. Der Minister fuhr sodann fort: Der Krieg mil Öfierretch- Rngara ist unabwendbar, wir bereiten uns schon lange auf ihn vor und sind vollständig gerüstet. E» wird bei der ersten Gelegenheit zum Kriege kommen. Österreich-Ungarn muß vernichtet werden, wir können es nicht länger dulden, e» behindert uns. In gleicher Weise sprach sich nicht nur der Chef des russischen Generalstabs, sanden: auch, allerdings in minder schroffen Worten, der Minister de» Aeußern aus. Ein Dankerlatz der Kaiserin. Folgender Erlaß der Kaiserin wird veröffentlicht: „Beim Jahreswechsel gedenke ich mit besonderer In nigkeit und Dankbarkeit aller, die im Vaterland« in Einmü tigkeit und größter Opferwilligkeit mitgeholfen haben, unse ren tapferen Kriegern durch Liebesgaben und den Verwun deten durch sorgsame Pflege Erleichterung zu verschaffen. Staats- und Gemeindebehörden haben Hand in Hand mit Vereinen und einzelnen in nie rastender Arbeit sich bemüht, auch für die zurückgebliebenen Frauen und Kinder zu sorgen und den vor dem Feinde stehenden Soldaten damit die Zu versicht zu geben, daß in liebevoller Welse ihrer gedacht wird. Ich bitte von der sonst üblichen Absendung von Glück wünschen an meine Person im Hinblick auf den Ernst der Zeit diesmal freundlichst abzusehen und in deutscher Treue auszuharren und weiter zu bauen an unseren Liebeswerken zum Segen des teuren Vaterlandes bis zu einem ehrenvol len Frieden, zu dem uns Gott bald führen möge. Berlin, den 27. Dezember 1914. Auguste Viktoria, I. k." Ein englischer Kriegsgefangener zum Tode verurteilt Berlin, 29. Dezember. (W. T. B.) Der englische Kriegs gefangene Sttahenbahnschaffner William Lonsdale, der am 2. Dezember vom Gericht der Inspektion der immobilen Garde wegen tätlichen Angriffs gegen einen Vorgesetzten im Dienste vor versammelter Mannschaft und im Felde zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt worden war, wurde heute in folge Berufung des Gerichtsherrn vom Oberkriegsgericht des Gardekorps zum Tode verurteilt. Der Verhandlungsführer Geh. Oberkriegsgerichtsrat Dr. Boder bemerkte in der Urteilsbegründung: Wenn auch einige Momente für einen minderschweren Fall vorliegen, so ist doch zu berücksichtigen, daß der Angeklagte einen sehr schweren Disziplinbruch begangen hat. E» ist ferner zu er wägen, daß die englischen Kriegsgefangenen im allgemeinen sich gegen die Vorgesetzten aufsässig und widerspenstig zeigen. Es kommt hinzu, daß die englischen Kriegsgefangenen und auch der Angeklagte im speziellen Falle die Befehle der Vor gesetzten, das Feld zu räumen, in verhöhnender Weise nach geäfft haben. Cs ist weiter zu erwägen, daß der Angeklagte den Landsturmmann Rump, der als Wachmann als Vorge setzter galt, zweimal mit geballter Faust, einmal vor die Brust, das zweitemal vor das Kinn gestoßen hat. Der Der- handlungsfüyrer teilte schließlich dem Angeklagten mit, daß ihm gegen da» Urteil da» Rechtsmittel der Revision zustehe. Der Verteidiger Iustizrat Dr. Barnau teilte mit, daß der An geklagte die Erklärung, ob er Berufung einlegen wolle, sich vorbehalte.