Volltext Seite (XML)
S1. »»i»«,»«» 1? D<zemlxr. U»L. Kberlauflhrr UanöwirlschsMches Wochmblatt. Erscheint jÄen Donnerstag.—Bezugspreis vierteljährlich 50 Pfg.—Die Abonnenten des .Sächsisch« Erzähler" erhalt« das Blatt gratis. —D«ck und Verlag von Friedrich May. Die Kriegstagung -es Landeskutturrates Mr das Königreich Sachsen fand am Montag, mittags 12 Uhr, beginnend im Sitzungs saale dieser Körperschaft zu Dresden statt. Die König!. Staatsregierung war durch mehrere Kommissare vertreten. Geh. Oekonomierat Dr. hähnel-Kuppritz eröffnete die Be ratungen mit einer dem Geiste der Zeit entsprechenden Rede und betonte hierbei noch deutlicher als bei früheren Tagun gen des Landeskulturrates die Gemeinsamkeit der Interessen der Landwirtschaft mit dem Volksganzen. Die gehaltvollen Ausführungen des Vorsitzenden schloffen mit der Aufforde rung zu einer Huldigung für König und Vaterland in welche die Anwesenden, die sich von den Plätzen erhoben hatten, be geistert einstimmten. Sodann erfolgte der Vortrag aus dec Registrande, den im Auftrage des Ständigen Ausschusses in Vertretung des Generalsekretärs Dr. Forgwer gab. Der umfangreiche Bericht berührte das landwirtschaftliche Unter richtswesen, die Wirksamkeit der Reuning- und der Stöck- hardtstistung, den Handel und Verkehr, insoweit daran die sächsische Landwirtschaft interessiert ist. Die Zölle, Steuern und Ausstellungen und das ländliche Arbeiterwesen, über welch letzteres u. a. mitgeteilt wurde, daß der Bedarf der sächsischen Landwirtschaft an ausländischen Arbeitern 1914 voll befriedigt werden konnte, so daß bei Ausbruch des Krie ges hieran nirgends Mangel herrschte. Auch der im vorigen Jahre neu eingerichtete Arbeitsnachweis für inländisches landwirtschaftliches Personal zeigte einen erfreulichen Auf schwung. Weiter erstreckte sich die Registrande auf die För derung des Pflanzenbaues und der Tierzucht, auf die Be kämpfung der Krähenplage, auf die Buchführung in den landwirtschaftlichen Betrieben, auf die Statistik, auf das Versicherungswesen, auf die Herstellung und Verbreitung von Drucksachen, auf den Vogelschutz, auf die Jugendpflege, auf die Versorgung der Großstädte mit Schlachtvieh u. a. m. Das Hauptinteresse verdienen aber die kriegsmaßnahmen des Landeskulturrales. Dieser wichtige Abschnitt der Registrande umfaßte nicht weniger als 33 Punkte. Die wichtigsten Fragen nach dem Kriegsausbrüche waren angesichts der der Einbringung har renden Ernte die Beschaffung von Ersatzkrästen für die zuc Fahne einberufenen landwirtschaftlichen Betriebsleiter und Arbeiter und für das vom Militär für den Kriegszweck als tauglich befundene Zugvieh. Infolgedessen richtete der Lan deskulturrat zum Zwecke der Regelung von Angebot und Nachfrage im ganzen Lande alsbald einen Zentralarbeits nachweis ein. Zum allgemeinen Erstaunen war das Ergeb nis dieser Einrichtung, daß von den sich hier zur Arbeit mel denden 13955 Personen nur 359 Beschäftigung erhalten konnten. Diese Erscheinung findet ihre Erklärung in der Zusammensetzung des sächsischen Wirtschaftslebens, die es den meisten Landwirten ermöglichte, ihren Bedarf an Hilfs kräften aus der Schar der in nächster Nähe freiwerdenden großen Schar von Industriearbeitern vollkommen zu decken, wodurch sich die Anrufung der Arbeitsvermittlungsstellen er übrigte. Nachdem der Zentralarbeitsnachweis sich vergeb lich bemüht hatte, den Ueberschuß von Bewerbe« außerhalb Sachsens unterzubringen, wurde er nach kurzem Bestehen wieder geschloffen. Da in Sachsen schätzungsweise 49 bis 59 999 Pferde zum Militärdienst eingezogen wurden, be mühte sich der Landeskulturrat um die Beschaffung von Er satz. Leider hatten diese Bemühungen nur wenig Erfolg. Die Hoffnung auf die Einführung von Pferden aus den nordischen Ländern erwies sich für Sachsen als trügerisch. Aus Österreich-Ungarn konnten der Landwirtschaft durch Vermittlung des Landeskulturrates etwa 299 Pferde zuge führt werden. Der Bedarf an Pferhen ist heute noch groß und es besteht seit dem 23. November eine im Einvernehmen mit der Staatsregierung und der Militärbehörde vom Lan deskulturrate errichtete Pferdeverkaufsstelle für Landwirte. Hier kommen von den Truppenteilen abgegebene, sowie in Feindesland erbeutete Pferde zu angemessenen Preisen zum Verkauf. Hinsichtlich der Abgabe von Waldftreu aus den Staatsforsten gab der Landeskulturrat sein Gutachten dahin ab, daß diese (dem Wald nachteilige — die Red.) Maßnahme nicht notwendig sei, da genügend Stroh zur Verfügung stehe. Ein Antrag auf Einschränkung des Zuckerrübenbaues zugunsten des Getreidebaues konnte vom Landeskulturrat in