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IM, yier uei ÜU< gchichsn Tage, gar nichts davon g« Glaubst du mir nicht? Väterchen wird es dir schon bestätigen heil hatte sie ganz verlassen; sie wagte kaum, Bernhard anzu- ie Nächte hindurch hat sie an meinem Bette gesessen! Frage sehen, wenn er sich mit irgendeiner Bemerkung oder Frage an sie ihrer Jugend —" „Aber Lina hat mich ja gar nicht gepflegt, mein Jungchen", unterbrach sie ihn. „Ja, werden»? Wohl die alte Weisern?" Sie schüttelte den Kopf. „Rate einmal!" sagte sie wichtig. Er besann sich, nannte verschiedene Namen, und jedesmal verneinte die Pfar rerin lächelnd. „Ich komme nicht drauf, Mütterchen!" „Dann muß ich es dir schon sagen, Jung! Dag- mar war es, die mich so aufopfernd gepflegt —", und triumphierend sah sie ihn an. „Fräulein Odenberg, «re «irnmg ornnqr Mütterchen? Du scherzest." „Glaubst du mir nicht? Vi — die Nächte hindurch hat sie auch Doktor Riemann." Das Gehörte war ihm so unbegreiflich — wie konnte denn das sein? Die verwöhnte, nur an sich denkende Dagmar Odenberg als Pflegerin feiner Mutter — er stand vor einem Rätsel. „Wie kommt es überhaupt, daß Fräulein Odenberg schon mitgeteilt ; nun aber.regle sich ekte große Sehnsucht sst ihr. den. Sohn zu sehen. Der Pfarrer schrieb noch am gleichest T „ BernhMd>telegraphierte, daß er unverzüglich kommen werde. Dagmar befand sich in einer bejMellosen UnmhS ;^'am liebsten wäre sie sofort abgereist. — Tie 'fqrchhM..M».:chn.'A sehen , und doch hielt es sie wie mit tausend Bänden. Zaghast sah sie 7 dem Sohn..des Hauses entgegen. Sie s-h, wie er bxi ihrem Anblick überrascht war, Ivie eine leichte Röte sein männliches Gesicht färbte , als er ihr zögernd die Hand zur Begrüßung entgegenstreckte. Pfarrer Wagners hätten also tat- sächlich ihren Wunsch erfüllt und hat ten ihm nichts vyn ihrer, Anwesenheit mitgeteilt, denn seine Verwunderung, sie zu sehen, wär zu echt. Sein erstaun ter Blick schien sie zu fragen: „Was tust du hier in der einfachen Häuslichkeit, deren Frieden dir so lang weilig erschien, daß du ihn um jeden Preis fliehen mußtest?" Er wechselte einige belanglose Worte mit ihr und begab sich dann in Be gleitung des Vaters zu der Kranken. Dagmar suchte inzwischen ihr Lieb lingsplätzchen im Garten auf. Sie hatte sich ein Buch mitgenom men, vermochte aber nicht zu lesen — die Buchstaben tanzten vor ihren Äugen. Das Wiedersehen mit Bernhard Wagner hatte sie mächtig erregt. Seine Gemessenheit hatte chr weh getan; aber wie konnte er ahnen, daß sie so sehnsüchtig auf ein freundlich Wort von ihm wartete — daß sie in Demut gedient, um seiner würdig zu werden! Während Dagmar ihren Gedanken «rieg«,anitStShunde. (Mit Text.) nachhmg, saß Bernhard am Lager fer ner Mutter. Glückselig blickte sie ihn an und streichelte seine Hände. „Mein Jungchen! Daß du nun da bist!" Er legte seinen Arm um ihre Schulter und sah sie voller S"rge an. Sie hatte sich doch recht verändert. Auf seine Vorwürfe, daß man ihn nicht früher gerufen, entgegnete sie: „Aber Jungchen, das war doch nicht nötig! Wozu dich ängstigen — ich war doch in den besten Händen." „Freilich, Mütterchen, dävon bin ich ja überzeugt! Unser ' guter Niemann wird schon seine ganze Kraft eingesetzt haben! — Aber hätte ich es gewußt, wäre ich gekommen! Dann hätte ich doch den ganzen Tag bei dir sein können! Linas Pflege bei .wieder hier bei euch ist? Seit wann denn? Und daß ihr-mir „ schrieben habt !" „Sie wollte es durchaus sticht, mein Jungchen! Wir müßten es ihr ganz sest versprechen, es nicht,'M tun. Sie schämt« sich vor dir, Msie.gesagt, weil sie erst dsOimnter über KWHöeile gekläck hatte!" . „In der-Tat! — Aber warum ist sie denn wiedergekommen? War. sie krank ?' -' - - ' - ... Er stellte diese Fragest in möglichst gleichgültigem Ton; obwohl er vär Be- gierde brpnntz, den Grund ihrsr^ Rück kehr zu erfahren. " Die Mutter machte chr liebes,' »sich tiges Gesicht.. „Sie hat mtt chrev MutttOVeine Meinungsverschiedenhetz«häbt>S-rich über nicht darüber, Jüpchen!- Ge soll te nämlich einen Grafen heiraten, hat ihn aber abgewiesen, well sie ihn nicht liebte. Deshalb ist ihre Mutter böse auf sie geworden, und sie ist zu uns gekommen, weil sie nicht wußte, wo hin — siehst du, und das hat mich so gefreut, daß sie sich da auf uns beson nen hat!" „Mütterchen, nun hast du mir doch Fräulein Odestbergs Geheimnisse ver raten — ei, ei — wenn sie das wüßte!" versuchte er zu scherzdn. Ihm wär ganz wunderlich zumute geworden. Wäs mochte Dagmar bewogen haben, freiwillig auf eine so bevorzugte Le bensstellung zu verzichten? Er wagte nicht, weiter zu denken. - „Ja, mein Jungchen, du wirst noch mehr über sie staunen,' wenn du erst weißt, wie sehr sie sich geändert hat! Gar nicht zum Äiedererkennen! Sie hilft im Haushalt, hat für Väterchen gesorgt, während ich untätig hier lie gen mußte. Sie ist sogar mit mir ins Dorf zu den Kranken und Armen gegangen!" > Bernhard legte jetzt seine Hand auf den Mund der Mutter. „Sprich nicht mehr, Mütterchen, es strengt dich zu sehr an! Und was Fräulein Odenberg betrifft — sie ist eben vernünftig geworden; dein Beispiel hat segensreich gewirkt! Wie könnte es wohl auch anders sein, du Gute." Wenn sie ahnte, was sie ihm mit ihren Mitteilungen gegeben hatte s Denn trotz allem, was er Bitteres durch sie erfahren, hatte er Dagmar, nicht vergessen können! Warum hatte sie auf eine glänzende Heirat verzichtet? Warum wär sie wieder hierherge kommen, um unter Leitung seiner Mutter ein Leben an- zufängen, das ganz ver schieden von ihrem früheren war? Wär es eine Laune, oder sollte er hoffen dürfen, daß es seinetwegen geschah? Alles Blut strömte ihm zum Herzen, wenn er daran dachte. Aber doch suchte er keine Gelegenheit , die ihm ein Alleinsein Mit Dagmar er möglichte. Meistens hielt er sich am Bett der Mutter auf. Dagmar blieb deshalb dem Krankenzimmer fern; nur kurze Minuten war sie anwesend, um für die Pfar rerin zu sorgen, ihr etwas »runaren »e, ««nur. Essen zu bringen und so wei- ter. Ihre gewohnte Sicher ¬ sehen, wenn er"sich mit irgendeiner Bemerkung oder Frage an "sie wandte. Er sprach gleichgültig kühl , doch sehr höflich, und sie fühlte sich gedrückt durch sein förmliches Verhalten, das nichts von der Herzlichkeit früherer Tage an sich hatte. Sie hatte chr Glück versviett. Bernhard Wagner war nicht der Mann, zweimal zu bitten! —