Volltext Seite (XML)
«r. 257. Le-«chfisch-«eite «. UtL 7 Stammelnd berichtete er, dich in den Kellern viele Tote und Drwundete lägen. Endlich konnten die Helfer dorthin durchdringen, und sie sanden einen ganzen Haufen Ver wundeter, Toter und Sterbender durcheinander. Zwci Soldaten kamen herzu und halfen ihnen, die noch Lebenden auS den Kellern zu tragen und bald war auf den Ambulanz wagen auch der letzte Platz besetzt. Endlich wandte man sich zur Rückfahrt. Gerade in diesem Augenblick strich eine Schrapnellkugel unmittelbar vorbei, prallte an die eiserne Bekleidung des Wagens und fiel platt geschlagen zu Boden. Dann fuhren die Wagen wieder zurück durch die öden Stra- tzen der unglücklichen Stadt, hinaus auf den Landweg. Der Kampf in de» Lüsten. — Mitten im Granatfeuer. . Den Mitteilungen eines Müncheners Fliegeroffiziers, der mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde, entneh men die „M. N. N." folgende interessante Schilderungen: Gestern hatte ich einen Erkundungsflug und daß ich da wieder zurück kam, ist ein halbes Wunder. 10 Minuten lang oder auch länger flog ich in 1400 Meter Höhe über feindliche Artilleriestellungen, das mutzte ich, denn das war mein Auf trag und da wurde ich mit Granaten und Schrapnells be schossen. Es war die Hölle, die wahrhaftige Hölle. Hunderte von Granaten platzten neben, über, unter, vor mir. Meine Flügel sind von Granatsplittern durchrissen worden — es war ein schönes Höllenfest. Und durch diesen ganzen Hagel von Eisenstücken flogen wir durch (mein Beobachter und ich) und kamen unversehrt glücklich wieder zur Erde. Das war ein Tanz! In diesen Höhen die ruhige Besinnung behalten und trotz der Granaten, die ringsum platzen, ruhig weiter fliegen, die Batterien erkunden und dann durch die Hölle zurück — es war doch schön! — Hier tobt seit zwei Tagen eine Schlacht, so erbittert, wie bisher noch nie. Wenn wir siegen, dann entscheidet sich viel. Tag und Nacht brüllen die Kanonen. Kolonnen, mehrere hundert Meter lang, von Verwundeten ziehen auf der Stratze zurück. Und vorn? Leichen an Leichen, wie gesät liegen sie da. Ja so in den Lüften ist es doch noch anders als auf dem Boden: doppelt, dreifache Gefahren! Nicht nur die feind lichen Geschosse, sondern die Witterung, Wind, Sturm, Sonne, alle sind unsere Feinde und versuchen uns aus den Höhen zu schleudern. Ein harter Beruf dieser Fliegerdienst. Auch machen die französischen Flieger Jagd auf uns — und dann der Kampf in Len schwindelnden Höhen! Bitte erschrecke nicht, ich stehe nämlich als abgestürzt in der Verlustliste. Es ist alles gut und in bester Ordnung : ich hatte bei dem schlechten Wetter mich gänzlich verflogen und war zwei Tage lang mutterseelenallein auf freiem Felde in Feindesland gesessen mit meinem Apparat, ohne Hilfe bei strömendem Regen. Nun haben sie mich gefunden. Mir geht es sehr gut. Ich habe gestern einen Flug gehabt, der sehr böse war. Ich wurde in 1500 Meter Höhe derartig mit Granaten beschossen, datz ich nicht mehr an ein Entkom men dachte. Eine Granate platzte knapp 30 Meter neben meiner Maschine und schleuderte dieselbe wie ein Blatt Papier. Fast eine Viertelstunde lang mutzte ich in desem Höllenfeuer noch fliegen, bis ich endlich in einer schützenden Wolke mich dem feindlichen Feuer entziehen konnte. Min destens 200 Granaten platzten rechts, links, vor, hinter, un- ter, über mir. Es war böse. Mein Beobachtungsoffizier hatte die Sache schon aufgegeben und sah stumm ergeben seinem Schicksal entgegen. Mir wurde zeitweise das Steuer aus der Hand geschleudert, so stark waren die Erschütterun gen durch die Platzenden Granaten. Mir geht es gut. Die Kämpfe hier dauern in aller Hartnäckigkeit fort. Ich habe Auch Pastor Peters bedurfte dessen. Für ihn war's ja auch eine grotze, heilige Pflicht, all diese Hunderte hinaus zusenden mit seinem Segen in einen vielleicht gewaltigen Krieg, in ein Völkerringen, wo sich die Kräfte messen sollten gegen einen mächtigen Feind. Ernst hatten sie sich vor der Nacht getrennt. Nun glomm der neue Tag herauf, Rogaus gro- tzer Tag! Schon früh wurde es im Lager lebendig. Hornsignale ertönten. Fröhliche Soldatenlieder. Gesches Marketender wagen wurde umlagert. Und sie selbst sorgte für neue Vor räte. Auch auf dem gestern so stillen Kirchplatz wurde es leben dig. Der Küster Unverricht kam mit seinem Sohn und brachte einen Tisch, den er auf den Stufen vor der Kirche als Altar hinstellte. Er deckte eine Altardecke darüber, stellte das Kruxifix und zwei Leuchter auf und legte die Bibel da neben. Sie hatten ja bald eingesehen, datz das Kirchlein viel zu klein sein würde für die Massen der Soldaten. Riekchen kam langsam näher mit ihrem Franz. Eng drückte sie sich an seinen Arm. Sie bebte am ganzen Kör per. Franz Hüttner hatte Angst, sie würde ihm eine Szene machen vor den Leuten. Aber Riekchen versicherte: „Ich heul' nich, Franz, ich heul' bestimmt nich! Aber schwer is es, bitter schwer! Denk' doch, wie der Christoph wieder gekommen is." „Na, der kann doch noch von Glück sagen! Andere sind gar nich zurllckgekommen!" „Ja, siehste, Franz, wenn du nun auch nich zurück kommst?" Riechen fuhr sich nun doch mit dem Schürzenzipfel übers Gesicht. „Aber ich heul' nich! Sei füll, Franz, ich heil!' schon nich!" Der Küster betrachtete sich sein Werk ganz befriedigt. Weniger zufrieden war er mit dein Gesicht seines SohneS, eines sechzehnjährigen Jungen. „Wie siehst du denn aus, Junge? Ist dir was passiert?" „Ja, Vater, ich will auch mit! Ich bin alt genug!" (Fortsetzung folgt.) Wie England die dentsche» AivUgefangene« z» Tode martert. Ern aus dem englischen Konzentrattonslager in Fremly bei Aldershot Zurückgekehrter teilt der „Chemnitzer Volks stimme" mit, datz infolge der schlechte» Behandlung und Verpflegu-g in einer Woche 17 deutsche Zivilgefaugene ge. storbe« seiea. Sie mutzten in der ersten Zeit auf dem nas sen Erdboden schlafen. Don den galizischen Sümpfen verschluckt. Eine grauenhafte Episode meldet der Kriegsberichterstat ter der „Neuen Züricher Zeitung" vom galizischen Kriegs schauplatz. Dort hatten die Österreicher den Befehl zum Sturm auf die russischen Stellungen erhalten, aber die Rus sen warteten den Zusammenprall nicht ab, sondern liefen plötzlich in kopfloser Flucht davon. Die erbitterten Österrei cher hinterdrein! Schon dauerte dieser Todeswettlauf der beiden feindlichen Heere über dreißig Minuten, als plötzlich die zuerst geflohenen Russen stockten und wie gebannt stehen blieben. Die nachfolgenden Reihen der Russen drängten noch ein Weilchen nach, bis auch sie zum Stillstand kamen und ein Knäuel von Menschen sich bildete, der immer größer wurde, ohne daß Widerstand geleistet wurde. Die nachfol genden Österreicher blieben verblüfft stehen, sie dachten an irgendeine List, fürchteten, daß eine Flattermine erplodiercn würde. Aber nichts geschah, regungslos blieb die zusammen- gepreßte Russenmauer vor ihnen stehen. Halt! schallte da das Kommando der österreichischen Führer. Was hatte das zu bedeuten? Da ertönten plötzlich schreckliche Schreie, die vordersten Russen wurden kleiner und kleiner, ihre Beine verschwanden im grünen Boden. Und nun fingen auch die nächsten Reihen an, einzusinken: sie standen wie auf den Knien. Die galizischen Sümpfe! Mit Grausen sahen die Österreicher, wie der tückische Schlamm die Feinde hinabzog, immer tiefer rutschten sie, schon verschwanden die ersten Reihen mit ersterbendem Gebrüll im klebrigen Morast. Ker ner der Österreicher schoß, mit langauSgestrecktem Gewehr- kolben versuchten sie zu retten, aber sie reichten nicht weit genug, umsonst streckten sich gierige Finger nach ihnen aus. Tief erschüttert gab der österreichische Kommandant den Be fehl zum Rückzug seiner Leute, während in ihrem Rücken langsam das markerschütternde Geheul erstarb. An» de« Gerichtes««!. Sitzung de» Königliche« Schöffengericht» a« Amtsgericht Bischofswerda. am 3. November 1914. Dorf.: Herr Amtsgerichtsrat Scholze. Schöffen: Herren Prokurist Hill«, hier und Gemeinde vorstand Teich, GeitzmannSdorf. 1. In angetrunkenem Zustande verübte der Steinar- beiter Franz Friedrich aus Schmölln im Kmochschen Gasthof in Demitz ungebührlichen Lärm und zerschlug a»S Aerger darüber, daß er hinausgesteckt wurde, einige Fenster scheiben. Bei der Vernehmung versuchte der Angeklagte den Vertreter der Staatsanwaltschaft zu bestechen, indem er ihm 3 gab. Für beide Fälle zusammen wird eine Geld strafe von 13 ausgesprochen. 2. Auf dem hiesigen Bahnhof hatte sich der Bauarbeiter August Augst aus Wehrsdorf zu einer groben Belei digung des dort in Dienst befindlichen Schaffners Frenzel hinreißen lassen. In Betracht der vielen Vorstrafen auf die- seni Gebiet wurde er zu einer Gefängnisstrafe von 4 Wochen verurteilt. 3. Gegen eine vom Stadttat zugestellte Strafverfügung für Benutzung einer verbotenen Hupe am Auto hatte der Zahnarzt Kirsch aus Dresden gerichtliche Entscheidung beantragt. Das Gericht setzte die Strafe von 5 auf 3 herab. schon seit drei Tagen ganz besondere Verordnung und liege in unmittelbarer Nähe des Feinde» mit meiner Maschine auf freiem Felde. Die Nächte sind kalt und oben in den Lüften ist es eisig. Sorge Dich nicht um mich, ich bin gut mit Sachen versehen. Die Unmenschlichkeit der englischen Kriegführung. Vor einigen Tagen hat ein holländischer Fischdampser die Leichen des Zahlmeisters und eines Matrosen von dein deutschen Torpedoboot S 117 nach Umuden gebracht. Das genannte Torpedoboot gehörte bekanntlich zu -en vier deut schen Torpedobooten, die am 12. Oktober in der Nähe der holländischen Küste von einen« englischen Kreuzer und vier englischen Torpedobootszerstörern in den Grund geschossen wurden. Die Landung der Leichen hätte keine besondere Bedeu tung, wenn der Führer des betreffenden holländischen Fisch dampfers nicht gleichzeitig die Meldung gemacht hätte, datz an der Stelle, wo er die beiden Leichen aufgefischt habe, noch mehrere Leichen, sämtlich, wie die beiden aufgefischten, mit Schwimmwesten versehen, getrieben hätten. Diese Meldung gewinnt durch verschiedene Begleitumstände einen Sinn, der für England als geradezu niederschmetternd bezeichnet wer den mutz. Nach dem Untergange der vier deutschen Tor pedoboote wurde nämlich von deutscher Seite das Lazarett schiff „Ophelia" ausgeschickt, um an Ort und Stelle nach Ueberlebenden zu suchen. Die „Omphelia" wurde aber an der Ausführung dieses Auftrages durch den englischen Kreuzer „Aarmbuth" gehindert, indem sie von demselben angehalten, beschlagnahmt und nach einem englischen Hafen gebracht wurde. Als Grund der Beschlagnahme wurde zu nächst angegeben, das Lazarettschiff habe Minen an Bord gehabt. Als sich diese Behauptung bei der Untersuchung des Schiffes als unzutreffend erwies, erklärte der englische Offizier die an Bord -er „Ophelia" befindliche funkentele graphische Einrichtung als gefährlich und als Ursache für die Beschlagnahme, obwohl auf der Haager Friedenskonfe renz von 1907 bei den Vertretern aller Mächte, auch Eng lands, Einverständnis darüber herrschte, daß eine solche fun kentelegraphische Einrichtung für die Dienste eines Lazarett schiffes notwendig sei, und ihr Vorhandensein an Bord keinen Grund dafür abgeben könne, -em Lazarettschiff den ihm nach den völkerrechtlichen Grundsätzen gebührenden Schutz zu versagen. Die Beschlagnahme des deutschen Lazarettschiffes sei tens des englischen Kreuzers war demnach nicht nur eine grobe Verletzung des Völkerrechts, sondern auch ein Hohn auf die Gesetze der Menschlichkeit, als deren Vertreter Eng land sich so häufig und auch jetzt noch mit Vorliebe aufzu- spielen pflegt. Wäre die „Ophelia" nicht von dem englischen Kreuzer an der Ausführung ihres Auftrages gehindert wor den, so würde sie zweifellos eine erhebliche Anzahl von Ueberlebenden von den deutschen Torpedobooten haben rei ten können, denn wie oben mitgeteilt, trugen die aufgefisch ten und an der Gefechtsstelle noch treibenden Leichen sämt lich Schwimmwesten. Mit Hilfe der letzteren hätten sich die deutschen Seeleute sicher so lange über Wasser halten können, bis das Lazarettschiff sie ausgenommen hätte. Die Mitteilung des Führers des holländischen Fischdampfers und die Tatsache, daß das deutsche Lazarettschiff unter durchaus nichtigen Vorwänden an dem Rettungswerke ver hindert wurde, bildet demnach eine wuchtige Anklage gegen England und feine Kriegführung, die nicht nur als völker rechtswidrig, sondern als geradezu barbarisch und unmensch lich darstellt. Es lag auch nicht der geringste militärische Grund für eine Wegnahme der „Ophelia" vor, und selbst, wenn eine Beschlagnahme des Lazarettschiffes irgendwie ge rechtfertigt gewesen wäre, so hätte der englische Kreuzer dasselbe doch nicht an der Rettung der Ueberlebenden der vier deutschen Torpedoboote hindern dürfen, zumal es in der Macht des Kreuzers gestanden hätte, die „Ophelia" nach dem Rettungswerke zu beschlagnahmen. Es gibt auch nicht den geringsten Entschuldigungsgrund für das Verfahren der Engländer in diesem Falle. Die englische Kriegführung zur See ist durch denselben für immer gebrandmarkt. Ein Krieg gegen Lazarettschiffe ist wahrlich kein Heldenstück, sondern ein Akt feiger Rache und Brutalität. Eine zweischneidige Waffe. Der Mailänder „Gazetta del Popolo" wird der „B. Z. a. M." zufolge aus London geschrieben: Di« Hetzblätter, die die Festnahme der Deutschen in England veranlassen, müs sen jetzt kleinlaut zugeben, datz die Entdeutschung Englands eine schwerere Aufgabe ist, als man im ersten Augenblick Lachte. Man hat 50 000 Deutsche und Österreicher in die Konzentrationslager gebracht und andere Arretierungen werden folgen, sobald die nötigen Baracken fertiggestcllt sind. Wer aber hätte je gedacht, daß in einem Zentrum des Welthandels die großen Industrien vollkommen in deut- schen Händen sind. Wer hätte gedacht, datz der vierte Teil der Londoner Bevölkerung sich von Brot ernährt, das von deutschen Händen verarbeitet wird, daß die Stoffe von Breadford und Manchester mit deutschen Anilinfarben ge färbt werden, daß beinahe der ganze in England konsumierte Zucker auS Deutschland und Österreich kommt, datz nicht eine Musiknote in England gedruckt wird und daß selbst daS Straßenpflaster, welches die Londoner jeden Tag treten, deutscher Abfall ist, und daß der größte Vertrauensposten bei der Londoner Wasserverteilung in Händen eines Deut- schen liegt. Ferner, datz einer der wichtigsten Telephonzen- Iren Englands einem anderen Deutschen anvertraut ist. Und wer hätte gedacht, datz der Bankier X., welcher 1000 Pfund Sterling für das Rote Kreuz stiftete, ein Deutscher sei und datz nur die Hälfte der Börsenleute, welche die City beleben, Engländer sind? Me gesagt, Englands Entdeutschung ist nicht so leicht! Wnik -es Weltkrieges IM Gin Kriegstagebuch des „Sächsischen Erzählers." Bischofswerdaer Tageblatt. Der große und schwere Kampf, den da» Deutsche Reich Schulter an Schulter mit dem verbündeten Oesterreich gegen eine Welt von Feinden auSzufechten hat, wird für Jahr zehnte den Lauf der Weltgeschichte bestimmen. Jeder, der diese große Zeit mit durchlebt, möchte sich wohl von Zeit zu Zeit Rechenschaft geben, wie daS alles geworden ist, wie die großen Ereignisse entstanden sind. I« einer besondere« wöchentlichen Vellage biete« wir vnserea Lesern ei« getreve» Gesamtbild der große« weltge schichtliche« Ereignisse, die wir alle miterlebe«. Wer diese Beilage« ««fbewahrt, wird da«« später eine wertvolle -»sawwe«- hä«ge«de Darstellung der wichtigste« Ereignisse dieser schwere«, aber grotze« Tage z«r Hemd habe«. AlleAdonnente« de» Sächsischen Erzähler» erhalte» -lese Kriegschronik vollständig kostenlo». Re» hinzntretende» Abonnenten «erde» die erschienene» Rnnnnern »ach- gettesert.