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Keltkneßts MgrtMbn» 1914 Erscheint wöchentlich als Beilage zum „Sächsischen Erzähler", Bischofswerdaer Tageblatt. Oktober arr,,5S»bl<b« »»andern, die Kohle von der Saar und von Schlesien an dis See, die Munitionen aus den inneren Garnisonstädten an die Grenzen. Dabei alles mit möglichster Beschleunigung, um dem Aufmarsch zweier zur Offensive drängender Feind? znvorzukommen. Und die Maschinerie funktionierte ganz vorzüglich. ES klappte alles. Keine Stockung, kein Unglück, keine Verzöge rung! Eisenbahnbeamte, die »venige Stunden zuvor den Mobilmachungsplan noch als Staatsgeheimnis in ihren Schränken verwahrten, arbeiteten danach, als ob sie darauf cingedrillt getvesen Uxiren. Doppelte Arbeitsleistung, mit Ueberstunden, vor ganz neuen Aufgaben. Der preußisch? Beamtenbureaukratisnms wirkte in dieser Schicksalsstunde Wunder der Energie und der Tatkraft. Disziplin tvar das Losungswort auch im Volk. Unsere Soldaten zogen hinaus in den Kampf mit der unüberwind lichen Kraft, die auf den» vollsten Vertrauen auf alle Gebiete unseres öffentlichen Lebens beruht. Keiner hat sich ge täuscht. Jubelnd fuhren unsere jungen Männer ins Feld, mit unvergleichlicher Ruhe rückte in die verlassenen Kaser nen die Landwehr, der Landsturm. Durch unsere Straßen hallt noch der Tritt der reifen Männer, die Weib und Kind, die Ergebnisse ihrer Lebensarbeit: Geschäft und Beruf da heim ließen. Selbst die Partei, welche seit Jahren einen rücksichtslosen Kampf gegen Militarismus und Imperialis mus geführt hatte, beugte sich vor dem Wunsch des Volkes, in allen: dein großen Heereszweck sich unterzuordnen. Und die Begeisterung des wehrfähigen Teiles der Be völkerung kam hinzu. Ihren Ausdruck fand sie vor allem in der überaus großen Zahl der Meldungen Kriegsfreiwilliger. In wenigen Tagen hatten sich über eine Million gemeldet; aus allen Bevölkerungsschichten, aus allen Gegenden des Vaterlandes. Mit besonderer Genugtuung wurde die Tat sache vermerkt, daß in Elsaß-Lothringen an 100000 Kriegs freiwillige sich gemeldet hatten. Der Andrang war so groß, daß ein guter Prozentsatz nicht angenommen werden konnte. In den meisten Städten prangte an den Meldeämtern der Satz: Freiwillige können nicht mehr angenommen werden. Das Erscheine» und der Abmarsch der eingekleideten Truppen rief überall Helle Begeisterung hervor. Alles neu, in schlichtem Feldgrau, vom Scheitel bis zur Sohle. Das Schuhzeug fand besondere Beachtung. An Gewehren, Ge schützen und Munition war kein Mangel. Die Abreise in den fahrplanmäßig abfahrenden Zügen gestaltete sich meist Zur Fahne . . . Den Deutschen möcht ich finden, Der nicht vor Zorn erglüht, Wenn auS des Feindes Flinten Der erste Funke sprüht! Durch Kampf und Wetter braust der Schwur Hurra! Wir Deutschen fürchen nur Den lieben Gott, den einen, Sonst keinen! Kommt ran aus West und Osten! UnS macht kein Drohen bang. Wir ließen nicht verrosten Die Klingen von Sedan. Drum einer Welt zum Trotz den Schwur: Hurra! Wir Deutschen fürchten nur Den lieben Gott, den einen. Sonst keinen! Zum Sieg mit unsrrm Kaiser! Das soll die Losung sein Und unsres Weges Weiser Wie einst zum grünen Rhein. Drum: Vorwärts auf der Väter Spur! Hurra! Wir Deutschen fürchten nur Den lieben Gott, den einen, Sonst keinen! Mobilmachung und Aufmarsch. Tas tvar eine Völkerwanderung modernen Stiles, die größte, die die Welt je gesehen hat, in der denkbar kürzesten Zeit, in meisterhafter Ordnung. Die Schwierigkeiten waren nicht gering: Die dünnbe- völkerten Teile des Ostens benötigten den größten Grenz schutz, deshalb mußten die dichtbevölkerten Gebiete für den Grenzschutz überall hin Menschen abgeben. Gleichzeitig mußte von allen Seiten in umgekehrter Richtung die Mo bilisierung erfolgen, weil der erste Hauptschlag gegen Frank- reich zn führen war. Dazwischen die ungeheure Belastung des Verkehrs durch die Heimbeförderung aller Urlauber und Ferienreisenden und die noch größere Belastung durch den komplizierten Transport der Kriegsmaterialien aller Art. Die Pferde von Osten und Norden mußten nach dem Westen