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»14. ' Der «ichstscheErMer. Sette». U«gelrr«t! Der frühere sozialdemokratische badische LandtagSabge- ordnete Fendrich veröffentlichte in der Zeitschrift „Der Krieg" einen Artikel über die deutsche Mobilmachung, worin eS u. a. heißt: „Unsere Kinder und KindeSkinder werden noch da von erzählen, wie sich der angeblich seelenlose Mechanis mus unserer Militärgewalt nur als ein Stück jener heili gen Ordnung erwiesen hat, die Friedrich Schiller eine Himmelstochter nennt. Die Gewalt allein tut's nicht, aber ohne sie gibt eS keine Siege. Die Ordnung allein tut's auch nicht, aber ohne sie ist alles verloren . . . Und noch eins macht die Zurückbleibenden froh und leicht. Jetzt sah man auf den Straßen, wo die Millionen und Milliar den hingekommen waren, die Jahr um Jahr durch die Militärvorlagen der Regierung gefordert wurden. Hier ging unser Fleisch und Blut, gut gekleidet, gut gestiefelt, gut gerüstet. Und auch die, welche gegen den immer un zufriedenen Militarismus manches scharfe Wort hatten fallen lassen, danken jetzt heimlich Gott, daß im Reichstag auch gegen ihren Willen alles angenommen worden war. Denn wo wären wir sonst jetzt?" Herr Fendrich dürfte nicht der einzige Sozialdemokrat sein, der in dieser Weise umgelernt hat. „Englische Ritterlichkeit" gegen Tsingtaus Frauen und Kinder. Aus Tientsin vom 1. September wird dem „Hamb. Fremdenbl." geschrieben: Die Engländer haben sich eine große Heldentat gelei stet; der Rest der deutschen Frauen und Kinder Tsingtaus fuhr am 28. August aus Tsingtau fort, unter weißer Flagge, 250 Frauen mit Kindern, und die Engländer haben es fertig gebracht, einen Schuß auf den Dampfer abzugeben, der ko mischerweise auch getroffen hat, dann haben sie den Damp fer nach Weihaiwei geschleppt, dort die Frauen und Kinder per Schub auf einen kleinen Chinesendampfer geladen. Da keine Kabinen da waren, so mußten alle auf Deck und im Laderaum schlafen, und so kamen die armen Frauen hier gestern an. Den Dampfer mit Vorräten haben die tapferen Engländer nach Hongkong geschleppt. Sämtliche Flüchtlinge sind hier gut untergebracht. In einer Reihe von weiteren Briefen wird ebenfalls in ausführlicher Weise diese Heldentat der Engländer wie folgt geschildert: Aus Tientsin, 27. August, wird geschrieben: Die Tsingtau-Flüchtlinge sind endlich gestern hier eingstroffen. Welch ein Anblick war es, als man all die Frauen und Kin- der mit ihren wenigen Habseligkeiten und den meistens recht betrübten Gesichtern von Bord gehen sah. Am Freitag mit tag lief der deutsche Dampfer „Paklat" aus Tsingtau aus. Er wurde gegen Abend von einem britischen Torpedoboot angehalten, nach Durchsicht der Papiere aber erlaubte ihm der Kommandant des Torpedobootes, mit abgeblendeten Lichtern weiterzufahren. Um 11 Uhr nachts fuhren die Schläfer plötzlich hoch, infolge eines fürchterlichen Krachs. Die Frauen schrien, denn alle glaubten, sie wären auf eine. Mine gestoßen. Bald wurde es aber bekannt, daß ein bri tisches Torpedoboot sie gerammt hatte. Der „Paklat" hatte hierbei seine Nase eingebüßt. Nunmehr belegten die Eng länder das Schiff mit Beschlag, eine Heldentat, jedem Völ kerrecht hohnsprechend. Der Dampfer wurde nach Weihai wei gebracht und der englische Dampfer „Chengking" sollte die 240 Frauen und Kinder an Bord nehmen, um sie nach Tientsin zu bringen. Die Frauen weigerten sich, und hier auf wurde nach Hongkong wegen Instruktion gedrahtet. Die Instruktion lautete: Die Frauen von Bord zu nehmen! Da sie gutwillig nicht gingen, so kamen englische Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett und veranlaßten die Ueber- führung. Der Kapitän und die Offiziere wurden Gefangene und mußten den Dampfer nach Hongkong bringen. Der Aufenthalt in Weihaiwei dauerte zwei Tage und drei Nächte, und soll furchtbar gewesen sein; es war nicht genügend zum Essen vorhanden. Der englische Dampfer war natürlich für die Aufnahme der vielen Flüchtlinge gar nicht eingerich tet. Die Frauen und Kinder mußten im Laderaum auf dem Fußboden schlafen. Eine kleine Genugtuung für alle die Leiden fanden unsere Flüchtlinge aber doch noch in Weihai wei, denn eines Tages lief ein Torpedoboot, vollständig zer schossen, mit zwölf Schwerverwundeten in den Hafen ein, unter ihnen der Kommandant, dem beide Beine abgeschossen waren. Der Pilot, der den Dampfer nach hier brachte, von der Barre bis nach Tientsin, erzählte uns, er hätte lange keine Tränen in den Augen gehabt, aber als er an Bord des Dampfers kam, und dieses Elend sah, und dann noch einen kleinen Knaben fragte, wie es ihm ginge, und der Junge plötzlich zu weinen anfing und ihm sagte, er wäre ja zufrieden, aber sein armer Papa, den sie jetzt in Tsingtau totschießen, da kamen auch dem alten Seebär die Tränen in ßdie Augen." WetthLfen. Folgende Tabelle, die den Verkehr der Welthäfen in Äusend Tonnen angibt, wird nach dem Fall Antwerpens on Interesse sein. Die Zahlen beziehen sich auf 1918, der Prozentsatz auf die Verkehrssteigerung im letzten Jahrzehnt, fei Hamburg sind die Nebenhäfen Harburg, Altona und uxhasrn (Fischerei!) gezählt, unter den Tynehäfen verstehen >ir New Castle mit Shields. Der Verkehr des riesigen iteinkohlenauSsuhrhafenS Cardiff (in Süd-Wales), der den küßten Teil des britischen Weltreich» mit Kohlen versorgt, i um etwa 20 Prozent größer, wenn man den neuen tebenhafen Barry mitzählt, über den genauere Zahlen nicht ir Verfügung stehen. Prozent London 37700 24 Hamburg 31300 80 kommt, bat unsere Artillerie am letzten Gchlachttaae in Kruglanken, wo sie vom Bahnhof au» auf den Feind ihre „eisernen Grüße" mit großem Erfolg hinübrrsandte, zu ver zeichnen gehabt: Da da» BahnhofSterrain bedeutend höher liegt als unser Dorf, so schoß die Artillerie über da« Dorf hinweg. In einer Vertiefung am Dorfrande steht ein un scheinbare» Häuschen, in dem der Schneidermeister Friedrich mit seiner Familie wohnte. Bor Beginn der Kanonade hatten diese Bewohner die Stube verlassen. Al- sie nach Einnahme Kruglanken» durch die Preußen wieder in ihr Heim zurück kehrten, fanden sie zu ihrem Erstaunen im Bett eine — preußische Granate. Dieser unheimliche „Bettinsasse" war durch da- Fenster gegangen, hatte hier den Fenfterkreuzbalken zersplit tert und nahm dann seinen Weg, nachdem der Zünder durch da» Ausschlagen an da» Fensterholz fortgeschleudert war, direkt in da» Bett der Schwiegermutter, von wo er dann von preußischen Kriegern entfernt und unschädlich gemacht wurde. Marktbericht über Kartoffel« von Wilhelm Schiftan, Breslau V, Kartoffelgrobhandlung. In der BerichtSwoche herrschte am deutschen Kartoffel markte eine geradezu stürmische Nachfrage, die in erster Linie darauf zurückzuführen war, daß Holland seit dem 16. Oktober seine Grenzen für die Ausfuhr von Kartoffeln gesperrt hat und daher der Westen und Süden Deutschlands mit der Eindeckung seines Bedarfes sich nach dem Osten DentschlandS wenden mußte. Weiterhin war die Ursache für die dringende Nachfrage in der fortgeschrittenen Jahreszeit zu finden, da im November erfahrungsgemäß Fröste eintreten, die einen Versand von Kartoffeln auf größere Entfernungen nicht mehr erwünscht erscheinen lassen Trotz der dringenden Nachfrage konnte aber der Bedarf fast ohne jede Preiserhöhung gegen über der Vorwoche vollständig gedeckt werden. Die Qualität der ostdeutschen Kartoffeln befriedigt außerordentlich. Es zeigt sich schon jetzt, daß die KrankheitSziffer für Kartoffeln, die im Erntejahre 1913 4,2 °/, (im Verhältnis zur Gesamt ernte also nahezu 22 Millionen Doppelzentner) betrug, dieses Jahr auch nicht annähernd erreicht werden wird, da die ge sundheitliche Beschaffenheit der trocken gewachsenen Kartoffeln eine ganz vorzügliche ist. Wenn man des weiteren berücksichtigt, daß die dies jährige Kartoffelernte de« Jahresdurchschnitts des Jahrfünft 1908/12 um annähernd 25 Millionen übersteigt, so liegt nicht die geringste Veranlassung, für die Besorgnis vor, daß etwa der Ernteertrag zur Deckung de« vorhandenen Bedarfes nicht größer äls ausreichend sein wird. Wenn gleichwohl die Preise etwa« höher sind wie die im Vorjahre zur gleichen Zeit gezahlten, so ist der Grund einmal darin zu suchen, daß das Vorjahr uns eine Rekordernte gebracht hat, die den bisherigen Jahresdurchschnitt um annähernd 100 Millionen Doppelzentner überstiegen hat und infolgedessen Preise für Kartoffeln billigere waren wie in früheren Jahren. Sodann aber liegt zum überwiegendem Maße der Grund darin, daß angesichts der hohen Futterpreise die Kartoffeln diese- Jahr dem Produzenten einen entsprechend höheren Wert al» Futter mittel repräsentieren, der seinen Ausgleich in entsprechend höherem Preise für Speisekartoffeln findet. Sobald, wie allgemein erwartet wird, für Futtermittel die sowohl in großen Beständen im Jnlande noch vorhanden sind und nur in der Hoffnung auf höhere Preise zurückgehalten werden, die aber nunmehr auch in genügender Menge auS dem Auslande ein geführt werden können, entsprechend niedrige Höchstpreise fort gesetzt werden, die der ungesunden Spekulation im Futtermittel handel die Spitze bieten, so ist nach dem Freiwerden der für den Futterbedarf reservierten Kartoffelmengen zweifellos eine normale Preisgestaltung zu erwarten. Zu berücksichtigen ist dabei, daß der jährliche Bedarf an Futterkartoffeln regel mäßig etwa 250 Millionen Zentner beträgt, also in normalen Jahren etwa die Hälfte der Gesamternte. — Von verschie denen Seiten ist im Laufe der BerichtSwoche die Festsetzung von Höchstpreisen für Speisekartoffeln angeregt worden, die aber ohne Einfluß sein würde, wenn nicht in erster Linie der ausschlaggebende Faktor für die Preisbildung am Kar toffelmarkte die Bewertung der Futterkartoffelernte beein flußt wird. Ich notiere: Mark. Weiße Kartoffeln: Silesia, Imperator, Märker: 2.40—2 80, Rote Sorten: Wohltmann, Bismarck, Daber: 2.50—2.70, Magnumbonumsorten: Alma, Magnumbonum, UptodateS: 2.80—3.00. Die Preise verstehen sich per 50 Lx in Waggonladungen von 10000 Lg Parität Breslau. New York 28800 71 Liverpool 27.800 50 Antwerpen .... 27500 102 Rotterdam 83.100 100 Cardiff. .... 22900 22 Tyneyäsen 22100 31 Hongkong 20.400 43 Nahe an der Grenze stehen Neapel mit 18.700 (156 Proz.), Marseille mit 19.400 (58 Proz.), Shanghai mit 18.600 (100 Proz.j, Montvider mit 17 800 (113 Proz) und Singapur mit 16 500 (71 Proz ). Bon diesen neun Welthäsen fallen fünf auf da» britische Weltteich, scheinbar nur einer auf Deutschland. Hierbei muß man jedoch bedenken daß Antwerpen und Rotterdam ihre Bedeutung fast ausschließlich ihrem deutschen Hinterlande, nämlich dem Rhringebiet mit seiner Riesenindustrie verdanken und in ihrer gewaltigen Verkehrssteigerung auch die Riesen entwicklung dieses Gebiete» (vergl. dagegen England!) wider spiegeln. Gewaltige Hafenvergrößerungen mit 30 Kilometer Kailänge Warrn geplant, auch Rotterdam hat große Er weiterungen zu verzeichnen. Die Frage nach dem Schicksal dieser Häfen wird daher nach dem FriedenSschluß mit in den Vordergrund gestellt werden müssen, wenn wir erwäaen, daß von den 68 Millionen Einwohnern Deutschlands, 23 Millionen allein im Gebiete des Rheins und seiner Nebenflüsse wohnen. Aus Sachsen. Freiberg, 28. Oktober. Leichenbegängnis. Zu einer erhebenden Leichenfeier gestaltete sich hier am Montag nach mittag das Begräbnis des seinen Wunden erlegenrn Leut nants Hellmut Schmidt, Inhaber des Eisernen Kreuze- 2. Klasse. Der Verstorbene war der einzige Sohn des Landlagsabgeordneten, Stadtrales und Direktors vom Bunde der Landwirte Oswin Schmidt. Unter sämtlichen militä rischen Ehrenbezeigungen und unter vielseitiger Anteilnahme aus OifisierS- und Bürgerkreisen, sowie aus dem RatS- und Stvdtoerordnetenkollegium und der Militärvereine wurde der jugendliche Held zum ewigen Frieden gebettet. Auf Frankreichs Schlachigefiiden hatte er die Todeswunde ei hal ten und war im Reservelazarett zu Zeithain gestorben. Oberwiesenthal, 28. Oktober. Den Heldentod erlitte« Hot Bürgermeister Piltz, das Oberhaupt der Stadt Oberwie senthal. Er war trotz seiner 55 Jahre als Kriegsfreiwilliger am 14. Oktober in das Feld gezogen und ist, kaum auf dein Kriegsschauplatz in Belgien angelangt, am 24. Oktober bei Becelaere in der Provinz Westflandern gefallen. Zwickau, 28. Oktober. Stabsarzt d. R. Dr. Büttner hier ist auf dem russischen Kriegsschauplatz beim Verbinden eines verwundete^ Offiziers in russische Gefangenschaft ge raten. Geithain, 28. Oktober. Der Hinterlist eines Franzose« siel der Sohn des Postschaffners Sachse von hier, der als Unteroffizier bei der Truppe dient, zum Opfer. Bei einem Ueberfall wollten sich die Franzosen ergeben und der Unter offizier vermittelte als Dolmetscher. Plötzlich streckte ihn ein Schuß nieder. Der Gefallene starb an dem Tage, an dem ek beabsichtigt hatte, seine Hochzeit zu halten; er war Lehrer in Frankenberg. Buntes Allerlei. Wie alt ist Papiergeld? Der Krieg hat uns eine Menge Papiergeld beschert. Sogar Ein- und Zwei-Mark-Scheine gibt es, deren wir in friedlicher Zeit kaum jemals zu sehen bekommen hätte»'. Alle Tage noch werden wir aufgefordert, heimlich zurück gehaltene Goldmünzen gegen Papiergeld umzutauschen. Das hat seinen Grund: Die Reichsbank darf nämlich drei mal soviel Papiergeld auseben, als sie Goldvorrat besitzt. Da nun in jetziger Zeit sehr hohe Ansprüche an die Reichs- bank gestellt werden, so ist es selbstverständlich, -aß sie ihren Goldvorrat möglichst vergrößern muß, um eben hinreichend sog. „Deckung" für die Geldscheine zu haben. Wer hat eigentlich das Papiergeld erfunden? Wie so manches an dere, z. B. das Porzellan, die Lackarbeiten, das Schießpul- ver, den Kompaß usw., haben die Chinesen auch das Papier geld zuerst eingeführt. Es geschah dies bereits im Jahre 806 nach Chr., wenigstens stammt aus dieser Zeit die älteste bekannte Urkunde, welche darauf hinweist. Diese Urkunde enthält die direkte Aufforderung an die Kaufleute, in der Hauptstadt ihre baren Münzen gegen Noten umzutauschen. Es war dies begründet in dem großen Mangel an Kupfer. Später führte man deshalb auch eiserne Münzen ein, jedoch diese waren so schwer und unhandlich, daß man immer mehr das bequeme Papiergeld bevorzugte. Zunächst bediente sich natürlich der Großhandel dieses Zahlungsmittels; iin zwölften Jahrhundert gab es aber auch Scheine über kleine und kleinste Beträge zum Gebrauch für das Volk. Am Ende des 13. Jahrhunderts waren in China über 1200 Millionen Mark Papiergeld im Umlauf. Im Jahre 1620 aber schaffte man das staatliche Papiergeld wieder ab und überließ dis weitere Ausgabe den Privatbanken, Wie dies zum Teil auch heute noch der Fall ist. Daher bei uns der Unterschied zwi- schen „Reichskassenscheinen" und „Banknoten". Um dieselbe Zeit, 1661, kam das Papiergeld auch in Europa auf, und zwar durch die Bank in Stockholm, deren „Transportzettel" damals jedoch wenig Anklang sanden. Ein eigentlicher Banknotenverkehr entwickelte sich zuerst in England, gleich nachdem im Jahre 1694 die Bank von England gegründet war. Wenig bekannt ist übrigens, daß in friedlicher Zeit Kassenscheine kein gesetzliches Zahlungsmittel sind, daß also niemand gezwungen und verpflichtet ist, im Privatverkehc solches Papiergeld in Zahlung zu nehmen. In Kriegszeiten ist es aber umgekehrt. Die Granate i« Bett. Der .Kgsbg. Hart. Ztg." berichtet man au» Krnglanken: An« Granatschuß, wie er wohl nicht oft im Kriege vor ürdönkeit —e u«»e»»e «ck»—»r«<«. — xll— L«. z», W W Wer Gold zrrrüikbehält, ver sündigt sich aar Baterlaad und ist einem Verrkter gleich zu achten. Deutsche Baukuote« hake« deu- selde« Geldwert wie Gold. Man tausche sofort alle- Gold b« der Spar kaffe oder Post in Silber- oder Papiergeld um.