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> L«r «chstsche »Mlrr. «eite 2. Xr. 252.» nicht mehr möglich. Die Qualität des Nachschubs ist so min derwertig, daß die Klagen der Kommandierenden bei der Heeresleitung kein Ende nehmen. Man zeigt sich in der Be völkerung gegen den Generalissimus sehr aufgebracht, weil er die schlechten Resultate im Woevregebiet durch belanglose Meldungen verschleierte. Bei Verdun wurde, wie den Münchener Reuest. Nachr. mitgeteilt wird, ein mit deutscher Regimentsbezeichnung versehenes Automobil aufgehalten, neben dessen Lenker ein deutscher Offizier mit dem Eisernen Kreuz satz. Der letzte Mosten in den von denDeutschen besetzten Dörfern hatte Ver dacht geschöpft und voraus telephoniert. Die bisher geübte Grobheit des Offiziers verfing nicht mehr. Er wurde zu rückgebracht, verhört, und als ein ausgezeichnet Deutsch sprechender französischer Offizier entlarvt. Sein Leugnen konnte erst dadurch gebrochen werden, datz man ihn, wie zum Erschießen, an die Mauer stellte. Er kommt jetzt vor das Kriegsgericht. Todesverachtung der deutschen Armee. Von der holländischen Grenze wird gemeldet: „Zwi schen Seebrügge und Heyst wurden deutsche Batterien auf gestellt. Der Kampf wird mit außerordentlicher Todesver achtung von der deutschen Armee geführt. Nicht allein ' Brügge und Gent, auch Rousselaere ist voll von Verwunde ten, alle öffentlichen Gebäude sind zu Lazaretten eingerich tet." Ter immer äußerst deutschgehässige Amsterdamer Telegraf läßt sich aus Sluis an der holländischen Grenze telegraphieren: „Um Rousselaere sind viele Höfe abge brannt, nicht allein aus strategischen Gründen, sondern viele auch aus Mutwillen. Innerhalb und außerhalb der Stadt wurden Bürger füsiliert, auch mit dem Bajonett niedergc- stochen." Der Korrespondent will darüber einen ausführ lichen Bericht geben mit Namen und Ortsangabe. Der Telegraf unterläßt aber zu erwähnen, was von anderer Seite gemeldet wird, daß in Rousselaere nicht nur feindliche Soldaten, sondern auch Bürger die Dachziegel abgehoben und aus den Luken auf die einziehenden Deutschen geschos sen hatten. Die Niederlage des englischen Geschwaders in Westflandern. Wie aus London gemeldet wird, wurden am Montag in den Hafen von Harwich vier englische Kriegsschiffe klei neren Typs, augenscheinlich leichte Kreuzer, eingeschleppt, die sämtlich mehr oder minder schwer havariert waren. Man vermutet, daß es sich um jene Kriegsschiffe handelt, die bei den Kämpfen in Westflandern Volltreffer von den schweren deutschen Geschützen erhielten. Die Kriegsberichterstatter der holländischen Blätter bestätigen, daß die englischen und französischen Kriegsschiffe sich auf die hohe See hinaus zurückgezogen haben, so. daß man von ihnen nur die Rauch wolken der Schornsteine sieht. Die.schweren Batterien, die die Deutschen zwischen Ostende und Westende gegen die feindliche Flotte ins Feuer brachten, sind so geschickt aufge stellt worden und tragen so weit, daß ei» weiteres Eingrei fen feindlicher Kriegsschiffe in die Kämpfe in Westflandcrn ausgeschlossen erscheint, es sei denn, daß die Engländer Dreadnoughts heranziehen, um deren großkalibrige Ge schütze zu gebrauchen, was sie aber angesichts ihrer Furcht vor den deutschen Unterseebooten und der verhältnismäßig geringen Schußzahl, die ihre großkalibrigen Kanonen ab- geben können, kaum tun werden. In den heutigen Berichten von dem Kriegstheater aus Westflandern werden die Kämpfe als nach wie vor sehr blutig geschildert, doch hätten die Verbündeten weit größere Verluste als die Deutschen, weil sie sowohl mit ihrer Ar tillerie als auch in bezug auf die Treffsicherheit ihrer In fanterie den Deutschen unterlegen sind. Das stete Vorrücken der Deutschen auf der ganzen Linie von der Küste bis Arras wird auch in den hier vorliegenden Telegrammen aus Genf und Lausanne, also aus französisch-freundlichen Quellen nicht geleugnet. Aus Dünkirchen wird berichtet, daß dort massenhaft verwundete Franzosen und Belgier von der Front eintreffen. Der Massenzuzug der Flüchtlinge nach Calais hat aufgehört, da die französischen Behörden dafür sorgen, daß der Strom der Flüchtlinge nach Boulogne ab gelenkt wird. Dort sollen sie zu Schiff nach der Bretagne geschafft werden. Rotterdamer Blätter erklären, man müsse mit der Möglichkeit rechnen, daß die Deutschen bei ihrem Vorstoß über Arras hinaus Montreuil erreichen werden, um dann die aus Wesfflandern zurückgeworfene Armee der Verbündeten ins Meer zu drücken. Die Hebung der versenkten Schiffe im Antwerpener Hafen. Mannheim, 28. Oktober. (W. T. B.) Nach einem bei der Rhenania, Speditionsgesellschaft, von ihrem Antwerpe ner Hause eingegangenen Telegramm sind die im Antwerpe ner Hafen versenkten Schiffe soweit gehoben worden, daß die Flußschiffahrt wieder möglich ist. Die Abtransportierung von Waren ist aber nach der „Neuen Badischen Landeszei tung" noch untersagt, bis die Aufnahme der Bestände Lurch eine Kommission erfolgt ist, was Ende der Woche der Fall fein dürfte. Die Lage in Antwerpen ist ruhig. Ei« muselmanischer Protest an Frankreich und England. Konstantinopel, 28. Oktober. (W. T. B.) Mehrere verschiedenen muselmanischen Nationen angehörende Per sönlichkeiten versammelten sich gestern in der Redaktion der hier erscheinenden Zeitschrift „Dschai-Jslam" (Islamitische Welt) und beschlossen, Einspruch dagegen zu erheben, daß von Frankreich und England zahlreiche Muselmanen aus Indien, Algerien und anderen Gebieten nach dem Kriegs- jchauplatz entsandt und auf diese Weise zum Tode verurteilt würden. . .- » Russisches Ultimatum an Bulgarien. Bukarest, 27. Oktober. Vitorul meldet: Rußland rich- tete an Bulgarien ein Ultimatum mit der Drohung, daß, falls Bulgarien auch weiterhin deutsche für die Türkei be- stimmte Munitionstransporte durch bulgarisches Gebiet gehen ließe, die Häfen Barna und Burgas von Rußland be setzt würden. Rumänien kaust Patronen. Frankfurt, 27. Oktober. Die Frankfurter Zeitung mel det aus Konstantinopel: Die rumänische Regierung hat eine Kommission nach Illinois zum Ankauf von vorläufig 20 Millionen Patronen für ihre Manlichergewehre entsandt. DieAufstandsbewegung In derKapkolonir. Aus Prätoria wird gemeldet, daß die englischen Trup pen im Kampfe gegen die aufständischen Buren 60 Tote und 240 Verwundete hatten. Darnach scheint die aufständische Bewegung keineswegs einen geringfügigen Umfang zu haben. Hierzu meldet noch ein Telegramm, daß nach einer Reutermeldung aus Kapstadt Oberst Maritz von den süd- afrikanischen Truppen vollständig geschlagen und verwundet auf deutsches Gebiet geflüchtet sei. König Friedrich August auf dem Kriegsschauplatz.! Amtlich wird gemeldet: König Friedrich August begab sich auch am Montag zu verschiedenen sächsischen Truppenteilen und verlieh Kriegsorden an Offiziere und Mannschaften. Dabei wurden eine Fliegerabteilung und ein in einem französischen Schlosse eingerichtetes Genesungs heim besucht. Die Mittagsstunden verbrachte der König im Hauptquartier eines Armeeoberkommandos. Begleiter eines Liebesgabentransportes 1« gefährlicher Lage. Recklinghausen, 27. Oktober. Sechs Teilnehmer eines Liebesgabentransportes von hier begaben sich nach Ankunir in Nordfrankreich bei Laon unter Führung eines Offiziers in die Feuerlinie, um das Schlachtfeld zu besichtigen. Zn dem Gelände war seit Tagen kein Schuß mehr gefallen. Während der Besichtigung sauste eine Granate heran und riß den 30 Jahre alten Bauunternehmer Carl von hier zu Boden. Er war auf der Stelle tot. Das Geschoß explodierte nicht, sonst wäre wohl keiner der Umstehenden mit dem Le ben davongekommen. Die Leistungen der österreichischen Motorbatterien in Przemysl Der Kriegsberichterstatter des „Az Est", der während der Belagerung sich in Przemysl befand, berichtet u. a.: Auch Przemysl hatte Belagerungsbatterien, schwerere und größere, als die Russen. Es waren die 30'5er. Diese Belagerungsgeschütze leisteten hier Verteidigungsdienst. Man holte sie aus den Remisen hervor und es zitterten die Häuser in den Straßen der Stadt, als sie von den schweren Automobillokomotiven in die Forts gebracht wurden. Drau- ßen, hinter den Deckungen und Forts, wurden sie in eine betonierte Stellung gebracht und sie warteten auf Arbeit. Es wurde ermittelt, daß ein russisches Korpskommando sich in einem Kastell einquartiert hatte. Von dem einen Mörser fiel ein Ausschuß auf das Kastell. Der Komman- dant des Mörsers bat flehentlich um die Erlaubnis, auf das Kastell schießen zu dürfen. Man wollte es nicht gestatten, da man dem Feinde nicht frühzeitig verraten wollte, was seiner in der Festung harrtet Die Gelegenheit war aber zu verführerisch und der Schuß wurde endlich gestattet. Es wurden drei Schüsse bewilligt. Ringsherum in Pikulice, Hermanovice und in den Kasernen der übrigen Lagerplätze wurden zuerst überall die Fenster entfernt und dann durfte es losgehen. Infolge der drei Schüsse ging das Kastell vollständig in Trümmer. Man konnte durch das Fernglas die Wirkung der Geschosse bemerken, und später, als wir die Festung ver lassen konnten, sahen wir uns die Trümmer an. Trümmer des Schlosses flogen einen Kilometer weit. Leichen konnte man natürlich nicht mehr finden, doch aus der großen Anzahl der Herumliegenden Pferdekadaver konnte man schließen, daß Lebewesen sich hier kaum hatten retten können. Als die Belagerung fortgeschritten war, traten auch die Mörser häufig in Aktion. Sie gaben einzeln etwa 80 Schüsse ab, hauptsächlich in der Nacht. ... Der dritte Teil eines sibirische« Armee korps ertrunken. Pera, 27. Oktober. Nach sicherer Quelle ertrank bei dem ersten Kampfe südlich von Warschau rund der dritte Teil eines sibirischen Armeekorps, das damals die alleinige Stadtbesatzung war, während der Flucht über die Weichsel. Wie der Zar znr Front fuhr. Aus Petersburg wird gemeldet: Der Zar ist von seiner Reise zur Front, früher als geplant war, zurückgekehrt. Es liegen Anhaltspunkte vor, daß die Besuchsreise des Zaren bei der Armee nicht in der Weise ausgefallen ist, wie.man es in der Umgebung des Zaren erwartet hatte. Die Reise des Zaren zu seinen Truppen war von Vorsichtsmaßregeln begleitet, die weit über das übliche Maß der Sicherheitsvor kehrungen zum Schutze der kaiserlichen Person hinaus gingen. Aus den Berichten der offiziellen Berichterstatter, die sich im Gefolge des Zaren befanden, war zu erkennen, daß der Zar auf seiner Reise zur Armee kaum in direkte Berüh rung mit den Soldaten kam. Es wurden nur gewisse Re gimenter besucht, deren Stimmung schon vorher durch Ge- tttt. Heimpolizisten in Uniform sichergestellt worden war. Bor diesen Regimentern hielt der Zar Ansprachen und ließ an die Soldaten Tausende von Heiligenbildern verteilen. Die Rückkehr des Zaren erfolgt? in aller Stille. Ueber die Stimmung in Petersburg äußert sich der Berichterstatter dahin, daß die Bevölkerung noch immer im Glauben erhalten wird, die russische und französische Armee sei an allen Punkten siegreich. Der Rückzug in Galizien wird durch die Petersburger Telegraphen-Agentur" als ein strategischer Schachzug und als von der Armeeleitung anbe fohlen hingestellt. Erst mit wochenlanger Verspätung und auf Umwegen sei in den Kreisen der Intelligenz die Tat- fache der russischen Niederlage in Ostpreußen in ihrem wak- reu Umfange bekannt geworden und habe tiefen Eindruck gemacht. Die Zensur arbeite mit drakonischer Strenge und gehe rücksichtslos mit Einstellung von Blättern und Verhän gung großer Geldstrafen vor. Es dürfen nicht einmal Mel dungen über den Ausbruch der Cholera in der Armee ver öffentlicht werden. In Petersburg finden noch immer Demonstrationsum züge statt, doch hindern strenge Polizeickaßnahmen Aus- schreitungen. Englands falsche Rechnung auf eine« mehrjährigen Krieg. In einem Artikel im „Tag", der sich mit Englands Spe kulation auf eine lange Dauer des Krieges beschäftigt, schreibt der ehemalige ,Gouverneur von Kamerun v. Putt kammer zum Schluffe: ' Wenn die Engländer davon träumen, den Krieg unend lich in die Länge zu ziehen und ihre famosen Indier in Mar seille Winterquartiere haben beziehen lassen, wenn sie uns Hinhalten wollen, bis Kitcheners neues Millionenheer fer tig, wenn sie mit dem eigentlichen Seekrieg drohen, so sind das alles doch eben nur Träume, eitle Drohungen und Zei chen ohnmächtiger Wut. Das glaubt doch wohl kein einsich tiger Engländer mehr, daß wir unserem Todfeind die zu die sen netten Veranstaltungen nötige Zeit lassen werden.' Möchten sich die Völker, die immer noch Neigung haben, sich mit England zu verbinden, oder vielmehr England Heeres- folge zu leisten, nur das Schicksal Belgiens immer recht deutlich vor Augen halten und hieraus ersehen, was eng lische Ratschläge und Versprechungen wert sind! Noch jetzt will England die unglücklichen Belgier glauben machen, daß Belgien nicht nur wiederhergestellt, sondern auch für die erlittenen Verluste reich entschädigt werden würde — wenn erst die eigentliche englische Hauptmacht in Erscheinung ge treten sei. Geradezu phantastisch klingen die hohlen Phra sen der „Times" über die Bereitschaft des kommenden öng» fischen Heeres Ende 1915. ' V Ganz eigenartige Verhältnisse haben die kriegerischen Ereignisse in Südafrika gezeitigt. Offenbar ist in her holländischen Bevölkerung der südafrikanischen Union ein Angriffskrieg gegen Deütsch-Südwestäfrika nichts weniges als populär. Wenn Botha in schnödem Undank gegen das ihm einst so gastfreundliche Deutschland es unternommen hat, seine Stammesgenossen gegen unsere Kolonie mobil zu mdchen, so hat er damit anscheinend keinen besonderen Er folg. Wie Prof. Bodenstein aus Amsterdam sehr zutreffend ausführt, befinden sich die besten und einflußreichsten Man ner der Union, die Generäle Herzog, Beyers, Kemp, de Wet. Müller u. a. in schroffem Gegensatz zu Botha und sind durch aus gegen den Krie» Bodenstein betont die Rassenfrage und erklärt, daß Deutschland durch zielbetvußte Kolonisie rung Deutsch-Südwestafrikas ein Bollwerk gegen die Schwarzen geschaffen habe, -essen Zerstörung keineswegs im Interesse der Union läge. Oberst Maritz ist Noch einen Schritt weitergegangen, indem er sich offen auf die deutsche Seite gestellt hat; er hat tatsächlich damit begonnen, für uns zu kämpfen. Daß der deutsche Gouverneur ihm die Unab hängigkeit der Union garantierte, war selbstverständlich. Hat doch niemand von uns je daran gedacht, diese Unad- . hängigkeit anzutasten. Im Gegenteil, auch unsererseits ist stets die Solidarität der weißen Bevölkerung gegenüber den Schwarzen entschieden zum Ausdruck gebracht worden. So soll und wird es auch bleiben. Der Union aber droht ein Bürgerkrieg, den sie ihren englischen „Schützern" zu danken haben wird. Es wäre wirklich kein Wunder, wenn endlich den einsichtigen Männern nichtenglischer Nationalität dort unten einmal der Gedanke käme, sich zu vereinigen und das verheerende Uebergewicht der Engländer in Südafrika end gültig zu beseitigen, ja vielleicht mit der gan-en englischen Wirtschaft Schluß zu machen. Holland und Deutschland würden das so entstehende neue Staatengebilde gern unter ihren mächtigen Schutz nehmen. Englisch. Die Engländer stehlen jetzt nicht nur im großen, son dern auch im kleinen. Dies beweist die bewegliche Klage eines Freundes der „Greizer Zeitung". Er berichtet dieser: Da ich einige wichtige Handelsverbindungen mit Nordamerika habe und unser Kabel abgeschnitten ist, wandte ich mich an einen Geschäftsfreund in Holland Mir der Bitte, Telegramme für mich nach den Vereinigten Staaten zu vermitteln. Er war hierzu mit dem größten Vergnügen bereit. Ich depeschierte darauf kräftig los in der angenehmen Erwartung, am nächsten oder übernäch sten Tage Antwort zu erhalten. Ich wurde aber arg ent täuscht. Es verging eine volle Woche, dann hatte ich noch 3 weitere Tage Geduld, um schließlich meinem Geschäfts- . freunde in den Niederlanden zu schreiben, ob er denn die Telegramme nicht besorgt hätte. Er sandte mir umgehend die Belege ein, bemerkte aber dazu, er hätte, da immer keine Antwort eintraf, sich schon selbst erkundigt und er fahren, daß die Herren Engländer die Telegrammgebüh- ren wohl eingesteckt, die Depeschen aber nicht befördert hätten. Was soll man nun gegen solche Strauchdiebe un ternehmen?