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-Ntmmroe 216. Donnerstag. 17. September 1914. 68. Jahrgang. Der SSHWe LrMer Mschofswerdaer Hagekkatt. Amtsblatt oer Königliche» Amtshauptmannschaft, der Königliche« öchnlinspektion n«d des Königlichen Ljauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und der Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen nnd Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. Erscheint sei, l«4b Tplegr-Adr.' Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. MU de« wöchentliche« Beilage«: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustrierte, Sountagsblatt. Erscheint jeden Werktag abend« für den folgenden Tag. Der Be« «gchnett ist einschließlich der S wöchentlichen Beilagen bet Abholung « der «wedttou vierteljährlich 1 Alb. 80 Pfg., bet Zustellung Iw» -am 1 Alk. 70 Pfg.; durch di« Post frei in. Hau« viertel. fährlichl MK. »2 Pfg.. am Postschalter abgehott 1 Vlk. S0 Pfg. 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Ausdehnung des Schlachtfeldes bis Derdu«. — Ein deutscher Sieg im Oberelsatz. Trotzes Hauptquartier, 15. Semptember, abends. (W. T. B. Amtlich.) Der auf dem rechte« Flügel des Westheeres feit zwei Tage« stattfindende Kampf hat sich hente ans die nach Osten anschiietzende» Armee« bis nach Derdnn Heran ausgedehnt. An einigen Stelle« des ausgedehnte« Kampffeldes »are« bisher Teilerfolge der deutsche« Waffen zu verzeichne«. Im übrige« steht die Schlacht noch. Dreitausend Franzosen gesangen. München, 16. September Die „Münchener Neueste« Nachrichten" verbreite« folgendes Privat-Telegramm ans Zürich: Nach Privat-Nach- richte« von der elsässische« Grenze wurden die Franzosen im Oberelsatz vollständig geschlagen und zogen sich fluchtartig zurück. Auf französischer Seite waren drei Armeekorps und eine Diviso« im Kampfe. Die Fran zosen waren de« Deutsche« «nmerifch «m 25000 Mann überlege». Etwa 3Ü0V Franzofe« wurde« gefangen genommen und viel Kriegsmaterial wnrde erbeutet. (Die amtliche Prüfungsstelle in München hat die Mitteilung dieser Meldung zugelassen.) Sieg der Oesterreicher über die Serben. Wien, 15. September abends. (Amtliche Meldung.) Die über die Save eingebrochenen serbischen Kräfte wnrde» überall znrückgeschläge«. Syrmien und Banat find daher vom Feinde vollständig frei. Der S ellvertreler des Chefs des Generalstabes, v. Hoefer, Generalin. Zur Kriegslage. Die Nachricht über Teilerfolge der deutschen Waffen iin Westen wird als Bürgschaft aufgesetzt werden dürfen, daß sich unsere Zuversicht mehr denn je befestigen kann. In einem Umblick über die allgemeine Lage schreibt der „B. L.- Anz.": „Wahrhaftig: wir dürfen zufrieden sein. Deutschland, «inst das Schlachtfeld Europas, ist bis auf einige Grenzland- schäften von den Schrecken des Krieges verschont geblieben. Trotzdem Wortbruch, Verrat und Heuchelei gearbeitet ha- Len, den Kriegsbeginn für die Feinde günstig zu gestalten, ist der Zweifrontenkrieg über alles Erwarten glänzend ver laufen. Schon jetzt, sechs Wochen nach Kriegsbeginn, haben wir auch im Osten dem Feinde den Krieg ins Land getragen, während unsere Heere im Westen seit Wochen tief im Inne ren Frankreichs ihre Schlachten schlagen und ihre rückwärti gen Verbindungen durch Niederkämpfung aller im Rücken liegenden Sperrforts und Festungen gesichert sind. Das Größte steht noch aus. Wir wissen es alle. Bei den Kämpfen, die jetzt zu schlagen sind, werden sich die Fran zosen bis aufs Blut wehren, denn auch sie wissen, worum es geht. Ihre Feldarmee ist der letzte Schutz Frankreichs; bricht er zusammen, so ist damit ein Zusammenbruch da, gegen den ver von 1870 verblaßt. Feige sind die Franzosen nie gewe sen; ein erbittertes, zähes Ringen steht uns bevor, vielleicht ein Ringen, das uns auf eine schwerere Charakterprobe stellt, als wie wir sie bisher zu bestehen hatten. Der Krieg mit einem kriegerischen Volke, das Rachgier, Stolz, Eitelkeit und die gerechtfertigte Besorgnis, ausgelöscht zu werden aus der Reihe der Großmächte, zu den äußersten Leistungen aufsta chelt, ist kein Kinderspiel, und es ist auch gut, daß es das nicht ist. Höchstes wird von uns verlangt. Aber wir dürfen die unbedingte Zuversicht haben, daß wir auch die schärfste Probe bestehen werden. Unsere hohen militärischen Stellen, deren besonnene und bescheidene Selbstkritik wir alle in die- sen Wochen aufs dankbarste achten gelernt haben, sind von unbedingter Zuversicht für da« Endergebnis erfüllt. Dies aussprechen zu dürfen, bedeutet noch nicht, den endgültigen Sieg verkünden. Aber eS bedeutet, ihn als unbedingt sicher anzukünden. Diese Sätze dürfen heute geschrieben wer den, sechs Wochen nach Kriegsbeginn. Ruhmredige Ueber- heblichkeit hätte vor sechs Wochen nicht mehr in Aussicht stel len können. Und wenn man es heute ausspricht, so bleibt man in bescheidenem Stolze bei dem, was man unbedingt verbürgen kann. Zum Kampfe bei Paris. Berlin, 15. September. Nach einem Siegeslauf ohne gleichen sind gegenwärtig die Operationen im Westen, beson ders vor Paris, zu einem gewissen Stillstand gekommen. Es wird noch tagelang schwer gekämpft werden müssen, ehe die Entscheidung fällt. Ueberraschen wird das niemand, zum wenigsten niemand, der mit militärischen Kreisen Fühlung gehabt hat. Denn dort hat man die Franzosen stets als einen sehr ernsthaften Gegner eingeschätzt, wenn man auch die Ueberzeugung hatte, daß wir ihnen überlegen sind. Da zu kommt, daß die Franzosen den Ernst des gegenwärtigen Augenblicks ebenfalls voll und ganz erkannt haben und in Erkenntnis dessen, was für sie auf dem Spiele steht, ihr Bestes leisten. Ein Grund zur Beunruhigung liegt für uns jedoch keineswegs vor, auch nicht in dem Umstand, daß aus taktischen Gründen die eine oder andere Rückwärtsbc- wegung ausgeführt worden ist. Von einem Siege des Geg ners ist keine Rede. Vielmehr liegen die Dinge für uns durchaus so, wie wir es erwarten dürfen. An dem endgül tigen Sieg unserer Truppen im Westen und Osten zwei felt in eingeweihten Kreisen niemand, und wir zweifeln nicht, daß dieses Vertrauen an dem endgültigen Siege un serer Truppen auch in den weitesten Kreisen des deutschen Volkes geteilt wird, daß man wie bisher auch in Zukunft den Versicherungen unseres Großen Generalstabes mehr Vertrauen schenken wird als den Lügenmeldungen der Geg- ner. Wir werden siegen, nicht nur, weil wir siegen müssen, sondern vor allem deshalb, weil unsere maßgebenden Kreise vorher alle Möglichkeiten erwogen und abgewogen haben und auf Grund der daraufhin getroffenen Maßnahmen nach kühler, ruhiger Ueberlegung der Ueberzeugung gewesen sind, daß wir den feindlichen Anstrengungen, die unser? Heeresleitung nie überrascht haben, völlig gewachsen sind. Schlimme Finanzlage in Frankreich. Berlin, 16. September. (W. T. B.) Nach der „Vossi- schen Zeitung" verschärft sich die finanzielle Lage in Frank reich unheimlich schnell zu einer Zahlungskrisis. Nach Pari ser Mitteilungen werden die Coupons der Pariser Stadt anleihe und der Pfandbriefe des Crsdit Foncier nicht bezahlt werden. Dies ist um so schwerwiegender, als beide Wert papiere bisher als das Ideal der Vermögensanlage, besonders der kleinen Sparer, galten. Die Regierung macht die grüß- ten Anstrengungen, um einzelne große französische Banken zu halten, deren Schwierigkeiten bereits offenes Geheimnis sind. Die Einzahlungen auf die im Juli d. I. ausgegebene neue 3^ Anleihe gehen unter diesen Umständen nur m ganz geringen Beträgen ein. Englands Furcht vor einer großen Seeschlacht. Aus dem Munde ihres Hauptgegners wird heute der Kampfkraft unserer wackeren Marine ein Kompliment ent gegengetragen, auf das sie stolz sein kann. Ein Telegramm meldet: London, 16. Septenrber. Die „Times" schreibt in einem Leitartikel vom 12. September: Admiral Jellicoe leistet dein britischen Reich einen unvergleichlichen Dienst, indem er die deutsche Flotte von der hohen See feruhält. Eine große See schlacht zwischen der englischen und der deutschen Flotte könnte genau die Lage herbeiführen, die die Einleitung des deutsche» Flottengesetzes im Jahre 1900 skizzierte. Wir wür- den siegen, aber der Preis könnte so hoch sein, daß wir eine Zeitlang aufhören würden, die größte Seemacht zu sein. Hier wird also offen zugegeben, daß das gewaltige, das seebeherrschende Albion zu einer offenen Seeschlacht nicht den Mut hat, da es von ihr eine Erschütterung seiner Macht- stellung zu befürchten alle Ursache hat. Der überaus gesunde Risikogedanke unserer Flottengesetze hat sich demnach auch die Anerkennung unseres stärksten Gegners erzwungen. Im übrigen mag die „Times" die Tätigkeit des Admirals Jelli coe so viel rühmen, wie sie will: daß er unserer Flotte das Gesetz des Handeln« ganz nach seinem Belieben diktieren