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"^l- IN«. Nr. 210. Der Sächsische Erzähler. «rite«. «MWWHk.D^1 Tine empörende Bluttat der Russen. Die außerordentlich hohe Zahl der russischen Greuel- laten, von denen die zum größten Teil verwüstete, von den flüchtigen Bewohnern fast ganz entblößte Provinz -Ostpreu ßen seit Beginn des Krieges betroffen wurde, wurde, wie dem „Lokalanzeiger" aus Königsberg gemeldet wird, um eine neue schwere Massenbluttat, begangen au wehrlosen friedlichen Bewohner« des Kirchdorfes Abschwangru, im - Kreise Preußisch-Eylau, vermehrt. Sämtliche Dorfeinwohner wurden unter der Beschuldi gung, auf ein russisches Auto geschossen zu haben, in zwei Hälften zu beiden Seiten des Dorfes aufgestellt. Dann mutzten die Frauen in einer Ecke Aufstellung nehmen, wäh rend alle männlichen Bewohner über 15 Jahre sich in Reih und Glied hinstellen mutzten. Den Frauen wurde nun eröff net, daß die Manner erschossen würden und sie Zeugen die. ser „Exekution" zu sein hätten. Der Amtsvorsteher, der »nt seinem 15jährigen Jungen bei der einen Hälfte der zum Tode Verurteilten war, gab eindringlichst sein Ehrenwort ab, datz von den Dorfeinwohnern nicht geschossen war, und zeigte die Bescheinigung eines, höheren russischen Offiziers vor, der sich über eine frühere gute Verpflegung lobend ge» äußert hatte. Daraufhin wurde dieser einen Hälfte Män ner das Leben geschenkt, im gleichen Augenblick krachte aber eine Salve vom anderen Ende des Dorfes, wo die fürchter liche Hinrichtung an über 4V Männern unter den Augen der Frauen erfolgt war! Als eine junge seit vier Wochen verhei ratete Frau die blutigen, zuckenden Körper ihres Mannes, ihres Vaters und ihres Schwiegervaters sah, stürzte sie den Russen zu Füßen und bat, sie ebenfalls zu erschießen. Unter den Erschossenen befand sich auch ein 80jähriger Greis, der gleichfalls sich hatte aufstellen müssen. — Das Maß ist voll zum Ueberlaufen! Verfolgung In -e« Löste«. Einem Berichte, den der Mailänder Corners von fei nem Berichterstatter in Frankreich erhalten hat, entnehmen wir was folgt: In MonS herrscht noch Ruhe. Hier und da erscheinen englische Radfahrer auf dem historischen Platze des Hotel de Ville, der von Menschen wimmelt. Fahnen werden ge schwenkt, die Engländer werden von den Rädern gehoben und umarmt. Alles mögliche Will ihnen die begeisterte Be völkerung Liebes tun: Wein, Essen und ganze Haufen von Zigaretten bietet man ihnen an, bis sich die ganze Trupps, schwer bepackt, entfernt. Während ich auf den Zug warte, der mich nach Tournay bringen soll, ertönen plötzlich laute Rufe. Die Menge strömt zusammen, und alles blickt hinauf zum Himniel, wo sich eine Episode abspielen sollte, die ich sobald nicht wieder vergessen werde. Ein großer deut- scher Flugapparat erschien. Er war über die Grenze gekommen, um auszukundschaften, und befand sich unterwegs zurück nach seinem unbekannten Neste. Ungefähr 1000 Meter hoch schwebte er dahin. Fast schien er stillzustehen, wenn nicht die Wolken, die er hinter sich ließ, seinen sausenden Flug bekundet hätten. Plötzlich erkannte man, daß er nicht allein da droben am grauen Himmel war. Aus der Gegend von Tournay her nahte ein anderes Flugzeug, kleiner, leich ter und anscheinend schneller: ein Franzose. Die beiden Gegner haben sich erkannt. Der französische Apparat schwenkt ab, um -em Feinde anscheinend die Straße abzuschneiden. Der Deutsche hält ruhig seine Straße inne, steigt aber im mer höher, immer höher, immer kleiner wird er, undeut licher. Auch der Franzose sucht jetzt die Höhe; er steigt und geht vor. Immer kleiner wird die Entfernung zwischen den beiden; die Begegnung scheint unausbleiblich. Eine unge heure Erregung bemächtigt sich der Menge da unten, die den Vorgängen im Aether mit atemloser Spannung folgt. Ganz deutlich sieht man daß der Deutsche vor einer Begegnung nicht zurückschreckt, schnurgerade verfolgt er seinen Weg, nur datz er immer höher und höher steigt. In dem Beharren auf seinem Wege war etwas Unerschütterliches und Starres, wahrscheinlich trägt er Nachrichten mit sich von ungeheurer Wichtigkeit, vielleicht hängt der Sieg von dem ab, was er ge sehen hat, und so hat er sichentschlossen, koste es, was es wolle, seinen Weg fortzusetzen, auch wenn er über Leichen muß. Plötzlich verschwindet er. Immer höher und höher ist er ge klettert, und nun verbergen ihn die Wolken seinem Gegner, der ratlos hin und her kreuzt, um ihn zu suchen. Eine ge- raume Zeit vergeht, dann, weit in -er Ferne, schießt er aus grauen Wolkenmassen hervor, schlägt einen Winkel und ver schwindet. Auch der Franzose ändert nun die Richtung, aber der Gegner ist längst weg. herrlichen Kunstschätzen. Hoffentlich erleiden diese durch di« Belagerung keinen Schaden. Die Stadt liegt südlich von Metz und ist von erheblicher strategischer Bedeutung. Aus Sstchstn Mittweida, 9. September. 600 jugendliche Strickerin nen. Die weibliche Schuljugend Mittweidas will ebenfalls etwas für unsere tapferen Soldaten im Felde tun: 600 Mäd chen wollen Strümpfe und Pulswärmer stricken. Nun fehlte es am nötigen Garn. Da veranstaltete man einen vaterlän dischen Abend. Freiwillige Mitwirkende fanden sich sofort, Damen und Herren aus der Bürgerschaft, die gesangliche, musikalische und rhetorische Vorträge boten. Ueber 1000 Personen füllten den großen Saal von Stadt Chemnitz. Alle Kreise der Bürgerschaft waren vertreten, für die Damenwelt war der Strickstrumpf Ehrensache. Fast jede Besucherin strickte und das leise Klingen der Nadeln war das einzige Geräusch während der Darbietungen, die stürmischen Beifall fanden. Es war ein Eintrittsgeld von nur 20 I erhoben worden und an den Ausgängen hatte man noch ein paar Sammelteller aufgestellt. Me gesamte Einnahme betrug über 400 wovon nur geringe Kosten abzuziehen waren. Mittweida, 9. September. Erneut in Haft genommen wurden auf Anordnung des Kriegsministeriums die noch hier verbliebenen Techniker russischer Staatsangehörigkeit, die sich nach ihrer Freilassung aus dem Zuchthaus Waldheim täglich der hiesigen Polizei zur Kontrolle zu stellen hatte,:. Mit ihnen sind auch alle übrigen hier aufhältlichen wehr fähigen Angehörigen der deutschfeindlichen Staaten, Saison arbeiter usw., im ganzen etwa 40 Personen, als Kriegsge fangene unter militärischer Bedeckung der Landesanstalt Sachsenburg bei Frankenberg zugeführt worden. Leipzig, 9. September. Infolge der kriegerischen Er- schütterungen des Geldmarktes hatten eine Anzahl sächsischer Sparkassen vor Ausbruch des Krieges in Aussicht gestellte Hypothekengelder nicht zur Auszahlung gebracht. Dies hat die Folge gehabt, datz die betroffenen Bauherren eine ganze Anzahl Bauten stillegen und die beschäftigten Arbeiter ent lassen mutzten. Da von diesem Vorgehen auch hiesige Bau firmen bettoffen worden sind und hierdurch die Zahl der Arbeitslosen eine Vermehrung erfuhr, beabsichtigt der Rat zu Leipzig, in geeigneter Weise bei der Regierung vorstel lig zu werden. Leipzig, 9. September. Gegen die Verwendung von Frauen im Straßenbahnfchaffnerdienst ist der Rat der Stadt Leipzig eingeschritten, indem er die Frauen, die entgegen seiner Anordnung von den hiesigen Straßenbahngesellschaf- ten eingestellt worden waren, einfach von den Wagen herun terholen ließ. Die Leipziger Straßenbahngesellschaften be finden sich infolge des Mangels an genügendem Ersatzperso- nal in einer sehr schwierigen Lage und können den Betrieb nur noch unvollkommen aufrecht erhalten. Nach tagelangem Ringen um Komarow gelang es der russi schen Uebermacht, das österreichische Zentrum bis Labunje und Tarnawatka zurückzudrücken. Aber gerade durch diesen Vorstoß im Zentrum gerieten die Russen in eine verhäng nisvolle Sackgasse. In geradezu genialer Weise hatte eS General v. Auffenberg auf eine Einkreisung der russischen Armee abgesehen. Das 1L Armeekorps hatte auf dem lin ken Flügel im Nordwesten zum Sturm aus Zamose ange setzt. Mährische Regimenter und niederösterreichische Land- wehr gingen hier mit unerschütterlicher Ruhe, wie auf dem Exerzierplatz vor und nahmen die stark befestigten Stellun gen des Feindes. Die österreichische Landwehr, obwohl eine Truppe erster Linie, führt bekanntlich keine Fahnen. Bei Zamose hat sich die niederösterreichische Landwehr russische Fahnen geholt. Nach der Einnahme von Zarnose setzte der linke österreichische Flügel die Umgehung nördlich über Czesniki fort. Aber es war ein überaus schwieriges Ge lände, wo Moräste mit tiefem Sandboden abwechseln. Vollendet wurde der Sieg jedoch von Süden. Beiderseits des Flüßchens Huczwa rückten neue, österreichische Kräfte an, westlich der Huczwa das VI. Kaschauer Korps unter General Boroevic, östlich die Armeegruppe des Erzherzogs Josef Ferdinand nut den, XVI. (Tiroler) und dem V. (Preßbur- ger) Korps. In breiter Front rückten die Tiroler, Salz- burger, Oesterreicher und Ungarn vor und bedrohten die Rückzugslinie des Feindes. Die Erstürmung von Tyszowcs auf dem linken russischen Flügel durch die Truppen des Erzherzogs Josef Ferdinand entschied die Schlacht. Nur der schleunige Rückzug konnte die russische Armee vor dem Abgeschnittenwerden retten. Das südlich Komarow vorge- stotzene russische Zentrum ereilte allerdings die Katastrophe. Von links und rechts umklammert, erlitt es die schwersten Verluste, verlor den größten Teil seiner Artillerie, und der Rest wurde nach der Wiedererstürmung von Komarow durch die Oesterreicher in wilder Flucht gegen den Bug geworfen. Die Trophäen des schwer errungenen Sieges waren glän zend. 20 000 Gefangene, 200 Geschütze, zahlreiche Maschi nengewehre, mehrere Fahnen, sowie die Geheimakten des 19. russischen Armeekorps. Die sofort eingeleitete Verfol gung der Russen gegen den Bug wird bis zum letzten Hauch von Mann und Roß durchgeführt und hat den Erfolg des Sieges noch vergrößert. Die Regierung Kehrt nach Allenstei« zurück. W. T. B. Allenstei«, 8. September. Nachdem vor eini ger Zeit auf die in den allgemeinen Vorschriften begründete Anordnung des Ministers des Innern die Verlegung der hiesigen Regierung wegen der Kriegslage stattgefunden hatte, ist der Regierungspräsident mit der Regierungshaupt kasse und einen: Teile der Beamten am vergangenen Sonn tag von Danzig hierher zurückgekehrt. Was Allenstein deu Stusse« liesern mutzte. Während ihrer nur eintägigen Herrschaft in Allenstein haben die Russen der Stadt Allenstein eine übermis schwere, in Nährmitteln zu leistende Kriegsleiftung auferlegt. Ueber die Art, wie sich die Stadt nut dieser Notlage abfand, gibt die „Allensteiner Zeitung" folgenden interessanten Bericht' Die Russen verlangten ungeheure Lieferungen, näm lich: 120 000 Kilogr. Brot, 6000 Kilogr. Zucker, 5000 Kilogr. Salz, 3000 Kilogr. Tee, 15 000 Grütze oder Reis und 160 Kilogr. Pfeffer. Diese ungeheuren Mengen sollten von un serer Stadt bis Freitag früh um 8 Uhr geliefert werden. Unter Drohungen, zu requirieren, forderten die Russen, datz alles pünktlich abgelicfert werde. Da vieleGeschäftsleute ihr? Läden abgeschlossen hatten und geflüchtet waren, so mutzte die Stadt die Läden, in denen sich Lebensmittel befanden, gewaltsam öffnen lassen, nm die verlangten Vorräte entneh- men zu können. In der Nacht zum Freitag ist in Allenstein in allen Bäckereien im Schnellbetrieb gebacken worden. Mehrere Bäcker waren am Sonntag oder Montag geflohen und hatten ihre Bäckereien geschlossen. Tie verschlossenen Bäckereien mußten deshalb gewaltsam geöffnet werden. Alle hiesigen Bäcker, viele Bürger, vor allem Frauen und Mäd chen, stellten ihre Dienste zur Verfügung, und so wurden den Unmengen Brot gebacken. Gleichzeitig liefen Frauen die ganze Naclft hindurch von Haus zu Haus, von Wohnung zu Wohnung und baten überall nm Brot. Jeder gab, was er hatte. Der Oberbürgermeister Zlllch hatte hier, wie überall, die Leitung persönlich übernommen. Ihm und dem Bürgermeister Schwarz gebührt das Verdienst, durch ihr kluges Verhalten, durch ihren unermüdlichen Eifer we sentlich dazu beigettagen zu haben, datz die 24stllndige Rus senherrschast nicht noch unerfreulichere Folgen in Allenstein gchabt hat. Tatsächlich sind den Russen geliefert worden: 25 096 Kilogr. Brot, 3676 Kilogr. Zucker, 3110 Kilogr. Salz, 110 Kilogr. Tee, 4210 Kilogr, Reis und Grütze, 450 Kilogr. Erbsen, kein Pfeffer. Diese große Lieferung, die Allenstein den Russen liefern mußte, sollte von ihnen bar be zahlt werden. Beim Abzug der Russen ist die Bezahlung unterblieben. Es wurde jedoch von den siegreichen deutschen Truppen eine russische Kriegskasse eingebracht, deren Inhalt sich auf 180 000 Rubel beziffern soll. Die Bezahlung für die Lieferung wird die Stadt also schon bekommen. Die Russen benahmen sich auch in der Nacht zum Freitag manierlich. Am Freitag früh hatten sie offenbar großen Hunger. In einigen Gastwirtschaften machten die russischen Soldaten sich über die Weinkeller und die Speisenvorräte her. Es ge- schah dies zweifellos gegen den Willen der Offiziere. Trotz- dem wuchs die Beunruhignng der Bürgerschaft. Die rns- fische Herrschaft in Allenstein sollte jedoch vor Anbruch der Nacht ihr Ende finden. Wie ein furchtbarer Traum liegen diese letzten Tage hinter uns. BavteS Merlei, Di« Kriegsbaracke des Kaisers. Die luxuriösen Zelte ehemaliger Feldherren würden de« heutigen Anforderungen an rasche Ortsveränderungen nicht mehr genügen. Man baut jetzt für die obersten Befehlsstellen feste hölzerne Baracken. So hat auch der Kaiser einige Holzhäuschrn für Manöver und Krieg. Es sind Bauten von 60 gm Grund fläche, die Wände luftdicht aneinanderschließend, der Fußboden aus Eichenholz. Jedes Haus besteht, der „Holzwelt" zufolge, aus zwei Zimmern und ist mit Korbmöbeln ausgestattett Die Häuser können in sehr kurzer Zeit auf- und abgtbaut werden, und sie werden auf einigen Wägen nachtztführt. Eine Küche ist in diesen Häusern nicht untergebracht; vielmehr folgt mit dem Gepäck ein Küchenautomobil des Kaiser, das mit allen Vorrichtungen zur Herstellung einfacher Speisen versehen ist. Mit dem Küchenauto werden auch die Bestand teile eine« Zeltes, in dem für zwölf Personen gedeckt werden kann, mitgeführt. Das Zelt ist sechs Meter lang und vier Meter breit. Da auch Vorräte und Geräte mitgeführt werden müssen, so ist die Raum- und Gewichtsausnutzung in diesen transportablen Bauten ganz außerordentlich geschickt bewerkstelligt. Ein Schwabenstreich. Das Württrmbergische General» kommando gibt bekannt, daß der Leutnant der Reserve Matthes in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend Mit seinem Zuge eine feindliche Batttrie vernichtet und 6 Geschütze und 13 Munitionswägen sowie viele Pferde erbeutet hat. — Leutnant Matthes ist ein Sohn des Stuttgarter Kanzlei rates Matthes. Panara«» von Raney. Unser Kaiser wohnte den Angriffskämpfen um die Be festigungen von Nancy bei. Wenn unser schweres Belage rungsgeschütz spricht, wird sich die Festung nicht allzulange halten können. Nancy ist eine wunderschöne alte Stadt mit Innrt Sevtemberi und aut aevsteat (aeaos- l bleibenden nicht verletzt werden. Diese letzteren gewinnen