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"——- Der SäWche Lrzähler Spitzen sehr vornehm aussah, blickte aus den dunklen man sich würdig erzeigen, Jungfer Naseiveis", scherzte Tante i !- «Mit! Des Kaisers Abschied vo« Coblenz. Hierüber lesen wir in der „Coblenzer Volkszeitung": . Vierzehn Tage etwa hat der Kaiser in Coblenz sein Hauptquartier gehabt, hat hier gewohnt und hier gearbeitet, hat hier als Oberfel-Herr der deutschen Heere die wichtig sten militärischen Maßnahmen getroffen, die so glänzende Erfolge gezeitigt haben . . . . . Der ganz anders geartete Besuch dieser Tage hat wohl nicht minder Begeisterung erweckt, aber sie hat sich in ganz anderer Art geäußert, wie so ein Festjubel. Es war, als wäre ein Hauch militärischer Zucht auch auf die Bürgerschaft ühergesprungen. Schon das Geheimnisvolle des hiesigen Aufenthalts des Reichsoberhauptes gab der Stimmung ein besonderes Gepräge. Alle Welt wußte es, niemand sprach davon, so daß über einen sehr engen Gürtel der Umgegend hinaus kein Mensch von dem Hiersein des Kaisers etwas ahnte. So übte jeder Selbstzucht im Interesse des Ganzen, daS die Geheimhaltung des Sitzes des Hauptquartiers er forderte. Und doch gebrach es wiederum des Kaisers Maje stät nicht an Huldigungen. Man wußte, wann er seine Aus« führten, seine Fahrten zu den Arbeitsräumen des Größen Generalstabes usw. machte und stets sammelte sich die Be völkerung zu dieser Zeit, um den Kaiser begeistert zu begrü ßen. Das war nichts Gemachtes, das war Volksstimmung Die Einnahme von Longwy. Berlin, 4. September. (W. T. B.) Ter „Voß. Ztg." ging ein Bericht ihres Kriegsberichterstatters aus dem Gro ßen Hauptquartier zu, in dem es nach einer Schilderung der siegreichen Kämpfe der Armee des deutschen Kronprinzen bei Longwy und der Verfolgung der Franzosen heißt: Bei Mangiennes und Tamvillers stieß ich noch auf das Erde der verfolgenden deutschen Marschkolonne. Bei dem verfolgen den Armeekorps befindet sich auch der Generalfeldmarschall Graf Häseler, der es sich nicht hat nehmen lassen, gewisser maßen als Kriegsfreiwilliger mitzugehen. Von den Höhen aus war deutlich zu sehen, daß die Einschließung von Ver ¬ dun bereits vollzogen wird. Die Festung Longwy ergab sich am 26. August nach außerordentlich tapferer Gegenwehr. Nach fünftägiger Beschießung durch unsere Artillerie war nur noch eines der französischen Geschütze schußfähig. Dis vorher von der Zivilbevölkerung geräumte Stadt Longwh- Haut ist im buchstäblichsten Sinne zu einem Trümmerhau- sen zusammengeschossen worden. Dabei sind noch nicht ein mal unsere schwersten Kaliber tätig gewesen. Die Beschie ßung der Festung kam den Franzosen vollkommen überra schend. Schon der erste Schutz war ein voller Treffer und tötete einen Offizier und 10 Mann. Dann ging es Schlag auf Schlag. Einzelne Granaten durchschlugen drei Stock werke der Kassematten. Als die Deutschen auf Sturmstel lung herangekommen waren und der französische Komman dant, Oberstleutnant Tarche nur noch ein brauchbares Ge schütz zum Feuern hatte, ergab er sich mit 3700 Mann, wo von 400 verwundet waren; 100 waren gefallen. Kronprinz Wilhelm ehrte das echt soldatische, heldenmütige Verhalten des Kommandanten dadurch, daß er ihm seinen Degen be- ließ. Unsere Artilleriestellung befand sich bei der Beschie ßung ungefähr 3 Kilometer nordwestlich von Longwy hinter einem Walde. Als wir die Zitadelle von Longwy besichtig ten, fand ich massenhafte Jnfanteriegrschosse mit eingefeilter Spitze und auch Dumdumpatronen. Es ist uns dort sogar die Maschine in die Hände gefallen, mit der die Dumdumge schosse hergestellt wurden. Als ein Trupp von etwa 20 Ge fangenen abgeführt wurde, der nur aus alten Männern und halbwüchsigen Burschen bestand, erkundigte ich mich nach dem Grunde der merkwürdigen Zusammenstellung und erfuhr, daß diese Scheusale Verwundete in unerhörtester Weise ver stümmelt hatten. Für das französische Volk ist es eine Schmach, in dieser, jeder Zivilisation hohnsprechenden Weise Krieg zu führen. In Südwestafrika sind während des Auf standes von den Hereros und Hottentotten keine schlimmeren Scheußlichkeiten verübt worden, als in diesem Krieg von den Angehörigen der Grande Nation, die sich stets mit ihrer Kul tur brüstet. Der Husarenritt eines preußischen Prinzen Ein erstaunliches Reiterstücklein hat ein Sohn des Prin zenpaares Friedrich Leopold vollbracht. Er ist es gewesen, wie erst jetzt bekannt wird, der als erster deutscher Offizier mit einer Patrouille von drei Mann in das noch nicht er oberte Lüttich hineinsprengte, in der linken die Pistole, in der rechten den blanken Säbel. So ritt die tapfere kleine Schar in die Festung und es gelang ihr auch, im gestreckten Galopp eine französische Patrouille von 20 Mann gefangen zu nehmen und sie in das deutsche Lager als erste Sieges beute Heimzubringen. Ter junge Prinz, der sich im Frühjahr in den Offiziers wettkämpfen im Stadion als Sieger hervorgetan hat, hat damit auch im Kriege dem Namen seines Großvaters alle Ehre gemacht. Sonntag, de» «. September 1V14 Beiblatt zu Nummer 807. >! Der dritte Verlust des Hauses Lippe aus dem Schlachtfelde. Ter Prinz Ernst zur Lippe, ein rechter Vetter des regie renden Fürsten Leopold IV. zur Lippe, der zweite Sohn des Prinzen Rudolf und der Prinzessin Luise von Ardeck, ist am Therese, gut gelaunt, und umfaßte zärtlich die schlanke Ge stalt. „Schilt mir unser Kloster nicht." „Tas will ich auch nicht", lachte Rose Marie, und entzog sich der festen, knöchernen Hand, die so kalt auf ihrem rosigen Halse lag. „Alt werden!" Wie ein Grauen überkam es sie plötzlich. „Alt werden, ohne gelebt zu haben." Sie beugte sich plötz lich in liebenswürdiger Abbitte zu Tante Anna hinunter und küßte ihr die weiße, wohlgepflegte Hand. „Du Liebes, du", flüsterte die schöne alte Dame ihr ins rosige Ohr. „Habe keine Angst, dir glückt es vielleicht im Leben. Sei klüger als ich und höre nicht nur auf dein Herz. Gib acht, wenn das Glück an dir vorbeieilt, und ergreife es mit starker, kühner Hand. Nur nicht den richtigen Augen blick verträumen." „Na, da bist du ja", ertönte plötzlich die laute Stimme des Generals. „Willkommen, Botho, du findest uns hier alle versammelt, so wie du uns gerufen hast. Eine famose Idee übrigens, mein alter Junge." „Donnerwetter, wer ist denn das", flüsterte Albert Ro bert zu, als er Marlenes ansichtig wurde, die der Erbonkel feierlich am Arm führte. „Liebe Therese, erlaube, daß ich dich niit Bernhards Tochter Marlene bekannt mache, ihre Eltern konnten sie lei der nicht beg.eiten, da der Vater krank ist. Hier, Marlene, siehst du Seine Exzellenz, General von Tolsdorff, deinen verehrten Onkel Hans, und seine Tochter Rose Marie wir Sohn Albert." „Das ist deine Schwester, Fritz", raunte während dieser feierlichen Vorstellung Robert dem vergnügt dreinschauen- den jungen Leutnant zu. „Ich hätte sie beinahe selber nicht erkannt", gab dieser launig zurück, „so hat sich der Vogel gemausert. Donner wetter noch mal, das hat sich der Vater aber was kosten lassen." „Fritz" rief in demselben Augenblick die Schwester ju belnd. Sie war nur zu froh, an seinem Halse für eine Weile all den kritischen Blicken der ihr so fremden Verwandten zu entgehen. „Laß dich mal anschauen, Kleine. Hast dich ja bild hübsch ausstaffiert. Eine solche erste Garnitur lobe ich mir." In knabenhaftem Uebermut erfaßte er plötzlich auch die Hand von Rose Marie und führte die beiden Mädchen ür» Augen, die in wirksamem Kontrast zu den leicht gewellten, hoch toupierten schneeweißen Haaren standen, ganz kühl zn der Warnenden empor. Sie fühlte nur zu gut, daß ihr ele gantes Aeußere heute die ältere Cousine völlig in Schatten stellte. Hier galt sie mehr als Therese, die ihr im Stift so oft mit ihrer Würde, ihrem Ansehen und ihrem Verstand 'zu imponieren versuchte. Therese war die rechte Hand der Aebtissin, die sich in ihrer Schwäche von der energischen, klugen Stiftsdame völlig leiten ließ. Daher besaß sie großes Ansehen, und ein jeder fürchtete sie. „Ich finde cs sehr rücksichtslos, daß Botho uns nicht hier empfangen hat," sagte Anna ziemlich laut, als einzige Antwort. „Es fehlen noch zehn Minuten an der für das Diner festgesetzten Stunde," entschuldigte Seine Exzellenz den Säumigen. „Ich muß gestehen, daß ich mir bei der ange regten Unterhaltung des Wartens gar nicht bewußt gewor den bin. Rose Marie, hast du Tante Therese die Grüße von Fräulein von Schöneck ausgerichtet?" „Mir sind diese ja gar nicht übermittelt worden, son- dern Albert," rief das junge Mädchen und erhob sich auf einen unmerklichen Wink des Vaters aus ihrem Sessel. Sie hatte sich so prächtig mit Lothar unterhalten, der gar keinen Hehl daraus machte, daß er sie schrankenlos bewunderte. Als sie so durch den Raum schritt in dem gleißenden weißen Atlasgewand, über das ein flimmerndes, durchsich- tiges Gewebe in weichen Falten herniederfloß, und den Kopf mit der dunklen Pracht der Haare so stolz und unbekümmert auf den schlanken, aber doch vollen Schultern trug, blickten sie alle entzückt auf Rose Marie, die die Ueberlieferung von der Schönheit der Tolsdorffschen Frauen wieder zur Wahr heit machte. „Deine Tochter paßt gut zur Hofdame," sagte Therese leise zu dem neben ihr stehenden General. „Zur Hofdame!" Rose Marie, die die Bemerkung ge hört hatte, lachte spöttisch auf. „Warum nicht gleich, so wir ich hier stehe, zur StistSdame." Anna drohte scherzhaft mit dem Fächer und rief ihr zu: „Noch ist nicht aller Tage Abend, Jungfer Uebermut! Mir ist auch nicht gesungen worden, daß ich einmal im Frieden des Klosters meine Tage in beschaulicher Ruhe be schließen würde." „Der Ehre, unserem Stift angehören zu dürfen, muß Im Spittel Roman von Julia Jobst. (S. Fortsetzung) ^Nachdruck verboten.) ' 4. Kapitel. Sie waren alle in dem Saal versammelt und warteten in nervöser Unruhe des Festgebers. Man plauderte, die Jugend lachte auch mal verstohlen auf, wurde aber in ihre»! Uebermut gedämpft, wenn ihre Blicke auf die würdigen Fa milienmitglieder fielen. Therese, die älteste der Stiftsdamen, hatte erst ein gehend die geschmückte Tafel inspiziert, das Menu gelesen und sich voller Genugtuung davon überzeugt, daß sie ihren Platz neben der Hauptperson gefunden hatte, um dann noch festzustellen, daß Anna neben Seiner Exzellenz sitzen sollte. Für das Kind, wie sie so oft die um zehn Jahre jüngere Cousine nannte, eigentlich eine zu große Ehre. Botho war in ihren Augen ein Bauer höheren Grades, denn er besaß anstatt eines Rittergutes nur einen Hof, auch hatte er durch die nicht standesgemäße Ehe in ihrenAugen viel verloren. Aber heute war er nun einmal der Erste, zudem — sie blickte entzückt an ihrem neuen Seidengewand von zartestem Lila hinunter — hatte er mit einem sehr diskreten zarten Schrei ben ein so reichliches Fahrgeld übersandt, mit der Bitte, sich dem bedeutungsvollen Tage zuliebe recht festlich zu schmücken, daß sie seit dieser Stunde zum Staunen aller StiftSdamen nur von ihrem lieben Botho sprach. In Ber lin wurde den beiden Damen noch eine weitere Ueber- raschung zuteil, denn sie fanden auf ihren Zimmern wiede rum ein liebenswürdiges Briefchen vom Vetter, in dem er sie bat, sich als seine Gäste zu betrachten, ihren Aufenthalt zu verlängern und mindestens eine Woche hier zuzubringcn. Dieser Botho gebärdete sich wirklich als Erbonkel, wer konnte wissen, wessen man sich bei ihm noch alles zu versehen hatte. Anna war schon so keck gewesen, von einer in Zu- kunft zu ermöglichenden Badereise zu sprechen. Sie fand es so schick, alljährlich auf einig« Wochen zu verreisen." „Anna," raunte ihr jetzt Therese zu, als sie sich auf dem Sessel neben ihr niederließ, „sei nur nicht zu unternehmend Botho gegenüber. Eine einzige Ungeschicklichkeit kann alles verderben, und Legate sind so leicht rückgängig zu machen. Mr kennen diesen Detter zu wenig." Anna, die in dem hellgrauen Seidenkleid mit den alten Krtegstted. Mel.: LS braust ein Ruf wie Donnerhall. Hurra! Wir Deutschen zirhn in'S Feld, Viel Feind' viel Ehre in der Welt, Drum lasset stolz die Fahnen wehn, Weil uns viel Feinde ring- umstehn! Zu streiten für da- Vaterland : Steht Mann für Mann mit Herz und Hand! Dir gehn draus lo-, Hurra, Hurra, Wir schlagen wie da- Wetter drein, Denn unser bleibt der deutsche Rhein. Zu streiten für das Vaterland Steht Mann für Mann mit Herz und Hand! Wir Sturmwind brausen wir daher Auf Russen und Franzosenwehr, Und blitzend unser deutsches Schwert Auf Englands Söldnerscharen fährt. Zu streiten für daS Vaterland Steht Mann für Mann mit Herz und Hand! In Ost und West, in Nord und Süd Ein heil'ger Zorn daS Volk vurchglüht Für fo viel Trug und Heuchelei: Wie ihr auch dräut, wir bleiben frei! Zu streiten für daS Vaterland Steht MaNn für Mann mit Herz und Hand! Wir machen euren Hohn und Spott Zu schänd', wir fürchten nichts als Gott, Je mehr der Feinde sind im Krieg, Je herrlicher führt er zum Sieg! Zu streiten für das Vaterland Steht Mann für Mann mit Herz und Haud! Bischofswerda, den 5. September. Ll. L ähnlich der, die 1870 Wilhelm I. und die Kaiserin Augusta am Vorabend des Feldzuges umbrauste. Mit militärischer Strenge und Regelmäßigkeit hat.der Kaiser hier gelebt und gearbeitet. Frühmorgens erhob er sich und begann sein Tagewerk mit Arbeit. Kurze Spaziergänge in den Anlagen, ein Spazierritt von genau begrenzter Dauer unterbrachen sie; nachmittags kam auch wohl eine längere Ausfahrt in die weitere Umgebung der Stadt dazu, wobei der Kaiser Gele genheit hatte, die Schönheiten unserer Gegend genauer ken nen zu lernen. Im allgemeinen war Arbeit die Losung. Die Schlachten in Lothringen. Berlin, 4. September. (W. T. B.) Ueber die Schlach ten in Lothringen gibt der Kriegsberichterstatter der „B. Z. am Mittag" unter dem 1. September noch folgende Einzel- heiten: Die Heeresleitung mußte den Feind in die deutschen Grenzlande vorlocken, da der Feind nicht unter dem Feuer der schweren Geschütze seiner Festungen geschlagen werden konnte. Deshalb erfolgte das vorübergehende Zurückziehen der in Lothringen befindlichen deutschen Armee. Unsere Soldaten gingen mit dem größten Widerwillen zurück vor dem zwischen Nancy und Belfort vorgehenden Franzosen, die sich schon mit ihrem Siege brüsteten und in den Pariser Blättern als die Herren Lothringens preisen ließen. Am 19. August endete das Zurückweichen auf der Linie Mor- ville—Mörchingen, Bensdorf, Pfalzburg. Am 20. August gingen die Deutschen plötzlich zum Angriff über und warfen die vollständig überraschten Franzosen stellenweise bis 15 Kilometer über die Linie Delme—Chateau—Salins—Mar- sal—Bispingen zurück. Die an den Kämpfen besonders be teiligten Bayern mußten offenes Gelände meh rere Kilometer weit unter dem französischen Geschützfeuec der auf -en Anhöhen ausgezeichnet aufgestellten Batterien durchschreiten. Am 21. August erneuerten die Truppen des Kronprinzen von Bayern -en Angriff, warfen die Franzosen zurück und nahmen nach ungeheuerem erbitterten Kampfe Saarburg wieder. Die deutschen Kräfte drangen dann durch die Vogesen in der Richtung auf Quirin vor. Auch dort fan. den heftige für die Deutschen siegreiche Gefechte statt. Ain 22. August setzten die Deutschen die Verfolgung fort. Ain 24. August wurde -er Donon im Sturm zurückerobert. Jetzt stehen die Deutschen gegenüber Nancy vorwärts LunSville, den geschlagenen Feind immer noch verfolgend. Am 30. August wurde ein französischer Vorstoß in der Richtung Gerbeviller-Mayen abgewiesen. Das am 28. August gefal lene Fort Manonvillers ist das stärkste der Welt. Es konnte trotzdem unserer schweren Artillerie nicht Stand halten.