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Der sächsische Erzähler : 30.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-191408308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19140830
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19140830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-30
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 30.08.1914
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' Der Sächsische Erzähler. Seite 7. M4. ' solch einem jftnde, .. . Kriegsdiszi- Liebling des Berlin, von eilen Licht. Die lie- te, strahlten ihn an, g, wie es früher der die ganze Stube voll nun saß die Mutter essen hatte, dicht ne ustem Druck, und die «n runden Tisch ge lt tief in die Augen len aneinander. ES -r, sich wieder in die hierher gefahren war. m die Mutter vorzu wartete auf Marias Frauenart erst War an ihrer Toilette zu Sahnhof." du so früh hinaus?" uer, im Sommer ist mn schon um sieben ifstehen. Du glaubst der Morgenfrühe ist. nen und nur zu froh, annahmen." ichttreu erfüllt. Wo Er sah nur in das > dachte: „Wie glück- hr deine Straße hät- «e." Botho." l?" : dir. Es quält ibn ahe wie ein Bruder, nziellen Verhältnisse an mit Genugtuung dazu beitragen, das rpers im Auslande das deutsche Weib ihm Hekuba. Ja, allgemein war, selbst in sonst nicht eben niedrigstehenden Kreisen, ein gewisser Kultus mit den Zitronenfarbenen eingerissen: man ritz sich förmlich um sie. Das galt speziell noch von unseren sogen, „möblierten" Vermieterinnen. Bekamen sie einen Japss dann wurde der arme Fremdling bemuttert, als mutzte man ihn in Watte wickeln. Jetzt haben s ie sie eingewickelt, denn in der Stille, lange vor Beginn unseres Feldzuges, haben die ewig lächelnden, verschlagenen Burschen, denen von Tokio frühzeitig heimliche Winke gegeben worden waren, sich gedrückt, zumeist ohne Zimmer und Kost bezahlt zu ha ben. Sie können sich denken, in welchen Tönen elementar ster Entrüstung eine richtiggehende Berliner Vermieterin, so eine berufsmähige, die in Ehren als solche ergraut ist, sich nunmehr vor allem mitfühlenden Nachbarvolk über die Ent wichenen vernehmen lätzt. Kriegsfreiwillige Amazonen korps, aus den Reihen dieser nunmehr leidtragenden würdi gen Frauen dermaleinst, für die Abstrafungs-Expedition nach dem fernen Räuberland rekrutiert, würden dort alle ihre antiken Vorläuferinnen inr femininen Kriegsdienst durch Wunder der Tapferkeit in Schatten stellen. Uebrigens eine kleine Genugtuung gab es doch noch für sie, die von den Gelben, sei es moralisch, sei es materiell eingeseift wurden. Man hat von Japanern noch eine ganze Menge, wie hinter her erst verlautbart, vor den Bahnhöfen durch Schutzleute festnehmen können und in jenem bewußten roten Palais am Alexanderplatz einlogiert, das dem Berliner besonders als Zielpunkt der grünen Wagen eine „landläufige" Vorstel lung ist. . . . Den Kriegsgeschehnissen und Kriegsbitternissen aller Art gegenüber bleibt die Haltung der Reichshauptstädter tadellos bis in die Berliner — Zunge. Man hält sich wür dig, schwatzt nicht unnötig, geht beispielsweise mit schmer zender Verachtung an der japanischen Botschaft vorüber, richtet sich stramm auf vor dem Schloß, um der Kaiserin, der Kronprinzessin zu huldigen, wenn neue Siegestelegramme in der Seele brennen, zieht dann ruhig weiter, zur Arbeits stätte oder dem Arbeitsnachweis: Ein nach Kopf und Herz trefflich diszipliniertes Volk. Am Schutzmann — das muß noch „historisch" festge stellt werden — hat alle Welt, selbst die, die ihm sonst nicht eben ungern eins am blauen Rock zu flicken liebten („Blau koller"), unter der Wirkung der vielgestaltigen Heilswahr heiten dieses erziehenden Krieges besonders gründlich um- Zeitgemähe Betrachtungen. Aus ernster Zeit. — Biel Feind, viel Ehr! Die Feinds wuchsen um uns her, — die nur den Tod geschworen, — drum heißt es jetzt: Viel Feind, viel Ehr, — der Mut geht nicht verloren! — Der deutsche Mut, das deutsche Schwert — sie haben sich schon ost bewährt, — nun halten sie aufs Neue — die Nibelungentreue! Der Habsburg- und der Zollern-Aar — umringt von allen Seiten, — das Vaterland o vor seiner Besitz, unseren Truppen zer.! aus Togo und aus »arten. In Deutsch, ia. Rach englischen ffensive ergriffen und ichtung auf Upingtoi, unseren Besitzungen vor. er Gegner, iß unsere finanzielle icht zurückstebt. Die ung, wie die Grün. Kreditbanken genügen, verhindern. Während ld nach der Mobil- atoriumS gezwungen : Finanzwirlschaft zn g eines allgemeinen m das vielgepriesene bestellt ist, ei kannte deutlich. Frankreich > Centimes, 1 und 2 ite die Trostlosigkeit besser charakterisiert! ankreich nur noch in lm die geldliche Lage! anen, muß man sich Staatsschuld 26 750 »rliche Zinsenlast von! ösische Rente befindet! leinerer Kapitalisten.! igen wird, wenn die! in vollem Umfange! «erden, läßt sich un I ion", die so oft über! gelt allem Anscheine! a politischen, sondern! entgegen. e kann man kaum! sind heute, wenn sie! den inneren Markt I nie in der Lage und! elen Gouvernements I at Rußland jährlich! nleihen aufzubringen,! n will. Erhöht wird! l sein Getreide, mit! ntlichen Teil seiner! >z geringem Umfangs! seine Finanzwirlschaft! rter der Einwirkung! raten. Die Tatsache,! a englischen Häusern! spricht Bände. Auch! zwangsweise Papier-1 Berliner Brief. Die Stimmung am vierten Kriegssountag. — Kron- prinzeu-Sieg und Abschütteluag der Japse. — Der über wundene Kultus mit den Zitronenfarbenem — Ei« Ama- zoueukorps aus Berliner Bermieterimuen! — Vorschlag zur Mobilmach,mg von übermorgen. — Berliner plia an Kopf und Herz. — Der Schutzmann: Volkes. — Die ostpreußischen Flüchttinge in Herzen liebe Gäste. — O der großen Zeit! Kein Kriegssontag ohne ein kriegerisches Erleben. Am letzten Sonntag stand die Reichshauptstand unter der gewal tigen Wirkung des Sieges unseres j Kronprinzen, der Ströme von Begeisterung entfesselte, zu jubelnden Kund gebungen der Kaiserin wie der Kronprinzessin gegenüber führte. Daneben zischte in der Bevölkerung der Grimm und die Verachtung gegen das gelbe Teufelspack, das sich lange Jahre hindurch an uns bis zur militärischen, wissen schaftlichen und wirtschaftlichen Sattheit als reichlich ver wöhntes Gastvolk wie ein Schwamm vollgesogen hat und- nun sich erstecht, uns das hochkultivierte Kiautschou zu räu bern. Mit knirschender Genugtuung vernahm man aus den Extrablättern, was eigentlich selbstverständlich war: Unsere Regierung hat auf das Erpresser-Ultimatum keinerlei Ant wort zu geben, als daß sie -em Botschafter der Asiaten seine Pässe zustellt. Wenn Nichtachtung töten könnte, wären die Japse erledigt, da ihr verbrecherisches Verlangen von der Regierung mit „eisigem" Fußtritt abgeschüttelt wurde. In- dessen gehört aber auch diese bittere Pille „Japs" zu den mancherlei heilsamen Erkenntnissen, di« uns der Krieg, die ser stetig wachsende Krieg, aufnötigt, damit wir umlernen, umdenken. Wie sind die tückischen Asiaten gerade hier in Berlin im öffentlichen wie im Privatleben fort und fort ver himmelt und verhätschelt worden. Familienanschluß hat man -en in unserer Haupt-Ka-ettenanstalt, in den Univer sitäten, Kliniken, Fabriketablissements usw. unbedenklich, als wären sie unseres Blutes und wahrhaftigen Wesens, zu gelassenen gelben Kulturborgern gewährt, Freundschaften desgleichen selbst in Kreisen, die sonst sich sehr wohl zu distanzieren wissen. In den teuersten DergnügungSetablis- sements und Restaurants hat man sehr oft so einen kleinen schlitzäugigen Gelben neben einer hochgewachsenen blonden Berlinerin sitzen sehen, verstaut, ungeniert von Rassen scham: ihr „Verhältnis". Fuhr der Gelbe wieder heim, war heiratet oder vornehmlich Ernährer von Familienangehöri gen find. Diese Unterstützung beträgt z. B. für die Ehefrau eine» Einberufenen im allgemeinen 2b M. monatlich und für jedes Kind bis zu 15 Jahren 6 M. monatlich; der Höchstbetrag der Unterstützung für die Ehestau und die Kinder zusammen beläuft sich auf 50 M. monatlich. Auch gewissen anderen Angehörigen läßt die Staatseisenbahn. Verwaltung ihre Unterstützung zu Teil werden. Zu diesen von der Eisenbahnoerwaltnng freiwillig unternommenen Bei. hülfen steten außerdem nach Befinden diejenigen Unter stützungen, die allgemein aus Grund reichsgesetzlicher Vorschrift den Familien der in den Kriegsdienst eingetretenen Mann, schäften im Falle der Bedürftigkeit zu gewähren sind. Die Dienststellen der Staatseisenbahnverwaltung sind noch be sonders angewiesen worden, den Angehörigen der einberufenrn Eisenbahnbediensteten bei Abfassung ihrer Gesuche um Ge- Währung der Reichsunterstützung erforderlichenfalls an die Hand zu gehen. Es ist also für die Angehörigen der Eisen, bahnarbeiter in weitem Maße Fürsorge getroffen worden. Opfer muß in den jetzigen ernsten Zeiten jeder bringen und Einschränkungen in der Lebensführung bleiben den weitesten Kreisen nicht erspart. Sollte in einzelnen Fällen wirklich Not einsteten, so ist die Staatseisenbaynverwaltung in der Lage, durch außerordentliche Unterstützungen helfend einzu. greifen. Pirna, 29. August. An Bord der „Stralsund", die in Gemeinschaft mit der „Straßburg", den kühnen Husaren streich gegen englische Schiffe ausführte, befindet sich auch ein Pirnaer. Bon dem LandSmanne geht dem „Pirn. Anz." ein Feldpostbrief zu, in dem er den Vorgang näher beschreibt: Der Brief lautet: Um meinen Pirnaer Landsleuten von unserem ersten Matrosenstreich etwas erzählen zu können, soll der „Pirn. Anz." mir bitte behilflich sein ; denn sonst erfahren meine Pirneschen Landsleute doch so wenig von uns. Also wir fuhren am Montag früh raus, um an die englische Küste zu gelangen. Die „Stralsund", auf der ich selbst bin, und die .Straßburg' sind beide „tipp topp." Gegen 1 Uhr nachts durchbrochen wir die feindliche Vorpostenkette, ohne bemerkt zu werden. Gegen 5 Uhr keuzte ein feindlicher Flieger, der uns jedenfalls verraten hat, denn auf einmal tauchten am Horizonte 16 englische Torpedoboote und 2 Kreuzer auf. Jetzt gings natürlich los. Alarm, 1, 2, 3 stand alles auf seinem Posten, rin jeder mit dem Gedanken: „Ran an den Feind", haut dem Lukas die Krücken ab. Wir feuerten, was wir konnten. Die Engländer schossen schlecht, denn wir bekamen keinen Schuß. Wir zerschossen 2 Torpedoboote und die „Straßburg" 2 Unterseeboote. Die anderen flohen in alle Winde. Sie mochten wahrscheinlich kein deutsches Pulver mehr riechen. Mit Gruß an die Pernschen. Rochlitz, 29. August. Als Kriegsfreiwilliger im Alter von 68 Jahren angenommen wurde ein ehemaliger Insasse des Veteranenheims in Wechselburg, der jetzige Privatier Fritz O. Werner daselbst, der als tüchtiger Fußtorist be kannt ist. Er ging nach dem belgisch-französischen Kriegs- schauplatze als Kolonnenführer ab. Pr.201. > - An» Sachsen. Dresden, 29. August. Se. Majestät der König hat sich, wie bereit» mitgetnlt worden ist, da» schwere Opfer auferlegt, vom Kriegsschauplätze zunächst fern zu bleiben, um während der Ope.ationen Stäbe und Truppen nicht zu stören. Se. Majestät sieht einer Mitteilung über den Zeil- punkt entgegen, wenn fern Besuch un Großen Hauptquar tier unb eine Begrüßung der sächsischen Truppen im ^elde erwünscht ist Dresden, 29. August. Die Dresdener Volkszeitung be- spricht in ihrer am 21. August d. I. erschienenen Nummer 192 die Maßnahmen, die die Staatseisenbahuverwaltung zur Unterstützung ihrer zum Kriegsdienst einberufenen Be amten und Arbeiter, sowie deren Angehörigen getroffen hat, und stellt insbesondere fest, daß die Beamten und die Arbei ter verschieden behandelt werden. Hierzu ist zunächst zu bemerken, -atz im allgemeinen die hier einschlagenden Ver hältnisse für die Beamten rechtlich in zwingender Weise ge regelt sind, und die Verwüstung nicht in der Lage ist, hieran etwas zu ändern. Nach 8 66 des Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874 in der Fassung vom 6. Mai 1880 sollen nämlich Staatsbeamte durch ihre Einberufung zum Militärdienst in ihrem bürgerlichen Dienstverhältnis keinen Nachteil erlei- den, und die aus ihren Stellen sich ergebenden Ansprüche bleiben ihnen in der Zeit der Einberufung zum Militär dienst gewahrt. Eine wichtige Einschränkung dieser Bestim mung ergibt sich aber aus der weiteren Vorschrift, daß den Einberufenen, wenn sie Offiziersbesoldung erhalten, im all gemeinen der eine Betrag derselben auf die Zivilbesoldung angerechnet werden kann. Von dieser Möglichkeit ist nach einer vom Sächsischen Gesamtministerium erlassenen und im Gesetz- und Verordnungsblatt veröffentlichen Verordnung vom 15. Dezember 1888 gegenüber den Staatsbeamten, wel che in Folge einer Mobilmachung zum Militärdienst einbe rufen werden oder freiwillig einsteten, Gebrauch zu machen, und zwar geschieht dies in der Weise, daß den Beamten, wel che die Besoldung eines Offiziers oder oberen Beamten der Militärverwaltung erhalten, im allgemeinen sieben Zehntel der Kriegsbesoldung auf das Zivildiensteinkommen ange rechnet, d. h. von diesem abgezogen werden. Günstiger ge stellt sind die nicht in der Stelle eines Offiziers oder oberen Militärbeamten befindlichen einberüfenen Zivilbeamten, denn ihnen wird autzer der Militärlöhnung das persönlichs Diensteinkommen aus ihrer Zivilstellung unverkürzt fortge währt. Wird also z. B. ein Weichenwärter, ein Zugschaffner usw. zum Kriegsdienst einberufen, so leidet er an seinem Zivildiensteinkommen keine Einbutze, obgleich er auch im Militärdienst Löhnung bezieht. Diese, wie gesagt, auf zwingen der rechtlicher Grundlage beruhende Regelung ist allerdings für die betreffenden Beamten sehr günstig, man wird sich dessen aber freuen können, zumal da diese wohlwollende Re gelung vorwiegend Unterbeamten zu teil wird. — Was nun die bei einer staatlichen Verwaltung beschäftigten Arbei ter betrifft, so besteht keine Vorschrift irgend welcher Art, Lie ihnen einen Anspruch auf Fortgewährung ihres Lohnes nach erfolgter Einberufung zum Kriegsdienst gewährleistet. Trotzdem zahlt die Staatseisenbahnverwaltung allen ihren zum Kriegsdienst einberufenen Arbeitern, auch den unver heirateten, für den Einberüfungstag und die darauf folgen den 14 Tage den vollen Lohn aus. Nach Ablauf dieser Frist übernimmt aber die Staatsbahnverwaltung auch noch die Unterstützung der Angehörigen, und zwar von denjenigen einberufenen Staatseisenbahnbediensteten, die entweder der- >> 1914. gelernt. Der radelnde Schutzmann, der auf Weisung vom Schloß oder vom Oberkommando das neueste Siegestele gramm öffentlich verkündet, der „klebende" Schutzmann, der die Siegesbotschaft an die Litfaßsäule heftet, der „kom mentierende" Schutzmann, der wegen der jeweils „verschobe nen" militärischen Lage auf der offenen Straße, auf Posten von Kriegstudenten beiderlei Geschlechts angerufen wird und unsagbar milde lächelnd still hält, — sie sind jetzt „stehende" Figuren des Stratzenlebens und so recht die Lieb linge des (zurückgebliebenen) Volkes, den: es nicht vergönnt ward, ebenfalls die Waffe zu führen . . . Reiche Ueberschüsse an Sämaritergesinnung liegen noch . immer, so sehr auch das Rote Kreuz und die sonstigen mu sterhaften Organisationen der Kriegs-Liebeshilfe in dieser Bziehung schon geschärft haben, wie breite Goldadern in der Seele des Berliners geboren. Das zeigte sich eben jetzt wie der, als die Truppe flüchtiger Ostpreußen, Schutz und Ob dach suchend, an die Tore der Reichshauptstadt pochten. Weit auf hat man ihnen die getan und die Herzen, die Hände dazu. Die Zentralstelle im Reichstag hat nicht ver- gebens gebeten, ihre ostpreutzischen Landflüchtlinge in Quartier und Beköstigung zu nehnien. In Scharen pilger ten die Berliner und Berlinerinnen hinaus nach der Prenz lauer Allee und der Fröbelsstaße, wo das erste Biwak der von den Mordbuben von Kosaken aus Haus und Hof ver triebenen Einwohner sich befindet, »cm sich Gäste, ungebetene und doch ach von ganzem Herzen willkommene, gleich ins eigene Heim mitzunehmen mit Sack und Pack. Und diese selbst, die mannhaften Söhne der Ostmark, wie Helden der Antike, stehen sie aufrecht da: Man klagt trotz allem nicht, man knirscht höchstens un- betet auf gut ostpreutzisch zu sei nem Gott um Vergeltung an Feinden, die so fürchterliche Greuel an der Grenze getan haben. Inzwischen aber sind diese Ostpreußen, wie unsere Heeresleitung und das Gros der Bevölkerung, abhold jeder Schwarzseherei und voller Vertrauen, daß wir auch da draußen bald die Ueberhand des Siegers gewinnen und ihnen alles werden gutmachen kön- nen, was nach dem Gebot der Schicksalsstunde das Vaterland von ihnen als einstweilige Opfer hat annehmen müssen. O der großen, die Herzen und Hirne so ganz, so sieghaft schön erfüllenden Zeit des Kampfes um unser Alles! Kind und Kindeskinder, denen wir durch Leid und Opfer ohne Zahl den Vaterlandsboden jetzt ebnen, werden noch davon singen und sagen! . . . ist in Gefahr, — drum Brüder laßt uns streiten! — Hin aus, es gilt ein hohes Ziel, — denn draußen stehn dreimal so viel, — sie haben uns belogen, — verraten und betrogen! Der Rufs', der Brite, der Franzos, — der Belgier, der Serbe, — selbst Montenegro knattert los, — aus daß er uns verderbe, — doch fürchten sie, sie schaffens nicht, — drum setzen sie den gelben Wicht — aus Asien in den Glau ben — hier gibt es was zu rauben! Was dem einst Gutes widerfuhr — dankt er mit Schimpf und Schande, — er lernte Bildung und Kultur in unserem deutschen Lande. — Nun übt er Einbruch und Verrat, — der hinter- list'ge Asiat; — so hetzt des Briten Schwindel — auf uns das Raubgesindel! Fürwahr, sie sind einander wert, — sie schützen das Gelichter, — und haben dadurch sich er ¬ klärt — als der Kultur Verächter. — Doch komme, was da kommen mag, — einst kommt wohl der Vergeltungstag — und steht die Welt in Flammen, — wir brechen nicht zusam men! — — Und ist das Vaterland in Not, — schärft jeder gern den Degen, — dann zieht das letzte Aufgebot — dem Feinde kühn entgegen, — dann tritt in die bewehrten Reih'n — der Jüngling, wie der Graubart ein — dann wie der Schwur erschallen: Wir siegen oder fallen. Dann braust ein Ruf wie Donnerhall — aus rauhen Landsturm kehlen, — dann rächen wir den Ueberfall — und keiner mag mehr fehlen! — Wenn so entflammt in heilger Glut — ein Volk ersteht in Todesmut — kann es kein Feind gefährden — da muß der Sieg ihm werden! A. I. Wem gehört das Geld? Alle jene, welche Ansprüche erheben können, wollen sich mit Bei legung von 30 Pfg. Marken für Antwortporto und Schreib gebühren an die Geschäftsstelle unserer Zeitung wenden. Diebeigefügte Nummer ist anzugeben. — Nachdruck verboten. 350. Wer kann Erbrechte geltend machen an den Nach laß des verschollenen und für tot erklärten Gütlerssohns Kaspar Fuchs aus Geisenhausen? 351. Unbekannt sind die Erben des schon 1893 gestorbe nen Büdners Ignatz Chajewski, zuletzt inWymyslowo wohn haft gewesen und von dort aus verschollen. 352. Gesucht werden die unbekannten Erben des Zim- mermanns Gustav Bosse. Dieser wurde 1849 in Quedlin burg geboren, lebte später in Osterwieck a. Harz, und ist seit dem verschollen. 353. Erben werden gesucht — es kommen jedenfalls- nur entfernte Verwandte in Betracht — für den Nachlaß des Rentiers und Hausbesitzers, früheren Gastwirts Leopold Becker. Er wurde 1840 in Dessau geboren als Sohn des dort ansässig gewesenen Bürgers und Zimmerpoliers Gott lieb Becker und dessen Ehefrau Henriette geb. Berger. 354. In einer Erbschaftssache werden als Miterben ge sucht: 1. Klaus Bollmann, Sohn des 1844 in Heisterende ge- storbenen Tierarztes Hans Heinrich Vollmann, oder seine Abkömmlinge. Der Klaus B. soll angeblich schon 1867 als Droschkenkutscher in Altona gestorben sein, doch ist genaues darüber ebenso wenig bekannt wie über etwaige Abkömm linge. 2. Abkömmlinge einer 1801 geborenen Katharina Bollmann. Diese ist in der Gegend von Honst-Hahnenkamp in Schleswig-Holstein mit einem Mann verheiratet gewesen, von dem nur der Vorname Heinrich bekannt ist. 3. Ein Bruder der Erblasserin Witwe Elsabe Bollmann geb. Egger stedt, namens Simon Eggerstedt oder dessen Abkömmlinge. 355. Wer kann Erbrechte geltend machen an den 'Nachlaß des Josef Walleitner, etwa um 1820 in Tettenhausen ge-
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