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Nummer 1S5. Sonntag. 23 August 1811. »8. Jahrgang. Der SächstlHe -Lrznljler Mschofswerdaer Hageötatt. Amtsblatt »er Königliche« Amtshauptmannschast, der Kö»igliche» Schulinspektion ««d des königlichen ^auptzollamtes zu Vautzen, sowie des königlichen Amtsgericht» und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Auzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. erscheint seit sS^6. Telesr-Adr.- Amteblatt. Zernsprecher Nr. 22. MU de« wöchentlichen Beilagen: Dienstags: Belletristische BeUage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustrierte» Souutagsblatt. Erscheint jeden Werktag abend« für den fotzenden Tag. Der Be- »ogsprei» Ist einschließlich der 3 wöchentlichen Beilagen bei Abholung «der Expediton merteljährltch 1 Mk, SO Pfg., bet Zustellung M» Hau« 1 Mk. 70 Pfg.; durch dte Post frei in« Hau« viertel« führttch 1 Mk. V2 Pfg., am Postschalter abgehott 1 Mk. SO Pfg. 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Durch Extrablatt und im größten Teil unserer gestrigen Nummer haben wir die frohe Kunde von dem großen Siege bei Metz verbreitet; geben wir die Meldung nochmals wieder. Berlin, 21. August (Amtliche Meldung) Unter Führung Sr. Kgl. Hoheit des Kronprinzen von Bayern haben Truppen aller deutschen Stämme gestern in Schlachten zwischen Metz nnd den Vogesen einen Sieg erkämpft. Der mit starken Kräften in Lothringen vordringende Feind wurde aus der ganzen Linie unter schweren Verlusten znrückgeworseu. Viele Tausende Gefangene und zahlreiche Geschütze find ihm abgenommen worden. Der Gefamtersolg lätzt sich noch nicht übersehen, da das Schlachtfeld einen größere« Raum einnimmt, als in den Kämpfen von 1870/71 unsere gesamte Armee in Anspruch nahm. Unsere Truppen, be seelt von unaufhaltbarem Drange nach vorwärts, folgen dem Feinde und fetzen den Kampf auch heute fort. Die Franzosen auf -er Flucht. Neber den Erfolg des großen Kampfes ging uns heute früh noch folgende amtliche Meldung zu: Berlin, den 22. Aug., 4,40 vorm. Die von unseren Truppen zwischen Metz und den Vogesen ge schlagenen französischen Truppen sind gestern verfolgt worden. Der Rückzug der Franzosen artet in Flucht aus. Bisher wurden mehr als zehntauserrv Gefangene gemacht und mindestens SO Geschütze erobert. Die Stärke der geschlagenen feindlichen Kräfte wurde auf mehr als acht Armeekorps festgestellt. Auf geschichtlichem Boden. Die deutschen Truppen haben Brüssel besetzt und entfal ten ihre Streitkräfte auf dem geschichtlichen Boden Belgiens. Dort, wo Deutsche und Briten im 18. Jahrhundert bei Ramillies und Oudenarde siegreich die Franzosen aufs Haupt schlugen, wo im 19. Jahrhundert Deutsche und Britenbei Belle-Alliance und Waterloo den Hunderttage- Nachttraum des großen ersten Napoleons zunichte machten, dort dröhnt der Boden von den Hufen der Rosse deutscher Kavallerie, und deutsche Infanterie und Artillerie erneuert den alten Waffenruhm. > Am gleichen Tage haben deutsche Truppen aus allen deutschen Stämmen unter dem Befehl des bayerischen Kron prinzen den ersten großen Schlag gegen die Franzosen ge führt. Ter historische Boden von Metz, wo die Tapferen von Vionville-Marslatour, von Gravelotte-Saintprivat in ihren Heldengräbern schlummern, sah wieder siegreiche deutsche Krieger und große Siegesbeute und fliehende Franzosen. Aber nicht nur bei Metz tobte die Schlacht; das Schlachtfeld war weit ausgedehnter als im Jahre 1870; denn Schlachten der Neuzeit nehmen Riesenräume ein. Während bei Grave- lotte die Schlachtreihe der Deutschen 20 Kilometer lang war, nahm die deutsche Front bei diesem ersten großen Siege — Metz bis zum Wasgenwalde — die Riesenstrecke von 100 Kilometer ein. „Auf der ganzen Linie wurde der mit star ken Kräften in Lothringen vorgedrungene Feind unter schweren Verlusten zurückgeworfen. Viele Tausende von Ge fangenen und zahlreiche Geschütze sind ihm abgenommen." Durch ganz Deutschland nahm die frohe Siegesnach- richt ihren schnellen Lauf und löste eine große Begeisterung aus. Auch unser Verbündeter wird an dieser Freude teil nehmen und mit seiner bekannten Schneidigkeit und Tapfer keit nach Süden, Norden und Osten weiter Vordringen, wett eifernd mit unserem braven Heere. Unsere Freunde aber in anderen Ländern werden neue Zuversicht schöpfen, un sere Feinde hingegen in Rußland und England gelähmt wer den im kühnen Flugelschlage ihrer Hoffnungen, ihrer Liigen- siege. Wohl wird dieser Sieg viel Trauer in so manchem deutschen Hause Hervorrufen, aber unsere deutschen Brüder sind nicht umsonst gefallen. Das Vaterland ist ja gerettet! Unaufhaltsam wird die Sturmflut der deutschen Armeekorps das schöne Frankreich bald ganz überschwemmt haben und ihm für viele Jahrzehnte Revanchelust und Friedensbruch verleiden. Die Zeit des deutschen Zornes, der deutschen Kraft ist angebrochen. G Berlin, 22. August. (W. T. B.) Unter der Ueberschrist: Alldentschlands Waffentat! schreibt die „Voss. Zig.": Die Spannung, die über dem deutschen Volke lag, hat sich gelöst. Ter erste große Sieg über die Franzosen ist verkündet wor- den unter Jubel und Begeisterung. Man hatte ihn erwar tet. Man zweifelte nicht, daß die Heeresleitung init jener Ruhe, die man seit dem ersten Tage der Mobilmachung allenthalben bewunderte, eine schnelle Entscheidung vordere,- tet hatte und daß der unübertreffliche Geist unserer Trup pen die erfolgreiche Ausführung jedes Planes ihrer Führer verbürge. Wenn man in die Vergangenheit zurückblickt, mag man staunen, wie schnell sich die folgenschweren Ereig nisse vollziehen. . . . Viel Blut ist auch auf deutscher Seite geflossen. Ohne große Opfer kein großer Sieg! Ehre den wackeren Kriegern, die, beseelt von unaufhaltbarem Drange nach vorwärts, wie es in der amtlichen Meldung heißt, den Kampf weiter führen, bis der Sieg endgültig bei den deut schen Fahnen bleibt und ein ehrenvoller Friede errungen ist. Möge dieses Ziel bald erreicht werden. Nach der Schnellig keit der ersten Erfolge wird man sich in der Hoffnung gc- fcstig: fühlen, daß dieser Wunsch in Erfüllung gehe. Die „Morgenzeitung" sagt: Es handelte sich um die erste große Feldschlacht, eine Schlacht, die von entscheidendem Einfluß auf die Fortführung des Krieges sein muß. In der „Rundschau" heißt es: Mit Genugtuung wird Alldeutschland vernehmen, daß eS Trupp-m aller deutschen Stämme waren, die dieses neue SiegeSband um die schwarz- weiß-rote Fahne wanden, nut Stolz und Freude, daß Bayerns Thronfolger alle diese Stämme unter seiner Füh rung vereinigte. Tas „Tageblatt" führt aus: Man freut sich ganz beson- ders, daß Regimenter aller deutschen Stämme unter dem bayerischen Königssohn vereinigt waren. Das schweiße die Kameradschaft noch enger zusammen. Das Band gemein samen Erlebens auf dem Schlachtfelde sei nicht mehr zu zer reißen. In dem „Lokalanzeiger" wird von einem grellen Blitz gesprochen, der vernichtend einsclsiug in die Massen der fran zösischen Eindringlinge, die schon die Hoffnung hegten, in ein ungeschütztes Süddeutschland einmarschieren zu können. Und wie 1870 war es ein Kronprinz, den Gott begnadet hatte zur Führung der siegreichen Truppen, der Söhne auS allen Gauen Germanias. Es war der Kronprinz unseres lieben Bruderstammes der Bayern, der zukünftige Herrscher eines Landes, dessen Bundcstreue anzuzweiseln Franzosen und Engländer sich vermessen hatten. In der „Post" liest man: Der Kronprinz, des zweit größten Bundesstaates, der vier deutsche Truppen aller Stämme zum Siege geführt lmt, ist ein Sproß aus dem ruhmreichen Witteiobackrer Hause, dem es im Kriege von 1870 nicht vergönnt war, dem deutschen Volke einen Heer führer zu stellen. Mit Begeisterung wird man gerade dies in Preußen und ganz Norddcntschland anfnehmcn. Die Herzogin von Braunschweig verkündet den Sieg. Braunschweig, 22. August. (W. T. B.) Tie Braun- schweigisciie Laudeszeitung meldet: Der Kaiser richtete an die Herzogin von Braunschweig folgendes Telegramm: „Gott der Herr hat unsere braven Truppen gesegnet nnd ihnen den Sieg verliehen. Mögen alle bei uns da- heim ihm auf den Knien unsere Dankgrbete darbringen. Möge er anch ferner mit uns sein und mit unserem gan zen Volke. Dein treuer Vater Wilhelm." Alsbald nach dem Eingang der Siegesnachricht bestieg sic ein Automobil und fuhr durch die Straßen der Stadt, überall freudigen Gesichts selbst die Kunde von der herr lichen Waffentat dem Volke kund zu geben, bevor noch die Zeitungen imstande waren, die Extrablätter herapszugeben. Im Nn waren die Häuser der Stadt reich beflaggt.