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Praktischer Ratgeber auf allen Gebieten der Landwirtschaft. (Tierzucht, Feld-, Wesen-, Obst- und «artenbau.) Kberlsuflhrr Usnöwirtschsfiliches Wochenblatt. t. -»»cm««»»«» E4 Ker Sächsische Landwirt. Erscheint jedm Donnerstag.—Bezugspreis vierteljährlich 50 Pfg.—Die Abonnenten des »Sächsischen Erzähler" erhalten das Blatt gratis. — Druck und Verlag von Friedrich May. Landwirtschaftliche Rückschau u. Ausschau. Schwer herein schwankt der Wagen, kornbeladen; Bunt von Farben, auf den Garben liegt der Kranz. Und das jlinge Volk der Schnitter fliegt zum Tanz, heißt es in der Glocke. Mit Gottes Hilfe ist es uns gelun gen, die Ernte zu bergen. Viel bereitwillige Hände haben sich gefunden; was ihnen an Uebung abging, hat der gute Wille ersetzt, der auf beiden Seiten vorhanden sein muß, auch bei den Landwirte«. Vom Erntejubel werden wir nichts merken, Mars regiert die Stunde und unsere Herzen und Sinne sind unempfindlich gegen alles andere. Wir sind in». Geist bei denen, die Deutschlands Ehre, unser Heim und un ser Glück schützen. Ihr Schmerz ist unser Schmerz, und nur was sie freut, kann auch uns erfreuen. Sieg ist es, was sie und wir wollen, und Gott gebe, daß unsere Helden bald zu rückkommen nach vollbrachtem Werk, dann wollen wir mit ihnen Erntefest feiern. Natürlich werden die Getreidepreise vom Krieg beein flußt, irgend welche Betrachtungen über die Preisbildung sind aber müßig. Soviel kann der Landwirt als sickier an nehmen, daß er auskömmliche Preise erhält. Auf Spekula tionspreise rechnet in dieser Zeit kein ehrlicher deutscher Mann, rind die behördlick>en Maßnahmen werden verhin dern, daß Nahrungsmittel-Wucher getrieben wird. Tie Si tuation dürste es verlangen, daß der Drusch des Getreides beschleunigt wird. Hoffentlich genügen die ungelernten Ar beitskräfte und stehen lange genug zur Verfügung, um noch recht viel Herbstfntterbau betreiben zu können, auch die Win tersaat richtig vorzuberciten. Die Gefahr, die der Koloradokäfer zu bringen schien wird beseitigt sein, aber selbst die großen Nöte, in denen un- ser Volk sich jetzt befindet, dürfen unsere Wachsamkeit gegen über diesem schlimmsten Kartosfelfeind nicht ablenken; denn jetzt heißt es für die Landwirtschaft, ibr Hobes Amt der Nah- rnngsmittelversorcmng voll und ganz ansznüben und alle Hemmungen zu beseitigen, soweit wir können. Tas Beste freilick liegt in Gottes Hand, aber Gott ist unserem Volk immer gnädig gewesen, und er wird es auch jetzt sein. Tie Kartoffelernte wird hoffentlich so groß werden wie im Vorjahre. Erforderlichenfalls dürste durch Einstellung der Spiritusbrennerei und der Stärke- und Zuckererzeu- gung viel Menschen und Tiernahrung frei werden. Lieb' Vaterland magst ruhig sein! Ernte und Aufbewahrung der Kartoffel«. Wenn das Kartoffelkraut abgestorben, also verdort ist, hat die Kartoffelernte zu beginnen. Sie wird in den ver schiedenen Gegenden auf verschiedene Weise ausgefübrt. Ein mal werden die Kartoffeln gebuddelt oder mit einfackvn und besonderen Hacken (Zinkenhacken) ansgesck«rrt. ein ander mal werden sie mit dem Kartoffelauskcbepflug geernier und ein drittes Mal wird die Kartoffelbuddelmaschine bei der Kartoffelernte gebraucht. Hier wird dieÄrbeit in Akkord aus geführt, dort ist dabei der Tagelohn üblick. Das Kartoffel buddeln geschieht gewöhnlich in Akkord, namentlich dann, wenn eine reiche Ernte vom Wetter begünstigt wird. Gutes Wetter ist bei der Kartoffelernte immer von großem Nutzen; denn regncrifckx' Witterung erschwert nickst nur die Arbeit außerordentlich, sondern beeiuträckstigt auch die Qualität der Knollen ungemein. Bei der .Kartoffelernte ist stets die größte Sorgfalt ge boten. Vor allen Dingen ist darauf zu sehen, daß die Erde von den .Knollen entfernt wird. Bleibt nämlich viel Erde daran, so ist ihre Haltbarkeit sehr fraglich Ferner müssen bei der Ernte die kranken Knollen gleich abgesondert wer den. Geschieht das nicht, überträgt sich der Kartoffelpilz Pcronospora infestans. Casp. auch auf die übrigen Knollen. Endlich ist auch darauf zu achten, daß reingebuddelt wird; denn bleiben viel Kartoffeln im Lande, so erfordert nachher beim Pflügen das Kartoffellesen viel Arbeit. Tie Aufbewahrung der Kartoffeln geschieht im allge meinen in Kellern und Mieten. Tie Keller müssen rein, luftig und trocken sein. Dumpfe, feucktwarme Keller eignen sich zur Aufbewahrung der Kartoffeln nicht, da sie darin lcickt dem Verderben ausgesetzt sind. Wo ein guter Kartof- selkeller fehlt, ist die Aufbewahrung in Mieten entschieden