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LVL4. DomrerSt«* t» Praktischer Ratgeber auf allen Gebieten der Landwirtschaft. (Tierzucht Feld-, Wiesen-, Obst» und Gartenbau.) Kbrrlsufltzer Usnöwirtfchafilichrs WochmblsN. Erscheint jeden Donnerstag.—Bezugspreis vierteljährlich 50 Pfg.—Die Abonnenten des »Sächsischen Erzähler" erhalten das Blatt gratis. — Druck und Verlag von Friedrich May. Der Landeskutturrat verbreitet folgenden Aufruf: Lg«d«irte! Tie schlvere Zeit des Krieges erfordert von uns allen große Opfer, die größten wohl von denen, die draußen im Felde stehen und Gut und Blut fürs Vaterland einsetzen. Wir, die wir zurückgeblieben siistp haben die-Wicht, alles zu tun, was in unseren Kräften steht, uni die Macht und Größe unseres deutschen Vaterlandes zu erhalten. Tie Lanwirt- sck)aft ist vielleicht einer der Berufe, die besonders schlver durch den Krieg betroffen werden. Nicht allein, daß Herr und Knecht selber zu den Fahnen des Vaterlandes eilen müssen, auch ein großer Teil unserer treuen tierischen Mit arbeiter, die Pferde, iverden uns jetzt in einer Zeit genom men, in der wir besonders auf sie angewiesen sind. Tie Kla gen der Landwirte gehen jetzt weniger dahin, ihnen mensch liche Arbeitskräfte als vielmehr Gespanntiere zuzuführen. Hie. und da glaubt man auch, daß in einem Torfe die Zahl der von der Militärverwaltung angekauften Pferde größer als anderwärts gewesen ist und daß infolgedessen nicht ganz gerecht verfahren worden sei. Alles menschliche Wirken ist Stückwerk! Und so ist es schließlich auch einmal möglich, daß nach dieser Richtung hin ein Mißgriff geschehen sein kann. Toch jetzt ist es wohl kaum die Zeit, um solcher Sachen willen zu hadern. Wir leben in ernster und großer Zeit! Wir wollen ohne Murren alle Opfer bringen, die man von uns verlangt und uns immer vor Augen halten, daß Wir cs nur deswegen tun, um unsere treuen braven Truppen im Felde zu erhalten. Nur so können sie unsere gewaltigen und zahlreichen Feinde besiegen und demVaterland schließlich den ehrenvollen Frieden bringen, der uns später doppelt und dreifach zum Segen gereichen wird. Der Krieg und die Landwirtschaft. Die jetzige Kriegslage, deren Dauer nicht abzusehen ist, greift tief in alle Wirtschaftlichen und sozialen Verhält nisse ein. Sie stellt auch unsere Landwirtschaft vor beson dere und wichtige Aufgaben. Namentlich muß mit allen Mitteln dafür gesorgt werden, daß «och i« diesem Herbste Ersatz für de« Ausfall an ausländische« Futtermittel« ge schafft wird, damit nicht die NotwendiKeit eintritt, unsere Viehbestände ivegen Futtermangels zu verhindern. Ties kann geschehen durch sorgfältige Ausnutzung der vom Hack fruchtbau gelieferten Futtermengen, durch Einschränkung der Spiritus- und Rübenzuckerfabrikation und durch Ver- fütterung eines Teiles der zu erwartenden großen Kartof felernte dieses Fahre. Durch die Kartoffeltrocknung können die bedeutenden Verluste, die bei der gewöhnlichen Aufbe wahrung der frischen Kartoffeln durch Veratmung und Fäulnis entstehen eingeschränkt und die Erntemengen, die sich in Deutschland jährlich auf etwa 40 Mill. Doppelzentner belaufen, für die menschliche und tierische Ernährung nach haltig ansgenutzt werden. Tie Zuckerrübe kommt in ihrem Nährivertc Kraftfuttermitteln gleich. Ferner ließen sie durch sofortige Ansaat von Wasserrüben hinter früh geern tetem Getreide, durch Verwendung von Serradella und an deren Gründüngungsbeständen als Biehfutter noch in die sem Herbste erhebliche Futtermassen gewinnen und für 1915 durch Ansaat von Rotklee unter Winterrübsen in den für Hülsenfrucht bestimmten Schlägen — soweit die Hülsen frucht nicht ganz sicher ist — und durch Ansaat von Inkar natklee als Zwischenfrucht, oder von Zohannisroggen mit vieia villosa selbst auf leichteren Böden sehr früh nutzbare Futtermengen schaffen. Hinter diesen könnte dann sofort durch Anbau von Runkel- oder Kohlrüben eine zweite Fut terernte für 1915 vorbereitet werden. Dringende Pflicht der Landwirtschaft ist es, eine Per- schleuderung des Viehbestandes zu vermeid«. Namentlich dürfen Milchkühe und Zuchtsäue, Schweine oder gesunde Kälber nicht vorzeitig zu Schlachtzwecken abgegeben werden. Diese Tiere liefern bei normaler Winterfütterung bis zum richtigen Zeitpunkt ihrer Abschlachtung eine unverhältnis mäßig größere Fleischmenge als bei vorzeitiger Schlachtung. Nicht nur in Feld und Stall hat weiseste Sparsamkeit und wirtschaftliche Rücksicht auf die Zukunft zu walten, son dern auch der Garten ist für die Zucht von Obst und Gemüse sorgfältig anszunutze«. Alle nicht dem sofortigen Der-