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Kberlauflhrr Uanöwirtschsstliches Wochenblatt. »W«ll-HE S0 PK d« .E-chM« -ch^-- da-Blatt gratis.—Druck und Verlag von Fnwrich May. Der „SLchs. Landvirt' erscheint heute ausnahmsweise «ur im Uiusaug Landwirtschaftliche Rückschau«.Ausschau. Tausend fleiß'ge Hände regen, .... Helsen- sich in munterm Bund, Und in feurigem Bewegen Werden alle Kräfte kund. So singt der große Schiller in seinem Liede von der Glocke, und es geziemt sich Wohl, des Dichters Lobgesang der Arbeit in Erinnerung zu bringen, zu einer Zeit, in der überall die Getreideernte eifrig betrieben wird. Denn es gibt keine Arbeit, die wichtiger wäre und mehr Kräfte be anspruchte, als die Erntearbeit. Von der Ernte hängt es alle Zeit ab, ob wir Brot und Fleisch genug haben, und es hat gewiß auch jeder Großstädter, der über das Weichbild seiner Steinwüste noch nicht hinausgekommen ist, eine Ahnung davon, wie wichtig die Ernte für die Volksernäh rung ist. Sind aber auch die nötigen Kräfte vorhanden, um die Ernte zu bergen und die Volksernährung sicher zu stellen? Noch gehts leidlich, denn die ausländischen Wanderarbeiter treten an die Stelle der deutschen Landarbeiter, die seit Jahrzehnten abwandern vom Lande, um in den Großstädten einen hohen Verdienst und ein besseres Dasein zu finden. Die Zahlen, welche die Statistik über die ausländischen Ar- beiter festgestellt hat, sind in den einzelnen Provinzen ver schieden. Im Jahre 1911 wurden in der Provinz Schlesien 60 507 Köpfe gezählt, in Brandenburg 41900, in Pommern 38 000, in Posen 22 500, West- und Ostpreußen etwa 38 000. Hannover 18 000. In den übrigen Provinzen ist es schwie rig, Industrie- und Landwirtschaft auseinanderzuhalten. Es genügt aber auch, zu wissen, daß die ausländischen Arbeits- kräfte in den Landesteilen, in denen die Landwirtschaft überwiegt, eine große Rolle spielen Es liegt daher die Frage nahe, was werden soll, wenn diese Arbeitskräfte ver- siegen. Würde dieser Fall tatsächlich eintreten, so kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Erntearbeit sich trotz aller Maschinen nicht nur sehr schwierig gestalten, sondern zu einem großen Teil auch unausführbar wäre. Zwar haben uo« 4 Sette«. wir jetzt noch keinen Grund zur Besorgnis, da ja unsere Re gierung wiederholt erklärt hat, dahin wirken zu wollen, -aß -er deutschen Landwirtschaft die ausländischen Arbeiter er halten bleiben, aber es ist doch auf alle Fälle ratsamer, einer Arbeiternot vorzubeugen. Erfreulicherweise ist man ja auch bestrebt, durch Arbeiterfiedelungen einen bodenständigen Landarbeiterstamm zu schaffen, indes dürste sich dieses Mit- tel im Ernstfälle nicht als wirksam erweisen. Es find daher weitere Maßnahmen notwendig. Die Großstädte selbst, die infolge häufiger Arbeitslosigkeit vieler Berufsstände nicht selten mit einer großen Armenlast zu kämpfen haben, sollten nicht versäumen, Mittel und Wege ausfindig zu machen, um den Zustrom der Landarbeiter zu hemmen und ehemaligen Landarbeitern den Weg aufs Land zu ebnen. Bei der Ekntearbeit denken natürlich schon alle Land wirte daran, wie sich die Getreidepreise gefüllten werden, denn von der Preisbildung hängt es ab, ob die Arbeit loh nend war, ob die Landwirte mit Gewinn oder Verlust gear beitet haben. Und wer möchte nicht wünschen, daß die Land wirte die von der Saat bis zur Ernte mit so vielen Wider wärtigkeiten zu kämpfen haben, vor deren Tür stets die Sorge lauert, aus der schweren, schweißtreibenden Arbeit Gewinn haben! Aber es kann auch kein Zweifel darüber be stehen, daß ein Gewinn bei den gesteigerten Produktions kosten und der fast allgemeinen Ueberlastung deS ländlichen Grundbesitzes nur durch gute Getreidepreise gewährleistet werden kann. Aber nicht nur die Getreidepreise, auch die Biehpreise müssen sich in angemessener Höhe bewegen, wenn die Land wirte auf ihre Kosten kommen und einen Gewinn erzielen sollen. Indes haben sich in den letzten Monaten die Bieh preise wenig günstig gestaltet. Die meisten Landwirte haben sich daher veranlaßt gesehen, die Viehzucht und -Mast we sentlich cinzuschränken. Besonders auf dem Gebiete der Schweinezucht macht sich ein Rückgang bemerkbar, der seine Ursache hauptsächlich in den niedrigen Preisen hat. „Seit einem Jahrzehnt und noch länger" heißt es in einem beziig-