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-L.i. -.4 'v.A>> ä U»->^ ÜtLÄ<^ 7 i-, «r.121. Der Dreieck der vom 30. bi! Johannisthal u «ckflug doS grös Mn. Der mit 1l bewerb hat 43 Pfingsttagen ük geradezu von? teressant dürste Platz Kllditz der! zu nehmen, da vertreten sind. 1. Pfingfttgge sein, bei d er säi RW- des Pul Sonnabend wn wenn die sich b her Wettbewerb Konkurrenz ist, -en Flugzeugbo durch einen ärztlichen Eingriff erst in den Magen hinabge- flößen und später aus diesem durch eine Operatton entfernt wurde. Limbach, 27. Mai. Durch jutzeudlicheu Leichtsinn schwer verunglückt ist der fünf Jahre alte Sohn des Postschaffners Berthold. Er hatte sich an einen Wagen angehängt, sprang aber ab und lief direkt in ein vorüberfahrendes Auto. Schwerverletzt mutzte das Kind nach Zwickau gebracht werden. Leipzig, 26. Mai. Zur Warnung. Im benachbarten Attrahnstedt erkletterten mehrere junge Leute im Uebermute einen Leitungsmast der Ueberlandzentrale. Dabei kam der 2V Jabre alte Arbeiter Karl Otto mit der Leitung in Be rührung und wurde sofort getötet. ! Plaue« i. B., 27. Mai. In einer Kreisversammlung de- Bunde- der Landwirte, die bei sehr starkem Besuch hier qbgehalten wurde, sprach der Geschäftsführer des Bundes für Sachsen, Oswind Schmidt (Freiberg) über die Arbeiten des verflossenen Landtags, worauf der Direktor des Bun des, Dr. Diederich Hahn, in einem Vortrag über das Thema „Landwirtschaft und Industrie am Vorabend der neuen Han delsverträge" die Entwicklung der deutschen Wirtschafts- und Zollpolitik der letzten Jahrzehnte beleuchtete. Dr. Hahn sprach auch in einer Wahlkreisversammlung des Bundes de? Landwirte in Zittau über das gleiche Thema. Als Indu strieller erklärte sich der Fabrikbesitzer Förster (Spremberg) in zustimmendem Sinne. -em Gerichtssaal. Sitz»«- des KSxigttche« SchSffeagerichts Amtsgericht Bischofswerda. Vors.: Herr Amtsgerichtsrat Scholze. Schöffen: Herren Gutsbesitzer Gnauck, Belmsdorf und Kaufmann Schindler, hier. 1. Der früher bei Herrn GasthofSbefitzer Schneider im « Deutschen Hause" angestellte Hausdiener Gustav Urban hatte sich beim Aufiäumen des HäuSbodens eine Kiste Zi garren mit ungefähr 60StückFichatt angeeignet Md bi« auf 20 Stück für sich verbraucht. Das Gericht wirst die ge ringste Strafe für den Diebstahl aus, und zwar 1 Tag Ge fängnis. 2. Die Handelsmanns-Ehefrau Pollmer, welche in Rammenau mit ihrem Manne auf den Hausierhandel gtng, hatte „aus Berschen" einen Regenschirm, welcher an eiver Futterkrippe hing, mitgehen heißen. Heüte gwb sie an, in dem Glauben gewesen zu sein, eS sei ein solcher ihr« Man nes gewesen, welcher ihn zum Trocknen hingehangen hätte. Das Gericht schenkte ihren Angaben aber keinen Glauben und verurteilte die Angeklagte zu 1 Tag Gefängnis. 3. Der hier wohnhafte Handelsmann Gerlach hatte vom Stadtrat eine Strafverfügung über 5 -V erhalten Wo gen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Er soll beim März-Diehmarkt gegen abend durch unsinniges Fahren den öffentlichen Verkehr gefährdet und dabei das Pferd un menschlich gejagt haben. Die Beweisaufnahme brachte aber Aus der Oberlaufitz. Bischofswerda, 27. Mai. Städtisches »»d Allgemeiwes. —* Eine Kollekte für den Allgemeine« Kircheafovds wird an beiden Pfingstfeiertagen in allen Kirchen des Lan des gesammelt. Diese Kirchenfondsstiftung soll unsere Lan deskirche mehr und mehr finanziell stärken, um sie besser in den Stand zu setzen, allen kirchlichen Notständen zu wehren und die großen Aufgaben, die ihr gestellt sind, an unserem Volke zu erfüllen. Die Zinsen des Allgemeinen Kirchen- sonds haben dazu zu dienen, die zahlreichen noch im Lande vorhandenen kirchlichen Notstände zu beseitigen, Verbesse rungen in der kirchlichen Versorgung durchzuführen und überall da helfend einzugveif«, wo Hilfe auf kirchlichem Gebiete nötig ist. Möge die Kollekte daher überall willige Herzen und offene Hände finden! —* Der Landesausschuß des Landesverbandes sächsi scher Feuerwehren hielt am Sonnabend unter dem Vorsitz des Brandditektorsa. D: Weigand! (Hhemnitz) eine Sitzung ab, die sich L ä. mit der AbändÄung Mr Mschästsordnung tür den sächsischen Feuerwehrtag und mit einer Einladung des Direktoriums der Ausstellung „Das Deutsche Hand werk 1915" in Dresden beschäftigte. Der Landesausschutz wird während der Ausstellung eine Sitzung in Dresden ab halten. Weiter wurden noch Mittel zur Unterstützung von bedürftigen Kameraden bewilligt und die Grundgesetze und Jnspektionsvorschriften des neuen Meißner Bezirksfeuer- Wehrverbandes genehmigt. Im weiteren Verlauf der Sitzung beschäftigte sich der Ausschuß auch mit der Schrift des Leidiger Branddirektors Dr. Reddemann über die Brandbekämpfung auf dem Lande, die demnächst in zweiter Auflage erscheint und verschiedene Ergänzungen und Ver besserungen erhaltbn soll. Aus der vorliegenden Statistik über den Stand des Landesverbands sächsischer Feuerwehren am 1. April 1914 ging hervor, daß der Verband gegenwär- ftg 937 Feuerwehren umfaßt, die in 24 Kreis- oder Be- Aengstlich verwirrt, mit lauten Zurufen, zerrte der Stall- bursche an den Leinen. „In drei Teufels Namen, Du hast ja vom Kutschieren keinen blauen Dunst, — denkst wohl. Du fährst ein Fuder Heu? Solch einem Rhinozeros, wie Dir, die jungen Pferde anzuvertrauen! Blödsinn! Ist denn der Christian verrückt geworden?" Graf Retzow stand Labei aufrecht im Wagen und riß dem Gescholtenen die Zügel heftig aus der Hand., Eine fahrkundigkre, festere Faust verspürend, hatten die Falben nach und nach wieder das alte Tempo eingeschlagen. „Brrrrr!" . ' i Der Wagen hielt. „Marsch — runter! Ich werde selbst kutschieren", herrschte der Graf den Burschen an, welcher in ängstlicher Hast vom Bock kletterte und den Hinteren Sitz erklomm. Graf Retzow stieg über die Lehne und setzte sich auf den leer gewordenen Platz. In schlankem Trabe ging es nun wieder vorwärts. „Wie lange bist Du schon in Grünau, Schlingel?" Die Frage klang kurz, doch nicht mehr sö barsch. „Seit zwee Wochen, — Herr Leitnant!" „Und da überläßt man Dir die Falben? Unglaublich! Christian hat wohl wieder mal seine Semmelwoche, liegt stark betrunken in der Klappe — he?" Des jungen Jungen breiter Mund verzog sich grinsend. Dann entgegnete er in seinem urschlesischen Dialekt: „Nee! Aber der Christian war doch heite schon zwee Mal drin' mit'n Füchsen" (er deutete in der Richtung nach einer etwa vier Kilometer entfernten 'Stadt), „uni den Herrn Doktor und die Kniebuschen raus zu holen und wieder rein ' zu fahren, Herr Leitnant." Des Angeredeten Kopf fuhr blitzschnell nach dem Spre cher herum, indem es wie Unmut und Verlegenheit über seine Züge flog. „Ah —so! Na ja! Ich weiß schon, äußerte er merklich abweisend, obgleich ein Ausdruck von Neugier um die vol len, roten Lippen zu zucken begann. Offenbar schien dr Mik Entschlüssen zu kämpfen. Endlich fragte er zögernd: „Hast Du, — ehe Du von Hause fortfuhrst — schon ir gend was — vvm Schloß gehört?" Der Junge nickte wichtig und gcheimniSvoll, (Sorts-MNg W« . , tel kostet in Drogerien i Wirlumgip tage in Bi! > '".M, nicht de» vollen ! richt zu einem F 4. Einen gi größerer Gelds» Berndt aus Anfang d. I. > Wilthen beauft, wofür ihm besti! nun dem B. da« Kg natürlich gi Angeklagte mach dieses auffiel. ! zu bewegen, abz drohte. Hierbei welche der Ang Diese konnten , «inen solch hoh ausgemacht, d von Pählig z Handlung erklär und vetwieS die 5. Wegen ! H u l t s ch aus S zirkSfeuerwehrverbände zerfallen und insgesamt 49472 Führer und Mannschaft zählen. Der LandeSauSschuß wird am 11. und 12. Juli Sitzungen in Bautzen abhalten. AuS der Amt-Haupt« aauschast Bautzen. 8. Frankenthal, 27. Mai. Herr Pfarrer Potthoff wird in nächster Zeit unseren Ort verlassen, da er zum Pfarrer nach Bühlau bei Dresden berufen worden ist, nachdem er am Himmelfahrtstage dort seine Probepredigt gehalten hat. Unsere Gemeinde verliert in Herrn Pfarrer Potthoff einen allgemein beliebten und pflichttreuen Seelsorger, der sich besonders durch Wohlfahrtspflege in der Gemeinde be sonders verdient gemacht hat- Sein Scheiden wird hier allgemein bedauert. i. Großharthau, 27. Mai. Am Sonntag beging der Königl. Sachs. Militärverein die Vorfeier des Geburtstages des Königs. Vorm. A9 Uhr versammelten sich alle Fest- teilmhmer im Schloßhofe zur Kirchenparade. An der Spitze des Zuges schritt Se. Durchlaucht Prinz zu Schwarz burg in Uniform. Am Festgottesdienst nahmen außerdem noch teil Seine Hoheit Erbprinz Eduard von Anhalt, Ihre Hoheit Prinzeß Alexandra, Seine Hoheit Prinz Aribert von Anhalt-Dessau, sowie Se. Durchlaucht Prinz Carolath. — Die erhebende Festpredigt LeS Ortspfarrers, die 2 geistlichen Volkslieder und die Musikbegleitung der Ortskapelle trugen zur Erhöhung der Feier bei. — Abends 8 Uhr versammelten sich gegen 80 Kameraden zum Kommers im „Kyffhäuser". Der Vereinsvorstand Herr E. Näther brachte das Königs hoch aus. Der Kgl. Oberförster Herr Schulze widmete den Veteranen sein Glas, Herr Feldwebel F. aus Zittau feierte die Kameradschaft und Kamerad Ober!. Leonhardi mahnte den Militärverein, die königstreue Gesinnung sich auch fernerhin zu bewahren. BaterlandSlieder, gemeinsam gesungen, umrahmten die Ansprachen. Des Gewitters wegen wurde der Kommers zeitig beendet. — Montag, den 25. Mai, wurde in der Schule durch eine Feier der Blutung LeS Ta- des gedacht. Zur Freude des Lehrerkollegiums war auch Se. Durchlaucht Prinz Sizzo zu Schwarzburg erschienen. Mit dem Liede: „Vater kröne du mit Segen" begann die Feier. Hierauf folgte Gebet des 1. Lehrers, Woran sich daS Tankgebet schloß. Nach einer Festansprache wurde mit De klamationen und Gesang die Feier beendet. m. Oberneukirch, 27. Mai. Die hiesige Ortskranken- kaffe hatte im Jahre 1913 eine Gesamteinnahme von 16 863 Mark 14 L, -er eine Gesamtausgabe von 15336 93 H gegenübersteht. Die Einnahme setzt sich wie folgt zusammen: Kassenbestand von 1912 1674 95 L, Zinsen 383 -V. Eintrittsgelder 49 --6 48 H, Gesamtbeiträge 12891 -ck 64 H, Ersatzleistungen für gewährte Krankenunterstützung 1020 65 H . Ersatzleistungen vvn BerufSgmossenfchasten usw. 37 50 H. Sonstige Einnahmen 805 92 H (darunter - 790 92 L für Besorgung der Jnvaliditäts- und Alters- Versicherung). Die Ausgabe besteht aus folgenden Punkten: FW Östliche Behandlung 5239 66 H. Für Arznei un sonstige Heilmittel 2908 93 L. Krankengeld a) an Mit glieder 2376 36 L, b) an Angehörige 9 50 H Unter stützungen an Wöchnerinnen 379 36 -H. Sterbegelder 107 Mark. Kur- und Berpflegungskosten 970 08 H. Ersatz- leistungen für gewährte Krankenunterstützung 396 42 H . Zurückgezahlte Beiträge 5 28 Durchlaufende Posten 1034 °F06 L. Verwaltungsausgaben a) persönliche 1605 U 92 L, d) sachliche 170 06 L. Sonstige Ausgaben 134 30 L. Das Gesamtvermögen der Kasse betrug am Jahres schlüsse 12322 56 L, gegen 12471 30 -Z im Vorjahre, somit 148 35 H weniger. Zum Reservefonds gehören 8096 35 H , zum Betriebsfond 4226 21 L. Die Mit- — Furcht AuS WarnS der Schwimmai eignet« sich i Em Herr, der i Schutze gegen Mgeln gespickt des nahen Schl Bankdimer Fis, unter die Füße schlag Ankomm v« Last des sch dem Manne t anderen Sette tief im Fleisch« lösen, yuS d, stecken blieb. 5 Fischer, ohne in Ohnmacht r Verletzungen c zuzog. — Ei» ital Alpendors La in der Nacht z Dorf auS Holz rasender Gest! dürftig bekleid verkohlte Leich vermißt, so da verbrannt sind obdachlos. -JmM Vorstand von < mit dem Bet einem Nebenfl plötzlich im M . gliederzahl betrug durchschnittlich 946, davon 47S männliche! »Nd 468 weibliche. ErkrankungSfqüe mit Erwerbsunfähig-! kett kamen 146, nämlich 65 bdi männlichen und 81 Weib- lichen Mitgliedern vor. Versicherung-Mark« wurden für 15200 -ck 24 H auf da- Jahr 1913 bei der Post angekauft und entwertet. Bautzen, 27. Mai. Buchdrucker-Veteranen. In der Buch- druckerei E. M. Monse (Bautzner Nachrichten) beging der Schriftsetzer Voigt die Feier seines 50jährigen BerufSjubi- läums; seit 88 Jahren ist er ununterbrochen bei genannter Firma tätig. Jubilar Voigt, sowie Schriftsetzer und Kor rektor Emil Kemnitz, der bereits seit 54 Jahr« in der Buchdruckerei Monse beschäftigt und heute noch tätig ist, er- hielten für ihre seltene Treue je die Silberne Friedrich August-Medaille und vom Deutschen Buchdruckerverein ein Ehrendiplom. Auch von ihren Arbeitgebern und Kollegen wurden die Jubilar« reich geehrt und beschenkt. Ferner er- hielt in der gleichen Buchdruckerei für 89 Jcchre geleistete Dienste der Schriftsetzer OSkar Bernhardt daS Ehren- reichen für Treue in der Arbeit. Bautzen, 27. Mai. Zum OrtSkrankenkaffenvorsitzeude» hat, nachdem die bisherigen Vorsitzendenwahlen zu keinem Ergebnis geführt haben, der Stadtrat alst Versicherungsamt gemäß 8 329 der ReichSverficherungSordnung einen Vertre ter bestellt, -er bis zum Zustandekommen einer gültigen Wahl die Rechte und Pflichten des Vorfitzend« der Orts krankenkasse auf -er« Kost« auSübt. AIS solcher ist Herr Rgtsaktuar Schubert ernannt Word«. An- dem Meißner Hochland. (') Schmiedefeld, 26. Mai. Der hiesige König!. Sächs. Militärverei« feierte unter fast vollzähliger Anteilnahme des Männergesangvereins Königs Geburtstag durch einen Kommers im altehrwürdig« Gasthof „Zum Fuchs". An sprachen, patriotische Männerchöre, allgemeine Gesänge, Kla vier- und Mandolinentzorträge brachten reiche Abwechslung in die frische, fröhliche Festfeier. Das erlösende Wort. Roman von Doris Freiin v. Spättgen. (Nachdruck verboten.)) Ein energischer Windstoß strich jäh und plötzlich über die dicht am Wege stehenden alt« Akazienbäume. Er zerrte und rüttelte gar unsanft an den mit tausend und abertau send duftenden Traubendolden bedeckten Kron« und Zwei gen, so daß der soeben darunter vorbeifahrende offene Jagd wagen von einem wahren Blütenregen überschüttet wurde. Die Luft war schwer, gewitterschwül; Feld und Wiesen lechzten nach Reg«. Nun aber schien der Juniabend endlich das langersehnte Naß bring« zu wollen. Der Sonnmball hatte sich bereits hinter hoher, dunkler Wolkenwand versteckt, der« goldumsäumte, mit Hellen Strahlengarben gekrönte Ränder sich unheimlich leuchtend vom Himmel abhob«. Vom nahen Stationsgebäude her vernahm man das langgezogene Pfeifen eines sich gemächlich fortbewogenden Zuges, dess« Schnaufen und dumpfes Räderrollen störend in die Abendstille hineinklang. -- Seitwärts, im nahen Dorfe, schlug ein Hund an; dann blieb wieder alles ruhig; nur der Wind brauste fort und fort und die Wagenräder klapperten im Sande, wahre Staubwolken, einer dicken Säule ähnlich, hinter sich aufwir belnd. Halbgeschlossenen Auges lehnte ein junger Mann im Hintersitze des Gefährtes, während der noch fcfft knabenhafte Kutscher sich mit gekrümmtem Rück« und in lässiger Hal tung auf dem Bockplatze räkelte und anscheinend des Fahrens ungeübt, das auffallend schöne Falbengespann in ungleichem Zotteltrabe dahertrotten ließ. Der in trübes Sinnen versunkene Nettere gewahrte in des nichts davon. Unter dem tief zur Stirn hineingezogen« Panama ver barg sich ein schmales, gebräuntes Gesicht, mit edelgeformter Nase und einem nervös zuckenden, von kurzgestutztem, dunk len Bärtchen beschatteten vollen Munde. Die Aug« waren unverwandt auf einen offenen Brief gerichtet, den er während der Fahrt aus der Tasche seines Staubmantels gezogen hatte. Zeichen von Unruhe und Miß mut huschten zuweilen über die ernstgewordenen Züge hin. Der Inhalt des Briefes lautete: „Sehr geehrter Herr Graf! Im Auftrage Ihres Herrn Vaters gestatte ich mir, diese Zeil« an Sie zu richt«. Graf Retzow hat — um zu Ihnen, als Sohn, ganz rück haltlos zu sprechen, einen leicht« Schlaganfall erlitt« und befindet sich zur Zett in meiner Privatklinik Z . . . straße Nr. 2, woselbst ich nach besten Kräften bemüht bin, den ver ehrten Krank« jedwede Bequemlichkeit und ärztlich« Bei stand angedeihen zu lass«. Daß Graf Retzow, ohne mich persönlich zu kennen, ge rade nach mir verlangte, erfüllte mich mit besonderer Freude und Genugtuung. Ihr Herr Vater läßt Sie, geehrter Herr Graf, also durch mich bitten, nach Empfang dieses Briefes sofort nach Grünau zu reisen, um Ihre Frau Mutter, welche, wie ich hörte, sich in schonungsbedürftigem Zustande befindet, von seiner Er krankung zu benachrichtigen. Graf Retzow, der übrigens bei vollster Besinnung ist, — die näheren Umstände des bedauerlichen Falles vermag ich Ihnen — aus Zeitmangel, nicht eingchender mitzuteilen, — zweifelt nicht daran, daß Herz und Verstand Ihnen -en rich tig« Weg für diese durchaus nicht leichte Mission zeigen werd« Ich habe es in meinem Leben ost selbst empfunden, wie unvermutet über uns gekommene, ernste Pflichten plötzlich reifen und an moralischer Kraft gewinnen lassen. Zuversichtlich hoffe ich, Ihn« bald eine günstigere Nach richt über das Befinden Ihres Herrn Vaters geben und so bald dieser einigermaßen reisefähig ist, ihn selbst nach Grü nau geleit« zu können. Möchten diese sehr eilig geschrieben« Zeil«, Sie nicht gar zu sehr beunruhig«, Ihn« aber jedenfalls die feste Ver sicherung bringen, daß mir die Wiederherstellung meines verehrten Patienten dringend am Herzen liegt. Mit angelegentlichsten Empfehlung« L ... den 10. Juni 1909. ergebens, , Professor von Leonberg." Ein unsanfter Ruck machte den Lesenden plötzlich jäh emporfahren. Erschreckt und zornig sah er nun zum ersten Male prüfend und voll Besorgnis auf LaS Falbengespann, welches, durch dm schwirrenden Aufflug einer Fasanenhenne sch« geworden, zur Seite gesprungen war. lten Portemonno Schachtel