Volltext Seite (XML)
rr <1 Gemüsebau ohne Stalldünger. (Nachdruck verboten ) Gar mancher Liebhaber von Gemüse, der ein kleines Gärtchen sein eigen nennt oder gemietet hat, ist in der unan genehmen Lage, des natürlichen Dünger zu entbehren und glaubt nun, in diesem Falle auf die Anzucht von Gemüse pflanzen verzichten zu müssen Das ist aber eine irrige An sicht, denn wie manche Besitzer ausgedehnter Güter ohne Viehzucht wirtschaften, also den Acker nur mit künstlichen Düngemitteln versorgen, so läßt sich auch Gemüse aller Art durch ausschließlich künstliche Diingung erzielen. Gewiß hat der animalische Dünger seine Vorzüge, da er außer seiner , das Wachstum fördernden Kraft anregend, wärmend und lockernd auf den Erdboden einwirft. Wenn er aber für den Gemüsegarten geeignet sein soll, so muß er hierzu besonders, vorbereitet sein und darin hapert es. Da ist denn der küpsi» lichen Ernährung der Gartengewächse unter Umständen der Vorzug zu geben, weil man bei dieser Methode dem Nähr stoffbedürfnis der einzelnen Pflanzen genau gerecht werden kann, was bei der Anwendung animalischen Düngers nicht Etwa- vom Stalldünger. Während der Lagerung des Stallmistes auf der Dünger stätt« tritt einer Verminderung sowohl hinsichtlich seiner Meng«, als auch seines Wertes ein. Diese Verminderung wird durch kleine Lebewesen, welche Bakterien genannt werden, verursacht. Je schlechter die Behandlung des Mistes auf der Lagerstätte ist, desto größere Ausdehnungen nehmen die Verluste an. Vor allem tritt ein« Gärring ein, welche von Fäulnis erregern hervorgerufen wird. Diese greifen besonders die - strohigen Bestandteile des Mistes an, entnehmen daraus die zum Aufbau ihres Körpers notwendigen Nährstoffe, wäh- - rend die für sie unverwertbaren Produkte in gasförmigem Zustande in di« Lust entweichen. Größeren Schade» als die oben erwähnten FäulniSer- reger verursachen bei schlechter Behandlung des MisteS an dere Arten von Batterien. Die flüssigen Ausscheidungen unserer Tiere sind reich an stickstoffhaltigen Verbindungen, welche in der Jauche in der Form von Ammoniak vorkom- ' men. Eine Art Batterien greift dieses Ammoniak an und bildet daraus Salpeter. Da bekanntlich der Salpeter in Wasser leicht löslich ist und nicht ganz gutem Zustande der Düngergrube versickern oder bei Regengüssen abgeschwemmt werden kann, muß diese Salpeterbildung auf der Dünger- stätte unerwünscht sein, um so mehr, als eine dritte Bakte rienart diesen gebildeten Salpeter angreist und zerstört, und zwar derart, daß gerade der wertvolle Stickstoff entweicht. In obiger kurzer Darstellung wurden die hauptsächlich sten Ursachen der Stallmistentwertung auf der Düngerstätte angedeutet. Es nruß daher getrachtet werden, durch eine rich tige Behandlung des Mistes diese Vorgänge zu verhindern oder doch einzuschränken. Diese Vorgänge, welche ost große Ausdehnungen anneh men können, sollen ivomöglich erst auf dem Felde eintrcten, da sie dann dem Landwirt nur Vorteil bringen. Durch die Fäulnisgärung wird besonders der physikalische Bodenzu stand unserer Aecker verbessert, er wird gelockert. Die auf tretenden chemischen Produkte bei dieser Gärung wirken lösend auf die im Boden vorhandenen mineralischen Nähr-' stoffe ein, so daß auch auf diese Weise eine Anreicherung des Ackers an Pflanzennährstoffen eintritt. Um also diese Verluste möglichst zu verhindern, ist ein tadelloser Zustand der Düngerstätte selbst, erstes Erforder nis. Die Sohle und Seitenwände müssen unbedingt un durchlässig sein. Ferner ist dafür Sorge zu tragen, daß der Mist stets fest und feucht gelagert ist, iveil dadurch der Zu tritt der Lust erschwert wird. Die Batterien benötigen, wie die übrigen Lebewesen zu ihrer Arbeit den Sauerstoff der Lust. Verhindern wir den Luftzutritt, dann wird den Bak terien ein HauptlebenSfaftor genommen, und sie müssen ihre Arbeitsweise bis zu einem gewissen Grade einstellen. Zum Schluß noch einige Worte über den Dllngerwelt des Stallmistes. Der Stallmist ist kein Volldllnger, d. h. er enthält nicht alle für eine Höchsternte notwendigen Nähr stoffe. Er ist vor allem reich an Stickstoff und Kali, dagegen arm an Phosphorsäure, weshalb eine Ergänzung der Stall mistdüngung durch ein phosphorsäurehaltiges Kunstdünge- niittkl nciwendig ist. Sehr gut zur Ergänzung der Phos- phorsäure eignet sich da Thomasmehl, welches auch noch 40 bis 50 Proz. des für die Pflanze so höchst wichtigen Kalk,'s enthält. auf einen Ueberfluß von Nährstoffen himveisen. Eine solche Düngerbehandlung ist grundverkehrt. Der Acker »der die Wiese und Weide sollen gleichmäßig gedüngt tverden, ge- schieht dieses nicht, dann treibt man eine Düngerverschwei.-- düng. — Bringt man den Dünger in größere Haufen, so kann diese Verschwendung bei trockenem Wetter entsprechend vermindert werden. Die den Sonnenstrahlen und dein Winde ausgesetzte Oberfläche des Mistes ist bei größeren Haufen kleiner als bei der Verteilung desselben in viele klei nere Haufen, wenn man den ganzen Dünger in Bestacht ' zieht, welcher auf einer bestimmten Fläche, z. B. 1 Hektar liegt. Tritt dahingegen anhaltendes Regenwetter ein, so ist i di« Gefahr des Auswaschens der Pflanzennährstoffe bei den ' größeren Haufen nicht geringer als bei Len kleinen. Tie > entstehenden Geilstellen find sogar umfangreicher und länger , sichtbar als die, welche von Keinen Düngerhaufen herrühren. — Nach diesen Bestachtungen gelangt man zu der Schlußfol gerung: Das Liegenlasten des Stallmistes auf freiem Lande ! in Keinen Haufen ist unter allen Umständen zu vermeiden. > Das Aufschichtcn auf einen großen Haufen ohne Beobachtung weiterer Vorsichtsmaßregeln ist meist nicht empfehlenswert. Mitunter ist das Liegenlasten in größeren Haufen nicht zu umgehen, dann ist es aber unbedingt notwendig, durch geeig nete Vorkehrungen die Haufen vor Verlusten an Düngstoffen zu schützen. Es geschieht dieses am einfachsten in der Weise, daß man den Dünger beim Ansetzen des Haufens schichten weise mit Erde bestreut und endlich den ganzen Haufen mit Erde bedeckt. Diese Erddecke soll mindestens 34—40 Zenti- ! meter stark sein. Selbstverständlich dürfen die Haufen nie mals auf abschüssiges Gebiet, nur auf ebenem Boden gesetzt werden. Nachdem die Zeit gekommen ist, in welcher der Dünger auf das Land verteilt werden muß, so wird nicht nur die als Schicht benutzte Erde mit dem Dünger vermengt, son dern auch die unter dem Haufen befindliche Erde auf Z4 Fuß tief ausgchoben mit dem Mist vermischt und gleichmäßig ausgessteut. — Am besten ist es stets den auf das Land ge fahrenen Dünger sofort zu breiten. Ist der Boden schwer,. kalt und tonig, dann ist dafür zu sorgen, daß der Mist bald untergepflügt wird. Bei anderen Bodenarten zieht man es meist vor, -en Dünger auf der Oberfläche einige Zeit liegen zu lasten. Durch den Regen werden die löslichen Düngstoffe mitgeführt, sie verteilen sich in der Krume und zwar um so gleichmäßiger, je gleichförmiger der Dünger auf dem Lande verteilt war. — Ein Verlust an Ammoniak ist beim auSge- breiteten Stallmist nicht zu befürchten, vorausgesetzt natür lich, daß jener im Stalle richtig behandelt und mit geeigneten Konservierungsmitteln versehen wurde. Ergänzend sei noch bemerkt, daß das Liegenlassen des DüngerS auf dem Felde für die Bedeckung des Bodens von Bedeutung ist. Es wird durch dieselbe der Boden feucht ge halten, zur schnelleren Zersetzung befähigt und die Gare des Bodens erheblich gefördert. Abu. 4 ! G vor