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«r. 47. Bildhauer sitzt im Käfig, daneben ein großes Gemälde, eine BenuS mit Feigenblatt („Dies Blatt gehört der Hausfrau"), davor eiire Schildwache ,uid vor dem Wagen — Ochsen. — Auch der „Mrbeet" voll Albanien, Fürst Wilhelm I. bildete mit seinen neuen Untertanen vor seinem „Schloß" in Tu- ra-zo eine malerische Gruppe. Ein mit schlvarzen Frage zeichen versehener Wagen sollte das Ende der Dresdener Universitätsgründung darstellen. — Der Festzug passierte die Hauptstraßen der Alt- und Neustadt und von dem Fenstern des Residenzschlosses schaute die Königliche Familie dem tollen Straßentreiben zu. König Friedrich August hatte schon vormittags Gelegenheit gehabt, aus einiger Entfer nung dem Einzug des Prinzen Karneval am Bahnhof zuzu- schauen, worüber sich der Monarch auf das lebhafteste amü sierte. — Abends und Nachts herrschte in den zahlreichen Lokalen ein gerades» beängstigendes Leben und Treiben. Die Polizei fand aber nirgends Anlaß zum Einschreiten. Dresden, 25. Februar. Die auf gestern angcsetzte Wahl des Vorsitzenden der Allgemeinen Ortskrankenkasse Dresden wurde auf iibereinsttmmeilden Beschluß der Ver tretei' der Arbeitgeber und der Versicherten wegen schweben- der Einigungsverhandlungen vertagt. Borna, 25. Februar. Einen Antonnfall erlitt am Sonn tag der nationalliberale Kandidat im Wahlkreise Borna- Pegau, Abg. Nitzschke-Leutzsch, bei der Fahrt in den Wahl- kreis. Trotz einiger nicht unbedeutender Verletzungen am Arm und im Gesicht hat er cs doch ermöglichen können, am Nachmittag in Kohren und am Abend in Rathendorf in Ver sammlungen zu sprechen. Wegen seiner Verletzungen hat sich Abg. Nitzschke am Montag früh in ärztliche Behand lung begeben. Großenhain, 25. Februar. Gestern morgen gegen 9 Uhr erschoß der liier wohnhafte Töpfergeselle Reichert seine Ehefrau, von der er seit längerer Zeit getrennt lebte. Der Grund der Tat soll in Eifersucht zu sucl)en sein. Ter Mörder stellte sich selbst der Polizei und wurde dem Amts gericht zugeführt. Die Eheleute haben drei Kinder, von denen das älteste zu Ostern eingesegnet wird. Hohenstein-Ernstthal, 24. Februar. Die angcsetzte Zwangsversteigerung des Mineralbadrs Hohenstein-Ernst- thal, dessen Besitzer der verhaftete Grundstücksspekulant Lorenz und seine Söhne sind .tvurde am Sonnabend von den Gläubigern beanstandet Die amtliche Schätzung des gesinnten Objektes beträgt 166 889 Mark, doch ist der Wert höher. Vor einiger Zeit wollte die Leipziger Ortskranken kasse das Bad als Genesungsheim erwerben, doch haben sich die Verhandlungen zerschlagen. Tanna i. V., 25: Februar. Montag abend ist hier aber mals ein Feuer zum Ausbruch gekommen, mrd zwar in der Scheune des Gutsbesitzers Ludwig in der Kirchgasse. Bald stand das ganze Anwesen in Flammen und tvurde in Aschs gelegt. Nur mit Mühe gelang es den herbeigeeilten Feuer wehren, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Glauchau, 24. Februar. Ein Unglücksfall hat hier ein .Kind des Fabriktvebers Wilhelm betroffen. Die Frau Wil- Helm war, um Enkäufc zu besorgen, in die Stadt gegangen und hatte ihr in einemKorbe liegendes und schlafendes Kind in der Scblafkammer zurückgelassen. Der Korb stand auf einem Stuhle. In der Wohnstube befanden sich noch die bei den 3- und 4jährigen Kinder der Wilhelmschen Eheleute. Während der Abwesenheit der Mutter war nun das Kleine erwacht und fing an zu schreien. Nm es nun zu beruhigen, versuchte eines der beiden größeren Kinder dein schreienden Kinde ein Gnmmihütchen zu reichen inid ivar deshalb am Heimat. Original-Roman von A. Marbtz. <29. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Das hatte auch Marie Luise erkannt, danach mit der eigenen Entschlossenheit gehandelt. Ohne ihren Nächsten ihre Absicht kund zu geben, besprach sie heimlich mit Justiz rat Kaltenbach die zur geplanten Uebersiedlung unum gänglich nötigen Schritte, erst, als in voller Uebereinstim- mung mit deni alten Hausfreund die erforderlichen Vorbe reitungen getroffen waren, erst dann teilte sie dem ahnungs losen Vetter ihren und Hertas bevorstehenden Domizilwech sel mit. Trennung! Sicher das Richtigste, Beste, was die kluge Lkusine hatte ersinnen können. Ob mW Ivie schwer andere darunter litten, kümmerte sie nickst, ihr kaltes Herz »mißte nichts von Liebesschmerzen! „Deshalb —" sagte sich Eckartsburg voll Bitterkeit — „ists nicht allein Liebe zur Schwester, die sie die Trennung ins Werk setzen läßt, sondern Egoisums, Mittel zum Zweck für — ihre Gcschickstsstudien. Würde dann Herta, das teure arme Kind im bunten Gewühl der Großstadt nickst einsamer leben, als in der von Waldesduft und -Inst umhauchten Meierei? Und näher, immer näher rückt der Tag, wo er — Ernst Georg — mit anscheinender Gelassenheit sich verab schieden »vird von seine»» Geliebtesten auf der Welt, wo —. Gedankenversunken, gesenkten Hauptes langsam dahin- schreitend, nicht des Weges achtend, hemmt plötzlich eine breit vorgelagerte Steinstufe Eckartburgs Schritt. Auf- schanend gewahrt er, daß er dicht vor dem Mausoleum steht. Er kann dort nie vorübergehen, ohne einzutreten. So auch jetzt. Die alte Begräbnisstätte machte nickst mehr den schauer lich düstere»» Eindruck, wie noch vor zwei Jahren, als der neue Majoratsherr sie zum ersten Male »rach langer Zeit wieder betrat. Schon der äußere Anblick wirkte freundlick»er. Die an vielen Stellen schadhafte Umfassungsmauer »var aus gebessert und mit hellgrüner Tünche versehen »vordem Die zum Portal führenden abgebröckelten Steinstnfen warm» her ausgenoumien und durch feste Granitplattcn ersetzt und die wild vettvachscncn und ineinander verschlungenen Ziveuw. der alten hohen Fichten hatten kundige Gärtnerhände ge stutzt, uni Raum zu schaffen für Lickst und Luft. Auch in der lrerrlichen Lärchenallee, wo die zart gefiederten Baumzweige fast bis zum Erdboden herniederhingen, fehlte es nickt mehr I Der «LMche L Korb emporgeklcttert. Hierbei ist der Korb -utn Kippen ge kommen und heruntergefallen. Das Kind kam unter den Korb und die Betten zu liegen. In ihrer Angst waren nun die größeren Kinder aus der Stube geflüchtet und hatten den Korb mit dem Kinde liegen gelassen. Als die Mutter zurückkam, fand sie daS kleine, über ein Jahr alte Kind, ein Mädchen, erstickt vor. Aus der Oberlausttz. Bischofswerda, 25. Februar. StLdtifches »«» ALge«et»e». —* Tas Kgl. Sächsische Militär-VerordnuagSblatt weist darauf hin, daß die Truppenstammrollen lediglich für den Dienstgebrauch innerhalb der Heeresverwaltung be- stimmt sind und Auszüge aus ihnen für Zivilbehörden aus nahmslos nickst in Betracht kommen. Strafnachrichten über Unteroffiziere nsw., gleichgültig, ob diese Militäran wärter sind oder nickst, sind den Zivilbehörden nur in Gren zen des 8 17 Abs. 4 der Heeresordnung zu geben, ausgenom men bei Bewerbungen um Landgendarnienstellen und um Stadtgendarmcnstellen der Kgl. Polizeidirektion Dresden, bei denen den Anstellungsbehörden sämtliche von Zivil- oder Militärgerichten erkannten Strafen, sowie die als Unter offiziere erlittenen Disziplinarbestrafungen mit Arrest, so weit sie nickst gemäß der mit Genehmigung des Königs von Sachsen Anwendungen findenden preußischen Kabinetts order vom 13. Juli 1902 nach 4 Jahren wieder gelöscht nwrden sind, mitgeteilt werden dürfen. —* Musikalisches. In dem Konzert des Herrn Musik meister Käppler, welches, wie aus der heutigen Vor anzeige ersichtlich ist, am 9. März unter Mitwirkung des Herrn Seminaroberlehrer Reichardt stattfindet, werden folgende Werke zur Aufführung gelangen: Ouvertüre „Les- uore", Nr. 3 von Beethoven, Klavierkonzert mit Orchester von Mozart, in der unveröffentlichten, handschriftlichen Be- arbeitung von Karl Reinecke, (Klavier: Herr Reichardt), Tonbilder aus dem „Fliegenden Holländer" von Rich. Wag ner, z»vei Sätze der unvollendeten Symphonie in l»-moll von Fr. Schubert. Serenade für Streichorchester mit Solocello von R. Volkmann, Konzert-Ouvertüre „Frühling" für Or- chester von Ossian Reichardt, unter Leitung des Kompo nisten. — I)r. IV. Unter den herrlichen Eichen am Lutherpar? steht eine steinerne Bank mit der in Grumt eingemeiselten Inschrift: ,7. Juni 1815/ Was bedeutet diese Inschrift? Nicht alle Leser wissen auf diese Frage die rechte Antwort zu geben. Dieser Tag ist der Tag der Rückkehr des Königs Friedrich August I. oder des Gerechten, dessen Denkmal auf unserm Marktplatze steht, in sein Sachsenland. Friedrich August I. der Gerechte, geb. zu Dresden am 23. Dezember 1759 als ältester Sohn des Kurfürsten Friedrich Christian, folgte am 17. Dez. 1763, noch nicht 13 Jahre alt, seinem Vater zunächst unter der Vormundschaft seines Oheims, des Prinzen Aaver, als Administrator. Nachdem er am 15. September 1768, noch nicht 18 Jahre alt, die Regierung selbst übernommen, vermählte er sich 1769 mit der Prinzes sin Marie Amalie von Zweibrücken, die ihm sein einziges Kind, die Prinzessin Auguste gebar. Er starb ain 25. Mai 1827 nach einer fast 60jährigen Regierungszeit, tief und auf- richtig betrauert von seinem treuen Sachscnvolke, das ihn» den Beinamen „der Gerechte" gab. Auch Bischofswerda hat ihn als einen treuen, gerechten Regenten kennen gelernt, denn in seine Regicrungszeit fielen ja die furchtbaren Na- M«, poleonischen Kriege und Siege, , auch der Untergang der Stadt Bischofswerda, dessen wir vorn» Jahre bei unserer Jahrhundertfeier gedacht haben. Auch der König Friedrich August hat schwer darunter zu leiden gehabt. Nach der Schlackst bei Leipzig »nutzte er sich nach Berlin, dann nach den» Lustschloß Friedrichsfelde begeben, bis er die Erlaubnis - erhielt, seinen Aufenthalt in Pretzburg zu nehmen. Erst nachdem er hier in die vom Mener Kongreß beschlossene Abtretung der Hälfte Sachsens an Preußen eingewilligt, kehrte er am 7. Juni 1815 unter allgemeinem Jubel in seine Hauptstadt zurück. Daran erinnert uns die Inschrift auf der Bank unter den uralten Eichen am Lutherpark. Schades Ruhe »vird diese Bank genannt nach dein Bürger meister Friedrich Gottlob Schade. —* Gewerbe, und Kleinhandelstag in Bautzen. Einern langgehegten Wunsch des Kleingewerbe- und Kleinhandels standes entsprechend »vird die Gewerbekammer Zittau in die sem Jahre erstmalig einen Gewerbe- und Kleinhandelstag abhalte,», der sich mit dei» aktuellsten Fragen des Kletngc- tvcrbes und des Kleinhandels befassen soll. Auf diele Tagung, die am Montag, den 2. März in Bautzen (im Restaurant „Bürgergartcn", äußere Lauenstratze 2) statt findet und nachm. 2 "Uhr beginnt, machen »vir hiermit alle Interessenten aufmerksam und empfehle»» ihnen, dieselbe zu besuchen. — X Bon der hiesigen Polizei festgenommen und der Militärbehörde hier zugeführt wurde ein Soldat vom Zit tauer Infanterie-Regiment, der sich seit Sonntag unerlaubt von seiner Truppe entfernt hält. —* Ersatz für Reichskassenschrine, die aus Unachtsam keit ganz oder teilweise vernichtet worden sind, »mrd, wie die Reichsschuldenverwaltung beobachtet hat, immer häu figer gefordert. Die Behörde, so schreibt die amtliche „Ber liner Korrespondenz", ist sehr oft außerstande, diesem Er suchen zu entsprechen, »veil sie nach den gesetzlichen Bestim mungen nur dann Ersatz leisten darf, wenn entweder von einem echten Reichskassenscheine eil» Rest vorgelegt wird, dec mehr als die Hälfte eines solchen beträgt, oder wenn es auf Grund der beigebrachten Bewcise als ausgeschlossen erachtet werden »nuß, daß die nicht vorgelegten, mehr als die Hälfte betragenden Teile noch wieder zum Vorschein kommen kön- neu. In der bei weiten» überwiegenden Mehrzahl der artiger Fälle ist der Schaden in der Weise entstanden, daß in größere,» Betrieben bei den Lohnzahlungen die Arbeiter verschlossene Lohntüten Mit Hartgeld und Papiergeld erhol- tcn, sodann die Lohntüte zerrissen, das Hartgeld ausgeschüt tet und die zerrissene Lohntüte mit dein noch darin hasten den Papiergelde weggeworfen haben. Wenn dann der Ver lust entdeckt worden ist, so ist häufig die Lohntüte oder ein Teil davon nicht mehr aufzufinden gewesen. Es ergibt sich hieraus, daß offenbar weitere Kreise sich noch nicht genügend an die Notwendigkeit, es sorgsam zu behandeln, gewöhnt haben. Ganz besonders scheint dies der Fall zu sein, wo die Lohnzahlung durch Lohntiiten bewirkt »vird. Au» der Amtshauptmaunschaft vautze». ' Riederncukirch, 25. Februar. Auszeichnung. Dem in Ruhestand getretenen Schirrmeister Mittag wurde daS Albrechtskreuz verliehen. Wehrsdorf, 25. Februar. Vor einiger Zeit wurde be richtet, daß sich in Neusalza ein Schuljunge bettelnd Herum getrieben habe. Jetzt ist dieser als der Sohn des hier wohn haften Arbeiters Hentschel ermittelt worden. — Wie im vorigen, so findet auch in diesem Jahre bei der hiesigen OrtS- an Licht und Luft. Der breite Mittelweg, der in beinahe gerader Linie von» Schloß bis zum Mausoleum führte, zeigte sich nicht mehr grasübertvachsen .sondern saitber geharkt, im Gegensatz zu den schmalen Seitenpfaden, »wo welkes Laub unter drüberhinwandelnden Schritte»» raschelte. Ter äußere»» Veränderung entsprechend, hatte im in neren Raum des alten Grabgewölbes eine vollständige Säu berung stattgefunden. Sinnige Malereiei» verzierten die gestrichene Decke und die nischenförmigen Wände. Die teils vergoldeten, teils bronzierten Zierarten an den Särgen, die goldenen Namen und die Schriftzüge der verschiedenen Epi taphien in den Wandnischen — »neist alles mit der Zeit er blindet, »var erneuert und aufgefrischt worden. Wahrlich, in der stillen Heimstätte der Toten sah es so freundlich aus, daß es nichts besonderes bedeutete, wenn der Baron gern hier eine Weile rastete. Und es waren nicht allein des ge genwärtigen Majoratsherri» Besuche, die die stillen Schläfer aus den» Geschlecht der Eckartsburg häufig empfingen, zarte Menfchenhände pflegten oft die Särge mit frischen Blumen zu schmücken. Auch an diesem Tage hatten sie bereits ihres liebevollen Aintes gewaltet, frische Vergißmeinnichtsträuß- chen gaben davon Kunde. Ein größeres kranzartiges Gewinde auf dem Sarge feiner Mutter zog Ernst Georgs Blicke auf sich. Wie ein Gruß für den „Sohn" mutete es ihn an. Leise, »vie liebko send, glitten seine Finger über die blauen Sternenblitteu — als Herta sie hier niederlegte — o, daß er wüßte, »oas sie dabei gedacht? Ein tiefer Seufzer hob Eckartsburgs Brust — da packten ihn die schwcrmutsvollen Gedanken, wovon er sich eben erst mit Getvalt loSzumachen versucht, schon wieder — wahrlich! Der jämmerlichste Schwächling ist das eigene Herz, — aber er wollte nickst unterliegen, nicht als ein Opfer seiner unglücklichen- Liebe zum nutzlosen Träumer »verden. Mit jähen» Ruck erhob der Baron sein Hm»pt, in selben Moment wurde sein Blick gefesselt von einem über die Wand züngelnden Sonnenblitz, unter den» in leuchtender Schärfe die goldenen Lettern des Epitaphiums hervortraten: „Gleich »vie die Bältter im Walde, So sind die Geschlechter der Menschen." Vor «»ehr als zweihundertundfünfzig Jahren hatte HanS Joachim von EckartSb»rrg die Worte des griechischen Weisen dort als Grabschrist etnmeißeln lassen, zu einer Zeit, wo noch das Faustrecht herrschte, wo wilde Kriegshorden und die Pest verheerend durch die deutschen Lande zog, und der Tod tagtäglich allüberall überreiche Ernte hielt — in Städten und Dörfern, Schlössern und Hütten. Die ernste Mahnung an die Vergänglichkeit alles Irdi schen »var »vohl kaum je berechtigter gewesen, umsomehr, als schon das damals alte Geschlecht der Eckartsburg mir noch auf ein paar Augen stand und dein Erlöschen nahe schien — genau, wie in der Gegenwart — stirbt Ernst Georg unver mählt, ohne männliche Leibeserben, dann geht mit ihm der Hauptstamm ein, ein Nebenzweig, der »nit jener» in schwer nachweisbarer, loser Verbindung steht, tritt ii» die erblichen Rechte, oder das Majorat fällt an den Staat. Ob das eine oder andere wahrscheinliche Geschick daS alte Besitztum der Eckartsburg ein Jahr — oder zehn, oder dreißig Jahre früher oder später ereilte, konnte doch eigent lich den» Letzten des Geschlechts gleichgültig sein. Warum blieb er nicht in den» gastfreundlichen Amerika, dessen Bür ger er geworden? Als ihn unverhofft die überraschende Kunde erreichte von den behördliche,» Aufrufen in den Zei tungen nach ihm — den» Verschollener» — als dem einzig berechtigten Majoratserben — was trieb ihn niit unwider stehlicher Getvalt, der Aufforderung zur Heimkehr ins deut sche Vaterland zu folgen? Neben brennendem Heimweh ein unabweisliches Pflichtgefühl. Von Liefern Standespflicht- gefühl durchdrungen, hatte er sich bei der Uebernahme des ihm zugefallenen Erbgutes gelobt, dafür einzustehen mit seiner ganzen Kraft, seinem ganzen Können und Vermögen — gleichviel, wör nach ihm als Erbherr von Eckartsbuvg hier herrschen wird. „Der letzte seines Geschlechts?" Ein Gedanke, den» Baron durchaus nicht fremd! Noch nie hat er ihm eine so eigen schmerzlich wehe Empfindung verursacht, als in diesen» Moment, wo der über die Grabschrift hinzitternde Sonnen strahl Ernst Georgs Blick mit magischer Gewalt auf sich zieht! .„Hätte ich einen Sohn " Waren es gesprochene oder nur gedachte Worte, in einein lauten tiefen Seufzer endend? Ein leichter Schauer durchlief Eckartsburgs hohe Ge statt: seinen Hut tief in die Stirn drückend, verließ er die Totenhalle, in deren Bereich gern schwermütige Träume von seiner Seele Besitz ergriffen; jedoch an wen das Leben j hohe Anforderungen stellte, wie an den Majoratsherrn von EckartSburg, wer, um fest zu stehen, so seiner ganzen Tat- und Willenskraft bedurfte, hatte keine Zeit, sich müßigem Trältmen hinzugvben. — - /- ^Sortsetzu», folM /