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12 Wa»»»»rLtaa. 1V. Mir- Kberlausther UsnöwirtschsMches Wochenblatt. Erscheint jeden Freitag. — Bezugspreis vierteljährlich 50 Pfg. — Die Abonnenten des »Sächsischen Erzähler" erhalt« das Blatt gratis. — Druck und Verlag von Friedrich May. Quelle -er Kraft. Weshalb wendet sich ein so großer Teil der Kulturvöl ker beständig von dem Berufe ab, der nicht allein die Grund lage seines physischen Lebens, sondern auch die Wurzel seiner sittlichen Kraft und Gesundheit ist? fragt Rudolf von Ko- schützki in seinem Buche „Quelle der Kraft", Betrachtungen eines Zeitgenossen, das im Verlag von Alfred Janßen, Hamburg und Berlin, erschienen ist. Er fährt fort: Manche Ursachen werden dafür genannt: unglückliche Verteilung des Landes, Erlverbsvorteile der Stadt, größeres Maß an Frei heit, Vergnügen, Bequemlichkeit, die Anhäufung von Kul turschätzen und Bildungsgelegenheitcn. Wie weit es sich La bei um wirkliche Vorteile handelt, lasse ich dahingestellt, einen Vorteil hat die Stadt gewiß: sie besitzt einen Ueberflnß an findigen Wpfen, gewandten Federn und Schnellpressen, uin ihre Vorzüge fortgesetzt auf jenem Wege geltend zu machen, auf dem die Mehrzahl der heutigen Menschen ihre Ueberzeugungen bezieht. Der Bauer hat dieses Mittel nicht annähernd im gleichen Maße; er ist nicht gewandt in Wor ten er hat auch nicht Zeit, viel Worte zu machen. Vielleicht gibt es darum bis heute noch keine Darstellung des Land baues, die das Wesen und die Bedeutung dieses im buchstäb lichen Sinne wundervollen Berufes denen zum Bewußtsein brächte, die von der Mutter Erde getrennt leben. Wem bei dem Worte „Landwirtschaft" nur ein undeutliches Bild grüner, blauer und gelber Flächen vorüberschwebt, die von dem städtischen Begriff „Agrarier" wie von einer bösen Wolke verfinstert sind, der wird schwerlich die Ueberzeugung gewinnen, daß der Landbau nicht ein beliebiger unter vielen Berufen ist, sondern die wichtigste Angelegenheit eines ge sitteten Volkes, an der jeder seinen Anteil fordern und neh men sollte. ^bu. Landwirtschaftliche Rückschau u. Ausschau. Die Nachrichten von der Produktenbörse haben auch in der letzten Hälfte des Monats Februar keine Veränderungen erfahren. Der Vorfrühling machte sich bereits überall bc merkbar und begünstigte die landwirtschaftlichen Arbeiten, die um diese Zeit üblich sind, außerordentlich. In manchen Gegenden wird um diese Zeit schon die Saat in Angriff ge nommen, namentlich dann, wenn von meteorologischer Seite ein zeitiger Frühling prophezeit wird. Allerdings darf man sich darauf nicht verlassen; denn die Witterung ist erfahrungsgemäß sehr veränderlich, Wenns zum Frühlinz geht. Aber hoffen wir das Beste. Im Zeichen der Hoffnung stand auch die große land wirtschaftliche Woche, die, wie alljährlich, vor Fastnacht in der ReichshaiPtstadt abgehalten wurde. Der Bund dec Landwirte gab ihr wieder das Gepräge. Aus allen Reden, welche die Führer und die markanten Persönlichketten des Bundes in den beiden Zirkusrunden gehalten, leuchtete das stolze Bewußtsein treuer Pflichterfüllung gegenüber dem deutschen Volke und der feste Wille zur Wahrung der eigenen Interessen im nationalen Wirtschaftsleben. Mögen nun auch gewisse Kreise Liber den Bund der Landwirte deitken wie sie wollen, die Berechtigung, eine gewaltige und wirk same Standesvertretung zu sein, können sie ihm nicht ab sprechen, und weil sie das nicht können, üben sie ihren schleckt- ten Witz an ihm, ohne zu bedenken, daß sie selbst eine In- teressenvertretnng betreiben oder begünstigen, die den» Wohle des Vaterlmrdes entgegen ist und daher der eigent lichen sittlichen Grundlage entbehrt. Zu bedauern ist nur. daß noch viele Bauern aus politischen Gründen dem Bund der Landwirte ablehnend gegenüberstehen und durch ein« Sonderstellung die Interessen des Bauernstandes zu Vectra- , ten suchen. Es ist hier nicht der Ort, näher darauf einzu gehen, so viel muß aber gesagt werden, daß es für alle Land wirte, großen sowohl wie kleinen, nur ein landwirtschaft liches Interesse gibt, das am besten durch eine starke Eint zur Geltung gebracht werden kann. Daher ist zu wünsch«,, daß die Gegensätze bald verschwinden möchten. Neben dem Bund der Landwirte spielt die deutsche Lairdwirtschaftsgesellschaft eine große Rolle. Sie gab, wie immer, der großen landwirtschaftlichen Woche den fachwis senschaftlichen Charakter. Alle neuzeitlichen Errungenschnv ten auf dem Gebiete der Landwirtschaft, die sich nach sorg fältiger Prüfung bewährt, werden durch die Tagung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft zugänglich gemacht.