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.. .ei / : ...,.MtzPE-'-A i.' -'MMMWMj ^reiben i „ider neue Kur» hat es in diesen drei Jahren an Entgegenkommen gegen die Sieger vom 20. Februar wahrlich nicht fehlen lassen. Jetzt handelte e« sich um die Gegenleistung. Sie wurde versagt. So erfolgte die Auf lösung. Der Zufall hat r» gewollt, daß dieser „Antikartell- relchStag" an demselben 6. Mai, an welchem er vor drei Jahren zusammei trat, rin gewaltsames Ende erreicht hat. Welcher Jubel damals in den Reihen des Freisinns und des Zentrums, welche Hoffnungsseligkeit in den Kreisen der Regierung, und heute — welche furchtbare Ernüchterung! Statt einer Aera de« Glücks uud der Zufriedenheit, welche «an damals angebrochen glaubte, herrscht heute in Deutsch land Unzufriedenheit und namenlose Verwirrung." — Noch ungnädiger verfährt die „National-Zeitung" mit dem heimgeschickten Parlamente: „Der schlechteste Reichstag, den Deutschland seit der Begründung des Nationalstaats gehabt, ein würdiges Seitenstück de» alten Regensburger Reichstags in ter Unsähigkeit zur Warnung der wichtigsten vater ländischen Interessen, ein würdiger sNachfolcher auch des Frankfurter Bundestages in der Pflichtverletzung durch be ständige BeschlutzunÄigkeit — dieser Reichstag ist zu Ende." — Der „Schwäbische Merkur" sieht einen aufregen den Wahlkamps voraus und mahnt zur Sachlichkeit: „Noch nie zuvor, auch im sogenannten Kartellreichstag nicht, sind Auftritte im deutschen Reichstag erhört worden, wie die AhlwardtSszenen. Wir dürfen daher einem Wahlkampfe entgegensehen, dessen trübe Wellen sehr hoch gehen werden. Gerade deshalb jedoch halten wir es für eine der dringend sten Pflichten, welche die Presse nunmehr zu erfüllen hat, zur Sachlichkeit, zur Vermeidung von persönlichen Gehäs sigkeiten aufzusordern, ganz einerlei, welcher Parteirichtung die Blätter angehören mögen." — Zur Wahlbewegung wird mitgeteilt, daß im Reichs schatzamt jetzt Beratungen gepflogen werden, wie die Kosten der neuen Militärvorlage anderweitig zu decken seien Zu einem Abschluß der Verhandlungen ist es bisher nicht ge kommen. Der bekannte freisinnige Abg. Bamberger der bei der Trennung der Partei mit aus dcrstlven auSge- schieden ist, hat die Wiedeiübeinahme einer Kandidatur definitiv abgelehnt, ebenso der Abg. Schröder-Landsberg; hingegen hat Abg. Hinze die ihm wieder übertragene Kan didatur angenommen. Von den ZentrumSabgeordneten, welche für den Antrag Huene stimmten, werden Gras Ballestrem, Graf Adclmann, Dr. Pvrsch, Frhr. von Hucne bestimmt kein Mandat wieder annehmen. — Nach der „Köln. Volks-Ztg." hat der Reichskanzler als er nach der Auflösung aus dem Sitzungssaal trat, ärgerlich zu seinen militärischen Begleitern gesagt: „Die verfluchte Handelet!" Jeder Deutsche wird ihm das nach- fühlen; zugleich aber scheint auch das Wort des Reichs kanzlers zu beweisen, daß nicht er eS war, nach dessen Willen die Regierung bis auf den Huene'jchen Vorschlag herunterging. Dasselbe Blatt behauptet übrigens, daß noch eine halbe Stunde .vor der entscheitenden Sonn- abend-Abstimmung im Reichstage der Staatssekretär von Bötticher mehreren Mitgliedern des Reichstages gesagt hat, man könne ganz ruhig sein, eine Mehrheit sür den An trag von Huene sei gesichert. Ei» ungeklärtes Rätsel ist eS jedenfalls, wie man den Kaiser so falsch orientiert las sen konnte daß derselbe in Karlsruhe zu dem Oberbürger meister mit unbedingter Zuversicht von der Militärvorlage als einer gesichelten sprechen konnte, während zur selben Zeit jeder Abgeordnete oder Journalist in Berlin besser orientirt war. — Zehn Herren, darunter Baumeister Hartmann Drcs- den Oberst Sohr-Gießen, Niltm. Reinecke-Berlin, In wirtschaftlichen Verbandes behufS Verminderung der au» der sozialen Gesetzgebung erwachsenden Riesenlasten. Der angegebene Hauptzweck ist, der einseitigen Bedrückung bal- digst eine Ende zu machen und dir Lasten auf die Ge samtheit de« Volke« zu übertragen. Eine Zentralbüro de» Ver'iandeS wurde in Neustadt-Magdeburg eingerichtet. — Die deutsche Ausstellung in Chicago, Der „Glas gow Herald", eine» der größten Blätter England» schreibt: An der Ausstellung ist dem britischen Volke nur eins nicht ganz angenehm, nämlich daß Großbritannien nicht den ersten Platz auf ihr einnimmt. Die imponierendste Entfaltung seines Kinnen» hat Deutschland gemacht, und zwar nicht ganz ohne den gerechten Zusammenhang mit dem ewigen Gang« der Dinge, wie unangenehm e» auch sür unsere nationalen uud kommerziellen Gefühle sein mag. Deutschland hat zu der Lieblingsschöpfung der amerika nischen Nation wirklich wesentliches beigetragen. — Man giebt sich in BundeSratSkreisen der Erwar tung hin, die vörsenkommission werde sich über eine Reihe politischer Vorschläge im Sinne der praktischen Reform des Börsenverkehrs verständigen. Sollte da» der Fall sein so würde damit am besten einer Agitation der Boden un ter den Füßen weggezogen werden, welche durch ihre Ex- travaganzen sehr wesentlich schuld daran ist, daß sich die Börsenkreise selbst bis jetzt rationellen Reformvorschlägen gegenüber vielfach ablehnend verhalten haben. — Aus Paris wird gemeldet: Bon „Patrioten" wird beabsichtigt, den elsässischen Abgeordneten, welche gegen die Militärvorlage stimmten, Ehrengeschenke zu machen. — Bei einem Besuch, welchen die Lübecker Gewerkschaf ten in Friedrichsruh abstatteten, hat Fürst Bismarck fol gende Ansprache gehalten: „Ich reise sobald ich kann und dazu fähig bin, nach Lübeck, ich habe die feste Absicht hier zu uud freue mich auch, daß gerade die Handwerker Ihrer Stadt hergekommen, denn ich habe sür den Handwerker stand ein reges Interesse. Ich habe dasselbe auch schon gehabt, als ich mitten in der Politik stand und dort noch etwas zu sagen hatte, allein die auswärtigen Zänkereien uud das ständig mit zwei gespannten Pistolen Auf-dem- Posten-stehen hielt mich davon ad, mehr zu thun. Im Mittelalter waren die Handwerker durch die Zünfte eine Macht, was ja auch in Lübeck der Fall war. Ich stelle mir vor, daß heute noch solcher Einfluß möglich ist. Ob wohl Dampskrast, die Elektrizität und die Großindustrie herrschen, so ist doch noch Raum genug für das Hand werk. Wenn demnächst die Reichstagswahl stattfindet, so werden Sie dort wohl einen Handwerker als Kandidaten ausstellen; wenn es aber nicht gelingen sollte, einen sol chen durchzubringen, so muß doch wohl das heutige Wahl- gesetz hierzu nicht passen. Handwerker und Landwirte müssen ihre Interessen vertreten und dürfen das nicht den Gelehrten überlassen; vor allem dürfen wir nicht Not lei- den, — ich wollte sagen, wir müssen stets sür unseren Miltagstisch sorgen. (Heiterkeit.) Ein Jeder mag sür sich durch die Gesetzgebung Ivrgen." — Der neue Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Oberst leutnant von Schele, ist sofort nach seiner Ankunft in Dar-es-Sataam in entschiedenem Gegensatz zu seinem Vor gänger getreten. Während Frhr. von Soden sich nie aus Dar-es-Salaam entfernte, hat Frhr. von Schele bereits zwei Inspektionsreisen unternommen. Die erste führte ihn saft bis nach Tabora, die zweite galt dem Kingani, den er auf einem Regierungsbampser bis Madiutota hin auffuhr, sowie den nördlichen Küfleustädten. Der Gou verneur macht den Eindruck eines vorurteilslosen und un genieure Born und Eljasser-Magdeburg, die Redakteure l ternehmenben Mannes, der nach allen Krästen bestrebt Pohle-Hamburg und Waldemath-Hamburg erlassen einen fist, die Kolonie zu heben. Es heißt, er habe in Berlin Ausruf zur Beteiligung an der Organisation eines volls- gewisse Forderungen gestellt, von denen sein Verbleiben abhängig ist. Bi« jetzt verwaltet er sein Amt bloß pro visorisch. Frankreich. Die Abficht, eine Auflösung der französischen Deputier tenkammer vorzunehmen ist nun wieder fallen gelassen worden. Einer ganzen Zahl von republikanischen Volks vertretern ist doch bei dem Gedanken an die Neuwahlen sehr fatal zu Mute, da sie mit großem Recht an ihrer Wiederwahl zweifeln. Sie schieben deshalb zur Maskie rung ihres Widerstandes gegen die Neuwahl die Ausrede vor, in Deutschland könne eS zu einem wirklichen Kon flikt kommen, uud dann sei auch der allgemeine Friede be droht. ES sei besser, die Wahlen vorläufig zu unterlassen. Mehrere Blätter-fahren fort, zu Gunsten der Neuwahlen anfzutreten, aber es wird wohl kaum etwas daraus werden. Belgien. Der neue Kriegsminister, General Brassine legte dem Ministerrat einen umfassenden Plan zur Umgestaltung des belgischen Heeres vor. Grundlage istsdie persönliche Wehr pflicht. Die Kriegsstärke soll 300000 Mann, und errei chen, und die Bürgcrgarde soll auf 100000 Mann ge bracht werden. Der König befürwortet die schleunige Durchführung »eS Planes. Die Nachrichten über die Insubordination im belgischen Heere lauten immer ernster. So wird neuerdings gemel det, daß das in Berchem bei Antwerpen garnisonierende Ingenieur-Regiment den Gehorsam verweigert hat. Am Donnerstag erschien kein einziger Soldat des Regiments zum Appell; alle blieben in ihren Stuben und erklärten daß sie keinen Dienst thun wollten, weil sie Hunger hät ten und das Essen zu schlecht wäre. Andererseits ver lautet daß die Meuterei durch die Strenge des Dienstes und der Offiziere hervorgerufen sei. DaS Regiment wurde sofort mit Stubenarrest bestrast und General Bouyet, der Kommandant Antwerpens, hat selbst die Leitung der Un- suchung übernommen. Der Vorfall ist auf alle Fälle tief bedauerlich und zeigt, daß es um die Mannszucht in der belgischen Armee schlimm bestellt ist. Der neue Kriegs minister General Brassine wirb auf diesem Gebiete viel zu thun haben und hoffentlich das Seinige thun, um die Mannszucht wieder zu heben. Aus dem Auerthal und Umgebung. Mittheilungen vor» »ornlem Interest« find der Redaktion stet» willkommen. An die Stadtjcrnsprech-Einrichtung in Aue sind ferner neu angeschlosst n worden: unter Nr. 59 Bauinann's Nachfolger (Stadlrath Gläser) in Aue, „ „ 60 R. M. Philipp, Maschinenbedarfs-Artikel in Aue, „ „ 61 Restaurant zur Lcderschürze in Aue, „ „ 62 August Matschei, Wcrkzeugfabrik in Aue, „ „ S3 Julius Bochinann, Baugcschäst in Aue, „ „ 63 R. L. Hobel, Walzwerks-, Berg- und Hüttenproducte in Aue. Ein ganz unbedeutendes Schadenfeuer hatte gestern Abend in der 11. Stunde einen so gewaltigen Feuerlärm hervorgerufen, daß man dachte, die ganze Stabt stände in Flammen, es entpuppte sich aber schließlich als in einem Schuppen, wo eine Parthie Hobelspäne in Brand gera- then waren. Bei der Gelegenheit wäre auch bald noch ein Kind ertrunken, es fiel in den, reißenden Werkgraben, wo es jedoch schnell wieder aufgefischt und hierdurch ge reitet wurde. Während in den letzten Jahren auswärtige Theater- unv stumpf und gedankenlos in die Welt hinausstarren lernen. Schlimmer aber noch als das Unbeantwortetlassen der Fragen ist das Verspotte» derselben. Nichts verletzt ein Kind so tief, als wenn es sieht, daß seine Unerfahrenheit benutzt wird, es absichtlich irre zu führen und aus seinen ernsten, ihm das Herz belastenden Fragen ein Scherz ge macht wird. Jedes Kind bringt ter Welt der Eiwacyse- nen unwillkürlich daS^leise Gefühl des Mißtrauens entge gen, das nur in dem Vertrauen zu ter Liebe der Eltern verstummt. DieieS Vertrauen, das, einmal in unüberleg ter Weise mißbraucht, vielleicht nie wieder in seiner ur sprünglichen Reinheit heizusiellen ist, er schultern, wer hätte wissentlich das Herz dazu! Wer sreute sich nicht vielmehr, das Erwachen der Kinderscele zu beobachten, zu sehen wie der bunte Falter des Gedankens die dunkle Puppe des In stinktes durchbricht und seine glänzenden Schwingen all mählich immer sreier und voller entfaltet. Freilich stellt das Kind oft Fragen, auf welche die Ant wort nicht leicht ist, wenigstens nicht in der kürzen be stimmten Form, in der dar Kind sie wünscht. „Wissen die kleinen Spatzen, daß sie Spatzen sind?" „Wer ist der Staat?" „Kommen die Thiere auch in. den Himmel?" „Gehört dem Kaiser das ganze Land oder gehört'« den Leuten?" „Kann der liebe Gott Alles machen? Kann er auch machen, daß mein Geburtstag zwei Mal im Jahre ist?" Selbst die anscheinend einfachsten Fragen: „Weshalb brennt da- Feuer? Weshalb ist di« Rose roth? Weshalb schntibet da» Messer? Weshalb ist das EiS kalt? Wes- halb klingt die Glocke?" Welche Fülle von Kenntnissen »Nd welchk pädagogische Geschicklichkeit, diese Kenntnisse dem Verständnisse des Kindes zu vermitteln, gehört zu ih rer Beantwortung! Oft schützt alle Klugheit dis.Eltern nicht davor, in dem Examen, das ihre Kinder mit ihnen anstellen, das greu lichste Fiasco zu machen. Was man weiß, darnach fragen die Kinder gewöhnlich nicht, und das wonach sie fragen, daß weiß man eben häufig nicht. Schon mancher Vater hat es in dem Wunsche, den Glauben an seine Allwissenheit nicht vor zeitig zu untergraben, schon ähn-ich gemacht wie die gute Duphvn in einer von Marie v. Eschenbach's reizenden No vellen, die jede Blume, die ihre Zöglinge ihr fragend vor hielten, mit unerschütterlicher Seelenruhe entweder für cku coucou blanc, äu eoucou bleu oder cku coucou saune erklärte. Wie mancher Zeisig ist dem Kinde von der in die Enge getriebenen Mama schon als Lerche, wie manche Blind schleiche als Ringelnatter, wie mancher Staar als Amsel präsentirt worden! Wie unschuldig kommt manches Ger- slenseld dazu sür ein Roggenfeld, und manche Föhre sür eine Fichte erklärt zu werden, ganz davon zu schweigen, was sich die Steine und Mineralien in dieser Hinsicht gefallen lassen müssen! . Ebenso eifrig oder vielleicht ckvch eifriger al» der sinn lichen Welt richten sich die Fragen der Kinder der über sinnlichen Welt zu, hinsichtlich der;n Art und Beschaffen heit sie einzig und allein auf das Wort der Eitern ange wiesen sind. Oft geht es un» schrill durch Mark und Bein, wenn das Kind spielend Fragen auswirsd, die als geheime Zwei fel in unj'rer eigenen Seele ruh;n und vorwitzig mit der leichte» Kinderhand an dem Vorhang rüttelt, der Zeit und Ewigkeit von einander trennt. Mit Rührung nurs können wir daran denken, was eS alles noch zu ver arbeiten hat, bis es im Klaren über sich und die Welt ist, oder vielmehr bis es zu der Eckeuntniß kommt, daß diese KlarheituiiS hienieden überhaupt versagt bleibt. Hohes und Niederes, Himmlisches uud Irdisches mischen sich oft auf das seltsamste und überraschendste in diesen Kinderfragen. „Mutterte, hat der liebe Gott auch recht viel Geld?" Die Frage ist zu direkt um ein Ausweichen zu gestat ten. „Nein, der liebe Golt hat kein Geld." „Gar kein Geld! O, der arme liebe Golt!" tönt eS vom Kinde mit einem Seufzer tiefsten Mitleids zurück. Kaum haben wir oem Kinde klar zu machen gesucht daß Gott ganz andere Schätze als Geld und Gut besitzt, so fragt eS wieder: „Wie kommt es, Mutter, daß die Menschen im Himmel alle wieder gesund werden? Ist da oben vielleicht eine bessere Lust?" „Aber Mutier, wäre es denn nicht gleich gescheidter ge wesen, der liebe Gott hätte das Töchterchen des Herrn JairuS erst gar nicht sterben lassen ?" „Siehst Du die schönen Lichter, die der liebe Gott am Himmel angezündet hat?" fragen wir Abend» unser Töch terchen. „Ja, Mutter," antwortet dieses, sich an uns schmiegend „har denn aber der liebe Gott auch Zündhölzchen?" „Mutter, nicht wahr, die Engel haben gar keinen Leib, sonoern nur zwei Flügel uud. einen Kops?" „Mutter, der Karl mußte in der Schule von so vielen Göttern lernen. Sag' mir doch, sind denn die anderen Götter' alle, bis aus den einen den wir habe», gestorben ?" (Fortsetzung folgt.)