Volltext Seite (XML)
«setzen, dte von verschiedener Länge seien und dadurch »erschirden« Signale und Worte bedeuten sollten. Der allzukindliche Plan wurde aber bald aufgegeben. Dann bereitet« man Kugeln an» einem Material, da« möglichst genau die Dichtigkrif de» Wasser» hatte. Diese Kugeln schwammen unter Wasser, gelangten unter den deutschen Netzen durch und bewegten sich so geschickt fort, daß sie richtig samt und sonder» geradewegs — in« Meer schwammen. Eine einzige von ihnen wurde einige Monat« nach dem Friedensschlüsse am Strande bei Havre in Sand gebettet aufgefunden. Ein Mitglied de» Ausschusses, ein Chewiler, schlug vor, gewisse Salze, deren Anwesenheit im Wasser durch empfindliche Reagentien selbst bei sehr starker Ver dünnung nachweisbar ist, in die Seine zu werfen. Unter halb von Paris brauchte Man nur in bestimmten Zeitab- ständen dem Strome eine Wasserprvbe zu entnehmen und auf die chemische Beschaffenheit zu prüfen. Wenn verab redet wurde, daß jede» Salz ein bestimmtes Wort oder selbst nur einen bestimmten Buchstaben oder eine Silbe zu bedeuten hatte, so konnte Paris mit einem chemischen Laboratorium in Rouen korrespondieren. Dieser Vorschlag «ar theoretisch unanfechtbar. Eine »er sichersten Einwir kungen ist ». B. die von Jod auf Stärkemehl, welche« schon durch unfaßbar geringe Mengen jene« Metalloid« blau gefärbt wird. Man fand aber, daß man an einem Ende von Pari« mehrere Zentner diese« Jodsalzes in die Seine werfen mußte, um an den anderen Ende die Jod reaktion durch da- Seinewafler zu erhalten. Hätte man diese Reaktion 10 Meilen nnterhalb Paris sichcrstellen wollen, so wäre man gezwungen gewesen, jedesmal ganze Donnen de« Salze« in di« Seine zu werfen. Man gab also auch dieser System auf und wandte sich einem anderen, anscheinend noch viel kühneren Vorschläge zu, der darin bestand, den Strom als Elektrizitätsleiter zu benutzen, an einer gegebenen Stelle mit Hilfe mächtiger Batterien große Mengen Elektrizität in ihn zu werfen und weiter unten «inen Teil dieser Elektrizität, sei es mit Hilfe eine« kupfer beschlagenen Schiffes, sei eS mittels sehr großer schwimmender Platten, aufzufangen und einem höchst empfindlichen Gal- Variometer zuzuführen, au« dessen Ablenkung sich ohne Schwierigkeit ein Alphabet konstruieren ließ. So wurde eine vollkommene Telegraphie ermöglicht, welche durch keine feindliche Einwirkung unterbrochen werden konnte. Die Versuche wurden mit Eifer ungestillt und man fand, daß eine Batterie von 1200 Elementen genügte, um das Seinewassrr wenigsten« in der ganzen Ausdehnung des Flusses innerhalb der Pariser Forts zu elektrisieren, so daß e» «inen Galvanometer beeinflußte. Am 22. Januar wurde die Einrichtung einer Empfangs- und AbsendungS- Station vollendet, aber gerade damals gingen die Ver handlungen wegen der Uebergabe der Stadt ihrem Abschluß entgegen, und da« System gelangte nie zu praktischer Ver wendung im großen. Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 21. April. — Unser Kaiser und unsere Kaiserin sind nach glück licher Reise am Donnerstag Mittag wohlbehalten in Rom angekommen und vom Könige Humbert und der Königin Margaruitha auf daS herzlichste empfangen worben. Beim Einzuge zum Quirinalpalaste durch die festlich geschmückte Via Xalionals begrüßte eine nach Tausenden zählende Volksmenge die Majestäten mit lauten Hochrufe»; auch vor dsm Quirinalpalaste fanden stürmische Voltskund gebungen statt. Militär bildete Spalier. Ein offizielle Kundgebung im „Deutschen Reichsanzeiger" zur Kaiser reise, welch« die Glückwünsche ddr deutschen Nation zur Silberhochzeit de» KönigSpaare« übermittelt und dir zwi schen beiden Staaten bestehenden freundschaftlichen Bezie hungen betont, wurde in Rom mit lautem Beifall ausge nommen. — Zur Rückreise des Kaiserpaare- wird au« Bern d-rtchtet: Bundespräsident Schenk, Vizepräsident Frey (Ehef der Militärverwaltung) und Bundesrat Lachern»! (Chef de» Auswärtigen) werden da» deutsche Kaisrrpaar am 2. Mai in Luzern empfangen. Da» Kaiserpaar wird bei gutem Wetter den Vierwaldstädtersee von Flüelen bi« Lu zern befahren und vormittag» 10 Uhr für zwei Stunden in Luzern eintreffen. — Ob mit oder ohne den Reichstag — die HeereSver- stärkung wird aus jeden Fall durchgesührt werden. Da ließ sich schon au« dem diesjährigen MusterungSgeschäft erkennen. Es wurde stärker ausgehoben als je. Aus Tölz wird geschrieben: „Es sind noch niemals so geringe An forderungen an die Diensttauglichkeit gemacht worden. Leute, die man noch im letzten Jahre wegen kleinen Wuchses oder körperlicher Mängel al« untauglich angesehen hatte, wurden Heuer genommen. In einigen Gemeinden wurden alle Pflichtigen für tauglich erklärt." — Ucber die älteste deutsche Zeitung, nämlich das im 278. Jahrgange stehende „Frankfurter Journal", wurde am Dienstag der gerichtliche Konkurs verfügt. Oestreich-Ungarn. Welch schweren Kampf unsere deutschen StammeS- genossen in Böhmen für die Erhaltung ihre« Deutschtums zu führen genötigt sind, zeigen immer neue Beispiele. So haben in dem kleinen deutschen Städtchen L., das ganz an der äußersten Sprachengrenze, von tschechischen Ort schaften umdrängt liegt, die Tschechen vor zwei Jahren, eine zweiklassige tschechische Schule errichtet. Wenn sie nachweisen können, daß während 3 Jahren im Durchschnitt 40 Kinder diese Schule besucht haben, so muß nach gesetz licher Vorschrift alSdann die Stadt dieselbe auf ihre Kosten übernehmen, und der Ort läuft Gefahr, mehr und mehr seinen deutschen Charakter zu verlieren, zuletzt ganz ver- »schecht zu werden. Selbstverständlich machten die Tschechen für ihre Sache die größten Anstrengungen, und da im vorigen Jahre die Schülcrzahl unter 40 herabsank, würben Kinder zum Schu'besuchc förmlich gekauft. Leiser giedt es deutsche Eltern, welche um ihrer Armut willen ihre Kinder in diejenige Schule senden, wo sie am meisten erhalten. Nach einem Jahre wird der Zweck erreicht und da« Städt chen L. für immer mit einer tschechischen Schule belastet sein. Brasilien. Brasilien verflucht den Tag, an dem es einen rechtschaf fenen Kaiser gegen Abenteurer und Revolution eintauschtr. Das Land gleitet dem Abgrunde zu. In der Hauptstadt werden die Regierungskassen von den Beamten geplündert. In den fernen Provinzen des gewaltigen Reiches leeren Auf- ständische und Soldaten die Kassen der Einwohner. Im Süden herrscht Bürgerkrieg. Ein Stück aus ihm melden brasilianische Zeitungen: die Einnahme des mit 300 Mann besetzten Städtchens Pietro durch 1800 Aufständische. Die Ausständischen unter Tavaces waren den Regierungstruppen entschlüpft. Mit ihnen anzubinden, wagte Tavares nicht, aber er täuschte ihre Wachsamkeit, sodaß sie die Führung mit ihm verloren, bog nach Norden aus und stand am 22. Februar vor Pietro, das er zu Uebergabe aufforderte. Der Kommandant der Besatzung, Oberst Borbosa verwarf jede Kapitulation und verteidigte sich acht lange Stunden helden mütig gegen die Uebermacht, bis ihm die Munition ausging. Nun ergoß sich der Schwarm der Feinde über die unglück liche Stadt, die der Schauplatz wüster Greuelszenen wurde. Die Soldaten de» „Befreiungskrieges" plünderten nach Her zenslust und mordeten. 86 gefangene Soldaten wurden bar barisch niedergemacht und selbst die Kranken in den Betten de» Lazaretts wurden nicht geschont. Ungewiß ist, was aus dem Oberst Barbosa und den übrigen Offizieren geworden, e» scheint, daß eS ihnen oder wenigstens einigen gelungen ist, dem Blutbad, obwohl verwundet zu entrinnen. Aus dein Auerthal und Umgebung. Asttttyetlun-«« vor» »oralem Antereste iln» der lstedaktts« stet» wiUtomm«»«. Diesmal haben wir das Glück, den Geburtstag unsere» allverehrten Königs an einem Sonntage feiern zu können, wodurch Jedermann Gelegenheit geboten ist, sich an den vielen aus Anlaß dessen veranstalteten Festlichkeiten zu betheiligen. In Aue wird die osficielle Königsfeier zugleich mit der Weihe unserer neue» Turnhalle, die von nächster Woche an auch unsere Schuljugend beziehen soll, verbunden. Da- Pro gramm ist Folgendes: 3/« 11 Uhr Vormittags Festzug von der Filialschule auf der Reichsstraße nach der Turnhalle. 11 Uhr FestactuS in derselben. 3 Uhr Nachmittags Schauturnen des allgemeinen Turnvereins in der Turnhalle. 8 Uhr Abends Festcommers im Saale de» Bürger gartens (früher Bleyl's Saal.) Möge sich die Bürgerschaft an diesen Festlichkeiten recht allgemein betheiligen, auch wird gewünscht, daß die Häuser an diesem Tage Flaggenschmuck anlegen. Wir verweisen auf die amtliche Bekanntmachung am Kopfe dieses Blattes. Auch der Milttärverein von Aue und Zelle haben zur Feier de« Tage» Fest-Concerte mit patriotischen Reden etc. arrangirt; die Schützengilde veraustaltet ein PreiSschießen nnd auch der Gesangverein zu Auerhammer wird an diesem Tage ein öffentliches Concert mit Ball abhalten. So ist denn überall dafür gesorgt, unseres Königs Ge burtstag in patriotischer Weise begehen zu können! Möge Sr. Maj. unser allverehrten König Albert zum Wohle seines Landes uns noch recht lange in geistiger Frische und Gesundheit erhallen bleiben, das ist heute der Wunsch aller treuen Sachsenherzen. Unser Mitbürger, Herr Thealcrdirektor Nidermeier ist wieder hier eingetroffen und wird morgen Sonntag 2 große persönliche Vorstellungen in Lcenhardis Gasthaus geben. Da» Nähere ersieht man aus dem Jnserateniheil unseres Blatte«. Wünschen wir der beliebten Theatergesellschaft ein recht volle« Haus. Da« Königliche Amtsgericht Schneeberg macht unter« 17. April bekannt: Auf dem Folium 168 de« Handelsregisters für Neu- stäbtel, Aue und die Dvrfschaiten ist heute verlautbart wor den, daß die Firma C. F. Bretjchneiver's Nachfolger in Zelle künftig K. A. Rauscher firmirt, und daß der Sitz der Firma von Zelle nach Aue verlegt ist. Auf Fol. 212 des Handelsregisters für Ncustüdtel, Aue und die Dorfschaftei» ist heute das Erlöschen der Firma: C. H. Schildbach in Aue verlautbart worden. Der K. Oberförster Richter in Bockau macht bekannt: Im Bockauer Staatsforstrevier ist bei trockener Witte rung das Rauchen aus offenen Pseisen und von Cigarren sowie der Gebrauch hellbrennender Anzündemittel verboten. Zuwiderhandelnde verfallen in eine Geldstrafe bis zu Zehn Mark — Psg. 1 Polizeivcrwaltung de« StaaisforstrevierS Bockau. -Der Verband „Auerthal" der Sächsischen Fechtschule hielt am 11. März a. c. im Hotel „blauen Engel" sein, JahreSgeneralversammlung ab. Nach Begrüßung der An, wesenden brachte der Vorsitzende, Herr Louis Fischer, ein, - Bevölkerung gewesen. Die Leibeigenschaft sei beseitigt, sie gehöre bi» aus wenige Ueberreste der bäuerlichen Unter- thänigkeit der Vergangenheit an. Die soziale Frage der Gegenwart hingegen sei eine ganz moderne Frage und hab« mit den älteren sozialen Fragen keine innere Aehn- lichkeit. Sie sei entstanden am Ausgange des 18. Jahr hundert», eine Folge der mechanischen Erfindungen, die da» Handwerk verdrängt und dem Kapital zur Herrschaft über die Industrie verhelfen hätten, und ferner eine Folge der großen französischen Revolution von 1789 die viele Privilegien gebrochen und die bürgerliche ErwerbSsreiheit geschaffen habe. Die Freiheit, die un» die neue Zeit gebracht, sei ein unbezahlbares 'Gut, aber e« komme darauf an, was man unter Freiheit verstehe. Man erkläre die Freiheit für den Zustand, in welchem jeder Mensch da« Recht hat, alles zu thun, wa« ihm beliebt. Da aber bei völliger Schranken losigkeit des menschlichen Willens mancher Mensch auf die Ide« kommen kann, etwa» zu thun, wodurch er den ande- ren Menschen daran verhindert, das zu thun, wa« dieser will, — so würde die Freiheit an ihrer eigenen Ausübung schließlich zu Grunde gehen. Hieraus folgt aber, daß die Selbstvrrnichtung der wahr« Freiheitsbegriff nicht sein kann. Vielmehr gehört zur Freiheit nicht bloS das Recht für Jedermann, zu thun w»S er will, sondern auch die Pflicht, alle» zu Unterlasten, wodurch der Wille der Mit menschen durchkreuzt wird. DaS heißt also: Zur Frei heit gehört dir Ordnung, de« auf der Freiheit beruhende Gesetz. Der Berfastrr «ar sich der Schwierigkeiten wohl be wußt, welche der Beseitigung von Zuständen, die unsere industriell« Entwickelung nvthwendtg im Gefolge hatte, «ntgegenstehen, und er bekannt« sein Unvermögen, mit Vorschlägen zu dienen, welche die besprochenen Uebel au» der Welt zu schaffen geeignet seien. Der Zweck seiner Schrift sei es deshalb auch nur, die Aufmerksamkeit der besitzenden Kreise auf die Frage zu lenken, die die wich tigste der Gegenwart sei. Man habe lange Zeit die Augen vor der vorhandenen Gefahr geschlossen, man habe sie vielfach zu leugnen ge sucht und sie dadurch nur noch vergrößert. Eine Hoff nung auf Besserung der schlimmen, der Abhülfe bedürfti gen Zustände sei erst in dem Moment gegeben, in wel chem man die Lage klar erkenne. Martha beschäftigte sich nun mit einem ungewöhnlichen Eifer mit dem Studium von Schriften, welche die sozial« Frage behandelten. Ihr Eifer wuchs mit der Schwierig keit, welche der trockene Stoff ihr bot. Mehrfach hatte sie den Versuch gemacht, auch Ada, ihre Schwester, für ihre Studien zu interessiren, sie war aber auf dieser Seite einer kühlen Abweisung begegnet. Unter diesen Umständen ist es nur natürlich, daß sie Rothenberg als dieser so ganz unvermuthet ihr Hausgenosse wurde, ein mehr als gewöhnliches Interest« entgegenbrachte. Was seine Schriften vorbereitet, da- vollendete die per- jönliche Einwirkung des jungen Autor« — Martha drang mit einer Lebhaftigkeit in das Gebiet sozialer Probleme ein, die ihr ganzes Jnterefse für diesen einen Gegenstand absorbirte. Klar und deutlich zogen die Bilder der jüngsten Ver gangenheit an ihrem Geiste vorüber, al» sie jetzt in ih rem einsamen Stübchen saß und den Blick über den Gar ten .schweifen ließ, der sich unten vor ihr auSdehnte. Sie erinnerte sich der letzten Unterredung, die sie mit Rothen berg hatte. Mit Lejorgniß hatte er in di« Zukunft ge blickt, fast verzweifelnd am Gelingen der Aufgabe, die er sich gestellt. Auf der «inen Seite begegnet« er der Ab-! Neigung, dem Hast« derjenigen, di« er vor der drohenden Gefahr schützen wollte, auf der anderen Seite hatte e* mit dem Mißtrauen zu kämpfen, mit welchem ihm di* Leute begegneten, für deren Wohlfahrt er mit der ganzen Kraft seines Könnens, mit der Öpfermüthigkeit seine» selbstlose» Wesen eintrat. Gewaltsam suchte Martha sich von den düsteren Bil dern loszureißen, die sich ihr aufdrängten, sie verließ die Stube und wanderte dem nahen Walde zu, der in fried- licher Stille die Gelände begrenzte. Aus ihrem einsamen Spaziergange wurde sie plötzlich durch ein Geräusch aufgeschrcckt. Sie erhob den Blick und sah Rothenberg vor sich stehen. ! Es war unmöglich, ihm auszuweichen. f XX. Rothenberg hatte bemerkt, daß Martha bei seinem Er scheinen eine plötzliche Bewegung gemacht hatte, als wolle sie einer Begegnung mit ihm aus dem Wege gehen; eS fiel ihm jetzt auch die Verlegenheit auf, in welcher sie sei nen Gruß erwiderte. „ES scheint Ihnen nicht angenehm zu sein, daß Si: auf Ihrem Spaziergange durch mein Erscheinen gestört wurden," sagte er; „fürchten Sie indeß keine Belästigung meinerseits, mein Weg führt mich nach dem Dorfe." „Ich weiß," entgegnete Mariha, „baß Sie mir ein offenes Wort nicht verübeln werden. Jä> muß in der Thal gestehen, daß ich es nicht wünfchte, m.t Ihnen zu sammen zu trrffen." „Ich konnte eS mir denken, daß rie albernen Artikel de» „Courier" Sie unangenehm berührt haben," sagte er finster. „O, da- ist es nicht," unterbrach sie ihn schnell; „Sie , hätten im Gegentheil annehmen müssen, daß diese» Ge schwätz mich nicht im Mindesten berühren kann. (Fortsetzung folgt.) .