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«erulebill entstanden ist, spricht stch immer mehr zu. Fast täglich kommen Schlägereien vor. Es ist zu befürch ten, daß di« Annahme der Hvmerule da» Signal zum Ausbruch« eine» Bürgerkriege» zwischen protestantischen und katholischen Iren wird. Der Bürgermeister von London empfing ungefähr 200 Vertreter der irische» protestan tischen Provinz Ulster. Ihr Wortführer erklärte, die Be völkerung Ulsters sei entschlossen, ein irländische» Parla ment in Dublin nicht anzuerkennen. Sie beabsichtige eine Versammlung von <00 Vertretern zu wählen, welche die erforderlichen Maßnahmen beschließen und leiten sollte, fall» da» Hvmerule Besetz würde. Inzwischen würden alle über 16 Jahre alten wehrfähigen Männer gemustert und eingeschrieben werden. Man «erde versuchen sich mit den Brüdern im Norden Irland» zu verständigen. Sollte «» aber dennoch zum Bürgerkrieg kommen, dann werde di« Verantwortung für da» vergossene Blut auf da- Haupt Gladstone'» fallen. Der Bürgermeister erwiderte sehr freundlich, er erkenne dir Bedeutung der Frage vollstän dig an und teile auch da- Mißtrauen gegen die Hvmerule. England. Hauptmann Woodgate und Ingenieur Griffith in Lon don haben «in automatisches Gewehr erfunden. Da» Ge wehr bezeichnet einen großen Kulturfortschritt der Mensch heit, da e» mit ihm möglich ist, in zwei Sekunden 7 Ku geln auf den Feind zu entsenden. Der „Kugelregen* ist von jetzt an keine Dichtcrphrase mehr. Wie bei der Ma- xim-Schnrllseuerkanone wird die Kraft de« Rückstoßes be nutzt, um da» Selbstladen zu Stande zu bringen, so daß der Soldat nichts zu thun hat, als den Hahn abzudrü cken, dis da» Magazin geleert ist und von selbst heraus fällt. Rutzlaud. Während der Reise de» Zaren nach dem Süden ver sammelten stch unweit Charkow mehrere Tausend Lauern, legten stch nieder auf die Schienen, und weigerten sich, «ufzustthen, bi- der kaiserliche Zug anlangte. Sie woll ten den Zaren sprechen. Es entspann sich ein Kamps der, den Tod von 15 Soldaten zur Folge hatte. 42 Lauern wurden entweder ^rrch die Kugeln der Soldaten getötet »der durch den kaiserlichen Zug zrrmalmt. Nach der Dar stellung de» Charkow» Amtsblattes wurde ferner der kai serlich« Zug eines Morgens nm 5 Uhr durch optische Sig nale und Abseurrn von Schüssen durch die längst der Gleise ausgestellten Soldaten zum Stillstand gebracht, da man entdeckt hatte, daß eine Schiene ausgerisjen worben war- Die Schiene wurde ausgebesjert, in 8 Minuten setzt« der Zug die Fahrt ohne weitere Störung fort. Die «ngesteUte Untersuchung ergab, daß der Unfall nicht der Fahrlässigkeit des Bahnpersonals zuzuschreiben ist. Ueber den gegenwärtigen Auseathalt der Kaisersamilie in der Krim scheint ein besonderer Unstern zu walten. Nachdem erst neulich ein Eisenbahnunsall bekannt wurde, trifit jetzt dir Nachricht von einem neuen Ungtückssall ein. Au«. London wird berichtet: Ein Moskauer Telegramm des „Daily Chromcle" besagt: Nach einer Meldung aus der Krim entgingen der Zar und die Zarin und die Groß fürstin Lenia mit genauer Not dem Tobe durch Ertrinken. Zhr Wagen stürzte um, während er über eine Brücke fuhr alle Insassen wurden in den Fluß geschleudert. Dieser Unfall, sowie «ine jüngst vorgekommene Meuterei der Ko saken im Dongebiet, würven so geheim als möglich ge halten. Rußland ist von der Natur mindesten» so gut ausge stattet worden wir Deutschland. Der furchtbare Booen harrt nur der Bearbeitung; aber oer Bauer säust lieber, als daß er sich auf dem Felde abquält. So ist es mög lich, daß in den fruchbarsten Gouvernement» wieder Hun gersnot herrscht. Die Ernte im vorigen Iah« war schlechter al» sonst, e» find jetzt alle Vorräte aufgezehrt. Nun herrscht der bleiche Hunger. Zu den Hunger-Gou vernement- gehören Oreal, Eharson, Twrar, Pensa, Sa mara, Charkow, Tula, Perm, Saratow und noch andere Bezirk« im Innern de- Lande- sür deren Verpflegung die Regierung 29 Mill. Pud Getreide bestimmen mußte. Ge rade schauderhaft ist die Lage der Bauern im Bezirk Gcha- drin, Gouvernement Perm, w» 23000 Menschen stch von Gartenmelde und Feldgra- ernähren und eine ebenso große Zahl auf» Betteln angewiesen ist. Die Lohnpreise find dort bi- auf 5 Kopeken den Tag gesunken, wobei auch unter diesem Preise die Arbeit nicht sür alle Hände reicht und 10000 Personen au«wandern mußten. In Kurland steht eine Verfügung bevor, nach welcher zwei Drittel der in dem Handelshafen Libau ansässigen Juden denselben verlassen sollen. Viele Großkaufleute wer den dadurch betroffen, die Bestürzung ist bedeutend. Amerika. Aus dem Staate Ohio werden immer noch ver heerende Ueberschwemmungrn gemeldet. Da- große Was sersammelbecken bei Levistone ist geborsten und die Was- sermengen haben in der Umgegend große Verwüstungen angerichtet. Man nimmt an, daß 20 Menschenleben va- bet zu Grunde gegangen sind. Auch der südliche Teil von Ohio, das Gebiet des Scioto und seiner Nebenflüsse, wo au-gedehnter Getreidebau betrieben wird, ist schwer heim gesucht. Dem „Ncuyork Heralb* wird au» Brasilien gemeldet: Der General der Insurgenten, Tarawa, hat die Avant garde des Generals Lima geschlagen. Der brasilianische Kriegsminister, welcher in Rio Grande do Sul eingetrof- fen war, um den .Oberbesehl über die gegen die Insur genten aufgeboteneu Truppen zu übernehmen, ist nach Rio de Janeiro zurückgrtehrt, wie verlautet, wegen eines Zwiste» mit dem Gouverneur Castilho. Das 30. Infan terieregiment ist zu den Insurgenten übergegangen: von dem 23. Regiment wird dasselbe erwartet. Serbien. Serbien» König hat die Zensur für ausländische Zei tungen abgeschaffr und die Postbehörde angewiesen, alle Zeitungen kurzweg den Adressaten auSzusolgen. Aus oem Auerthal und Umgebung, wtittheitunge» van »oralem Interesse sind der Redaktion stet» wiutommen. Allen Naturfreunden hiermit die freudige Nachricht, daß ein Mitglied des hiesigen Erzgebirgsverein« sich der Mühe unterzogen hat und hat die Walbwege nach dem Gemauerten Stein, oer KonrabSwiese und Morgenleithe vurch weiße Striche an den Bäumen genau markiert; so daß em Nichl- ausfinben des ersteren Punktes oder ein Verirren >»i Walde absolut nicht mehr denkbar ist. Man merke nur immer genau aus die im dunklen Walde weithin leuchtenden, weißen Striche an Bäumen und Steinen und sollte man doch wieder Erwarten un Gespräche von dem richtige» Wege abgekommen sein, so gehe man wnder bi» zu den weißen Strichen zurück und gehe an diese» wieder weiter vis zum Ziele. Möge diese neue Einrichtung vom Pub likum recht gewürdigt und viel benutzt werben. Nr. 14 de» diesjährigen ReichSgesctzvlatte» ist erschienen und liegt in hiesiger Raths-Expedition sowie bei allen OrtS- Lehörden 14 Tage lang zur Einsichtnahme au«: Inhalt: Bekanntmachung, betreffend Ergänzung und l Berichtigung der dem internalionalen^Uebeikinlommen über den Elsrnbahnfrachtverlehr beigefügten Liste. Bekanntma chung, betreffend die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in Ziegeleien. Schlagfertig. „. . . Sie sind reizend, mein Fräulein l* — „Ach, Herr Dcctor, so würden Sie auch jagen, wenn Sie da» Gegentheil dächten I" — „Und so würden Sie auch denken, wenn ich das Gegentheil sagte I" Guter Rath. Prosessor: „Mehrere Herren sehe ich schon wieder ihre Bleististe spitzen; ich gebe Ihnen den guten Rath: Spitzen Sie statt dessen lieber Ihre Ohren l* Ganz 'was Anderes. Kammerdiener: „Warum neh men Sie nicht den Doktor Müller, gnädige Frau - Der hat Ihren Johann gesund gemacht!" — Gräfin: „Nun ja, da- ist eben auch nur ein Kutscher." — Es ist sür unsere Haussrauen ungemein schwer, bei dem jetzigen großen Angebot in allen Artikeln für die Hauswirthschast stets das Vortheilhafteste zu finden. Ganz besonders aus dein Gebiete der Wäschereinigungsmittel tauchen fortwährend neue Präparate auf und wenn auch ein großer Theil davon ebenso schnell wieder verschwin det, so erschwert es doch immerhin unseren Hausfrauen den Einkauf sehr. Alle diese Mittel aber sind niemals im Stande eine gute Seife zu ersetzen, viel weniger die selbe zu verdrängen, iin Gegenthell, eine größere Hälfte dieser Produkte bringt noch Vie Gefahr mit sich, daß durch ihre Anwendung die Gewebe angegriffen und somit schnel ler unbrauchbar werden, außerdem aber stellt sich der Ko stenpunkt des Waschens mit solchen Präparaten wesentlich höher, al» der einer gute» reellen Seife. Was nun die Seife selbst anbelrijft so »st es gewiß sonderbar, daß die sem so wichtigen Artikel, der in keinem Haushalt fehlt und der tagtäglich im Gebrauch ist, verhältnchmäßig so wenig Beachtung geschenkt wird. Jede Hausfrau sollte besonders darauf achten, daß die beste Seife gleichzeitig die billigste ist, man greife also nicht zu Sen sogenannten villigen Seifen und lasse sich nicht durch außergewöhnlich niedrige Preise irrcführrn, denn diese Produkte sind da durch, daß sie sich viel schneller verbrauchen, wesentlich theurer, als eure wirklich gute Seife. Als ein ganz so lides Fabrikat, daß in jeder Beziehungen allen Anforde rungen gerecht wird, die man an eine gute und reelle Seife stellt, kann die Elfenbein-Seife von Günther nnd Haußner in Chemnitz empfohlen werden. Diese Seife, die sich in tausenden von Familien in fast ganz Deutsch land Eingang verschafft hat, ist durchaus keine Luxusseife, sondern verdient mit vollem Recht den Namen Haushall- Seffe. Mit Rücksicht auf den guten Ruf, den sich di« Elsenbein-Scise errungen hat, »ft es »ichi nöthig, auf di« Vorzüge derselben Hinzuwelsen, nur darauf sei besonder» ausmerksam gemacht, daß inan nut einem ganz geringen Quantum von dieser Seife bedeutende Ersolge erzielt. Wenn man also die große Wehrkraft uuo Ergielngkeit die ses Fabrikates ausnützen will, so empfiehlt es sich, beim Waschen mit Elfenbem-Seife weniger Seife zu nehmen als wie man bei anderen Seifen gewöhnt ist und das Resultat wird überraschend sein. Um sich denn Einkauf vor Nachahmungen zu schützen, achte man genau auf die Schutzmarke „Elefant" und verlange ganz ausdrücklich Elfenbein-Seife von Günther u. Haupner in Chemnitz. — lieber die Saxonia Accord Zither, welche in unserem Blatt vsters augekünvigt wird, schreibt Herr Max Vetters, Gutsbesitzer in Seeligstavt b. Arnsdorf, folgendes: „Ihre Saxonia-Accord-Znher ist l» jeder Beziehung ausgezeichnet. Mich sreut namentNch der schöne »olle Ton. Men.« beiden Töchter un Aller von 12 und 10 Jahren Haden oinnen 8 Tagen sehr gut spielen geleint." Da die Fwnia Carlo ich mich nun noch einer Prozedur zu unterziehen habe, die mir leider nicht erspart werden könne, und übergab mich einem neuen Begleiter, der, wie alle seine Vorgän ger mit dem bereit» erwähnten mächtigen Schlüsselbund auSgestattet war. Wa« ich an Kleidern und Wäsche bei m»r führte, konnte ich gleich mit mir nehmen, dagegen mußte ich Bücher und Manuskripte vorläufig zurücklassen, da über deren Zulässigkeck eine Speziatzensur vorerst noch stattzufinden hatte. Mein neuer Begleiter führte mich in da» Souterrain hinab — einen langen dunklen Gang ging es hinunter, in dem verschiebene Sträflinge, die mit Hausarbeit be- schüstigt wurden, mir begegneten, und hier schenkte ich auch der „Unisorm des Hauses" einen Blick umsomehr, als ich persönlich damit verschont blieb. Wieder rasselte der Schlüsselbund, eine Thür wurde auf gesperrt» dl« in einen Raum sührte, in welchem nebenein ander drei feuerfeste und diebessichere Badezeiten solidester Eisenlonstruttion und von einem starken Eisendrahtnetz überdacht stch besanven. Di« erste wurde mir geöffnet und ich dann mit der Weisung hineingesperrt, der Dinge zu harren, die da kommen würben. Don der vabezell« au» sah man durch ein kleines ver gitterte» Fenster in einen Materialhos das Gefängnisses hinein, und während ich hjnausschaute, trat von Außen «in« neue Aufiehergestalt mir entgegen, mich ausmerksam betrachtend. Doch gleich darauf verschwand sie auch w»e- der nnd wenige Minuten später, nachdem em Schlüssel den Badekerker geöffnet, stand der Betrachter vor mir. — Wit lange haben Sie denn?" fragte er mit einem Gesicht, da» „Amtsmiene" zum Ausdruck brachte. — Zwei Monate! erwidert« ich lakonisch. — So ent gegnet« er — weshalb denn? — — Preßvergehen l — Sie sind Redakteur? — Zu dienen! Damit schien unsere Unterhaltung zu Ende, doch, nach einem kurzen Hinblicke in der Zelle fuhr er fort: — Na, dann ziehen Sie sich einmal aus! Da ist „kalt" und hier „warm", instruirte er weiter, auf zwei Messing hähne beulend, dle in eine große Zintbadewanne münde ten — die Sachen legen Sw hierher! dabei zeigte er aus einen Hvlzschemel, der >» der Ecke stand, verließ di« Zelle und schloß hinter mir zu. Für den Verehrer von Wasser und Seife gehört ein Bad stets zu den Annehmlichkeiten diese- Leben», ich machte mir das Bad daher ohne Weiteres zurecht und stieg Hin ern, nachdem ich meine Sachen auf den bewußten Holz schemel plaziert. Kaum aber saß ich im Wasser, da ras selte schon wieder der Schlüsselbund — mein Oberbade- meister trat herein, brachte mir ein Handtuch, und ein Sträfling nahm dabei den Schemel mit den Sache,» fort, um sie unter Aussicht des Aussetzers, einer genauen In spektion nach verbotenen Dingen zu unterziehen. Da ich Kontrebande nicht bei mir führte, so wurden sie mir basb daraus wieder zurückgegeben und ich konnte mich ankleiven. — Rückfällige und Verbrecher gemeiner Gattung sowie „Jnsektenbehaftete* werden hier gleich in die Strüflingskleidung gesteckt, die eigene bekommen sie erst bei der Entlassung wieder zu sehen. An ihnen vollzieht auch sogleich der Barbier die Arbeit de» Haar« und Bart» scheerenS. — Frisch gewaschen nahm mich nun mein AbtheilungSauf- seher in Empfang, wir stiegen wieder zum Licht empor, di» in die zweite Etage. Dann ging» die Gallerte ent lang, bi» Nummero 8 erreicht «ar. Hier ließ er seine Schlüssel rasseln, und ohne sein« Handbeivegung abzuwar ten, trat ich «in, ein« kurze Jnst.uktio» folgte und — einen Augenblick später schlug die Thür hinter mir zu — die Schlüssel rasselten wieder, die Sicherheitehaken schlu gen in die Effen — ich war „besorgt und ausgehoben." II. Melii« Zelle. Vier nackte, kahle, weißgetünchte Wände, die durch ein kleines start vergittertes Zenste» zu dem die Sonne zwar hereinscheiueu, ich aber nicht hmausschen kann erhellt wer den — 7 mäßige Schritte lang, 4 Schritte breit — das ist mein Wohn-, Speise-, Arbeus-, und Empfangszimmer. Da» Mobiliar, vom Kuiffthandwe'k noch unbeleckt, und deshalb wenig „stillvvll" besteht in zwei an der Wand befestigten Heizklappe», die mii Stützen versehen sind und Tisch und Bank darstellen, dem gegenüber, in einem Ei- senrahmeli eingefaßt, eine Strohmatratze, die nebst 2 wolle nen Decken und einem Bettuch an der Wand hochgeschla gen und mit den Eisen der Umfassung an Eisen in der Wand durch Schrauben befestigt ist, wäbrend das Keil kissen mit seiner breiten Fläche darauf sieht; links davon ein kleines braun gestrichenes hölzernes Regal, aus dem ein Trinkglas, Wasserkrug, eine Salzvüchse, Messer und Löffel sich befinden, während da» obere Fach durch ein zinknes Waschbecken, Seife, Kamm, Bürste und dann ein neues Testament, Gesangbuch und Katechismus gestillt wird; unten eine Hakenleiste, an der ein graue-, grob- leinene- Handtuch hängt; an einem Nagel im Rahmen der Thür ferner Schuhbürste, Kehrbesen und Kehrblech; schließlich ein hölzerner Spucknaps — baß ist die ganze Ausstattung. (Fortsetzung folgt ) Ea«z seid, bedruckte lanl-rrck» Mk. I.tzi bi» 7.2L p. Ai.— (ca. 450 verseh. Disposit.) -- ,,».«rvettz« und farvt-e Seldenftesl« »» 75 Gf. bi« Mk. 1SS5 per Meter l. gleit, gestrelsi, karrirt. gemustert, Damast« etc.), p»rw- ». zetl- srei Muster umgehend. » Sssüsn-fsdrill 8. Nsnnsdökg (st. u. st. «,».), lürlod.