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Aukchal-Zeitung. Lokalblatt für Aue, «uerhammer, Zelle-Klöfterlein, Rieder-«. Oberpsannenftiel, Lauter, Bockau, Bernsbach, Beyerfeld und die umliegenden Ortschaften. Mit 3 ilkustrirten Aeiötättern: Inserat. - r>Etsch«s N-mtNm»k-«t, s»>- s-v«r, I«Ufpi-,«k. u, L,"LÄ"LV'8^ incl. der 3 werihvollen Bellag-u «ierleljShrlich b'i Wiederholungen hoher Rabatt. mit Bringerloh,, 1 «». SO Pf. Deraniwortllcher Redakteur: «Mil He-e»0»fl«r in Nu« (Erzgebirge). M- Pofianstalien und L-ndbrlestrliger durch die Poft 1 M. Ski Pf. R-dak.lon u. Srpedi.ion - «»., Marklstraße. ««""lung.u an. Sonntag, den 7. Mai 1893. No. 54. 6. Jahrgang. Bestellungen aus dl« ' HU.AuertHoC-Aeitung"W» (No. 66S der Zeitung-Preisliste) f»r Mai nnd Jnui 1«S3 wervtn in de» Expedition (Aut, Marktstraße)> von den Aus trägern de» Blatte», sowie den Landbriefträgern jederzeit gern angenommen. Krpeditioil der „ Auertyaf-Zeitung,^ Liull lilsUvwa«!»»«». , Potitische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 4. Mai. — Der unglückliche König Otto von Bayern war am 27. April 4S Jahre alt. Sein trostloses Befinden Hal sich in den letzten Jahre» nicht geändert. Es wechselt »st lange andauernde Narrheit mit heftiger Erregung. Lichte Augenblicke sollen ab und zu, allerdings nur selten, zu beobachten fein und blitzartig kurze Dauer haben. — Die „Staat-bürgerztg." hat dis zuletzt an Ahlwardt sestgehalren. Jetzt tritt auch sie gegen ihn auf. Gleichzei tig teilt sie mit, daß antisemitische Abgeordnete im Reichs tage auf »die Beseitigung alle» an unlauteren Gründungen deteikigten Personen au» dem öffentlichen Leben, Rückgabe der gestohlenen Millionen an da» Dolk (?) oder Schaffung eine» Fond» aus den beschlagnahmten Vermögen zur Durch- sührung sozialer WoylfahrtSeinrichlungen* hinarbeiten »ollen. — Der Neutztsche Turngau hat den Beschluß gefaßt, daß di« ihm angehörigen Vereine wedrr an vaterländischen Fe sten teilnehmeu, noch Hochrufe aus Kaiser und Landesherrn ausbringen. Der Turnrat will diesen Beschluß nicht aner- tznnen und verlangt vielmehr, daß die sozialdemokratisch gesinnten Vereine ausscheidrn. Die letzteren haben jedoch die Mehrheit. - — In Berlin find noch mehrere Lausend Maurer und SAimmerleute ohne Arbeit, denn wer nicht unbedingt muß, unternimmt au- Furcht vor Streiken keine Bauten. Schon f da» Jahr 18S2 blieb in den Löhnen um mehrere Millio nen Mark gegen 1891 zurück. 1893 wird noch schlimmer werden. — Auch ein Zeitbild: „Das große Berliner Zellenge fängnis am Plötzensee leidet fortgesetzt dermaßen an Ueber- füllung, daß der Raum nicht ausreicht. Obgleich man in die Eknzelzellen schon bi» zu drei Gefangene untergebracht hat, ist doch der Zuzug so groß, daß man fortgesetzt Straf gefangene in die AmtSgerichtSgefängniffe der kleinen Städte in der Berliner Umgebung adschieben muh." Die „Kolonialzeitung" bringt folgende Mitteilungen: Aus Kamerun sind uns neuerding- von durchaus vertrauens werter Seit« Mitteilungen zugegangen, welche zeigen, vag da« Verhältnis zwischen Beamten und den Kaufleuten und Pflanzern da» denkvar schlechteste ist und daß die Verbit terung in den Kreisen der Letzteren gegen die Verwaltung eine Höhe erreicht hat, wie man sie nicht für möglich hal ten sollte. Wir hoffen, daß die Reichstag-Verhandlungen über Kamerun Vas Auswärtige Amt veranlagt haben dürften, die geeigneten Schritte zu lhuu, um diese bedauerlichen Ver hältnisse abzuändern. — Die Dowesche Erfindung abgelehnt. Die Einführung de- in letzter Zeit vielbesprochenen kugelsicheren Stoffe« in dir deutsche Armee ist, wie „Der Geschäftsfreund, Konsek- tionS-Zeiluttg" erfährt, von der Regierung abgelehnt wor den, unter der Begründung, daß zunächst die Kosten zu bedeutend wären, daß aber auch mit geringer Mühe eine Kugel hergestellt werden könne, welche da» Gewebe mit Leichtigkeit durchdringt. Damit dürste da- Urteil über die Dowesche Erfindung endgültig gesprochen sein — Der deutsch-russische Handelsvertrag. Von verschie denen Seiten wird berichtet, daß die russische Antwortnote aus die deutschen Forderungen betreffs de- demsch-russischen Handelsvertrages in Berlin eingetr»ffen sei. Die Richtig keit der Meldung läßt sich zunächst nicht feststellen. Allge mein ist die Ansicht verbreitet, daß ein rascher Abschluß der Verhandlungen auch jetzt noch nicht zu erwarten sei. — Rückfahrkarten mit zehntägiger Giltigkeit. Mit Freu den wird in den weitesten Kreisen dir Nachricht begrüßt «erden, daß Aussicht vorhanden ist, in nicht zu ferner Zeit die Verlüngeruug der GiltigkeitSdaurr der Rückfahr karten auf 10 Tage, wie sie in Bayern seit Juni und in Württemberg sei Mitte Juli vorige» Jahres eingeführt ist. nun auch in anderen Teilen de» deutschen Reiche« ange- nommen zu sehen. Wenigsten» teilte vor kurze« d» Ministerpräsident v. Mittnacht bei den Eisenbahnverhand- lungen der württcmbergischen Kammern mit, daß im April d. IS. in Frankfurt in einer Beratung der ständigen Tariskommissidn der deutschen Eisendahnverwaltungen von würtembergis.her Seite rin dahingehender Antrag gestellt und in erster Lesung mit Mehrheit eingenommen worden sei. Derselbe erklärt zugleich, daß diese Maßregel <"tf di« Erträgniffe de- Personenverkehr» keinen ungünstigen Ein fluß au-geübt habe. Genaue Ermittelungen über die Wir kung derselben sind dadurch erschwert, daß in Süddeutsch land besondere Rückfahrkarten nicht ou-gegeden «erden, vielmehr eine eiufache Fahrkarte der höheren Wagenklaffe durch Abstempelung die Giltigkeit einer Rückfahrkarte der Klass: erhält. — Vom deutschen Handel geben bi« vom kaiserlichen statistischen Amte veröffentlichten Zahlen über den Wert der Ein- und Ausfuhr im erste» Vierteljahr« 1893 seit langer Zeit wieder ein erfreuliche- Bild. Di« Gesamtein fuhr wiro auf 1043996 000 Mark berechnet gegen 1092 619000 Mark im ersten Vierteljahre 1892, die Ge- samtaussuhr auf 839 792 000 Mark gegen 774131000 Mark. Der Ueberschluß der Einfuhr über die Au-sühr de- betrug im ersten Quartal« 1892 rund 28< Millionen Mark in 1893 nur 201 Millionen Mark. Die sogen. Hanbel-bilinz hat sich also um 84 Millionen Mark ge bessert I Großbritannien. Romanhaft klingt es, wa» Londoner Zeitung«« von dem verhafteten Arbeiter Town-end erzählen, der vor »em Hause de- Premierministers Gladstone mehr«« Schüße abgegeben halte. Darnach soll Tvwnsend wirklich beabsich tigt haben, den Ministerpräsidenten zu ermorden. Er »ar tete auf ihn mit einem geladenen Revolver in d«r Hand aber als Gladstone die Straße betrat, fand To»n»«nd, der den greisen Staatsmann nie vorher gesehen, er hab« eine so große Ähnlichkeit mit seinem eigenen Vater, daß er alle Mordgedanken aufgab und den Revolver in die Luft abseuerte. Die Aufregung der protestantische» und katholische« Irländer, die durch die Annahme der Gtadstoneschen Ho- (Nachdruck verboten). Feuilleton. sich vom Boden bi» zur Decke streckt, ausgezeichnet erh«llt so daß Luft wie Licht, diese zwei wichtigsten Bedingungen alle- Leben», mehr al» zur Genüg« vorhanden find. Ich «ar in meinen Betrachtungen ungefähr so »eit ge kommen^ und blickte eben an einem Rundgitter hinab, da rin«, einen Blick in da- Souterrain gestattend« Oeffnung umgiebt, al- mein Führer mir einen Wink gab, ihm zu folgen. Ich kann an dieser Stelle gleich bemerken, daß die Ruhe der Anstalt sich dem Gefängnihpersonal ersicht lich m ttheilt, so baß e» dem Grundsatz „Schweigen" hul digt und alle», Wa- sichFpaniomimisch ausdrücken läßt, auf diese Werse zu verstehen giebt. — Er führt« mich in da« Zimmer de» Oberausseher» und beorderte dies«,, zu» Di rektor — «in Umstand, den ich innerlich so arrogant »ar, zu meinen Gunsten zu deuten. Zu wenigen Augenblicken kehrt« der Oberaufseh«r zu rück, setzte sich an feinen Schreibtisch, schlug einen mäch tigen Folianten aus — ich wurde eingetragen. Dann wurden sämmtliche Sachen, die ich am Leibe trug und bei mir führte, notirt, und au» den Liefen meiner Lasch«» di« Ich «ntleeren mußte, zog ich eine Sigarre und «in Portemon naie hervor, beide» auf den Tisch de- Hause» «iederle» gend. Da« Portemonnaie wurde zwar einer Spezialvist- tation unterworfen, aber trotz gründlichen Suchen» nur der bekannte ein« Pfennig darin gefunden ohne den man, einem wenig geschmackvollen Voltssprichwort zufolge, vor sichtigerweise nicht au-gehen soll. Al- Alle» da» gesche hen «ar, bestätigte ich »le Richtigkeit der Aufnahme durch meine NamenSunterschrift und gleich darauf bemerkte ich, daß die Blick« meine« unisormirten Gegenüber lebhafter -, d«n Zugang zu den Zellen der I. und an meiner Physiognomie und Erscheinung haftete« —- , - .. .. . -- . mein Signalement wurde ausgenommen, um für all« Fäll, gedeckt zu sein. Nachdem ich so da» genügend« Maleriai überschritten wir beide — ich immer voran, die Schwelle der königl. Gesangenanstalt. Zunächst wie» man mich in die Gepeditwn, in welcher mein Lebensabriß vervollständigt wurde, und dann in da» Wartezimmer. Doch auch hier «ar meine- Bleiben» nicht lang«. Ich wurde aufgesordert vor dem Herrn Direktor zu erscheinen, der mich mit einigen Worten auf das man cherlei Unkomfortable meines Nunmehrigen Chambregarnie aufmerksam machte, mir freundlich innerhalb der Grenzen der Möglichkeit Erleichterung zusichrrte, im Uebrigen aber Resignation empfahl, wogegen ich auf mein Talent hin- wie», al» echter Journalist tn jeder Lage de» Leben» den Kopf oben behalten zu können, «in« Versicherung, die, wie mir schien, nicht so ganz zweif l-ohne ausgenommen wurde. Dann nahm mich ein Aufseher — der Volks- au-druck bezeichnet diese Charge irrthümlicher Weise al» Schließer — in Empfang, ein Schlüsselbund rasselte, er öffnete eine eisenbeschlagene, schwere Thür, «in kleiner Vorrau« — der, wie ich später bemerkte, zum Empfang oer Besuchenden dient -- wurde durchschritten eine zweite Thür von gleich solider Massivität geöffnet und geschlos sen — ich stand im Jnnenraume »r» Gesingnißgebäude». Hier hatte ich einig« Augenblicke Zeit, mich umzusehen doch — wohin da» Auge b.ickt — allüberall Eisen, Eisen, ... . . ... -- - , bi« zur Decke durch Overlicht erhellt wird, liegen link» und recht- durch Eisengttter, die vom Boden bi« zur Decke reichen, abgeschlossen, dir Flügel mit den Jsolirzellen Man steht auch hier vom Parterre bl» zur Decke, da tn den Flügeln di« Mitt« edenfall« frei ist — wie da» Schiff ! einer Kirch« . .... ^.2... ... I. H. Etage vermittelnd, Unk« wie recht« Gallerten, die »ei-I i trn Hallen sind durch Oberlicht und an dm Ausläufen >(, . . ...... „ „ beider Flügel durch j« ein gewaltige» Seilenfenster, da» «zu meiner Biographie geliefert hatte, sagte "man mir, daß Zwei Monate Gefängniß. Aus dem Leben eine» Redakteur«. I. Neu a «gekommen. Ich hatte lachend von den Meinen Abschied genommen. Nicht etwa, weil ich bejvnderS fröhlich gestimmt «ar, son dern um Denen den Abschied zu erleichtern, di«, Thränen in den Auge» und Kummer un Herzen, von meinem „Lebewohl" etwa« empfindlicher getroffen wurden, al- ich. Ich könnte hier da- Wort „Galgenhumor" tn seinem ureigensten Sinne anwenden — allein, so schlimm war m nicht. Ich ging ja diesen Gang für meine Ueberzeu- 'gung. und wenn auch mein sonst unverwüstlicher Humor etwa» gedrückt war — ganz war er nicht geschwunden. Noch einmal labte ich mich an dem mir besonder» süßen Gifte einer zu diesem Zwecke eigen» gewählten „Li ^.dn- jo" und trank — zum Abgewöhnen — noch einen Schop- --"v — --- »>,-«>, «>>-», p«n edten Gerstensäfte», dann schritt ich tapfer dem Kaß- > Elfen. Vom Mittelraum, in dem ich stand und der frei berg zu, nach dem GerichtSgebäude, daß mir heute nicht "" ' """ ---- --- ---- - - -- -- - wie der Temprl der Themi», sondern wie rin Zwinguri erschien, und meldete der königl. Staat-anwaltschaft mein Erscheinen. Nicht lang« daraus, so winkt« mir «in Ee- richt-dtrurr, Per «inen, auf einem jener grünen Formu lar« veezeichneten Bruchtheil meine» eurriouluw vitnn in der H^nd hielt, tn welchem auch namenttich darüber AuS- kuist gegeben »ar, wie lange ich zur Gattung der „Zellen- bjwohner" zu zählen habe, un» wenige Minuten später