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fehlen werbt«, ja werden die Führer des Zentrum- Und der Freisinnigen dafür sorgen, daß unter den Fehlenden ca. 50 Gegner sich befinden. Dann wird die Militärvor- lage nut knapper Mehrheit durchgehen. — Bismarck glaubt an die Annahme der MilitSrvorlage. Sein Organ, die „Hamb. Nachr.", schreibt: „Wir glauben, daß der Reichstag di« MilitSrvorlage annimmt, aber nicht unter dem Druck der Stimmung der Wähler und aus Ueberzeugung von der unabweisbaren Notwendigkeit gerade dieser Borlage, sondern au- Fraktionsstreberri, au- Angst ter Parteien vor Konflikt und Neuwahlen. Namentlich wirb unsere Ansicht, daß Zentrum und rin Teil der Natio nalliberalen rechtzeitig umsallen werden, von Tag zu Tag verstärkt." — Am letzten Geburtstage des Altreichskanzler- wurde wiederholt die Frage aufgeworsen, wie es mit dem sür den Wilhelm-Platz in Berlin geplanten Nationalbenkmal deS Fürsten Bismarck und mit den sür diesen Zweck ge sammelten Geldern stehe. Soviel bekannt ist, sind die Gelder zinstragend angelegt worben, während der Denkmals- Ausschuß auf eigenen Wunsch des Fürsten die Sache vor läufig ruhen läßt. — Dem Orden der Weißen Bäter ist die Erlaubniß zur Niederlassung in Preußen erteilt worden. So melden verschiedene Zeitungen und reimen diese Nachricht mit der Militärvorlage zusammen. — Die GefchästSordnungSkommission de- Reichstage« lehnte die Petition eine- Gläubigers deS antisemitischen Abg. Pickenbach aus Vorführung dieses Volksvertreters zur Ableistung des Offenbarungseides ab. Herr Pickenbach schuldet 250 Mk. sür Wein. Eine Zwangsvollstreckung blieb fruchtlos. — Für die Linien» und Landwehr-Infanterie wird bei Neuanschaffungen die sog. Litewka, ein blujenartiger Rock, Breitsuß, die bisher fast ausschließlich der Ersatzreserv« überwiesen wurden. — Der aufrührerische Negerhäuptling Gikki in Quikuru, den Leutnant Prine, besiegte, bat zu sterben versucht, wie ein europäischer Krieg-Held. Leutnant Prince berichtet: Um 4'/, Uhr morgens gab ich da« Signal zum Sturm und sprang mit den Sudanesen unter Hurrah vor. Während ich Dr. Schwesinger einen Durchbruch für da« Geschütz schaffen ließ, entwickelte sich zwischen der Borna und der ersten Tembe ein wirre» Gedränge, tn dem da- Geschütz SikkiS erobert wurde. Wir rannten an die Tembenwand, steckten die Gewehre durch die Schieblöcher und zündeten da« Holzwerk der Tembe an, um die Insassen durch Rauch zum Verlassen de» Innern zu zwingen. Die aufgehende Sonne erhellte den Kampsplatz. In einem dicht gedrängten Haufen setzte ich »en letzten Sturm an, der mit Marsch- Marsch Hurrah l über den ersten und zweiten Tembengang ging und durch» zerbrochene Thor in die innerste Tembe eindrang. Einige wenige flüchtende Feinde wurden noch niedergeschvssen. Al» ich an der Hauptbaracke die schwere arabische Thür einschlagcn ließ, erfolgte inwendig eine heftige Pulverexploston, die da« Tembedach aufwarf. Nach einem zweite» Knall ließen sich nur noch schwache Patronen« Explosionen hören. Sitki hatte sich, seine Familie und seine Schätze durch Anzünden seine- Pulvermagazin- in die Luft gesprengt. Beim Eindringen fanden wir den Sultan noch am Leben. Um ihn dagegen herumgeschleudert lagen seine durch ihn selbst abgeschlachtete« Frauen. Er wurde hinausgeschafft und aufgehängt. A Sdann ordnete ich die Zerstörung de« Quiknru an und trat schon um 8 Uhr wegen der großen Erschöpfung der Europäer und Soldaten den Rückmarsch nach Tabora an. Erbeutet wurde: Ein mit Arabesken schön gezierte» bronzene« Geschütz, nebst vieler Munition, sämtliche Kriegstrophäen der beiden Sikki Üebertriti der Braut, als Lutheraner anzusehen warSn. Gegen da- Ehepaar »st jetzt Klage erhoben worben und die Ehe wird sür nichtig erklärt werden. Die Vorladung, die der russische Untersuchungsrichter an das Ehepaar K. hat ergehen lassen, ist bezeichnend durch ihren EyniSmuS. Es heißt dort: „Der Herr K. und da- Fräulein v. U., die bei Herrn K. lebt, werden angewiesen, in der x Sache vor rem Untersuchungsrichter des x Distrikt» zu erscheinen." . 17 der deutschen Kolonien in Rußland hat die Furcht zu dem Beschlüsse getrieben, die deutschen Namen ihrer Ort« durch russische zu ersetzen. Schöneberg heißt infolge dessen Ssmoljanaja, Rasengarten — Nowofflobvdka und sofort. Mit der Universität Dorpat ist es zu Ende. Soeben ordnete die Regierung an, daß ker Abschaum der andere» Universitäten, die relegierten Studenten, in Dorpat «eiter zu studiere» hätte». Serbir«. Die neue Regierung hat die meisten früheren KreiS- präfekten sestnehmen lassen. Als interessante Einzelheit zum Staatsstreich verdient bemerkt zu werden, daß von der Garnison Belgrads nur die 132 Mann starke Unter» osfizierschule tie Besetzung der Wohnungen der Minister und Regenten und der Telegraphenämter vornahm. Der Kommandant derselben war der einzige Offizier, dem man Vertrauen schenkte und einige Stunden vorher den Plan zum Staatsstreich mitteilte. Der Kommandant der Schul« ist nämlich ein früherer preußischer Offizier und seit Jahren in serbischen Diensten, Hauptmann Sturm, der seinen Namen aber in Juricics umgeändert hat. Aus dem Auerthal uuo Umgebung. eingeführt. Ferner hat der Kaiser angeordnet, daß auch die Farbigen der ostasrikanischen Schutztruppe die Krieger verdienstmedaille erhalten können. — Hunderte von Millionen deutschen Geldes sind in zweifelhaften Auslandpapieren angelegt. Wie zweifelhaft solche Papiere sind, davon wissen die Inhaber portugiesi scher und argentinischer Werte ein Lied zu singen. Zu derselben Art gehören die Anleihen von Griechenland und von Brasilien, und das deutsche Kapital kann nicht kräftig genug gewarnt werden. Als Brasilien noch Monarchie war, lagen die Dinge in dieser Beziehung anders, aber seit der brasilischen Umwälzung hat die nunmehr größte südamerikanische Republik große Mühe, Geld zu bekommen. Als ebenso „unsichere Kantonisten" möchten wir zu den vorigen noch Serbien und Bulgarien zurechnen. Für alle genannten Länder sollte für unser deutsches Publikum die nachdrücklichste Warnung maßgebend sein: Taschen zuI — Ueber das bisherige Musterungsgeschäft veröffentlichen die „Hamb. Nachr." die Zuschrift eines Mannes, der al- langjähriger Besitzender einer Ersatzcommission auch diesmal dem Musterungsgeschäste beiwohnte. Da dies Jahr die Weh: pflichtigen bereits nach den neuen Grundsätzen auf ihre Brauchbarkeit für den Eintritt in das Heer gepulst wurden, so ist aus den Beobachtungen de- Einsenders ein Schluß aus diejenigen Elemente gestattet, die nach ter Einführung der Militärvorlage zum Dienst bei der Waffe herangezogen werden müssen. Der Verfass r meint zunächst, daß das zahlenmäßige Ergebnis nicht Überschätzt werden dürfe. Vor allem lalle die beträchtliche Zahl der Kurz sichtigen aus, die heute gegen früher zur Einstellung ge langen würden. Auch die Anzahl der zum Dienst taug lichen Mannschaften mit dem Mindestmaß von 1,54 Metr. werbe beträchtlich sein. Ebenso sei cs mit Plattfüßen, mit leichten Graten von Kropf und GebirgöhalS, bei Verkrüp pelung der Nagelglieder der Finger, bei Bruchanlage und aus den zahlreichen früheren Kriegen, sowie den 3 letzten mit der Station, 12 Sikkeflaggen, Elfenbein, 60 Stück Rindvieh und Esel, eine große Menge Ziegen usw. Die Verluste waren beiderseits ziemlich bedeutend. Di« Arader in Tabora veranstalteten Festlichkeiten und einen feierlichen Empfang. «tttheitungen v»u »otaten» Anterefs« find v«r »evattion stets Willkomm««. Am Sonntag hielt der Erzgebirgsgau Gabelsberger Stenographenvereiue hier seine» Gautag ab. — Nach Begrüßung der Erschienenen von feiten des Herrn Loose- Aue, besonders auch der erstmalig anwesenden Herren aus Belgien. Die Zahl der für« allgemeine Wahlrecht Streikenden beträgt 100000. Aus MonS wurde gemeldet: 3000 Ausständige errichteten in Quaregnvn Barrikaden. Gen darmen feuerten mehrmals auf die Menge. Ein Gendarm, welcher vom Pferde gestürzt war, wurde entwaffnet und grausam mißhandelt. Sechs Ausständige, darunter ein Verwundeter, wurden verhaftet. Eine Schlächterei, deren Inhaber die Stricke zum Fesseln der Verhafteten hergab, ward geplündert. Diese Meldungen bedürfen noch der Bestätigung. Schneeberg, ging mau zur Tagesordnung über. Es wurde bekannt gegeben, baß die Preise vom vorjährige,» Wett schreiben ai» folgende Orte gefallen waren: Der 1. Preis im schnellschristl. Diktat »»ach Aue-Verein, der 2. Preis nach Zwickau-Berctn. Im weniger schnellen Diktat beide nach Zwickau. Es wurde eu ch heute die Wortzahl ent gegen einem eingebrachten Anträge nicht erweitert und schrieb man im schnellschristl. Diktate bis 80 Worte und »m zweiten Dittate bis 65 Worte in der Minute. Auf Vorschlag d s derzeitigen Verbandsvvrsitzenden wurde Herr Engelmann-Zwickau wiederum als solcher gewählt, da ge- nanitter Herr da« Amt schon früher inne hatte. At ¬ zum Protestantismus übertrat und sich bald daraus l J„sEuts zu Dresden beiwohnte, >e»n Gutsbesitzer K. in Estland vermählte. Die j eifrigste Förderer der Stenoc Ort der nächste»» Versammlung wurde Schwarzenberg be stimmt. Mil bestem Danke für das zahlreiche Erscheinen schloß man die Versammlung mit einem Hoch auf die Kunst. Man verbrachte unter Kunstgenosjen die Zeit noch in sreundschastlichst-gemüthlicher Weife durch einen Spa ziergang nach dem Schützenhaus und in das Gründungs lokal hies. Vereins in Auerhammer. Ehrend gedachte man auch des Veteranen unserer Kunst im Erzgebirge, de« Herrn Hüttenmeister Müller aus Obecschlema durch ein freudig aufgenommencS Hoch. Dienstag daraus schloß sich diesem Ehrentage die Feier des diesjährigen Stiftungsfestes des hiesigen Vereius im Bürgergarten (Bleyl's Saal) an, dem auch Herr Ober regierungsrat Pros. Krieg, Direktor des stenographischen " ", . und wobei der Genannte, der eifrigste Förderer der Stenographie und Stenographen- Nutzland. Eiuhundertfüiifzig deutsche Fabrikmeister, welche die Kenntniß der russischen oder polnischen Sprache nicht nachweisen konnte», erhielten den Befehl, Lodz und da russische Gebiet zu verlassen. Die Fabrikbesitzer sind auf gefordert worden, die Ausführung der Maßregel unter eigener Verantwortung zu überwachen. Seit einiger Zeit wird jede Amtshandlung, die eil» protestantischer Prediger an einer nach russischer Anschauung zur griechischen Kirche gehörigen Pers»»» vorgenvmrnen hat, für nicht giltig erkannt, z. B. Taufe, Trauung. Kürzlich ereignete sich der Fall, daß eine Baronesse v. U. aus Eltlanv, die zur griechischen Konsesion gehörte, in Deutsch land j, . ' mit dein Gutsbesitzer , „ Trauung vollzsg »er lutherische Prediger, weil beide, nach yxrxme im Königreich Sachsen, sehr gefeiert wurde. Das „Aber Du wirst es nicht für überflüssig halte », mir§ auf die Frage Auskunft zu geben, ob es richtig ist, daß Du zu verschiedenen Malen mit unserem früheren Haus lehrer zusammeugelrvffen bist?" Eine jähe Röche übciflog ihr Antlitz. „Ich habe Herrn Rothenberg einige Male zufällig aus meinen Spaziergängen getroffen," gab sie nach einigem Zöger»» zur Antwort, „und ich fand nichts Unrechtes da bei, mit unserem früheren Hausgenossen einige Worte zu wechseln." „Al,o mit einem Manne, der seinen Auf-nthall in unse rem Hause dazu benutzte, heimlich mit den Arbeitern zu konspiriren die mir untergeben sind." „Das hat Herr Rothenberg niemals gethan," entgeq- uete Martha. „Es waren die edelsten Motive, die ihn! veranlaßten, seine Thäligteit dcn Bcrgleunu zu widmen, ihnen mit seinem Rache zu dienen und sie von unbe sonnenen Schritten zurückzuhalleu. Als er sich entschloß, ausschließlich für sie zu wirken, hat er sein» Stellung als bald hier aufgegeben, um nicht mit seinen Lrhre»pfl:chl«n in Zwiespalt zu gerathcn." „Er zog es also vor," sagte der Direktor spöttisch, von dem Ertrage der Stenern zu leben, die er den Arvetter»»! auferlegt, statt seinem eigentlichen Berufe uachzugeheu. „Herr Rolhenberg bezieht von den Bergleuten keinen Pfennig," erw derte Martha mit Wärnie. „Er ist durch Erbschaft in den Genuß eines nicht unbedeutendcn Ver mögens gelangt und hat es deshalb nicht nötbig die Berg leute zu besteuern. „Du scheinst ja über die Privatverhältnisse diese- Herr» ausgezeichnet unterrichtet zu sein," bemerkte der Direktor, indem er seiner Tochter einen scharfen Blick zuwarf. Wieder überflog eine brennende Rüth« das Antlitz be sungen Mädchen«. „Herr Rolhenberg hat mir gelegentlich von diesen That- sachen Mittheilung gemacht," entgegnete sie. „Und natürlich hat diese romantische Geschichte einen großen Eindruck auf Dich gemacht," sagte der Direktor spöttisch. „Du zweifelst auch gar nicht an ihrer Richtig keit . . ." „Durchaus nicht." Herr Brenneck runzelte die Stirn. „Ich kann es durchaus nicht für schicklich halten, daß I Du auf einsamen Spaziergängen mit diesem Herrn zu- ! fammenlnsst," sagte er scharf. „Du stehst, zu welch' schie- j fen Beurtveilna..en da« sührt. Ich untersage Dir also mu aller Bestimmtheit, diesem Herrn Rothenberg in Zu kunft Gelegen hui zu geben, mit Dir zu sprechen." ! „Ich habe ttun nie absichtlich eine solche Gelegenheit ge geben," entgo .nete Martha, „aber ich konnte mich auch ».Uhl veranlaß! fühlen, einem Manne, dem ich Achtung entgegenbringo, in abstoßender Weise zu begegnen. Ich kannte die G .hle Rothenberg'- schon, noch bevor er in un,er Hau- k m, und da sie al» eine bedeutende littera- rische Erscheii u g." „Seine G lichte?" unterbrach ihr Vater sie erstaunt. „Der Herr gtt ört also zu den Poeten? Und wie kamen diese Gedickte in Deine Hände?" „Du selbst bist kic mir im vorigen Jahre zum Weih- nacht«teste g sa enkt." „Ich?" . Jetzt mußt» sie lächeln über den Ausdruck des Erstau nens, der sick in seinem Gesichte malte. „Allcidinge," gab sie zu Antwort; „Du erinnerst Dich vielleicht noch ->« Buche» mit dem Titel: „Au« der Sturm- fluth des Leben«. Es enthielt eine Sammlung der Ge dichte des Herrn Rothenberg." „Da« Buch wurde mir im Laden vorgelegt, ich wählte e«, weil eS mir von dem Buchhändler, den ich sonst al« einen Man»» von Geschmack kannte, empfohlen worden war. Aber woher weißt Du, daß sein Verfasser und un ser späterer Hauslehrer ein und dieselbe Perlon ist?" „Das Buch erschien ja unter seinem Namen und ich fand in einem Litteraturblatte die Notiz, daß Herr Ro thenberg Hauslehrer in N. sei. Von dorr aus hast Du ihn engagirt. „Du kannst mir das Buch gelegentlich zeigen. Im klebrigen erwarte ich, daß Du Dich streng an das halten wirst, was ich Dir gesagt habe." Er wandte sich von ihr ab und beschäftigt sich mit sei nen Schriftstücken. Flüchtigen Schrittes eilte Martha ii» ihr Zimmer; sie fühlte da- Bedürsniß allein zu sein. Die Unterredung mit ihrem Vater befchästigte lebhaft ihre Gedanken. Gewiß war ieine Forderung, den Umgang mit Ro thenberg zu meiden, unter den gegenwärtigen Verhältnis sen durchaus berechtigt; die böswillige Verleumdung hätte au« ihrem Verkehr neue Nahrung geschöpft. Allerdings war bas nicht der einzige Grund der ihrem Vater zu dem Verbote Veranlassung gegeben; er hätte wohl auch unter andern Umständen seine Nichlbilligung darüber ausgesprochen, daß sie die Annähtrung des frühe ren HauSlebrerS geduldet hatte. Was mochte ihn gegen Rothenberg einnehmen? Sie fand keine Antwort auf diese Frage. Sie selbst Halle doch wohl auch ein Urtheil über Menschen, und gerade mit Ro thenberg hatte sie sich lebhaft beschäftigt, aber es war ihr nicht gelungen, in seiner Erscheinung einen Zug zu fin den, der eine» unsympathischen Eindruck machte. (Fortsetzung folgt.)