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Auechal-Zeitung. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle Klösterlein, Nieder' u. Oberpfannenftiel, Lauter, Bockau, Bernsbach, Beyerfeld und die umliegenden Ortschaften. stricken» Mittwoch«, Freitag« n. Sonntag«. Stvonnem«ntSpr«i» incl. der 3 wenbvoUen Beiiaqen vierteljährlich mit Bringerlvhn 1 Mk. 20 Pf. durch die Post 1 M. 28 Pf. Wit 3 issustrirten ZLeivlättern: Deutsches Kamilienvlatt, Oute Keister, Zerrspiegel. Verantwortlicher Redakteur: Emil Hegemeister in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Etchedition: Au«, Marktstraße. Inserat« die einspaltige Evrpuezeile 1v Pf», die volle Seite 30, >/, S. 20, St.« Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstallen und Landdriesträger nehmen Bestellungen an. No. 42. Sonntag, den 9. April 1893. 6. Jahrgang. Bicrsteuer Aue. Gemäß Punkt 4 der Satzungen über Erhebung einer Biersteuer in der Stadt Aue vom 2. Dezember 1892 sind alle Inhaber von Gasthöfen und Schankwirthschasten, sowie alle Diejenigen, weiche Bier unmittelbar an Contumenten verkaufen oder vertreiben, verpflichtet, innerhalb der ersten 8 Tage eines jeden Kalender-Vierteljahres das Bier steuerbuch dem unterzeichneten Rathe vorzitlegen und Len festgestellteu Steuerbetrag sofort zu entrichten. Wir bringen dies hierdurch in Erinnerung und sehen der Vorlegung dieser Bücher bei Vermeidung der in Punkt 9 letzter Absatz genannten Geldstrafe bis zum 9. dieses Monats entgegen. Aue, am 4. März 1893. Der Hicrth der Stadt. vr. Kretzschmar. Krch. Am 1. Mai soll hier ei» Schlaffer für da- vaS- uud Wasserwerk angestclll werden. JahreSlohn 1080 Mk. Bewerber, welche in gleicher ober ähnlicher Stellung beschäftigt gewesen sind, wer den «ujgesordert, Gesuche nebst Zcugnißabschriflen bis 10. April dieses Jahres anher einzureichen. Aue, am 30. März 1893. Der Math der Stadt. vr. Kretzschmar. E. Die Sparkaffe der Stadt Aue ist jeden Wochentag von 8—12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittags geöffnet u. verzinst die Einlagen mit 3'/, Prozent. Bürgerschule zu Aue. Die Aufnahme der Kinder in die hiesige Schule erfolgt an allen Abteilungen Montag, den 1ü. April Nachm. 2 Uhr für die Höhere in No. 1 des Gantcnberg'schen Hauses vis » vis der Fachschule. — Klassenl. Hr. Wappler. für die Mittlere in No. iS de« Hauptgebäude«, rechter Eingang 2 Treppen — Klassenl. Hr. Vogel. für die Einfache Knabe» in No 14/1 b des Hauptgebäudes, rechter Eingang, 1 Treppe Klassenl. Hr. Bär. Mädche» in No. 13 des Hauptgebäudes, linker Eingang, 1 Treppe — Klassenl. Hr. Rühle II. Sem. Klaffe in No. 2 des Hauptgebäudes, linker Eingang, Parterre — Klassenl. Hr. Meine!. Aue, den 6. April 1893. Neumeister, Dir. in Der Vorstand Paul Mäntler. Gewerbliche Fortbildungsschule zu Aue. Die Anmeldung «euer Schüler findet Sonntag, den 9. April, Vorm. 11 Uhr der D. Fachschule f. Blecharb. hterselbst statt. Schüler, welche die hiesige Bürge, schule nicht besuch'en, haben ihre Schulzeugnisse und von ihnen gefertigte Zeichnungen vorzulegeu. Aue, am 3. April 1893. Bestellungen auf die WM^Auevthcrl'-IeiLung "WL (No. 665 der ZeilungSpreiSliste) für das S Quartal 1SS3 werden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern des Blattes, sowie den Laudbricfträgern jederzeit gern angenommen. Krpeditio» der „ AuertHat-Zeitung," LLmtl IteAvoavivtvr. Ans dem Geschäftsleben. Die Formen unseres geschäftlichen Verkehr» verschlech tern sich. Die ehrenfesten Grundsätze früherer Zeiten werden weniger als in der Vergangenheit beachtet, Treue und Glauben sind stark erschüttert. Die Sucht, schnell zu Reichtum und Wohlleben zu ge langen, die Scheu vor ernster und nachhaltiger Arbeit, die Abstumpfung der Gewissen und eine mit ihr im engsten Zusammenhänge stehende Verflachung der geschäftlichen Moral, die glaubt, alle« sei erlaubt, was nicht durch das Strafgesetz ausdrücklich verboten ist, — diese traurigen lZÜge im Charakterbilde der gegenwärtigen Zeit haben in unserem Erwerbsleben Verhältnisse geschaffen, die in wirt schaftlicher und sittlicher Hinsicht geradezu eine Gefahr bilden. Die Bekämpfung dieser Gesabr ist nach unserer Ueberzeugung vorwiegend eine Aufgabe der öffentlichen Erziehung, dieselbe in ihrer weitesten Bedeutung genommen. Gegen sittliche Mängel vermögen die besten Gesttze nur einen bedingte» Schutz zu verleihen; auch die Besserung einer gesunkenen Geschästsmoral kann nicht lediglich durch den Strafrichter erfolgen. Aber immerhin kann unmöglich die Gesetzgebung den Auswüchse» des geschäftliche» Leben müssig gegenüberstehen. Sie kann die ärgsten AuLwüchs, (Nachdruck verboten). AeuMeton. Aus stürmischen Tagen. Roman von E. H. Siegsriedt. (Fortsetzung.) Al« man sich trennte, konnte rr wohl der Ueberzeugung sei», daß der größere Tbeil derer, denen er sein Mandat verdankte mit feiner Haltung durchaus zufrieden »ar, aber er durste sich auch nicht verhehlen, daß die Saat lie Kol« berg au-geslreut hatte, zu wuchern begann. XII. Krunkel, der grimmige und herrische Gruben-Jnspcktor, war in seiner Häuslichkeit ein ungemein zahmer und mil der Herr. Er war nicht verheiralhet, und doch besaß er eine — Schwiegermutter. Das «ar folgendermaßen gekommen. In früheren Jah ren hatte Herr Krunkel geliebt und nicht nur da- Mäd chen seiner Wahl, sondern auch teren Mutter, Frau Su sanne zu sich ins Hau« genommen. Leider aber »ar Herr Krunkel nicht dazu gekommen, seine Vraut zu hei- rathen, sie starb, noch bevor das Aufgebot erfolgen Knute. G« verging Jahr um Jahr, und Krau Susanne blieb. Herr Krunkel hatte sich ja früher schon daran gewöhnt, st« al- sein» Schwiegermutter zu betrachten, und sie geber ¬ dete sich nun so, al- ob sie eS legitimer Weise sei. Sie «ar eine Frau, deren Energie mit den Jahren wuchs. Wohl kam manchmal dem Herrn Krunkel der Gedanke, ob eS nicht gut sei, sich für die tvdte Braut eine leben dige anzuschaffen, aber Frau Susanne erstickte solch sünd hafte und verwerfliche Pläne im Keime. Die Herrschaft, dte sie einmal errungen, gab sie nicht auf. Unter dem Eindruck dieser wuchtigen Thatsachen gewann Herr Krunkel die Theilnahme der Bürgerschaft. Männer, die ganz ordnungsmäßig zu Schwiegermüttern gekommen waren, machten kein Hehl daraus, daß sie das Walten der geheimnißvollen Schicksal-Mächte in dem Krunket'schen Falle höchst ungerecht fänden. Dieser Mann war nie mals verheirathet gewesen und doch mit einer Schwieger mutter behaftet! Es «ar grausam! Man fühlte, daß man diesem Märtyrer eine Genugthu- ung schuldig sei. Man wählte ihn in den Kirchcnrath. Mit überwältigender Majorität wurde er gewählt! Herr Krunkel sand Trost in seinem Amte. Im Laufe der Jahre erfaßte ihn «in tiefer Groll gegen die Mensch heit. Es sei sehr gut und nützlich, sagte er, wenn zeber Einzelne fein Päckchen Unglück mit sich herumschleppe, all- wie er e« auch thue. Das dämpfe den Hochmuth und mahne zur Einkehr. Er kam aus diesem Weg« so weit, daß er sich nachrüh men konnte, niemals »er göttlichen Orduung entgegen ge treten zu sein, in der Art, daß er einem Mitmenschen da» Päckchen Uuglück um ein« Kleinigkeit erleichterte. Selbst die Handwerksburschen, dte in seinem Hause »vr sprachen, wie- er schroff zurück. Eine» Lage» saß er bei einer leckeren Bratwurst, al- die Thür zaghaft geöffnet wurde und ein Mann in die Stube trat, dem man wohl ansah, daß er müde und hung rig sei. ,Lieber Herr,* sprach ter Fremde, „Vie können einem armen Teufel gewaltig auf die Strümpfe helfen, indem sie ihm fünf Silbergroschen verehren. Ich habe die Ehre, mich selbst als diesen armen Teufel vorzustellen. Mein Name steht in jedem Konversationslexikon, Sie dürfen nur nachschlagen. Eine augenblickliche Verlegenheit. . ." „Wollen Sie sich hinaustrollen!" ries Herr Krunkel erbost. „Aber erlauben Sie doch nur, ich bin mit meinem Sprüchlein noch gar nicht zu Ende," wars der Fremde ein. Herr Krunkel konnte Viele« ertragen, er duldete e», wenn man in der Türkei Palastrevolutionen machte, er hatte auch nichts dagegen, wenn auf dem Eismeer die Bä ren Schlittschuh liefen, aber er durfte nicht zugeben, daß man ihn bei dem Genuß einer Bratwurst störte. In die sem Falle wurde er wild und zornig, zumal wen» diese Störung mit einer Anzapfung an seinen Geldbeutel ver knüpft war. Um e« kurz zu sagen, er warf den Fremden vor die Thür. Als er eine Minute später wieder bei seiner Bratwurst saß, trat Susann-, die freiwillige Schwiegermutter, in die Stube. Sie sah energischer au- al- je. Bei ihrem Anblick verging ihm der Appetit; er ließ di« Bratwurst stehen. „Mein lieber Jakobu-," sagte die Dame, die mit ihrer