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Drschofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt uni Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichter Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Bellag Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag de Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. Erscheinungsweise: Jeden Werktag abend« für den folgend. Tag. Bezugspreis für Dezember: Durch die Post oder durch unsere Boten ins Haus zugestellt Mark 380.-, bei Abholung in der Geschäftsstelle Mark 350.—, durch die Stadtboten Mark 370.—. Alle Postanstalten, Dostboten, sowie Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle des Blattes nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. 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In den Besprechungen der Reichsregicrung mit In- dustriellen und Bankiers soll in der Hauptsache die Frage einer inneren Anleihe erörtert worden sein, deren Hauptzweck die Rückführung des im Auslande befindlichen deutschen Kapitals, sein soll. Weiter hätten die Besprechun gen den Zweck gehabt, Aufklärungen über die Lage der deut schen Wirtschaft zu geben. Die Unterhaltungen sollen am Dienstag fortgesetzt werden. * Die Grundlinien eines amerikanischen Repa ration-planes sollen nach inoffiziellen Nachrichten folgende sein: Neuregelung der Friedensgrundlagen durch internationale Abkommen, Milliarbenkredit für Deutschland, gleitende Reparationszahlungen, politische Garantien gegen Gewaltmaßnahmen. * Ministerialrat Wohlrab ist zum Sparkommis sar für den Bereich des sächsischen Finanzministeriums be stimmt worden. Zu den mit ' bezeichneten Meldungen finden die Leser aus führliches an anderer Stelle. Hoffnung auf Amerika? Die Lösung der Reparationsfrage ist ohne die aktive Mitwirkung Amerikas ein Ding der Unmöglichkeit. Das ist cm dieser Stelle ost genug ausgesprochen worden. Die gange Reparationspolitik Deutschlands ist seit Jahr und Tag darau ab gestimmt gewesen, Amerika zu dieser tätigen Anteilnahme cm den europäischen und insbesondere deutschen Dingen zu gewinnen. Die Anstrengungen, die hinsühüich der Leistun gen Deutschland in dieser Zeit gemacht hat, haben alle Wel von der Aufrichtigkeit der deutschen Regierung überzeugt und sie haben nicht wenig dazu beigetragen, dem Auslcnw den tatsächlichen Nachweis von der Erschöpfung der deutschen Wirtschaft zu erbringen, die in diesen Zustand kommen muß te, nachdem sie nur aus die eigene Kraft angewiesen war. Jetzt ist der Zeitpunkt da, in welchem Amerika zu Entschlüs- sen kommen muß. Die jüngsten Nachrichten aus Washington lassen «ine gewisse Hoffnung auf einen Umschwung der Dinge zu. Er ist die Folge einer Änderung der allgemeinen weltpolitischen Lage. Und diese hinwiederum hat ihre Ursache in der bei den Londoner Verhandlungen deutlich zu Tage getretenen Isolierung Frankreichs. Entgegen allen, namentlich französischen Erwartungen, hat die neu« konser vative Regierung von England den französischen militäri schen Gewaltplänen Deutschland gegenüber sich genau so wi dersetzt wie das die liberal« Regierung Lloyd George« getan hat. Dazu kam, daß die neue italienische Regierung entgegen all den hochtrabenden Redensarten «ine« Mussolini ebenfalls von militärischen Zwangsmaßnahmen gegen Deutschland nichts wissen wollte. Aus dieser Haltung muß Frankreich bestimmte Konse» quenzen ziehen, und das ist auch bereits geschehen. Es ist «in bemerkenswertes Zeichen der Zeit, daß niM nur Pomcarö. sondern auch eine ganze Reihe nationalistischer Abgeordne ter in der Kammer urä> in aller weiteren Öffentlichkeit er klären können, daß Frankreich weder eine Annexion de» Rheinlandes, noch eine militärische Besetzung de» Ruhrgebie- tes erstrebt habe und daß die französische Politik überhaupt nicht auf Gewaltanwendung gegen Deutschland hinziele. Es ist jetzt nicht die Zeit, um zwischen Worten und Taten die ser französische» Politiker zu rechten. Mr wollen ihre Er klärungen als Beweismittel besserer Einsicht hinnehmen. Aber das muß man doch aussprechen, daß die französische Wirtschaftslage heute ein« derartige ist, daß es sehr wohl ver ständlich wär«, wenn das große Ziel der französischen Poli tik, das ganz unzweifelhaft auf die Rheingrenze drängt, M- rückgestellt wird zu Gunsten der Beordnung der Dinge im Innern. Frankreichs Finanzen treiben einem Punkte zu, der die größten Gefahren in sich birgt. Di« Umkehr der französischen Politik ist mm aber mit eine der Hauptvoraussetzungen für die tätige Anteilnahme Amerikas an den europäischen und an den deutschen Dingen. Darüber ist gar kein Zweifel. Den Amerikanern fällt es gar nicht ein, Milliardenbeträge für ein« Reparationsanleihe herzugeben, wenn sie befürchten müßten, daß diese amerika nischen Gelder zur Stärkung der französilschen Militärmächte benutzt würden. Der Entschluß Amerika«, seine Truppen noch am Rhein zu lassen, trotzdem die Vorbereitungen für di« Zurückziehung schon vollständig getroffen waren, steht in enger Verbindung mit den jetzigen Vorgängen. Lmerika will sich di« Kontrolle nicht entwinden lassen, di« ihm uner läßlich erscheint, wenn es mit seinen finanziellen Mitteln aus dem Kontinent sich engagiert. Der amerikanische Kreditplan geht also einmal von poli tischen, zum Zweiten aber auch von geschäftlichen Dor- aussetzungen aus. Di« politischen sind eben anaedeutet «vor- den, sie liegen in der grundsätzlichen Umkehr der Einstellung und Taktik der Politik der europäischen Kabinette. Ohne bestimmte Garantien von französischer Geste wird Amerika nichts in die Weg« testen. Andererseits muß aber auch di« Entente bestimmte Garantien bieten. Sie liegen in dem Verzicht der Alliierten aus die General-Hypochek, die ihnen auf Grund des Versailler Vertrags auf Men deutschen Be sitz zusteht. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen, von denen Mnerika ausgeht, bestehen in der Bürgschaft der Entente da- für, daß Deutschland nicht etwas zugemutet wird, was sein« Leistungsfähigkeit übersteigt oder was Deutschland wirt schaftlich zu knebeln oder zu Grunde zu richten geeignet wäre. Amerika ist sich sehr wohl bewußt, daß «in wirtschaftlich er drosseltes Deutschlcmd eine Gefahrenquelle für die Wirtschaft des ganzen europäischen Kontinents abgibt. Ueber den Inhalt des amerikanischen Reparationsplanes liegt bi« jetzt noch kein« verbürgte Nachricht vor. Aus den verschiedenen amerikanischen Zeitungsmeldungen verzeichnen wir die nachstehende, durch Wolfftelegramm übermittelte, ohne jedoch eine Gewähr für ihre Richtigkett übernehmen zu können: Der Inhalt der amerikanischen Vorschläge. London, 18. Dezember. Der Sonderberichterstatter de» „Daily Sketch" will aus maßgebender Quelle erfahren haben, daß Präsident Hardlng durch den amerikanischen Botschafter demnächst zwei inlernallonale Abkommen vor- schlagen werde. Für das eine von ihnen werd« er die Unter schrift jeder alliierten Macht, für da» andere di« Unterschrift jeder an den Reparationen beteiligten Nation fordern, und zwar sowohl der am Kriege beteiligten Alliierten, wie auch der Zentralmächte Diese neuen llebereinkommen würden in ihrer Wirkung einen großen Teil des Versailler Vertra ges, zum Zwecke der Sicherung de» Weltfriedens und de» Wiederaufbaues der hauptsächlich in Betracht kommenden Nationen ersetzen. lichen. Die Privatanleche durch amerikanische Bankier» i» Deutschland würde aus 25 Jahre erfolgen mtt fünfjähriger Teilamortisationen. Die amerikanische Regierung werde auch verlangen daß Frankreich seine Absichten auf das Ruhrgebiet oder au einen anderen Schrill qegen Deutschland aufgebe, der geelg net sei, da» industrielle Gleichgewicht zu stören. Die Garan tien in dieser Richtung würden verlangt werden in dem Ab kommen, da» zwischen den Vereinigten Staaten und den Alliierten unterzeichnet werden solle, die mtt diesen Garan tien alle Garantien oes Versailler Vertrages ersetzen'wür den. Die türkische Frage müsse endgültig zwischen England, Frankreich und der Timtet geregelt werden, da ein stabiler Balkan für den industriellen Fortschritt DeutsMands not wendig sei. Nirgend» in den amerikanischen Vorschlägen würden die interalliierten Schulden, besonder» die englischen Schulden an die Vereinigten Staaten, erwähnt. Diese Schulden müßten noch Ansicht der amerikanischen Regle ruug und Bankier» außerhalb der Verhandlungen bleiben. C» wird sedoch erklärt, allerdings nicht von maßgebender Seite, daß, wenn der amerikanische Vorschlag angenommen und befriedigend durchoeführt würde, die Haltung Ameri kas zu der gesamten Frage der interalliierten Schulden sich ändern würbe. Alle diese Pläne sind natürlich abhängig von der Ein willigung Frankreichs. Ohne die französisch« Zu- stimmung wirb Amerika keinen Schritt unternehmen. In dieser Einschränkung liegt bereits eine sehr starke Belastung. Soll die Aktion überhaupt zustande kommen, so muß Frank reich auf alle imperialistischen Pläne, ja, wie man weiß, so- gar auf seine bisherige Rüstungspolitik Verzicht Kisten. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre kann man nicht an- nehmen, daß sich die nationalistische Kammermehrheit für diese Politik erwärmen wird. Schon taucht ein neuer Plan eines internationalen Abkommens zur Verminderung der Rüstungen zu Wasser und zu Lande auf, der auf einer Fi nanz- und Abrüstungskonferenz in Washington beraten wer den soll. Man erinnere sich des Auftretens Driands auf der Washingtoner Konferenz des vorigen Jahres. Cs sei davon zu erhoffen, daß die Industrie tn England wieder in Sang komme, daß Frankreich beruhigt werde und die Wohlfahrt wieder erhalte, die es so dringend benötige, und Deutschland wi^>er einer der kaufkräftigsten Märtte der Wett werde. Auf die Unterzeichnung der neuen Abkommen hin würden drei Gruppen amerikanischer Bankier» einen auswärtigen Kredit für Deutschland unterschreiben, der anker England, Frankreich, Belgien und Deutschland verteilt werden soll. Dieser Kredit werde nicht unter anderthalb Milliarden Dollar» betragen. Vermöge diese» Kredite» werde Deutschland davon instandgefetzt fein, Lebensmittel oder andere Rohstoffe in jedem Lande zu kaufen, kein Teil diese» Kredite» werde an Frankreich, England oder Bel gien zahlbar sein, ausgenommen im Austausch gegen wa rea, die von Deutschland gekauft werden. Die amerikanische Regierung werde diesen Bankier-Kredit garantieren und da für eine erste Hypothek auf die gesamten Hilfsquellen Deutschland, fordern. Diese Hypothek würde sämtliche Zölle, Ein- und Aurfuhrabgaben und die deutsche Nnkommen- steuer umfassen. Sie wird alle anderen deutschen Verpflich- langen einschließlich der Reparass-nen ersetzen, da der ge- samt« Vorschlag gegründet sein «erd« auf eine praktische Herabsetzung der Reparationen und «ine gründliche und endgültige Übereinkunft auf feiten der Alliierten. So werde Amerika durch eine Methode, die noch nicht entschieden sei, die jedoch von Elihu Root untersucht werde, die schnelle Zahlung jeder vereinbarten Neparattonsforderung durch Deutschland garantieren. Außer diesem Kredit, der in Deutschland, England, Frankreich, Belgien und Amerika un- tergebracht und von der amerikanischen Negierung garan tiert werden soll, würden die Bankiergruppea eine private «trüchtvche Anleihe an die deutsche Regierung geben, die dem Vernehmen nach etwa 750 Millionen Dollar» betragen «erde und al, Sicherheit in der üblichen weise industrielle und städtische erste Hypotheken erhalte. Vertreter der Bankier», die an Ort und Stelle die »rutsche Wirtschaftslage seit mehr al» einem Jahre mtter- ucht haben, würden darlegen, daß Deutschland augenblicklich nicht mehr als ZOO Millionen Dollar, zahlen könne. Sie eien jedoch der Ansicht, daß dieser Betrag sofort bezahlt werden könne (?) und daß in zwei Jahren der Bettag auf 400 Millionen Dollar erhöht werden könne. Allmählich müßten mtt der größeren Zahlungsfähigkeit Deutschland« die jährlichen Zahlungen vergrößert werden. Dadurch würde Deutschland nach Ansicht der amerikanischen Regie- rung in den Stand gesetzt, unter Berechnung der Zinsen di« RÜckMkmq da» krckttts innerhalb »hn Zähren «u «rmüg- Nachstehende Drahtmeldungen aus Amerika gießen auch schon etwas Wasser in den Wein unserer Hoffnungen: Loudon, 18. Dezember. (Drahtb.) Vlättermeldunqen zufolge wird in Washington von maßgebender Seite erklärt, daß die amerikanische Regierung gezwungen gewesen sei, die europäischen Regierungen vor der Annahme zu war nen, daß die Vereinigten Staaten ein Zaubermittel für alle übel der alten Welt schaffen könnten. Rew Bork, 18. Dezember. (Drahtb.) wie die »Re« Vorker Time»- aus Washington meldet, werden sich Senator Vorah und die Gruppe der Unversöhnlichen jeder Teilnahme der amerikanischen Regierung an den Versuchen, die Repara tionsfrage zu lösen, widersetzen, außer, wenn die Alliier- len ihre Haltung gegenüber Deutschland in weitestgehender weise ändern. London, 18. Dezember. (Drahtb.) Der Rew Vorker Be richterstatter des »Manchest. Guardian- meldet. Staatssekre tär Hughes fei der Meinung, daß Europa erst Schritte unternehmen müsse, bevor Amerika, Hilfe einfetzen könne. Vie Ansicht Hughes gehe dahin, daß, bevor nicht Frankreich zur Abrüstung übergehe, und seine Hoffnung, die Herrschaft im Ausfuhrgebiet zu übernehmen, aufgebe, die Reparation»- rechnuug ermäßige und einem Moratorium zusttmme, die Loudon, 18. Dezember. (Drahtb.) Au» Washington wird gemeldet, die amerikanische» Sachverständiaen würden, wen« möglich, an der Untersuchung bett. Deutschland» Zah- luugsfählgkeir teilnehmen. Wie verlautet, hat Präsident haöding die Ansichten der Senatoren angehört. ob e, wün schenswert sei, eine neve inlernallonale Konferenz eiazube- rufen. Die Konferenz der GrnLhrungsminister. Berlin, 18 Dezember. Vie Ernährung»- «ad Land- «irtschastwniaifier der Länder traten am Montag i« Ge- bävde de, Reichswirtschaftwkate» zn einer Konferenz zusam men. 2« ausgezeichneter sachlicher «»«spräche wnrd« die Frage der Brot- und Milchversorgung behände«. Vie Ve- sprechung der Frage der Milchversorqung wurde eingeleitet durch «in eingehende» Referat de» Geh. Rat« vr. Hansen- Bersin. Sehr mwführsich wurde danach die Frage der Zuckerversorguug bekrochen. Die Erörterung über die Möglichkeiten ^iuer VrodukllonsfSrderung, die hinter den brennendsten Gegenwartsfragen zurück!reten mußte, soll in einer in kürze «lnbernseaen koasrr«, in Mecklenburg he- handelt werd«.