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Amtliche Bekanntmachungen. Hundesperre. Sm Bttirk» der Amtrhauptmarmschaft Bauten fit em Wall von Tollwut festgestellt worden. Für den gefährdeten Bezirk, zu dem alle Ortschaften einschl. der Stadt Bautzen in einem Umkreis von 10 Lm um Sechau gehören, wird deshalb für die Dauer von 3 Monaten die hnndesperre verhängt. Für den gefährdeten Bezirk wird folgendes ungeordnet: 1. Sämtliche Hunde sind festzulegen (anzuketten oder ein zusperren) und dürfen nicht mit anderen in Berührung kommen. Der Festlegung steht es gleich, wenn ein Hund an der Leine geführt wird und dabei nist einem sicheren Maulkorbe versehen ist. 2. Die Ausfuhr von Hunden aus dein gefährdeten Bezirk ist verboten. 3. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden, soweit nicht nach gesetzlichen Vorschriften eine höhere Strafe verwirkt ist, mit Geldstrafe bis zu 1500,st oder Hast bis zu 6 Wochen bestraft. Bautzen, 11. November 1922. Stadtrat. Amkshauptmannschaft. daß es z u einer Stabilisierung der Mark kommt. Worin die Meinungen in Deutschland ver schieden sind, ist die Frage, wie und unter welchen Be dingungen inan stabilisieren kann. Ich glaube, darüber besteht im Neichsoerbande der deutschen Industrie, insbe sondere im Vorstand und im Präsidium, keine Meinung* Verschiedenheit Besonderen Nachdruck legt Stinnes auf die Feststellung, daß die Währungsfrage aus dem Gebiet der Finanzpolitii längst herausgetreten und zu einer Frage dergesam ten Volkswirtschaft und der A r b e i t s p o l j t i l geworden sei. Wenn es uns gelingt, gleichzeitig die unmöglichen Fesseln des Versailler Ver träges, auf mirtschostlichein Gebiet abzuwcrsen und uns von dem Wahn zu befreien, daß man gleichzeitig einen Istieg zu verlieren und zwei Stunden weniger arbeiten könne, lo sei die Rettung Deutschlands noch längst nicht unmöglich. Wenn sich jedoch der Wille zur Mehrarbeit nicht durchsetzt, müßten alle Maßnahmen der Regierung bezüglich der Finanzfragen ergebnislos bleiben Aus dieser Stellungnahme erklärt sich die Ableh n u n a der bisherigen Regierungspolitik und die Forderung einer aktiven Arbestspolitik für die Zukunft. Die Fortsetzung der Reparatiorrsberatungen in Paris am Montag. Varis, 12. November. Heute wird eine Besprechung zwischen Barthou und Poincare stattsinden, wobei Barthou Bericht über seine Berliner Reise erstatten wird. Poincarr erklärte gestern abend beim Empfang der französischen Zei tungsvertreter. die Gerüchte seien unrichtig, als ob Barthou in Berlin den Wunsch ausgcdrückt habe, Hermes solle die Reichskcmzlerschoft übernehmen. Poincar,' verschwieg aber nicht, daß Barthou tatsächlich eine gewisse Vorliebe für Her mes habe. Da aber die Repnraticnskommission sich in dis inneren Angelegenheiten Deutschlands nicht einzumischen habe,- so sei die Behauptung unrichtig, als ob Barthou irgendwelche Wünsche zum Ausdruck gebracht habe. Heute soll auch eine Besprechung zwischen dem deut schen Botschafter Dr. Mayer und Poincark stattfinden. Nach dem Temps findet die erste Sitzung der Reparations kommission a m M o n t a g nachmittag statt. Es wird über den deutschen Vorschlag und das Ergebnis der Umfragen in Berlin über die deutsche Finonztaqe beraten werden. Dem Brüsseler Korrespondent des „Oeuvre" zufolge soll ein Umschwung in der Anichauu.na der belgischen Regie rung über die Behandlung des Reparationsproblems einge treten sein. Man sei nunmehr o p t i m i st i s ch c r gestimmt, man glaubt, die Schwierigkeiten des Reparntionsproblems und der Frage der interalliierten Schulden lösen zu können, doch seien die Besprechungen noch nicht genügend vorge schritten, um darüber mehr sagen zu können. Der Et»-r«L der sächsische« Wahle« 1« England. Lovdvv. 18, November. Di« «Time»' schreib«,: »Di« Wahlen in Sachfen" sind charakteristisch für die inner-politischen Verhältnisse in Deutschland. Sie bewei sen, daß die Verteilung der Parteien, die sowohl im Reiche, als auch in den Staaten jede fruchtbringende Arbeit unter- bindet, unverändert fortdauert. Heut«, wie vorher, bleiben die Parteiverhältnisse im sächsischen Landtag auf dem toten Punkt. Für das Ausland ist es von geringem In teresse, ob das frühere rote Königreich von sozialistischen oder bürgerlichen Parteien regiert wird; doch der Rückschlag, den die sächsischen Wahlen auf die allgemeine innere Politik des Reiches ausllben, ist von Bedeutung. Gerade dieser Einfluß wird verhängnisvoller Art sein. Alle Parteien stehen in Sachsen gleich. Jede hat gewonnen. Die jenigen, die hofften, daß der Appell cm di« sächsische Wähler schaft einen Fingerzeig für die Richtung der deutschen Poli tik bringen werde, sind die Betrogenen. Alles bleibt beim Alten, beim alten Elend." Französische Forderungen an England. Die Vossische Zeitung bringt aus London die aufsehen erregende Meldung, daß Frankreich sich bereit erklärt habe, den Austastungen Englands hinsichtlich der Orientfragen beizutreten, wenn folgende Bedingungen von England er füllt werden: 1. ein englisch-französisches Militärbündnis, 2. Annullierung der französischen Schulden an England, 3. „Freie Hord" :n der Reparationsfrage und der Aus beutung der deutschen Hilfsquellen. Dazu schreibt die Vossische Zeitung: „Auf die erste Forderung hat England mit einer end gültigen Weigerung geantwortet. Die englische Regie rung steht dem zweiten Punkt nicht ablehnend gegenüber. Das schwierigste Problem ist die Reparationsfrage. Der englische Standpunkt ist der, daß, wenn man Frankreich die von ihm gewünschte freie Hand geben wolle, hieraus nicht nur der völlige Zusammenbruch Deutschlands, son dern auch der Frankreichs erwachsen würde. Wollt« Eng land der französischen Forderung nachgeben, so müßte es sich selbstverständlich aus dem Obersten Rat und der Repnrationskommission zurückziehen." * Es unterliegt keinem Zweifel, daß Frankreich eine Änderung seine/ bisherigen Orientpolitik in Aussicht gestellt hat. Der ausfallende Gesinnunaswcchsel der Türken gegen über den Franzosen st selbstverständlich nicht ohne Grund. Andererseits haben gewisse Rücksichtslosigkeiten der türki schen Nationalisten der französischen Presse wie auch der französischen Regierung die Schwenkung sehr erleichtert. Nun darf man ohne weiteres annchmen, daß dieser Wechsel, der Frankreich eines starken Gegengewichts gegen England beraubt, nickt ohne Gegenleistung erfolgt ist. Daß es sich bei diesen Gegenleistungen in erster Linie um die französi schen Ansprüche aui deutsche Entschädigungszahlungen han delt, ist nahel'egend und findet eine gewisse Bestätigung durch die Rede Bonar Laws, in der bekanntlich ein deut licher Tadel in der bisherigen britischen Politik gegenüber Deutschland ausgesprochen war, die als schwächlich bezeich net wurde, und in der ein Zusammengeken mit Frankreich in den Vordergrund oller Erwägungen des britischen Aus wärtigen Amtes gestellt wurde. Aus diesem Grunde frei lich ist es auch begreiflich, daß England die freie Hand Frankreichs in der Neparaticmsfrage ablehnt. Denn diese Anstrengungen Frankreichs würden praktisch zu einer Auf hebung der Reparotionskommistion und eben der Zusam menarbeit führen, die England so dringend wünscht. Mögen auch die kanzösstchen Forderungen in dieser Form für unannehmbar von England abaelehnt werden, das eine stebt scdenfalls fest: Für uns hat sich die Lage in den letzten Monaten wesentlich verschlechtert. Neues aus aller Wett. — Lebensmittelkrowallc in Hannover. Sonnabend vormittag kam es in der Markthalle Hannover zu schweren Lcbcnsmittelkrawailen. Einem Händler, der für ein Pfund Putter 1800 -st verkangte, wurde der Butterkord umge- warfen und die Butter von der Menge geraubt. Einem anderen Händler, der 1100 ^st für das Pfund forderte, er- ging es ebenso. Da« Publikum stürmte den Stand der Händlers und nahm sich die Butter ohne Bezahlung. Eine Händlerin mit Gänsen und anderem Geflügel mußte unter polizeilichem Schutz aus der Halle geführt werden. Die Er- regung der Menge war außerordentlich groß, der Schutz polizei gelang es nur mühsam, allmählich die Ruhe wieder herzustellen. — Der Ankauf von Gold, Silber und Juwelen blüht in keiner Stadt so sehr wie in Berlin. Im „Berliner Tage blatt" schreibt ein Sachverständiger über die Zustände in Berlin folgendes: In Berlin gibt es nach der Schätzung Sachverständiger mehr al» 4000 Ankaufsstellen für Gold, Silber und Juwelen. Die meisten davon sind über Nacht aus dem Nichts hervoraegangen. An den Anschlagsäulen locken große Plakate Verkäufer mtt wortreichen Der sprechungen in ihre Geschäftsräume. „Zu höchsten Preisen!" Dieses Versprechen gilt natürlich nur bis an die Ladentür. Hat man sie einmal hinter sich zugemacht, dann besteht bei den Geschäftsinhabern wohl noch der Wunsch, die mitge brachten Schmuckstücke zu erwerben, aber zu billigsten Prei sen. Nach Beobachtungen wird für die allerbesten Wert sachen höchstens der 80- bis lOOfache Friedenspreis bezahlt. Vor dem Kriege war ein Ring für 50—60 -4t in den Kreisen der mittleren Schichten der Bevölkerung, die zahlenmäßig den größten Anteil an der Derkäuferzahl bilden, schon eim Angelegenheit. Wird dafür heute 4000—8000 -4t geboten, dann sind nicht wenige der Verkaufenden hoch erfreut, und denken nicht eine Sekunde daran, daß sie für 50 Friedens mark dann bei einem Dollarstande von 6000 ^4t etwa 3—4 Friedensmark eingetauscht haben. Für so wenig Geld tapett der Inhaber der Ankaufsstelle Berge kostbarer Schätze auf. Mindestens V5 v. H. der Ankaufsstelleninhaber sind eingewanderte Ausländer. — Ausdeckung einer großen Silberschiebung. Auf dem Grenzbahnhof Ehorzow bei Beuchen wurden am Donners tag zwei versiegelte Fässer Silberstaub beschlag- ncchmt. Die Silberladung im Gewicht von 706 Kilogramm war für Hamburg bestimmt. Der Absender dieser Silber sendung soll die Huttenverwaltung der Königshütte sein. Das beschlagnahmte Silber stellt «inen Wert von über 800 000 000 Mark dar. Die beiden Fässer waren in einen eigenen Wa gen gestellt und mtt Kupfersteinziegeln derart verdeckt, daß nur Eingeweihte die Aufklärung der Schiebung veranlaßt haben konnten. Nach außen hin hatte die Sendung den An schein erweckt, als wenn lediglich Kupfersteinztegel versandt werden sollten. — Erdbeben in Chile. Sonnabend früh registrierte der Apparat der Sternwarte auf dem Königsstuhl ein sehr hefti ges Fernbeben, das in bezug auf di« Stärke an da» be kannt« Erdbeben von Messina erinnerte. Der erst« Einsatz erfolgte um 8 Uhr 48 Min. 28 Sek.; da» erste Maximum kam um 6 Uhr 1 Min. 48 Sek., das zweit« um 6 Uhr 86 Min. 58 Sek. Di« Bewegung hielt m«hr ccks drei Stunden an. Der Herd de» Erdbebens liegt anscheinend in Amerika. — Wie Reuter aus Santiago de Chile meldet, sind bei einem Erd beben in Töquimbo 500, in Eopiapo und anderen Orten schätzungsweise 200 Menschen um« Leben gekommen, 400 Personen wurden verletzt. — Schwere Strafe für den Besitzer eine» Schlemmer- lokal». Das Schöffengericht in Jena verurteilte den Gast wirt Chryselius, den Besitzer eines Schlemmerlokals in Jena, zu einer Woche Gefängnis und 25 000 -st Geldstrafe, weil er tn seinem Lokal Bölleret und Unzucht geduldet hat. — Max Slanle im Untersuchungsgefängnis. Max Klante, dessen Betrugsprozeß vom 11. bis 13. Dezember vor der Strafkammer in Moabit zur Verhandlung ge langt, hat den Wunsch, sich die Untersuchungshaft nach Möglichkeit zu erleichtern. Das Gericht hat dem Angeklag ten mit Rücksicht auf sein Lungenleiden zugestanden, sich täglich zweimal ein halbes Liter Milch auf feine Kosten zu besorgen. Weiterhin hat Klonte gewünscht, daß ihm täglich zwei belegte Brötchen und zwei Flaschen Bier geliefert wer den dürften. Das wurde abgelehnt, da es dem Zwecke der Hast widersprechen würde. Schließlich hat das Gericht auch mit Rücksicht auf Fluchtverdacht den Antrag abgelehnt, Klonte zur Vornahm« einer Höhensonnenbestrahlung drei mal in der Woche ausführen zu lassen und ihm zu gestatten, sich am Somstag im Geschäft seiner Frau zu betätigen. Ge- Seegespenster Ein Roman van der Intel Sylt von Anna Wathe. (21. Fortsetzung.» (Nachdruck verboten.» Amerikanisches Lopv-iöbl IVIL cZnnv VVoibs-sllsdn, I-eiprüg, Ein dumpfes Brausen stieg vom Meer herauf. Es mar, als ob alle Dünen bebten. Der aufgepeitschtc Sand wir belte weit umher und schnitt wie mit feinen Nadeln den b-iden Einsamen in Gesucht und Hände. „Kommr," mahnte nun auch Bent und faßte des Mäd chens Hand, „der Strand fängr an zu rasen. Hört Ihr, wie er brüllt?" Der voll emsesselte Sturmwind schleuderte weiße Flot ten wie samtneii Schne-- über die hohen Dünen hinweg den beiden, die sich plötzlich bei der Hand faßten, ins Gesicht. Wie mit einer Te.tzernste waren sie in ganz kurzer Zen überzogen, obwohl üe schleunigst tehrt machten. Wie von Meernngeheuern verfolgt, stürzten die beiden landeinwärts. Sir mußten, wie gefährlich es war, in dem tollen Wirbelwind, der die Dünentüler bis auf den Grund cmshöhlte und den Saick in dunklen Wolken durch die Lust warf, dem Wüten des Wetters preisgegcben zu sein. Fest, als könnten ne sich nimmer lassen, hielten sie sich bei den Händen, ohne ein Wort zu sprechen. Keuchend ging ihr Atem, Bent mühte sich vergebens, die Richtung innezu halten. Er meinte doch vier sedes Dnncntai zu kennen. Wie ost war er als Inna vom Watt über die Dünen zur Nordsee gestreift. Aber freilich, dos war lange her, und !n- -wischen waren auch die Dünen gewandert. Ihm fiel ein, daß es das alte List war. über das sie schritten. Versunken lag es, eine vergessene Welt in der Tiefe. „Wir haben den Weg verloren," stammelte Sölve end- !iä erschöplt inn-baltend und lick verwestest umblickend. „Sorgt eucb nicht, Sölve, wir finden ihn wieder." Doch sein Ton war hoffnungsreicher als sein Herz. Fester nur umschloß er die Hand des Mädchens, das der Sturmwind wieder vorwärts trieb. Nicht -.ehn Schritte iveit kannten sic sehen. In den Lösten beulte es, und das Meer donnerte und brauste, als wolle es das ganze, weite Dünemneer uüi seinen Tälern und Hügeln in die Tiefs reißen. Der hohe Strandhafer, in dem sich die Füße ver wickelten, hemn te ihr Vorwärtskonnnen. „Ich kann nicht mehr," ächzte Sölve, „geht allein, Käp ten, ich lege mich hier im Schutz der Dünen in den Sand. Vielleicht findet Ihr mich wieder, wenn der Sturm vor- k ü ist." „Das ist ja nicht Euer Ernst, Sölve. Wir müssen raus aus den Dünen Sobald wir die letzte Kette hinter uns haben, sind wir geborgen. Ich will Euch tragen." Ehe Sölve antworten konnte, hatte er die leichte Last schon emporgehobeu und versuchte, sich weiter den Weg zu e: ."ü'mvfen. Er hatte das Gefühl, als belebten ihn mit einem Male Riesenkräfte. Er fühlte den Herzschlag des Mädchens an dem seinen. Ihr frischcr Ateni berührte seine Wange, er hätte sie küssen können, so still lag sie mit geschlossenen Au- gcn in seinen Armen, fest die Hände nm seinen Hals geklam mert. Aber er durste nicht anhalten, seine ganze Aufmerk samkeit mußte er auf den Weg richten, der grenzenlos be schwerlich war. trotzdem sie den Sturmwind im Rücken hatten. Bents Atem ging keuchend. Die Last, die ihm anfangs so leicht gedünkt, wurde bleiern in seinen Armen. Mühsam klomm er eine hohe Düne hinan. „Nur die Höhe erreichen," dachte er. Die Augen guollen ihm vor Anstrengung fast aus den Höhlen. Da, noch ein kurzer Anlauf, und er ließ, tief aufatmenü, Sölve aus seinen Armen in den Sand gleiten. Der Sturm wind warf eine große Sandwolke über sie, doch Bent Ban ken stand fest und spähte mit scharfem Seemannsblick vor wärts. „Gerettet, kleine Sölve," ries er, „da unten liegt List. Was da durch Staub und Nebel glimmt, sind Herdfcuer." Sölve, sich an ihn klammernd, richtete sich verstört enipvr. Jetzt sah sie mit klarem Blick um sich und ihre blauen Augen leuchteten auf. Ihr, Ihr. Käpten, habt mich gerettet," sagte sie leise. Ganz ohne Bewußtsein mar ich schon. Wie soll ich Euch danken." . . - „Na, dar sollte Euch wohl nicht schwer werden, wenn Ihr ernstlich wolltet," antwortete Bent mit leuchterüiem Blick. Sie ließ seine beiden Hände, die sie gefaßt hatte, fallen. „Wir müssen eilen, Bent Danken, sonst laden wir noch mehr von dem Hagelwetter auf." Er nickte, aber er faßte ihre Hand nicht wieder. Stumm trabten sie nebeneinander dem Dorfe zu. Nun war Jngewart Ferks Hütte schon ziemlich nahe, Regen und Hagelwetter prasselte hernieder. Sölves Helgo länder hing vollständig durchnäßt über ihre weiße Stirn. „Beherzigt, was ich Euch sagte, Sölve Wedderien," sagte der Kapitän, ihr ernsthaft ins Auge schauend. „Kehrt sobald als möglich nach Keitum zurück. Cstrid bedarf Eurer." Sölve sah ihn hilflos an. „Versteht Ihr es denn nicht, daß ich es nicht darf? Ick bin ja in tausend Ängsten um Estrid. Ich kann hier nicht fort, kommt und seht selbst." Sie standen vor der Haustür. Eine finstere Falte grub sich in die eckige Seemannsstirn. „Ich verzickte darauf, Jngewart Ferks wieder zu be gegnen." „Ihr könnt doch 1>ei dem Sturm nicht über das Watt segeln?" „Ich habe schon anderen Stürmen getrotzt, sorgt Euch nicht um mich." „Ich ängstige mich um Euch." kam es wider Willen von Sölves Lippen. Da leuchteten die grauen Mäuneiciuqen leidenschaftlich auf und Bent Banken, mit festem Druck dem Mädchen die Hand reichend, sprach: „Denkt daran, daß ich Euch liebe. Es ist Bonkensche Art, festzuhalten, was sie einmal mit ganzer Seele erfaßten. Da hilft Euch kein Sträuben, Sölve Wedderien seitdem ick in Euren Augen gelesen, daß Ihr mich liebt." Er griff an die blaue Mütze mit dem breiten Goldstrei fen, und ohne sich nock einmal umzusehen, schritt er durch den niederranschenden Regen dem Strande zu. . . (Fortsetzung folgt.) .