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kt den! König MM ck«t i» : e>S «Mhl «ell ea r^. es » 77. Jahrgang Mittwoch, den 27. September 1922 Belagerungszustand in Griechenland. London. 25. September. Nuch einer Athener Meldung der Daily Mail soll das Kabinett beschlossen haben, Uber ganz' Griechenland den Belagerungszustand zu verhängen und in Thrazien die vier letzten Iahr«skkassen unter die stöhnen ZU rufen. Berlin, 26. September. (Drahtb.) Am Donnerstag fin den im Reichsfincmzminifterium Verhandlungen mit den Spitzenoryanisationen der Beamten und Arbeiter Uber die Neufestsetzung der Grundgehälter und Kinderbeihilfen statt. Berlin, 26. September. (Drahtb.) Der Rechtsausschnß der Betriebsräte Deutschlands, der die Vorbereitungen zu dem demnächst stattfindenden Reichsbetriebsrätekongreß zu hat beschlossen, am nächsten Sonntag in Berlin »nd Rheinland-Westfalen Kundgebungen zu veranstalt',. Der Reichsbetriebsrätekongretz seihst wird voraussichtlich im Lauf« d«s Oktobers stattfinden. Sperrzölle für Luxuswaren. , Berlin, 26. September. (Drahtb.) Der Neichsrat hielt am Montag eine Sitzung ab. die in der.Hauptsache der Be ratung des Entwurfs einer Verordnung üher Zollerhöhun- gen gewidmet war. stür die Ausschüsse berichtete der säch sische Ministerialdirektor Graf holtzendorff, über deren Be ratungen wie folgt: Man sei sich darüber klar geworden, datz durch bloße Einfuhrverbote die unnötige Luxuseinsuhr nicht unterbunden werden könne, weil die Entente es versteht, diese Einfuhrver bots zu hintertreiben, wobei allerhand illegitime Methoden angewandt würden. Deshalb müßte man zu Prohibitiv zöllen (Sperrzölle) greifen, um den Konsum der Luxusartikel wenigstens so zu verteuern, daß er dadurch erheblich einge schränkt werde. Daher sei. der Reichsrogierung die Ermächti gung gegeben worden, vorübergehend mit Zustimmung des Reichsrates und eines Ausschusses des Reichstages die Zölle zu erhöhen. Nun habe bereits für gewisse Luxusartikel kürz lich eine lOOprozentige Erhöhung stattgefunden. Es solle aber noch einmal eine Zollerhöhung von 50 Proz. stattfin- dcn. In der Hauptsache seien diese Artikel: wohlriechendes Wasser, Puder, Schminke, Seidengespinste, Fußbodentsp piche, Samt, Plüsch, Spitzen, Stickereien, echte Perlen und Gold- und Silberwaren bis zu einem gewissen Gewicht. Die Ausschüsse waren der Ansicht, daß die nochmalige Erhöhung um 50 Proz. eine durchaus angemessen« Maßnahm« sei, und empfahlen die Zustimmung zu dieser Forderung. Das Plenum schloß sich den Beschlüssen der Ausschüsse an. Die strage der Tabaksteuererhöhung ist zunächst au '- der Verordnung ausgeschieden worden. Die Teuerung. Wir befinden uns inmitten eines tollen hexensabbothe unaufhörlich steigender Preise, von Stunde zu Stunde wach sender Teuerung. Wie der Sturm unter Herbstblätter fegt, so jagen und wirbeln die P,> ,e für alle Lebensnotwendig kelten in atembeklemmender Geschwindigkeit durcheinmcher, jede Existenzmöglichkeit in strage stellend. Da ist es wohl verstSMich, daß man nach den Ursachen dieser Sintflut sucht, di« .Schuldigen" solch ungeheuerer Lebenserschwerung fas sen möchte, um sie der gerechten Strafe zuzuführen. Wir stehen gewissermaßen auf einer mit rasender Geschwindigkeit dahinsausenden Maschine, die zu bändigen letzte Nervenkrast. c utzerste Kaltblütigkeit, ruhigste Überlegung erfordert, soll nicht ein falscher Hebelgriff sie endgültig aus unserer Gewalt bringen. Zwei Faktoren verursachen die gegenwärtige Preisrevolutton- Warenmangel und Geldentwertung. Nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage bestimmt das Ver hältnis zwischen der Menge der auf den Markt kommenden Ware und der Menge sie begehrenden Käufer die Preishöhe. Nun ist aber heute das Warenangebot in Deutschland einmal infolge starken Zurückbleibens der Produktion hinter dem Vorkriegsstände nicht ausreichend. Man schätzt die Menge der im Rahmen unserer Volkswirtschaft hergestellten land wirtschaftlichen und gewerblichen Waren auf nur etwa 60 Prozent der 1914 hergestellten Menge. Dann verhindert ober auch die nahezu völlige Wertlosigkeit des deutschen Geldes im Ausland die Ergänzung des heimischen Waren mangels durch ausländische Einfuhr, wodurch vor dem Kriege ganz automatisch die Marktverhältnisse zu Gunsten des Verbrauchers reguliert wurden. Die zweite Quelle des Übels ist aber die zunehmende Entwertung des Geldes, deren Kaufkraft von Tag zu Tag wie Butter an der Sonne schmilzt. Es ist genau so, als wenn etwa das Metermaß im- wer mehr und mehr zusammenschrumpft. Niemand hat mehr festen Boden unter den Füßen. Der Produzent ist nicht mehr in der Lage, ausreichend Rohstoffe einzukaufen, der Händler kann seine Läger nicht mehr entsprechend auffüllen. Bei bei den sind die Kasten nicht mehr zu kalkulieren. Nicht anders steht es bei den Arbeitnehmern. Auch diese müssen versuchen, den „Wiederbeschaffungspreis" für ihre aufgewandte Ar- beitskraft zu erlangen. Wie ist der Ausweg aus dieser ungeheuren Not zu finden? Es ist gewiß fast übermenschlich, angesichts dieser Ver hältnisse klaren Kopf und kühlen Verstand zu bewahren. Aber niemals war Besonnenheit notwendiger denn jetzt! In män ner Beziehung haben wir zweifellos die Möglichkeit einer gewissen Beeinflussung der Sachlage in der Hand: wir könn ten z. B. wohl durch Mehrarbeit das inländische Warenart aebot vermehren, wir vermögen durch eine gewisse Kontrolle di« Zurückhaltung von Waren zwecks künstlicher Verknappung des Warenmarktes zu verhüten und ähnliches. Aber mit allen diesen Maßnahmen wird man nur ge wisse Teilerfolge erzielen können, weil die hauptfaktoren der gegenwärtigen wirtschaftlichen Erkrankung außerhalb des Bereiches unserer Beeinflussungsmöglichkcit liegen. Nur eine grundlegende Veränderung der gesamtwirtschaft lichen Lage Deutschlands durch den Übergang derEntente van der Gewalt- zur Aufbau-Politik kann hier ' dauernde Besserung schaffen. „Ein Verbrechen ist es, das deutsche Volk glauben zu machen, daß es in seiner eigenen Kraft liege, sich aus diesem Wirrsal befreien zu können. Das ist unmöglich und kein Kongreß, kein Generalstreik, selbst nicht die völlige Herbeiführung der politischen und wirtschaft lichen Macht des Proletariates könnte dieses gewünschte Er gebnis haben." Dieses mutige Bekenntnis des zweiten Vor- sitzenden des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in einer der vor einigen Tagen in Berlin abgehaltenen Teue rungsversammlungen enthält die ganze bittere und nackte Wahrheit. Trotz alledem muß es für uns heißen: Zähne zu sammen, damit wir nicht zuguterletzt doch noch selbst unser Grob graben. Die Unvernunft der anderen darf uns nicht verleiten, sie durch noch größeren Unverstand zu Übertreffen und damit die letzte leise Hoffnung auf Rettung mit eigener Hand auszulöschen. Das ist unendlich schwer, aber es muß sein! Stratzenkümpfe in der bulgarischen Hauptstadt^ Konstantinopel, 25. September. Au« Konstantinopel wird gemeldet, daß im Verlauf des letzten Freitags und Sonnabends in Sofia der Belagerungszustand erklärt wor den ist. Bei diesen Straßenkämpsen wurden etwa 50 Per sonen getötet und gegen 100 verletzt. Mehrer« Abgeordnete und Parteiführer befinden sich darunter. Der Aufstand sei von Gegnern der jetzigen Regierung angestiftet worden. Nr. 226 t^TBWWWWWWWWW Papierexport und Zettungsnot. In Norwegen gibt es eine verhältnismäßig große Zahl von Papierfabriken. Aber ihre Schornsteine rauchen nicht, ihre Räder stehen still. In anderen Ländern wird es ähnlich sein: Keine Produktion, kein Verdienst und viel Arbeitslosig keit. Die Ursache? Nun, die deutschen Papierfabriken expor tieren so gewaltige Mengen Papier zu billigen Preisen (dank der niedrigen Papiermark), daß die ausländischen Fabri ken nicht konkurrieren können. Im Inlands aber ist da« Pä- Pier so bitter teuer, daß eine Zeitung nach der anderen «in- geht und daß auch die kapitalkräftigen Blätter ihren Umfang aufs äußerste einschränken müssen. Geht diele Entwicklung so weiter, so wird man di« Zahl der deutschen-Zeitungen dem nächst vielleicht an den Fingern abzählen können. Alle an die deutsche Papierfabrikation gerichteten Mah nungen, di« Preise für den Jnlandsverbrauch in erträglichen Grenzen zu halten, sind bisher vergeblich gewesen. Gewisse Maßnahmen der Regierung wirkten nicht anders, als wollte eine Ameise einen Sandberg abtragcn. So geht depn, auch wenn unseren Politikern und Parlamentariern inzwischen die Situation höchst unbehaglich geworden ist, das Zeitüngsster- ben weiter.- Die papiererzeuaende Industrie bleibt kühl bi« ans Herz hinan. Warum sollte sie sich auch aufr gen? Sie exportiert und schreibt VERDIENEN groß. Daß dabei die heimische Presse kaput geht, berührt sie nicht. Die Herren vom Zellstoff sind offenbar der Ansicht, daß Export und Verdienst für ewige Zeiten gesichert sind, hier aber ist gerad« das große Loch in ihrem Register. Tritt ein mal eine Stabilisierung unserer Währung ein (und sie muß einmal kommen, well der Marksturz nicht in ewige Zeiten fortgehen kann), so hört das Exportgeschäft mit seinen mühe los erzielten Riesengewinnen ans. Dann werden wie der die Schornstein« der norwegischen und schwedischen Papierfabriken rauchen und die der deutschen werden kalt sein. Dann werden sich die Zellstoff- und Papierfabriken wie- der für den inländischen Markt interessieren und sich nach den Abnehmern im Inlands umsehen und dann werden sie zu ihrem Schrecken wahrnehmen, daß sie in blinder Raffgier im eigenen Lande die weiterverarbeitende Industrie besinnungs los verdichtet und sich damit für die Zeit veränderter Verhält nisse die Existenz selbst untergraben haben. Man konnte, wie beim Zucker, auch beim Papier den Vor schlag machen, daß erst nach Sicherstellung des noimendigen einheimischen Bedarfs zu niedrigen Preisen für den Rest der Produktion der handel und der Export freigegeben wird. Möglich wäre das durchaus, wenn man in Rücksicht zieht, daß die Zellstofsabriken 6000 bis 7000 Mark für einen Raum meter Holz zugrunde legen, während die Staatsforsten es für höchstens 3000 -K liefern. Es wäre also möglich, aber es ge schieht nichts. Wenn setzt die Papicrpreise für September um ein Weniges' gesenkt worden sind, so ändert das an der Not- lag« der Presie nichts. Die Herren vom Zellstoff müßten ganz andere Opfer bringen, soll di« Presie nicht am Zellstoff zugrunde gehen. Lest Eure Zeitung «eiter! Der Bürgermeister von Meersburg am Bodensee schreibt zur Notlage der Zeitungen durchaus treffend: „Weil setzt die ungeheuerlichen Preissteigerungen einen selbstverständlichen und unverhältnismäßig gar nicht zu hohen Zeitungspreis mb sich bringen, hört man allenthalben sagen: So, setzt wird mir« aber zu dumm, ich bestelle ine.n« Zeitung ab. An; Ende wird noch mit dem unschuldlaen Briefträger oder den« harmlosen Zeitungsträqer geschimpft, die doch gewiß nichts dafür können. Jeder Mann und sede Frau, sede» Kind, das Englands Niederlage in Paris. Wie gestern berichtet, hat es die britische Regierung vor gezogen, einem offenen Konflikt mit der Türkei auszuweich«n und auf Grund weitgehendster Zugeständnisse den Frieden mit der Regierung von Angora zu suchen. Uber die Stim mung in London wird gemeldet: Wie auch die Antwort Kemal Paschas auf den Pariser Beschluß ausfallen mag, so steht man in eingeweihten Kreisen auf dem Standpunkt, daß das sogenannte Pariser Kompromiß «in unverhüllte Niederlag« ist, und daß Poincars auf der ganzen LirLe gesiegt hat. Auch die Erklärung Kemals, persönlich der Kon ferenz beiwohnen zu wollen und deshalb nur einem Orte in Kleinasien zustimmen zu könn«n, ist nicht geeignet, die ge drückte Stimmung zu heben. Man trägt im englischen Aus wärtigen Amt Gleichmut über die „Verestwarung" an der Seine zur Schau, aber selbst Daily Chronicle, das Organ Lloyd Georges kann sich nicht di« Bemerkung verkneifen, daß die Aufgabe Troziens bis zur Maritza-Linie ein zu großes Zugeständnis sei. Kemal verlangt die Einladung Rußlands. London, 25. September. Der Konstantinopeler Korre spondent der DaÜy Mail berichtet, die Nationalversammlung von Angora werde die Einladung der Alliierten zu einer Friedenskonferenz annehmen. Kemal-Pascha werde aber fordern, daß auch Rußland, das eine lange Küste am Schwarzen Meer besitze, an dieser Konferenz teilnchmen müsse. Da Mustafa Kemal dieser Friedenskonferenz unbe dingt persönlich beiwohnen, aber Kleinasien nicht verlassen will, werd« er fordern, daß die Konferenz in Kleinasien stattfindet. Griechenland gegen den britischen Verrat. Amsterdam, 25. September. Aus London wird ge meldet: Nach hier eingelaufenen Meldungen ist die Stim mung in Griechenland über den Umfall der briti schen Regierung auf da« tiefste erregt, und die Un treue Englands im griechisch-türkischen Konflikt erscheint ge- eignet, die bisher uneinige Bevölkerung noch einmal zusam- menzuschweihen zu einem letzten Widerstand gegen Kemal auf europäischer Seite. Mit dem Verlust Kleinasiens hat man sich hier abgefunden, aber ein« Rückgabe Thraziens mit Adrianopel will die griechische Regierung nicht «merken- nen und sich d«r Abtretung mit allen zur Verfügung stehen- den Mitteln widersetzen. Athen, 25. September. Me von den Alliierten im Prin zip beschlossene Rückgabe Thrazien» bi« zur Maritza stößt in allen »evölkerungsschichten auf den stärksten Widerstand. Die „- ... .. .. Jahrgänge ISIS—18 seien zwar demobilisiert worden, da- lesen kann, ist an seine Zeitung gewöhnt, die mmktlich in» I^gen stehen noch die Jahrgänge ISIS—23 unter den Waisen. Haus kommt und seit vielen Jahren «mf den Tisch gehört. Griechenland werde in Thrazien ein Heer von 150 000 Mann wie das Bwt,Md Vie Sum»«. Der jetzt seine Zeitung abbe- einsetzen. »stellt, wird schon am zwriten Tage st« vermissen und kann Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. ZSrscHofsWeröaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanpt- mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Erscheinungsw^sr -Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1SL1. Gemeinde- A*iug«prei>f ^Bel Abholung in der Geschäftsstelle monatlich verbandsgtrokasie Bischofswerda Konto Nr. «4. ">,aus monatlich Mk. 75.-, durch Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher .— - - — »sgebühr. Störung des Betriebes der Zeitung oder der Besörderungselnrich- holungm Nachlaß nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeigen Italien, Postboten, sowie Zeitungsausträger und die tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder die Sgrfpaltene Zeile. 15.— Mk. — Für bestimmte Tuge oder Plätze Beschast,stelle des Blattes nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. wird keine Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. Mk. 72.50, bei Zustellung ins Haus monatlich Mk. 75. —, , die Post bezogen monatlich Mk. 125.— mit Zustellungsgebühr. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und L Land. DichtesteVerbreitunginallenVolksschicht«»n A Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftlich^ Beilage, - Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 18. — Druck und Berlag «r Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr/22 „ rl:,zeig:nprei»: Die «gemalten» Brundzetle (Ilm. 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