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> Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. i. Die Deputate der in landwirtschaftlichen Betrieben be- Wiftigte« Arbeitnehmer sind beim Steuerabzug vom Ar- vom 1. September 1822 ab -Mit folgenden Werten zu^berücksichtigen: 1 Zentner Kartoffeln 350 . tt > ' 1 Zentner Getreide 1600 -tl l Liter Milch 14 ,tt > 1 Ei 7 -tt 1 Pfund Butter 140 -tl l Zentner Stroh-- 200 „tl Ein gemästetes Schwein ist* mit 6000 .tl für den Zentner Lebendgewicht zu bewerten. Dresden, am 26. August 1922. Da» Landesftnanzaml, Abteilung für Besitz- und Verkehrssteuern. Nr. Hoch. Lloyd George, Entente nnd Völkerbund. ? Verlin, lio. August. Wie der New Hort Herald meldet, soll Lloyd. George entschlossen sein, im Folie einer Sonder aktion Frankreichs die Loslösung Englands von der Entente /zu verkünden. England werkst in diesem Falle die gleichen Grundsätze gegenüber dem Kontinent befolgen, wie Washing ton gegenüber Europa, d. h. olle bindenden Allian zen a b l e h n e n. ! .. Über die Absichten, die Lloyd George gegenüber dem Völkerbund verfolgt, liegen aus Geist jetzt nähere Mcldnn- jaen vor. Danach ist Lloyd George seit längerer Zeit bereits .v»r Ansicht, daß der Völkerbund, wenn nicht bald eine .entscheidende Änderung eintritt, zu einem bloßen intcr- nationalen Verwaltungsorgan herabsinken würde. Er würde zwar auch dann nützliche Funktionen .haben und die früheren Organisationen des Verkehrs, der ^Hygiene, der Wirtschaft usw. vereinen können, aber cs wür de keine Spur von seinen ursprünglichen Aufgaben übrig ^bleiben. Besonders die Tagungen des Völkerbundsrates und ähr Herumgehen um die eigentlichen Hauptfragen haben Lloyd George schwer enttäuscht. Unter diesen Umständen soll ier die Möglichkeit ins Auge gefaßt haben, den Bund selbst ,zu erweitern. Zunächst soll die möglichste Universalität des .Bundes durch Aufnahme Deutschlands, Rußlands. Ungarns >Md der Türkei erreicht, dann der Rat bedeutend erweitert jmch nur zu einem Vollzugsorgan der Versammlung gemacht, die Befugnisse der Kommissionen erweitert und der ganze schwerfällige Mechanismus des Völkerbundes aktionsfähiger gestaltet werden. Lloyd George soll sich dabei völlig klar darüber sein, daß diese Änderungen nicht leicht durchzufüh ren sein werden. Die größte Aufmerksamkeit müßte nach Äoyd Georges Ansicht der reorganisierte Völkerbund der Verbreitung friedlicherer und versöhnlicherer Stimmung in allen Ländern widmen und der Bekämpfung der Hctztätigkeit chauvinistischer Propaganda. * Aus Sachsen. Dresden, 3l. August. Aufsehenerregende Verhaftungen. Bereits seit Wochenfrist beschäftigen sich Polizei und Staats- amvaitschaft Dresden mit großen und auch äußerst raffinier ten Betrügereien, die zum Nachteile der bekannten Firma Schriener L Co., Sächsische Roßhaarwebereien in Coswig und Dresden, verübt worden sind. Ain gestrigen Dienstag iparen bereits sieben Angestellte, die zum Teil schon seit Jahrzehnten bei der Firnfti iff"Beschästigung stehen, in Un tersuchungshaft genommen morden. Die ungetreuen Ange stellten höben entweder Fabrikate der Firma verschoben, oder auch Geschäftsgelder unterschlagen. Der angcrichtete Gesamt ¬ schaden wird m beteiligten Kreisen auf etwa 1 Million Mart beziffert. Mare« bei Pirna, 31. August. Dle AeiddiebstShle neh men in erschreckender Weis« zu. Nicht nur Garben, sondern ganze Getreidepuppen verschwinden während der Nacht vonr Felde. Um die Leute kennen zu lernen, die nicht säen, aber doch ernten, wurde ein Gendarmerie-Spürhund zur Verfol gung herangezogen. .ckver Hund verfolgte eine Spur vom Felde bis in die Wohnung eines hiesigen Einwohner«, auf dessen Byden man etwa 20 zum Teil ausgedroschen« Garben Weizen fand. Bad Schandau. 31. August. Abstürze in der Sächsischen Schweiz. Am Sonntag «-eigneten sich im Gebiete der Säch- fischen Schweiz wieder einige Abstürze. Hinter dem Zeug- hmise stürzte ein junger Dresdner Kraxler vom Sonnwend stein ab und zog sichUnen Unterschenkelbruch zu, während beim Falkenstein ebenfalls ein junger Dresdner Kraxler ab stürzte und sich das Becken und Kinn verletzte. — Der vor einigen Tagen an der Nordwand des Friedrich-August-Fel- scns abgestürzte Dentist Kurt Wilke von hier ist im Stadt- kronkenhause den erhaltenen schweren Verletzungen erlegen. Riesa, 3l. August. Von einem Granatenzünder, den er als Andenken aus dem Vertiko in seiner Wohnung stehen hatte, wollte ein hiesiger Arbeiter den Kuvferring entfernen. Als der Arbeiter einen harten Gegenstand gegen den Ring schlug, explodierte der Zünder. Hierbei wurden dem unvor sichtigen Arbeiter zwei Finger der einen Hand abgerissen. Leipzig, 30. August. General v. Arawois mißhandelt. General der Infanterie v. Francois war vorgestern von der Ortsgruppe der Deutschen Vollspartei in Zwenkau bei Leip zig zu einem Vortrag über die Tannenberg-Schlacht gebeten worden. Kaum hatte der General mit dem Vortrag begon nen, als er von einer in den Saal eingedrunge!/ n Rotte unterbrochen wurde. Als der General sich ungefähr eine Viertelstunde später anschickte, das Lokal zu verlassen, wurde er überfallen und schwer mißhandelt. Er trug fünf Kopfver letzungen davon. Hohcnstcin-L., 31. August. Die Seidcnstrümpfe im SchiMiand. In der Strumpffabrik von Tauscher in Ober lungwitz waren für etwa 600 000 Mark seidene Strümpfe gestohlen morden. Als nm Sonntag die hiesige Schützcuge- lettlchcstt ihr Schießen abhielt, fanden die Zieler die gestoh lenen Strümpfe im Schießstand. Den Dieben ist man auf der Spur. Die Zeitung gehört zu den unentbehrlichen Gegenständen des täglichen Bedarfs! Der Zcitungspreis ist im Vergleich zu anderen Bedarfs gegenständen immer noch bescheiden zu nennen, trotz dcr wahnsinnigen Papierteuerung. Ebensowenig wie man auf Butter, F e t t, F l e i s ch. Brot, Kleidung und andere im Preise viel höher stehende Bedarfsgegenstände verzichten kann, ebensowenig kann man heute die Zeitung entbehren. Zeitungslesen ist im V o l k s st n n t c geradezu eine zwingende Not wendigkeit. Wer die geringe Ausgabe von 250 Papicrpfcnnigen für seine tägliche geistige Kost scheut, stellt sich damit selbst ein geistiges Armutszeugnis aus! Einen beachtenswerten Aufruf erlassen die graphischen Betriebsräte in Görlitz: Unter den schwierigen Wirtschaftsvcrhältnisscn haben am schwersten das Buchdruckgewerbc, besonders aber die Zei- tnngsbetriebe, zu leiden. Immer mehr müssen Zeitungen und Zellschriften ihr Erscheinen einstellen. Dce Bevölkerung glaubt bei den teuren Zeiten zuerst beim Abonnement der Zeitung sparen zu müssen. Dieser Standpunkt ist der ver kehrteste, den ein geistig ho ch e n t wickelte« Volk begehen kam«. Er schädigt nicht nur unser Gewerbe, da unter großer Arbeitslosigkeit zu leiden hat, sondern dieser Standpunkt der Bevölkerung kann zum größten Unglück de« deutschen Volke« werden: zur geistigen Armut! Wenn sich Zur jetziDi Wirtschaftlichen Not noch eine geistig« Ver armung eines Kulturvolkes, wie es das deutsche ist, ge sellt, dann sind wir endgültig verloren. Die sittlichen Kräfte unseres Volkes waren bisher eng verknüpft mit der glän zenden Entwicklung unseres Zeitungsgewerbes. Pflicht jedes Zeitungslesers ist es daher, der Zeltuug di« Treue zu bewahren. Und in der Tat ist die Abonnements erhöhung gar nicht so unerschwinglich, wie sie allgemein hin gestellt wird- Ein Zeitungsabonnement im Frieden kam pro Monat 55 bis 65 Pfennig, heute 100 Mark. Ein Pfund Schmalz kam im Frieden 60 Pfennig, heut« 200 bis 220 Mark. An diesem einen Beispiel sei bewiesen, daß ange sichts der-riesigen Verteuerung des Papiers und aller sonsti gen Herstellungskosten das Abonnement einer Zeitung noch in keinem Verhältnis zu den gestiegenen Lebensmitteln steht. Wir ersuchen daher die Zeitungsleser von Stadt und Land, unser Gewerbe nicht vollends zugrunde zu richten, son dern im Interesse unserer deutschen Kultur für weiterhin das Zeitungsabonnement zu erneuern. Pressestimmen zur Zeituugsuot. Der „Franks. Generalanzeiger" schreibt: „Man sagt nicht zuviel, wenn man behauptet, daß solche Papierprets« den Ruin der deutschen Presse bedeuten. Wir vermög«! an die umhcrschwirrenden Ziffern gar nicht zu glauben und ver- zichten deshalb darauf, sie nur anzudeuten. St« stnd ganz ungeheuerlich. Bewahrheiten sie sich auch nur zum Teil, so wird cs ein Absterben im deutfkchen Blätterwald geben, das von den schwersten sozialen Folgen begleitet ist. Mit den größten Sorgen sehen die Zeitungsverleger der bevor- stehenden Entscheidung entgegen, die sie und ihre L«ser vor die schlimmste Situation stellt, die in der Geschichte der deut- schcn Presse bis heute dagewesen ist." Das „Hamb. Frcmdenblatt" schreibt: „Wenn eine groß« führende Zeitung im Monat 40 Waggons verbraucht hat, so bedeutet die Preiserhöhung von August bi» September für Papier eine Mehrausgabe von 16,8 Millionen Mark für einen einzigen Monat oder ein« Gesamtausgabe allein für Papier vonrund 28 Millionen in: M o n a t. Dazu treten noch die Erhöhungen aller Löhne und Gehälter in den letzten Wochen, die Steigerung für di« anderen Materialien, namentlich für das Metcckl «nb für die Farbe, so daß die Notlage der deutschen Presse auf« höchste gestiegen Ft. ^Irgendwelche Hilfe von amtlichen Stellen ist nicht zu ermatten. Wir erwarten von dem deutschen Volke, daß es nach Kräften mit dazu beiträgt, sich «tne unabhängige Presse zu erhalten." Der „Vorwärts" schreibt: Oft ist es nur «in Trugschluß, wenn inan von den „hohen" Zeitungsqebühren spricht. Man vergißt oft, daß cs andere Waren de« täglichen Be darfs gibt, die noch viel gewaltiger im Preise gestiegen find, und die trotzdem noch gekauft werden. Aber man ist es nun einmal gewohnt, die geistige Nahrung minder zu achte n als die körperliche und als manche Genußmittcl. sind so kommt es, daß die Wirkung steigender Bezugspreise im gesamten Zcitungsgewerbe ein Rückgang der Abonnen- tcnzahl ist. . . . Daß von gesetzlichen Maßnahmen nicht viel zu erwarten isst ersieht man daraus, daß das vom Reichstag beschlossene Gesetz über Hilfsmaßßnahmen für die Presse sich bisher als gänzlich unzulänglich gegenüber der ka tostrophalen Teuerung erwiesen hat. , . . Wrr verlangen, daß man endlich zu Höchstpreisen für Holz- und Zellstoff übergeht,,, bieder erwähnte Gesetzentwurf vorsieht. Abe, wir geben uns keiner Täuschung darüber hin, daß auch solche Sagen um Schloß Urville. Kürzlich kam die Meldung aus Paris, Kaiser Wil helms 11. Schloß Urville in Lothringen sei zu einem Kin derheim für Kricgswaisen aus Nordfrankreich eingerich tet worden. Kaiser Wilhelm hatte die Herrschaft Urville im Landkreise Metz bald nach dem Antritt der Regierung, 1890, ongckauft, was damals nl8 ein mit lebhafter Genugtuung äüfzunehmender politischer Akt angesehen wurde. Es hieß, per Kaiser, der als erster Fürst Grundeigentum im damali gen Reichslandc erwarb, wolle den Beweis geben, daß er von der Dauer der friedlichen Lage überzeugt sei und selbst den Willen habe, den Frieden aufrechtzuerhalten. Er wollte vermögenden deutschen Landwirten ein gutes Beispiel ge hen, durch Ankauf in Elsnß-Lothringen die friedliche Erobe rung des Landes vollenden zu helfen. Das Gut Urville in der Gemeinde Kürzel tConrcelles- Chmissy) mit einem ursprünglich dem 15. Jahrhundert ent stammenden, in der Neuzeit aber völlig restaurierten Schlosse war in seiner Geschichte nicht ohne Romantik. Es liegt auf altem deutschen Boden und war im Mittelalter die Residenz -der, Freiherren von Rollingen, der Besitzer einer selbständi gen, zum Herzogtum Luxemburg gehörenden großen Herr schaft. Don einem dieser Freiherren geht die Sage, daß er feine sehr schöne und liebensnlürdigc Gemahlin durch seinen liederlichen Lebenswandel kränkte. Er brachte sich seine Liebsten mit aufs Schloß, feierte Orgien dort mit ihnen und verlangte von seiner Gemahlin, daß sic an diesen teilnehmc. Die aber flüchtete endlich zu den Bauern der Herrschaft. Und Vie Bauern zogen mit der Freifrau aufs Schloß, verjagten Pie Diener und zwangen den Freiherrn, daß er mit ihnen den Dauern, an gemeinsamer Tafel sitze: sie seien würdiger im Schlosse mit ihm an der Tafel zu speisen als die Dirnen. Und beim Mahle mußte der Freiherr seiner Gemahlin Ab bitte leisten und ihr versprechen, nie wieder zu trinken. Dies tiipser« Vorgehen der Bauern von Urville — geschichtlich ist diese Tat freilich nicht unbestritten geblieben — sand eine poetische Verherrlichung in einem französischen Volkslied. Später wechselte die Herrschaft — die übrigens wieder holt Bränden ausgesetzt war — mehrfach den Besitzer. Un ter anderem kam das Gut cm die Metzer Patriziersamilie Houlon, ein Melsgeschlecht, dessen Stammvater nach einer anderen Soge — Schu st erge feile lvar. Der .Geselle, em in seinem Handwerk ebenso tüchtiger wie schö ner Bursche, erwarb sich die Liebe eines reichen Erbfräuleins, dadurch, daß er der leidenschaftlich gern tanzenden Dame jchda geformten Aüh«> die passenden Schuhe so gut machte, wie kein anderer und wie sic eben nur ein liebender Jüngling für den Gegenstand seiner Liebe machen kann. Da er als Schuster aber die vornehme Dame nicht heiraten konn te, verließ er, erfüllt von Licbesschmcrz-, das Land. Aber auch in der Fremde hielt er cs nicht aus. Er kehrte in der Verkleidung eines Ritters zurück, in der er die Liebe des Erb fräuleins erwarb. Als er ihr passende Schuhe „aus der Fremde" überreichte, erkannte die Schöne den ehemaligen Schuster. Darauf nahm der Geselle den Namen des Erb fräuleins an und heiratete sie. ' Um 1835 ließ der Präfekt des Mascldepartements, Bo ro» Sers, der das Gut gekauft hatte, das Schloß wieder herstellen. Nach seinen: Tode verkaufte sein etwas ver schwenderischer Sohn die einzelnen Teile der großen Be sitzung an verschiedene Personen, und es bedurfte langer geschäftlicher Unternehmungen, ehe Kaiser Wilhelm die ge samte ursprüngliche Herrschaft durch Ankauf des Schlosses, der angrenzenden Pachthöfe Chaussy und Les Mönil und etlicher kleiner Parzellen wieder in einer Hand vereinigen tonnte. Die Speisekarte des Urmenschen. Der berühmte Küchcnphilosovh Brillat-Snnarin hat die Küche als die älteste kulturelle Großtat der Menschheit ge priesen, weil mit der Entwicklung des Geschmacks die Grund lage für jede wx/tcre Ausbildung der Sinne geschaffen wurde. Zweifellos bedeutet die Entwicklung der Kochkumt einen wichtigen Fortschritt ans dem Wege des Urmenschen zur Kultur, aber cs ist schwierig, bei dem Dunkel, das noch im mer über diese ferne Vorzeit gebreitet ist, die einzelnen Stu fcn zu erkenne», durch welche die Menschen aus die uns be kannte erste Höhe gelanqacn. I» anschaulicher Weise stellt nach den neuesten Forschungen Carl W. Neumann in seinem bei Reclam erschienenen Buch „Wunder der Urwelt" die Küche des Urmenschen dar. Zunächst war der Mensch ein Allesesscr, der sich in seiner Nahrung durch nichts vom Tiere unterschied. Erst als es ihm gelang, das Feuer in seinen Dienst zu stellen, war auch die Vorbedingung für den An fang der Kochkunst gegeben. Einfach genug mag der erste Herd gewesen sein, ein flackerndes Feuer auf offener Wald blöße oder schwelende Aschcnglut in einer Erdvertiefung. Kein Kochtopf mar vorhanden, das Fleisch wurde einfach ins Feuer gelegt vder i» heißer Asche auf flack-en, durchglühien Steinen, vielleicht auch in erhitzten Erdgruben, langsam ge röstet. Das sind Arten des Kochens, wie sie noch heute Na turvölker üben. Früh aber kam man schon zu einer Brat Methode, die von innen heraus durch erhitzte Steine ansqe- führt wurde. Auch ward allmählich das Brotbackcn in der Urküche üblich. Zur selben Zeit, da der Urmensch das Fleisch über dein Feuer briet, begann er auch allerlei Körner zu rösten und sie zwischen zwei Steinen zu mahlen, um sie, mit Wasser befeuchtet, in Form eines dicken Mehlbreies zu ge nießen. Solcher Mehlbrei ist in einzelnen alten Gefäßen ge fanden wordsn. Die Frau aber hatte zunächst mit dem Backen und Braten wenig zu tun. Ihr Platz an der Herd stelle wurde erst frei, als der Kochtopf in Aufnahme kam, als Kochen und Sieden üblich wurden, als der Mensch vom no madisierenden Jägertum zum seßhaften Ackerbau überging. Der Kochtopf, heute noch Symbol der Köchin, ist das End glied einer langen küchentechnischcn Entwicklungsreihe, die zunächst wohl mit Trinkgefäßen cinsetzte. Im Tierhorn oder Holzbecher weichte der Renntierjäger der Steinzeit die rohen Nahrungsmittel ein: er warf dann in die wassergefüllten Gefäße erhitzte Steine und erwärmte so das Wasser, brachte es gar smlieUick zum Sieden. Als aber erst das Sieden einmal gefunden war, da war mir noch ein kleiner Schritt vom Tierhorn nnd hohlen Kürbis zum feuerbeständigen Kochtopf aus Ton oder Lehm. Der brodelnde Kochtopf bedingt dann jene erste Blüte- - znt der Kochkunst, die wir noch aus den sog. Kjökkenmöddin ger, aus den an den dänischen Küsten gefundenen Abfall baufen der älteren Steinzeit erkennen können. Aus diesen 50—60 Ztm. breiten und 1—3 Meter hohen Dämmen von allerlei Kehricht hat man in mühsamer Arbeit eine sehr ab wechslungsreiche Speisekarte der Urmenschen fcstgestcllt Diese Steinzeit-Schlemmer hatten eine besondere Vorliebe für Austern, Miesmuscheln und Strandschneckcn, deren Schalen zu Millionen aufgchänft sind. Dazwischen fand mar . die zahlreichen Reste von anderen Gängen der Speisekarte. . von Fischen, Vögeln und Säugetieren: Gräten vom Hering, vom Dorsch und vorn Aal, Knochen vom Singschwan, von dem heute in Däuemark fehlenden Auerhahn, von Hirsch, Reh und Wildschwein. Seltener waren Wölfe nnd Füchse. Luchse und Bären vertreten, und nur vereinzelt tauchten Knochen non Ratte» und Mäusen auf, die zeigten, daß der - vorgeschichtlich, Mensch in Tagen der Not auch mit schlech teren Gerichten vorlieb nehmen mußte. In vielen Fällen waren die Säugeticrknochcn gespalten und dec kostbaren Markinhnltes beraubt. Auch die Pflanzenwelt ist in dieser: prähistorischen Speisekarte vertreten. Die Küche des Ur menschen mar also in dieser Epoche schon ziemlich reichhal tig: er koimtt bei einem Festmahl ein llors ck'oeuvre von Austern und Miesmu'cheln auftragen, dann gebackene Fischs oder Auerhaknbraten folgen lassen und schließlich als Haupt- nang ein saftiges Beefsteak von Wisent oder Auerochsen, Rchrücken mtd Wildschweinskeule darbieten.