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D-rMMLrz »erdo «er. a N. !N n 78 nSie renBe. decken N »KI. Bischofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Die« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt. Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda' urch « sinci A srn, M mir » Das Memorandum an Rußland. Das ofterwähnte Memorandum der Alliierten an Ruß land soll angeblich seine endgültige Fassung erhalten haben, die ein Kompromiß' zwischen der englischen und französischen Auffassung bedeutet. Damit ist natürlich noch gar nichts er reicht; denn zwischen der Auffassung des Memorandums und der der Russen klafft immer noch ein unüberbrückbarer Ab grund. Aus Genua wird berichtet: Di« wichtigsten Artikel des an Rußland zu richtenden Memorandums sind, wie aus Genua gemeldet wird, von den Vertretern der einladen den Mächte, Polen, Rumänien, Schweden und der Schweiz in gemeinsamer Beratung nunmehr angenommen worden. Der endgültige Wortlaut des Artikels 2, der die Schulden betrifft, lautet: »1) Entsprechend der Canneser Resolution erkennt dis SowjEsgierung alle Schulden und öffentlichen Verpflich tungen an, die vom russischen Staat gegenüber ausländischen Mächten eingegangen oder garantiert worden sind, und zwar sei es von der zaristischen, sei es von der provisorischen Regierung. In dem Wunsche, schon jetzt den Wiederaufbau -und die Wiedergeburt des russischen Kredits zu erleichtern, erklären sich die Gläubigermächte bereit, von Rußland z u - nächst weder dis Rückerstattung des Kapi tals noch der Summen zu verlangen, die Rußland während des Krieges vorgeschossen worden sind. 2) Die Verbündeten erkennen die ihnen zu gemutete Verantwortung für die in Rußland nach dem Kriege infolge der Revolution entstandenen Schäden nicht an. Mr die übrigen Artikel war im wesentlichen die eng lische Fassung maßgebend, Genua, 3. Mai. (Drahtb.) Vas den Russen überrcichlc Memorandum enthält-im wesentlichen folgende Bestimmun gen: Die russische Regierung verpflichtet sich, revolutio näre Bestrebungen in anderen Staaten nlchtzüuntcr- stäken. Sie erkennt die öffentlichen Schulden an die ver- schiedenen Regierungen an. Die Mächte gewähren ein Ka pital für Moratorium und Zinsen. Die Alliierten überneh men keine Haftung für Schäden der Gegenrevolution. Die kerabseßung der russischen kricgsslmkd soll innerhalb eines c llgemeinen Abkommens der Alliierten über die intcrolliier tcn Schulden erfolgen. Die Sowsctregicrung erkenn« die Schulden der verschiedenen russischen Regierungen gegen- über den Ausländern an. Sie verpflichtet sich, mit den Ver tretern der Inhaber russischer Papiere ein Abkommen über die Wiederaufrichtung des Anlcihcdienslcs zu treffen. Venn hiess Abkommen nicht zustande komm«, wird die Lnlschci düng einem gemischten Schiedsgericht von Vertretern der Inhaber russischer Papiere, der russischen Regierung und einem vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten eingesetzten Vorsitzenden übertragen. Die russische Regie rung verpflichte« sich zur Rückgabe des. ausländischen Kapi tals oder zur Kompensation. Über die Form der Kompen sation hat ein Schiedsgericht zu entscheiden, dos aus sc einen, Vertreter der russischen Regierung und derjenigen Ration besteht, welcher der betreffende Eigentümer angc- börl. Schließlich bestimmt das Memorandum, daß die rus sische Regierung Anordnungen zum Schuhe der Ausländer treffen muß. Den Russen ist zur Beantwortung keine be stimmte Frist gesetzt worden. Werden die Russen annchmen? Genua, 2. Mal. Nach dem Abschluß des Abkommens erörtert man lebhaft die Frage, welches die .Haltung der russischen Abordnung sein wird. Englischer seits ist man überzeugt, daß die Russen die Note annehmen würden. Vielleicht würde England sogar, um diese An nahme zu erreichen, dazu bereit sein, weitere Zugeständnisse zu machen und vielleicht sogar den Russen anstatt der ur sprünglich zugesagten 26 Millionen bl) Millionen Pfund Sterling zur Verfügung stellen. Vielleicht würde England auch bei den anderen Alliierten dafür eintreten, daß man die Sowjetregieriing <!>> iur<> anerkenne, falls sie das Memo randum nnnehinen würde. Die Russen haben sich noch nicht ausgesprochen. Sie dürften jedenfalls Umschau halten, ob cs ihnen nicht möglich wäre, mit den einzelnen Staaten Abmachungc n zu treffen. Und wenn diese für sic vorteilhuft wären, dann könnten sie auf das Genua- Abkommen verzichten. Verhandlungen zwischen ihnen sind jedenfalls noch in der Schwebe. Mit den Engländern und den Italienern wurden Verhandlungen eingeleitet. Aber auch mit den Franzosen müßte die Sowjetregiorung zu einer friedlichen Lösung gelangen. Inzwischen wäre Ruß- land bereit, den Vertrag von Versailles anzuerkennen oder wenigstens sich zu verpflichten, nichts gegen den Vertrag zu untervzhmen. Um die Verhandlungen mit den Franzosen au, eder) wird Leuten in jedoch nur ckrik, 6Ma.gsHca.rL--> Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung in allenVolksschichten Beilagen: Sonntags -Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt IS. — Druck und Verlag -eß zu erreichen, müssen die Russen ebenfalls zustimmen, daß einstweilen ihre Anerkennung äs jur« nicht erfolgt. Was den Russen unannehmbar erscheint. Genua, über Paris, 2. Mai. Bestimmte Mitteilungen über die Haltung der russischen Abordnung gegenüber dem Memorandum lassen sich nicht machen, da die Russen jede Bitte um Auskunft ablehnten. Sie beschränkten sich nur auf die Erklärung, daß die Alliierten sich auf ihre Großmut außerordentlich viel cinbildeten, und daß sie bereits genug getan zu haben glaubten, wenn sic englischen Geschäftsleu ten Erleichterungen gewähren, um mit Rußland Handel zu treiben. Aber Rußland brauche hauptsächlich Kredite, um landwirtschaftliche Maschinen und Eissnbahnmaterial einzukaufen. Würden diese Kredite nicht gegeben werden, dann müsse eine neue Hungerkatastrophe er wartet werden. Unannehmbar erscheint den Russen jedenfalls die Bestimmung im Artikel 1, daß Rußland in dem türkischen Konflikt neutral bleiben solle. Dar widerspreche der russischen Oricntpnlitik. Rußland habe bereits Persien gegenüber bewiesen, welche Politik es betreiben wolle, als cs mit'Persien den Vertrag abschloß, gegenseitig aus eine Schuldenregelung zu ver zichten. Barthou abgereist. Genua, 2. Mai. Barthou hat heute seine Reise nach Paris endlich angetrcten, nachdem die Beratungen über das russische Memorandum gestern zu einer Einigung über den Wortlaut geführt hatten. Sein Aufcnholt in Paris soll vier Tage dauern, so daß er am Sonnabend wieder zurückerwar- tct wird. Während dieser Zeit wird er hier von dem fran zösischen Gesandten Camille Barrere vertreten. In Pariser politischen Kreiszn wird der Abreise Bar- thous entscheidende Bedeutung beigcmessen. Der Senats ausschuß und der Kammerausschuß für äußere Angelegen heiten sind für Donnerstag cinberufcn. In einer Unter redung mit Pressevertretern äußerte sich Poincarz zu der Frage des europäischen Paktes, daß die französische Re gierung zu der Unterzeichnung des in Cannes vorgesehenen Paktes bereit sei, falls er mit Artikel 10 der Völkerbunds akte im Einklang stehe, und das Recht der verbündeten Re gierungen aus Verhängung von Sanktionen im Falle einer Verlegung des Versailler Vertrages durch Deutschland nicht antastet. Zur Frage der Einberufung des Obersten Rates hielt Poincan- seine alte Auffassung aufrecht, daß cs nach Frankreichs Ansicht vorzuziehcn wäre, wenn die Verbünde ten ihre Meinung auf normalem diplomatischem Wege aus tauschten. Sollte der Rcparationsausschuß am 31. Mai ein Versehen Deutschlands feststcllen, so würde dann der Obersts Rat zusainincntrcten können, uni die zu befolgenden Maß nahmen zu diskutieren. Poincarz betonte aber, es sei kei neswegs ausgemacht, daß der Reparationsaussckmß am 3i. Mai ein Versehen Deutschlands proklamier«. Man müsse mit der Möglichkeit rechnen, daß der Ausschuß das provi sorische Moratorium um einige Monate verlängere. Pari«, 2. Mai. lvrahtb.) tzava« zufolge wird Barthou morgen vormittag 11 V.hr in Paris erwartet. Um 2 Uhr soll in feiner Anwesenheit ein Kabinettsrat zusammentreten. Das nächste Stadium der Konferenz. Besprechung Lloyd George—Poinrars. London, 2. Mai. D<k Student af Politik schreibt im ..Daily Chronicle" aus Genua: Wenn in dieser Woche in den russischen Verhandlungen alles gut gehe, so werde das nächste Stadium eine Konferenz zwischen Lloyd George und Poincars sein. Danach werde der Weg für die Festsetzung der europäischen Pakte frei sein. Sollten die russischen Verhandlungen nicht obpebro- chen werden, so werde die Genueser Konferenz in zwei oder drei Wochen enden. Die große Schwierigkeit sei, daß der russischen Regierung keine Anleihe gegeben würde. Die Ver handlungen seien sehr heikler Art. Die von d e n R u s - sen geforderte Anleihe von 2 l) 6 Millionen Pfund könne gar nicht in Frage kommen. Wenn Deutschland beginnen würde, alle Reparationen zu zah len, so könnte eine Vereinbarung getroffen werden, durch die ein Teil davon für russische Zwecke gezeichnet werden könne. Der Student of Politik bemerkt außerdem: Die letzten Ereig- nisse bestätigten, daß Frankreich niemals dos Risiko überneh men würde. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Lloyd George und B e n e s ch in bezug auf die Sanktionen könnten beigelegt werden und seien be reits erledigt. Kein« Macht oder Mächtegruppe werde die Vollmacht von Polizisten erhalten Es sei jedoch nichts da- »egen einzuwenden, daß die östlichen Mächte bezüglich einer gemeinsamen Aktion für den Fall, Laß der Burgfriedens- beab abzu chließen. Der diplomatische Mitarbeiter erfährt weiter, daß für den Abschluß dieses allgemeinen vertragest mit Rußland die Tatsache von größter Bedeutung sein werde, ob Rußland die im Versa« Grenzen anerkenne oder nicht., Französische Truppenverschiebungen in» Rheinland. Berlin, 2. Mai. Im Kehler Briickenkopfgebiet werden, wie dem „B. T." gemeldet wird, seit zwei Ta«n auffallende Truppcnverschicbungen vorgenommen. Augenblicklich ist ;ie von Truppen und Posten besetzte Linie gegen da» batst- che Land hinein verkürzt worden und au» mehreren vrt- chasten sind die französischen Vorposten nach den Fort« de» Brückenkopfes Kehl zurückgenommen worden. England macht nicht mit. Berlin, 2. Mai. Im englischen Unterhaus« erklärt« Chamberlain, die englische Regierung sei nicht gewillt, mit Frankreich gemeinsame Sach« zu machen, fall« diesesstch da zu entschließen sollte, das Ruhrgebiet zu besetzen. Aus «in« Anfrage erklärte «r weiter, di« englische Regierung hob« au» Berichten des englischen Botschafter» in Derlin gewußt, daß Verhandlungen zwischen Deutschland und Rußland tm Gange seien. Don dem Rapallo-Lbkommen sei aber Via «ng- lijchc Regierung völlig überrascht gewesen, Pakt verletzt werden sollte, ebenso wie Gnglaich und Front, reich ihre eigenen Pakte beabsichtigten für den Fall, daß Deutschland angriffe. Wie der Berichterstatter de« „Daily Thronte!»" in Genua schreibt, sei es schwer, ein-usehen, wie Poineara di« Ein ladung Lloyd George» nach San Remo ablednen werd«, Jeder objektive Beobachter in Genua sche «in, daß dar Boy kott der Genuaer Konferenz von Poincar« von Anfang an sich als ein Fehler erwiesen habe. Der Berichterstatter schvchtt außerdem: Der Brief Tschitscherin« an Dartdou versetz« dar Legende von einem deutsch-russtschen militärischen oder poli tischen Geheimabkommen den Tod«»stotz. Von Anfang an habe man in Genua gewußt, daß dies« Legend« «ftw Erfin dung war, die bei der Psychologie d«r Konferenz nicht di« geringste Rolle gespielt hatte, obwichl sie au« deutlich« Gründen in Paris und Lotion au»gespi«tt worden wär«. Die Krebithilse sürkapitalschrvachrLNitder. Genua, 3. Mai. (Drahtb.) Der privatsetwtsie ttatztz George» erklärte Pressevertretern in Genua, über da» Adtt- schreiten der Verhandlungen zur Bildungrlne« i«t«r»Mi»na len Konsortium«, da« zu Hilfe kommen soll. Vorarbeiten abgeschlossen. Dem Lrüttduaa^omitw, ha» Italien, Frankreich, Belgien, Deutschland und Japan Md« Großbritannien angehören, haben sich inzwischen Kanada^ die Tschechoslowakei, Dänemark, Holland und Norwegen, di« Schwei, und Spanien angeschlossen. Nach Ansicht eagtsichar Finanzleute werde e» mit dem kqsttat de» koasorliuw» möglich fein, große Finanzoperationen in allen betreffend« Ländern Europas einzuleiten.^ „Verletzung des Versailler Vertrags durch das deutsche Abkommen mit Rußland." Pari», 2. Mai. Die juristische Abteilung der Rqrara- kionskommission hat ihr Gutachten über den Vertrag van Rapallo abgegeben. Sie stellt darin fest, das» Deutschland durch diesen Vertrag die Artikel 238, 248 und 280 d« ver» saillcr Vertrage» verletzt, in denen sich Deutschland elaver- standcn erklärt hat, daß es feige wirtschaftlichen Einnahm« direkt der Reparationskommisston zuführen wolle, und denen zufolge der Reparationskommisston alle Rechte von deut schen Staatsangehörigen zustehen, die in Rußland Unterneh mungen und Konzessionen besitzen. Pari», 2. Mai. Auch der diplomatische Mitarbeiter de» „Cablogramms" teilte mit, daß die Repärationskommisston ihre Antwort an Deutschland fcrtiggestellt habe. Er heißt darin, daß die Angaben des deutschen Moratorium» über die Steuerreform nicht für ausreichend befunden' wurden, Die Reparationskommission stellt also in diesem Punkte «ine Verfehlung Deutschlaichs fest. Die Kommission prüfte dann, ob der Vertrag von Rapallo dem Versailler Frieden wider spreche und stellte fest, daß eine Verletzung der Versailler Vertrages vorliege. Das Vorgehen Deutschlands wird al« unricht g bezeichnet. Zur Beurteilung dieser Frag« wurde als wc entlich hingestellt, daß die Alliierten ebenfall« ichtigen, mit Rußland «inen Vertrag chließen. Der diplomatische Mitarbeiter erfährt größter Bedeutung , ller Vertrag festgesetzten Erscheinung-weise: Irden Werktag abend, für den folgend. Tag. Bezugopreio: Bei Abholung in der Geschäftsstelle monatlich Mk. 16.—, bei Zustellung in. Hau, monatlich Mk. 1S.2S, durch die Post bezogen vierteljährlich Mk. 48.— mit Zustellung,gebühr. All« Postanttalten, Postboten, sowie Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle des Blatte, nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. P-stsch«ck.K»nto: «mt Lrwben Nr. 1SL1. Gemein»«, „ vcrband.girokass« «ffchosowerda Konto Nr. »4. 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