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erSSchWeLrzM Mischokswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. dcrge.SLcrtt--, Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadtund Hand. DichtesteVerbreitung inallenDolksschichten Beilage,t: Sonntags-Unterhaltungsdlatt und Landwirtschaftlich» Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag d« Buchdruckeret Friedrich May in Bischofswerda. —iFtimsprechtt Nr. 22 ms. Ma WM» 7S. Jahrgang. Nr. SL Mittwoch, den IS. April 1922 Großer Lärm in der französischen Presse. Pari», 17. April. (Drahtb.) Die Pariser Blätter ziehen am End« der ersten Derhandlungvwoche in Genua die Bi lanz. Petit Parisien schreibt: Der Verrat des bol- schewistischcn Rußlands hat den Krieg um wenigstens ein Jahr verlängert und uns mehrere 100 060 Menschenleben gekostet. Auf wieviel Milliarden Goldrubel könnten wir also den Schaden bewerten, den uns der Verrat der Sow jets verursacht hat? Frankreich ist nur nach Genua ge gangen, weil es glaubte, daß Sowjetnißland die Dorkriegs schulden und die während des Kriege» gegenüber den Alli ierten zur zaristischen Zeit und zur Zeit der Republik Ke renskis kontrahierten Schulden, im ganzen etwa 50 Milliar den Eoldfranken, anerkenne. Jetzt sollen wir die Schuld ner sein. Wenn dieser schlechte Scherz andauert, würde di« öffentliche Meinung in Frankreich sich fragen, ab die Alliier ten das Entgegenkommen in Genua nicht etwas zu weit treiben. Tempv schreibt: Gestehen wir es doch ein: Die erst« Woche der Konferenz von Genua endigt mit einem Dor» teilderBolschewisten. In weniger al» einer Woche haben sie gegenüber der Entente, di« von Llond George selbst befehligt wird, drei große Ergebnisse erzielt. Zuerst sind sie auf der Konserenz auf dem Fuß der Gleichheit zuge- lassen worden, was praktisch einer offiziellen Anerkenmrng gleichkommt. St« ihrerseits haben aber keine ihrer Stellun gen aufqegeben. Sie haben kein« Dervflichtung unterzeich net, weder politisch noch finanziell. EMtch aber der ent scheidend« Erfolg, daß da» Schicksal der Konferenz in die Hände der Regierung von Moskau gegeben worden ist. Die se» letzt« Ergebnis stammt von gestern abend. „Journal de» Dsbats" führt au«: Der Kuh handel von gestern erniedrigt Europa vor den Sowjets. Wir haben UN» sagen lasten, daß da» Einverständnis mit dem bolschewistischen Rußland auf den Ausgleich aller Schul den gegründet sein müsse, und daß finanziell wie politisch alles gegeneinander auoaeslichen sei. D?nk der Unvorsichtig- Neues ans aller Welt. — Vas städtische Krankenhaus ln Ulata, niederge- brannt. Aus Mainz wird gemeldet: Sonnabend vormittag gegen 111-Uhr -rach aus blsher unaufgeklärt« Meis»-— vermutlich durch Kurzschluß —tm hiesigen Aeuen StSms- schrn Krankenhaus, Grobfeuer au», das, unterstützt durch , Kleine politische Mitteilungen. Der 25. Abgeordnetentag des Deutschen Werkmeister verbände», der in Erfurt tagte, nahm den vom Ausschuß für Sozialpolitik vorgelegten Abänderungsvorschlag des sozia- len Programms an. Die Derbandssatzungen sollen einer Neuregelung auf Grund ber Beschlüsse zu den vorliegenden Anträgen unterzogen werden. Der bisherige Dekbandsvor- sitzende, Mitglied d«s Reichswirtschaftsrat, Leonhardt, wurde wiedergewählt. Da» Mitglied des Reichskohlenrat» Dusch mann wurde zum zweiten gleichberechtigten Vorsitzenden ge wählt. Eine sozialpolitisch« Abtastung soll nach Dmcltn verlegt werden. Die bisherigen Unterstützungssätze werden mehr al» verdoppelt, der Verbandsbeitrag aus 80 Mark monatlich fest gesetzt. Die Debatten ließen den Willen erkennen, «eiter di, gewerkschaftlichen Ziele des Verbandes zu versslgen. Al- Tagungsort de» nächsten Abgevrdnetentag«, wurde Rothen burg o. T. bestimmt. "Der Abgeordnete««»- wurde Oster- montaq mit einem Ausruf zu neuer tatkräftiger Arbeit für den Werkmeisterverband geschlossen. Der englische Abrüstung-plan. London, 16. April. (Drahtb.) Reuter» Vertreter ln Genua erfährt von unterrichteter Seite, daß Llond George einen vollständigen europäischen Abrüstungsplan in der Ta- fchc habe. Vie britische Ansicht sei kurz die. daß das in Washington abgeschlossene Viermächle-Abkommcn unter den Mächten des Stillen Ozeans zunächst /frieden und dann die Pläne für eine Einschränkung der Rüstungen geschaffen habe. Zur Zeit befinde sich die Konferenz im Anfangsstvdium der Verhandlungen und nicht tm zweiten Stadium, und gegen wärtig denke man noch nicht an eine militärische Rüstungs pause. Vie Engländer seien auch nicht dafür, daß irgend ein Vertrag durch miilltärische Sanktionen gestützt werden solle. Tatsächlich gehörten Sanklionen gerade zu der Gattung von Ideen, welche die Engländer auszumeczen versuchen. Vie gegenwärtigen Verhandlungen süßten also auf dem vorbllde des Washingtoner Abkommens. Vas die britische Delega tion im Sinne habe, sei ein gegen Angrissr gerichtete» Ab kommen; seine Dauer hätten ihre Mitglieder nicht erwogen, aber wahrfchelnlich werde es ein Abkommen auf zehn Jahre sein, an dem ave in Genua vertretenen Rationen teilnehmen. Ohne Abrüstung keine Anleihe. Paris, 16. April. (Drahtb.) Nach einer Depesche de» „New Pork Herald" aus Genua sollen im Gegensatz zu den Franzosen und Belgiern die Engländer dem Ge danken einer von Deutschland aufzuiegenden internationalen Anleihe, feindlich gesinnt sein. Nach englischer Ansicht sei die Emission einer derartigen Anleihe solange verfrühte als der Friede in Europa nicht wirklich wieder hergestellt lei. Außerdem würden auch die Bankiers der Welt ihre Kas sen nicht einem Europa öffnen, Vas noch nicht abgerüstet und den Frieden noch nicht sichergestellt habe. Die „unzugänglichen Aussen". pari«, 15. April. (Drahtb.) Die Agentur Havas meldet um 5 Uhr aus Genua, sie glaube zu wissen, daß die Sowjet vertreter unzugänglich blieben in Bezug auf den Ausgleich der russischen Kriegsschuld bei den Alliierten und der von ihren verlangten Entschädigungen der russischen Staatsan gehörigen für die von den alliierten Regierungen unterstütz ten gegenrevolutionären Unternehmungen. Unter diesen Umständen habe keine Einigung erzielt werden können. Uin 3 Uhr 30 Min seien die alliierten Delegationen bei Lloyd George zusammengetreten, um über die angesichts der un- versöhnlichen Haltung der Russen zu wählende Linie zu be raten. keit ihrer Gegenspieler -ade» die Russen das Mittel acht» den, den leiterGen Männern von Ivtd etnia« bittere Wahr» hellen zu sagen. Dies« Untechaltungen in kleinem Kreist mit den Mördern der yamttte Nikolaus H. und den Zerstör«« der russischen Zivilisation sind «dsnso widerwärtig wie lächer lich. Der Vergleich zwischen der französischen Revolution und der sowjettstischen Diktatur ist vollkommen fastch. Schließlich wendet sich da» Matt dagegen, daß tzst stan-vfl» Men Delegierten sich an privaten verhanblunmm nttt den Vertretern des Sowjets beteiligen. Di« französische Velds»» tivn dürfe mit den Russen nur In Verhandlungen so wie es die Bedingungen von Sanne» und Vvittvgn« vor schreiben. „Liberte- schreibt, der Zwischenfall von «estern stt besonder» lächerlich. Er lasse keinen Zweifel mehr Wer bst Ergebnisse dieser großen internationalen ZusammenkWß^ von der man gesagt hab«, daß st« «ine Morgenröte stst, «SV- de; sie sei aber vor allen Dingen «tn Chaos. Wenn MW den Stand der Dina« h«ut« überprüfe, sehe man. daß weder die Alliierten noch di« Bolschewisten hätten brechen «ollen. Die Sowsets hätten schon AU viel« moralisch« Vorteil» hi Genua erzielt, um davongshen zu «ollen, Franzosenfeindttche Kimdgebmt-eit In Damaskus. London, 17. April. sDradtb.) Der vsrichtsrstattsr do» Mornlg Post in Kairo erfährt, daß in Damaskus «rotz» antb- französische Kundgebungen erfolgten. Di« A ro» wur den verhaftet. Die Bewegung breitet« sich r Beirut aus. Die Franzosen gingen gegen die Aufrührer tn Damas kus mit aller Strenge vor. Mehrere Personen sollen ver wundet oder getötet sein. Di« Stadt «urd« von 1200 Mann ranzösischer Truppen besetzt und der Kriegszustand prok- amiert. Kapp stellt sich Kem Reichsgericht freiwillig, Der frühere preußische Denerallandschaftsdirektor Kapp, dessen Gesuch um freies Geleit vom Reichsgericht, wie erin nerlich, abgelehnt worden ist, hat an da» Reichsgericht «in Schreiben gerichtet, worin er eine freiwillige Stellung vor Gericht ankündigt. In dem Schreiben, da» von ihm auch der Presse zur Verfügung gestellt worden ist, heißt es u. a.: Die gegen Jagow und Genossen ergangene Reichsge richtentscheidung vom 21. 12. 21 hat in mir di« überzeu- > gung nur befestigt, daß die Reichsgrundlagen, di« sich die Entscheidung zu eigen gemacht hat, zu einem Fehlspruch geführt haben. Durch «ine ungünstigere Behandlung, al» sie allen anderen am März-Unternehmen 1020 Bewiugten bisher zugestanden worden ist, kann ich mich von dor Er füllung dessen, was ich als Gebot einer Pflicht erkannt habe, nicht abhalten lassen. Ich werde mich nunmehr dem Gericht bedingungslos zur Verfügung stellen. Nur um ein von Pflicht und Gewissen mir auferleg- tee Gebot erfüllen zu können, begebe ich mich unter Aus gabe meines Asyls aus freiem Entschluß in den Machtbe reich der zeitigen deutschen Gewalthaber. Nach Erledi gung meiner persönlichen Angelegenheiten treff« ich Ende April in Deutschland ein." Die Lage in Genua. Berlin, 18. April. Der Sonderberichterstatter der „Tägl. Rundschau" meldet aus Genua: Bei Anbruch der sehr kurzen Osterwoche steht unverändert die Frage im Vorder grund, ob Frankreich oder Rußland einen vorzeitigen Ab bruch der Konserenz herbeiführen werde. Aus französischer Seite ist im Hinblick auf den bevorstehenden Besuch Poin- carss die Nervosität noch gestiegen, auf russischer trotz aller intimen Verhandlungen mit Lloyd George dis Halsstarrig- teit kaum verändert. Die Ausschußsitzungen finden weit weniger Interesse als die Privatbesprcchungen in engen Krei sen, bei denen Deutschland in der Hauptsache sichtbar über gangen wird. Ebenso übergangen fühlen sich die Neutralen, di« weit hinter dem überall offiziell vertretenen Belgien zu rückstehen. Man beneidet vielfach — politisch betrachtet — das kleine Luxemburg um den Entschluß, das Lokal zu ver lassen. Menschlich herrscht an der herrlichen Bucht froheste Osterstimmung. politisch aber eine Mischung von Gereiztheit und peinlichem Gefühl des überflüssigseins. An Stellen, die über das Säbelrasseln Frankreichs im Rheinland und Po lens in Obcrschlesien unterrichtet sind, macht diese Begleit musik der Konferenz einen außerordentlich ungünstigen Ein druck. Die Denkschrift der englischen Sachver ständigen über die Wiederherstellung Europas liegt nunmehr vor. Sie ist eine lange Sammlung guter Wünsche für die Festlegung der Währungsverhältnisse, Kredite und Wechselkurse, für die Aufstellung der Zolltarife und Ein stellung der Handelsbeschränkungen, für die Freiheit der Handelsniederlassungen von Ausländern und die Besserung des Verkehrswesens, selbstverständlich ganz durch die Brille der britischen Industrie- und Vcrkehrsinteressen gesehen und an Deutlichkeit nur dadurch ermangelnd, daß die Leitworte „Kauft bei England" hinter den einzelnen Absätzen fortgelassen sind. Der Abschnitt über die Währung empfiehlt die Wieder herstellung der Goldwährung und die Neufestsetzung des Goldwertes der Münzeinheit in den valutaschwachen Län dern unter Mitwirkung eines Zusammcnarbeitens der Zen tralbanken. In diesem Falle heißt cs ausnahmsweise nicht „Kauft bei England", sondern: „Deponiert eure Goldwerte in der Bank von England". In den weiteren Abschnitten wird die Denkschrift deutlicher, indem sie sich vor allen Din- gen gegen jede Einfuhrbeschränkung richtet und für den (englischen) Handel überall die offene Tür fordert. Hinter der Denkschrift steht ganz offensichtlich die Sorge um die Millionen von britischen Arbeitslosen, denen man nach Angleichung der Preise in den valutaschwachen Län dern an den Weltmarktpreis, nach Neufestlegung der Münz einheit und Aufhebung aller Einfuhrbeschränkungen den Absatz wieder öffnen, die Konkurrenz der fremden Jndustrle vom Halse schaffen will. Auch für die Niederlassung von ausländischen (englischen) Firmen in allen Ländern will man weitestgehende Freiheit zurückqewiimcn. Der Pferde fuß kommt zum Vorschein im Artikel 57 des Kapitels 3 über den Schutz des industriellen Eigentums- und Urbeberrechts, in dem allen Ausnahmen gegenüber Deutsch land die Tür geöffnet bleibt. Wie einseitig England die Grundsätze des auch in dieser Denkschrift in den Vorder grund gerückten Freihandels auffaßt, war sa schon vor d-m: Kriege deutlich genung erkennbar durch die Einstellung der britischen Gesetzgebung gegen den deutschen Wettbewerb: Zuerst ienes Markengesctz, das auf Vcrpönung der Erzeug nisse „Made in Germany" abzielte, dann jenes Patentge setz, das die Gründung van Familien für patentierte Artikel auf englischem Boden erzwingen wollt--. „Kaust bei England" sicht schließlich auch hinter dein letzten, vom Verkebrewescn handelnden Abschnitt, der do"' gemünzt ist, die Russen zu Mossenbestellunqen van Ver kehrsmitteln, sei es in England direkt, sei es durch die Ver mittlung der unter englischer Führung geplanten internatio nalen Korporation, zu veranlassen. Nach englischer Art ist die Denkschrift voll von Allgemeinplätzen. Einen wirklichen Wegweiser zum Wiederaufbau der europäisck'en Wirtschaft gibt sie in keiner Weik« und was sie eigentlich bezweckt, spricht sie mit keinem Wort aus. Ls hätte viel Papier und Tinte gespart werden können, wenn an Stelle der Denkschrift im großen Sitzungssaals der Genua-Konfercnz ein Plakat aufgehängt worden wäre: „Kauft bei England!" Die Abrüstungssrage. pari». 16. April. (Drahtb.) Rach „Chicago Tribüne" fallen die Russen nach Genua mit einem eingehenden militärischen Lnkrvaffnungsplan gekommen sein. Sie seien bereit, ihr hrer auf 500 000 Mann herahzufetzen. und woll ten Vorschlägen, daß dir Ester« von Estland. Litauen, Polen, der Tschechoslowakei und Rumänien zusammenaenommen dtS« ItzkSÄe «sicht tikvicichresi-n dssrst«». Grfch«ttnnksm»«if<: Jeden Werktag abend» für den folgend. Tag. «ttun-pe-ts: «et Abholung in der Geschäftsstelle monatlich Dlk. 11.W, bei Zustellung ins Hau» monatlich Md. 12.—, durch die Post bezogen vierteljährlich Mk. 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