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Der sächsische Erzähler : 07.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192204078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19220407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19220407
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-07
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 07.04.1922
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dt< Doimm den SSHn« j ner Rettungsversuch« st« nicht in» Leben zurück-«rufen werden. ag bemrten, war dies« mit Gas gefüllt. Vie bei lägen leblv» im Bett« Trotz sofort vorgenomme- gioerfuch« mit einem Sauerstoffapparat tonnten - Qllsr' Zu"t Mi7 ttQr^cLsI, Os^si'dS ^Vsr-süQs, pr'IvQt, ^!s irscti-^ - LrlstdOgSli, < omlclilLps, Z^cirsSksr-tsn, Liri- ; iQcs^tzsksplsr^, pr-OSl'Qrnms; ^QlslUsclsr'.'rr'QllssILr^ss.Vsr--' llOdl-UQgSQriLVlssri 1!stsr^ <!i^ vQi-r^sIirritts? Z^stQ^r-ong )vsl KUrrsttsr ^!stSN-lns2ü-iüt. ^rl««Ir1c^ >1e»z^ L^<^<ürucäLer6j Neues aus aller Welt. — Lebensmittespreise in Moskau. Die Lebensmittel preise in Moskau sind in den letzten Tagen wiederum start gestiegen. So kostet, wie au» Moskau berichtet wird, ein Pfd. Butter V00 000 Rubel, während vor einer Woche „nur" 506 000 Rubel verlangt wurden. Im gleichen Tempo bewe gen sich die übrigen Preise. So kostet «in Pfund Schwarz, brot S5000 Rubel, eine Zeitung IS 000 Rubel, «in Pfund Käse 800 000 Rubel, ein Pfd. Kaviar fast 3 Millionen Rubel. — Sin sechsfacher Raubmord. In Htnterkaifet — Ge meinde Wangen — bei Schrobenhausen (Oberbayern) wurde, vermutlich in der Nacht vom Freitag auf Sonnabend, ein erst am 4. April entdeckter sechsfacher Raubmord verübt. Die Besitzerin eines Bauernanwesens, die Witwe Gabriel, ihre achtjährig« Tochter und ihr zweieinhalbjähriges Söhn- Gltmn mr gekocht und Um vbmstag fand im vlchtsarzt Medigtnalra! .. , mit dem einwandfreien Ergebnis, daß al» Todesursache cherz- schlag festgestellt wurde. Der gehegt« verdacht «rast«, sich demnach al» unbegründet. Immerhin bot der plötzliche Tod und di« nach der Trauerfeier erfolgt« Beschlagnahm« der Leich« reichlichen Anlaß zu allerlei Vermutungen. Drüben. 6. Aprils 12 Lanzstlle an die Industrie ver- kaust. Eine große Zahl Dresdner Danzsiile ist in den letzten Monaten verkauft worden, Die Säle sind in den meisten Fällen für Jndustriezwecke umgebaut worden, u. a. die frü her« Tonhalle, d«r Deutsch« Kaiser, Goldene Kron«. Goethe- garten in Wasewitz, der Sächsisch« Prinz u. a. m. Bezüglich de» altbekannten Schusterhause» sind ebenfalls Verkaufsver handlungen singeleitet worden und auch die Sttlleaung von anderen Gastwirtschaften schreitet vorwärts. So wird eine der am meisten besuchten Schankstätten der Stadt, das Hacker bräu in der Wilsdruffer Straße in eine Bankfiliale umge baut; ebenso wird Kaffee Moltke an der Friedrich August- Brück« für Bankzwecke umgebaut. Pirna. 6. April. Das rechts der Elbe gelegen« Posta wird nunmehr mit Pirna einverleibt. Die Ortsbehörd« stimmte zu, so daß nur noch die Oberbehörde ihre Genehmi gung zu geben hat. Lange dürfte auch die Einverleibung von Topitz nicht mehr auf sich warten lassen. Sebnitz, 6. April. Arg gerupfk. Nach einem Zechge lage mit einem Ausländer entwendete «in hiesiger Einwoh ner seinem Zechgenossen, der in einer Hausflur infolge des reichlichen Alkoholgenusses niedergesunken war, aus dem Überzieher die gefüllte Brieftasche. — Zerrupft. Ein in einer hiesigen Blumenfabrik beschäftigtes Michchen wax einem von auswärts angekommenen Herrn beim Ablegen des Über ziehers behilflich, entwendete ihm dabei aber die Brieftasche. Als der Diebstahl bemerkt wurde, zerriß sie die Tasche samt dem Inhalt und warf die Stücke in den Abort. Ein Teil des Geldes konnte gerettet werden. Schöna. 6. April. Brandstiftung. Am Montag abend brannte die zwischen der Bahnstation und dem Ort Schöna auf freiem Felde stehende Scheune des Gutsbesitzer» Wurm völlig nieder. Der gesamte Inhalt — Maschinen, Geräte, Heu und Stroh — im Werte von 75 000 ist vernichtet. Als Brandstifter wurde der von hier stammende Fürsorge zögling Willi Keul ermittelt und durch die Gendarmerie fest genommen. Limbach, 6. April. Durch Gasvergiftung fanden in der Nacht zum Montag die etwa 16 bezw. 8 Jahre alten Söhne Walter und Henry des Kutschers Gustav Förtzsch einen chen, ferner die in den stebzlger Jahren stehenden Austrag», eheleut« Gruber und eine fremde Frau wurden erschlagen. Die Leut« sollen vermögend gewesen sein« Wahrscheinlich wurde Bargeld geraubt. — Orgien lm Maniküre-Salon. In Hamburg hat die Polizei «in eigenartiges Nest ausgehoben. Die Leitung «ine« Mantkure-Salon» hatte eine ihrer Damen wegen Dieb stahl» ang«zeigt. Darauf machte die Bezichtige Angaben, die die Kriminalpolizei zu einer Nachforschung in den Räumen des Maniküre-Salons veranlaßten. Es stellte sich heraus, daß dort zahlungsfähige Herren von unbekleideten Mani- kure-Damen und Masseusen bedient wurden. Alle Beteilig ten sitzen nun hinter schwedischen Gardinen. — Gestohlenes Meißner Porzellan. Vor kurzem wur den einem Resten des Generalfeldmarschalls von Hindenburg au» seiner Billa in Nikolassee wertvolle Meißner Porzellan stücke, alte Erbstücke der Familie, geraubt. Jetzt wurden die Gegenstände bei einem Antiquitätenhändler beschlagnahmt. Als Dieb konnte ein Diener des Bestohlenen ermittelt werden. Saalsportfest des Arbeiter-Turnverein». Wie aus dem Anzeigenteil ersichtlich ist, veranstaltet kommenden Sonntag im Hotel „König Albert" die hiesige Ortsgruppe prol. Frei- denker ihre Jugendweihe. Das hiesig« Kartell für Sport und Körperpflege, (Arbeitersportkartell), welches es als seine besondere Aufgabe betrachtet, im Interesse der Volksgesund heit Sport in die Bevölkerung, insonderheit aber in die Ju gend zu tragen, wird anschließend ein großes Saalsportfest veranstalten. Der Arbeiter-Turnverein „Freie Turnerschaft" wird auf dem Gebiete der Turnkunst sein Können zeigen, während der Arbeiter-Radfahrerverein „Solidarität zwei kunstvolle Reigen fahren wird. Der Arbeiter-Atkleten-Klub „Saxonia", ebenfalls durch seine hervorragenden Leistungen bekannt, wird voraussichtlich außer einigen Kraftproben auch den edlen Sport des Ringens vor Augen führen u. die Orts gruppe der soz. Proletariersugend zeigen, welcher Beliebt heit sich die Volkstänze bei der Bevölkerung erfreuen. Um das Fest noch künstlerisch zu vervollständigen, wird der bestens bekannte Arbeiter-Gesangverein „Frohsinn" mit sei nem Damenchor einige Lieder zu Gehör bringen. Es wird somit ein Programm geboten, wie es wohl in unserer Stadt noch nicht zur Aufführung gelangt sein dürfte. In Anbetracht der hohen Kulturbedeutung dieser Veranstaltung wär« es er wünscht, daß die Einwohnerschaft von Bischofswerda und Umgegend diesen Abend recht zahlreich besucht, insonderheit aber die Eltern mit ihren Ostern der Schule entlassenen Kin dern. aus, als wir drei Herren, um die letzte Krümmung der Land- s!...-. ... ... — — " . Frau Gemahlin einen langen Zug von landesüblichen Fuhr werken, teils mit Ochsen, teils mit Gäulen bespannt, erblicken. Die Leiterwagen, anscheinend hoch beladen, und dazwischen ganz eigenartige Behikel auf niederen Gestellen, ganz schma le, lange, walzenförmige Fasseln drauf. 'Es war am 25. April, bitte, und ein dementsprechendes Wetter, bald klar, bald trüb, bald ruhig, bald stürmisch. Und justament, wie wir etwa no " ' --------- -- ---- - fährt so ein ' bläst uns^eii dämmten Schlawiner mir ihre Schuldigkeit ausgerechnet in — Mist und Odel vor die Tür gefahren! „Und ließen sich's nicht nehmen, obwohl ich sie selbstver ständlich auf ungarisch, böhmisch und kroatisch zu allen Teu feln fluchte, mich und mein Marianderl zur Kirchen zu be gleiten! Ich sag' Ihnen, es war ein Wagenzug, so lang wie eine Regiments-Trainkolonne; obendrein mit Peitschenknal len, Mntenschüsien, Kuhalockcngeläut und Jauchzen. Ich glaube, man heißt das einen kernfrischen Bauernhamur." Meinen Heiterkeitsausbruch nahm der gute General wei ter nicht übel. Er stimmte sogar herzlich in mein Gelächter ein und fügte alsdann seinem Bericht noch einen versöhn lichen Schluß hinzu. Die übelduftende Hochzeitsgabe hatte «r natürlich nicht zu Geld machen können, denn Mist und Odel haben nur Locowert. Aber ein braves Weiberl behält selbst in diesen notigen Zeiten seinen Wert, auch wenn es über kein Gebirge von 1000-Kronen-Scheinen, sondern nur Wer ein wohlkonserviertes hügeliges Vorland und ein war mes Herz darunter verfügt. Der General drückte das so aus: „Schaun S', die Flasche Schampus, mit der man das Tem perament eines Renngauls zur höchsten Leistung steigert, ist sie zwar nicht, meine Frau Gemahlin; hingegen ein recht, «in behagliches Oeferl für die kalten Winterabende." „Also nachträglich meinen aufrichtigen Glückwunsch!" sagte ich und drückte ihm die Hand. — „Und was treiben Sie jetzt, wenn ich fragen darf?" - General zeigte leicht errötend sein immer noch lücken loses Gebiß: „Dürfen schon fragen", erwiderte er gedämpften Tones: „Ich reise — in Gummi," . die Verhandlung damit zu beendigen, daß mir der Bürger meister durch Handschlag versicherte, die Gemeinde wollte ihre Schuld in Naturalien abtragen. Und an unserem Hoch zeitstage sollte dem Geldwert ihrer Schuld entsprechend alles in greifbarer Ware zur Stelle sein. Ich tat mir was zugute auf diesen vorteilhaften Abschluß, denn bei den derzeitigen Preisen lyndy-irtscha-ftlicher Produkte mußte ich ohne Zweifel ein ausgezeichnetes Geschäft machen. Hafer, Kartoffeln und Käse, di« drei wichtigsten Erzeugnisse des Dorfes, mußten unter allen Umständen an den Mann W bringen sein. Und selbst die hohen Spesen kamen bei der Differenz zwischen den Locopreisen und denen in der Stadt nicht in Betracht. „yie kurze Frist bis zum Hochzeitstage verging mir im Hui, denn ich hatte mit Rechnen und Quartiersuchen, Ein richten der Wohnung mit den Möbeln, dl« mein Marianderl inzwischen vorausschickte, soviel zu tun, daß ich keinen Mo ment zur Besinnung kam. Um das Dekorum zu wahren, traf ich erst am Hochzeitstage selber in dem Wohnort meiner erzherzoghchsn Witwe ein, denn es war schlechterdings un möglich, m Hm gottverlassenen Winkel ein menschenmög liches Nachtlager zu finden, außer eben in der Villa. Als Trauzeugen hatte ich mir außer einem alten Spezi von mei nem Regiment noch einen gewandten, zuverlässigen Hand lungsbeflissenen mitgebracht, der die alsbaldige Verwertung der versprochenen landwirtschaftlichen Erzeugnisse in die Hand nehmen sollte. Ich war nicht wenig stolz auf diesen Beweis meiner Intelligenz, und war gespannt wie ein Pisto lenhahn auf die Abschätzung meines Sachverständigen. „Maten Sie sich, bitte, mit Ihrer dichterischen Einbil dungskraft, mein lieber Baron, die freudige Überraschung aus, als wir drei Herren, um die letzte Krümmung der Land straße herumbiegend, vor der Villa meiner demnächsttgen Frau Gemahlin einen langen Zug von landesüblichen Fuhr werken, teils mit Ochsen, teils mit Gäulen bespannt, erblicken. Die Leiterwagen, anscheinend hoch beladen, und dazwischen ganz eigenartige Behikel auf niederen Gestellen, ganz schma le, lange, walzenförmige Fasseln drauf. 'Es war am 25. April, bitte, und ein dementsprechendes Wetter, bald klar, ich 100 Schritt von der Villa entfernt sein mögen, Windstoß vom Tal herauf, gräd auf uns zu und ,.Ln Duft in die Nasen — einen Dust, ich sag' Ihnen! Was war's? Hatten diese Malefizsakra, diese ver dammten Schlawiner mir ihre Schuldigkeit ausgerechnet in — Mist und Odel vor die Tür gefahren! „Und ließen sich's nicht nehmen, obwohl ich sie selbstver ständlich auf ungarisch, böhmisch und kroatisch zu allen Teu feln fluchte, mich und mein Marianderl zur Kirchen zu be gleiten! Ich sag' Ihnen, es war ein Wagenzug, so lang wie len, Flintenschüssen, Kuhalockcngeläut und Jauchzen. Ich Die gute Partie. Ern« betrübsame Humoreske von ErnstvonWolzogen. Unlängst begegnete mir in München auf der Straße «in stattlicher alter Herr mit forsch aufgewichstem ungarischem Schnurrbart. Er kam mir bekannt vor und ich stutzte. Er tat desgleichen. Ein paar Sekrktden lang starrten wir einan der mit leichter Verlegenheit an und dann riefen wir beide gleichzeitig mit dem Aufstrahlen des Erkennens: „Aber ge wiß doch; das ist er ja!" Er war's wirklich, der Franz Ferdinand Strumpler Edler von Straponyi usw. Sein Name war so lang, daß er für seine Besuchskarten immer «in« besonders groß« Form gebraucht hatte, als er noch k. k. Oberstleutnant war. Ich hatte ihn zwei Jahre vor dem Kriege in Wien in «in«r guten und anregenden Gesellschaft kennen und schätzen gelernt und während des Krieges einmal einen Kartengmß mit ihm ge wechselt, aus dem ich erfuhr, daß er Oberst geworden und in den ersten Karpathenkämpfen eine leichte Verwundung da vongetragen habe. Gar so fesch und vollendet kavaliermäßig in Uniform nahm er sich in Zivil allerdings nicht aus, uno dies Zivil war überdies nicht ganz auf der Höhe der Zeit, eher schon ein wenig schäbig zu nennen. Aber freilich — wer anders als ein Schieber vermag denn heutzutage neue Kleidung zu tragen?! Ich werde ihm vermutlich noch schäbiger vorgekommen sein. Wir begaben uns in den nächsten besseren Bieraus schank, und da wurde er nach den ersten ausgiebigen Schluk- ken mitteilsam und berichtet- mir mit einem weinenden Auge, wie er aus einem charakterisierten General und kalt gestellten k. k. Regimentskommandeur ein... nein, das ver rate ich noch nicht, was er geworden war! „Ja, schaun's", Hub der Edle von Straponyi an, indem er seinen benetzten Schnurrbart mit dem Sacktüchl betupfte, „mir ist's halt ergangen, wie neunundneuzig Prozent meiner Kameraden auch. Die Pension reicht beiläufig für drei Mo nate zum Leben, aber wovon ich die übrigen neun Monate des Jahres meine Atzung bestreiten soll, das ist das Rätsel, an dem sich unsereiner die letzten Zähne ausbeißt. M«in Bruder, der Admiral, der hat's freilich gut getroffen, indem er noch eine funkelnagelneue Galauniform im Besitz hatte, und kraft dieser goldstrotzenden Montur hat er eine glänzend bezahlte Anstellung als Portier (sprich Bortihr) beim Thaime Silberfaden bekommen, dem größten Viehhändler und Schie ber, bitte, von Wien! „Alsdann, wie viele Schuhsohlen ich mir abgelaufen und wie viele Bogen Schreibpapier ich für Anstellungsge suche verschrieben habe, kann ich Ihnen nicht sagen. Schließ lich habe ich einen heroischen Entschluß gefaßt, und zwar an meinem 60. Wiegenfeste, bitt«! Ferdl, hab' ich mir g'sagt, mach deinen Nacken krumm und kriech ins Ehejoch. Schau dich um eine gute Partie um, wo an dem auskömmlichen Bankkonto eine nicht zu grauliche Weiblichkeit dranhängt. Ich hab' also annonciert und die renommiertesten Heikats- vermittlungsinstitute frequentiert. Also mein lieber Baron, was soll ich Ihnen sagen: Es war... also auf Ehre, einfach degoutant. Kein Wort mehr darüber. „Ich hatte schon die Hoffnung völlig aufgegeben, mit meinem schönen Überbleibseln ein Halbwegs anständiges Ge schäft zu machen, als sich noch ein Vermittler aus Salzburg meldete, der erste, nebenbei gesagt, der kein Jud war. Das hat mich schon für den Mann eingenommen. Und dann legte er sein Offerte vor. Herr General, sagt« der Mann, ich schätze Sie für einen Kavalier ohne Vorurteile ein. Also ich hätt' ein« sehr gute Partie für Euer Gnaden, die Sie keines wegs bereuen dürften — und schon gar nicht, wenn Sie die betreffende Dame erst einmal zu besichtigen das Vergnünqen gehabt haben werden. Also eine Dame — den schönsten Du sen von ganz Wcan hat sie gehabt! Euer Gnaden, Herr General werden wissen, was das zu bedeuten Kat: den schön sten Dusen von ganz Wean! Und sie hat denselb«n noch im Besitz, wenn auch freilich etliche Jahrln drüberhin gegangen klnb. EnEulVa.'.'- Kstte, nicht über den Busen- Ich wollte sagen, über die bdsagt« Dame. Alsdann, wie alt kann sie ein? Man fragt nicht gern, und die Auskünfte, die man aus dem Munde der holden Weiblichkeit empfängt, pflegen nicht zuverlässig zu sein. Ich schätze 42, höchstens 45." „Ich unterbrach den Herrn mit der Frage, was das mit der Vorurteilslosigkeit zu tun hätte. Ich reflektierte doch kei neswegs auf eine zwanzigjährige Jungfrau. Da rückte er denn mit dem kitzlichen Punkt heraus. Die betreffende Hei- ratslusttge war nämlich das abgedankte Matschakerl von einem Erzherzog aus dem Hause Habsburg. Wissen S', was «in Matschakerl is'? Alsdann sagen wir: eine Freundin, ge wissermaßen eine erwitwete Freundin. Der hochselige Herr Erzherzog hat ihr eine sehr nett«, geschmackvoll ausgestattete Villa im Salzburger Gebirg', bißl weit weg von der Bahn, aber prächtig gelegen, hinterlassen und außerdem als Leib- geding den Pachtzins, den er von den Bauern des dazu ge hörigen Dorfes zu beanspruchen hatte. Er pflegte nämlich dies« Villa als Jagdhäusl zu besuchen, und darin die Herren seiner Suite zu logieren. Sie war also dementsprechend ge räumig und mit wertvollem Hausrat ausgestattet. Grund und Boden, der ihm außer dieser Villa in dem Dorfe gehört«, hat er, wie bemerkt, an die Bauern verpachtet. Schaun's, und jetzt kommt der Haken! Schlechte Zahler waren die Bauern eh schon gewesen, aber wie die Revolution kommen is', Ham s' g'meint, sie brauchten überall nix mehr zahlen. Und daraufhin hatte die sogenannte Witwe einen Prozeß ang'strengt — und denselben gewonnen — vor acht Tagen, bitte — gewonnen! „Daraufhin habe ich nicht lange überlegt, sondern sofort zug'sagt, mit der Dame zwecks geaenseitiger Kenntnisnahme der respektiven Persönlichkeiten zusammenzutreffen. „Also, mein lieber Baron, was soll ich Ihnen sagen? Sie hat mir einen recht, aber nein: einen sehr, einen angenehmen Eindruck hat sie mir gemacht. Geistig war sie weniger alar mierend ,aber Haltung und Manieren commo il kaut. Und was die Leiblichkeit betrifft — allen Respekt! Net z'oiel und net -'wenig, wenngleich reichlich. Und die Hauptsache net zu vergessen: sehr schick gekleidet war sie. Ein scharmantes kleines Decollets gestattete mir bei gelegentlichem Hinabblick aus der Vogelperspektive festzustellen, daß die gewissen Run dungen, denen sie ihre ehemalige Berühmheit verdankte, immer noch bestanden. Inkarnat und Textur der Haut tadellos. Die übrigen physikalischen Eigenschaften, spezifi sches Gewicht und Dichtigkeit zu prüfen, verbot mir selbstver ständlich die Diskretion. Aber ich war sicher, in dieser ge wissen Beziehung wenigstens keine Enttäuschung befürchten zu müssen. Aus ihren sparsamen Äußerungen ging hervor, daß der selige Erzherzog kein übermäßig -'spaßiger Herr ge- wesen war. Die Dam« war also geistig nicht verwöhnt. Und es blieb Mir nicht verborgen, daß sie von meiner Unterhal tung und von meinen Spaßerln enchantiert war. Alsdann dacht« ich bei mir, überleg n«t lang, Ferdl, geh s' an! Nach zwei Stunden beiläuftg waren wir gewissermaßen verlobt, und ich fuhr stantepede mit ihr nach der Villa hinaus. Ein schwieriges Hinkommen war's. Sehr schön, aber sakrisch ein sam gelegen. Es war mir sofort klar: hier jahraus und jahr ein mit deiner Scharmanten hocken, nix Rechts's zu schaffen, keinen gebildeten Menschen zum Umgang, das ist kein« Exi- stenz für dich. In zwei Jahren spätestens bist du spinnat wie ein alter Uhu. Mein Marianderl sah das auch ein und war sofort damit einverstanden, nach der Hochzeit nach Wien zu übersiedeln. „Ich bestellte zunächst das Aufgebot, und dann verhau- delte ich mit der Pauonschaft wegen der rückständigen Zins zahlungen. Haben Sie jemals mit Dauern in Geschäften ver handelt, mein lieber Baron? Ja? Alsdann wissen Sie, was das bedeutet. Altes Sattelleder kauen oder Steinklopfen ist ein G'spaß dagegen — und über'» Ohr g'haut wirst auf all« Fäll«. Dazu kam noch die Schwierigkeit diese» Hinterwiild- Jargon» . . . Daß ich mir nicht eine Gallenkolik zugezogen habe, nimmt mich heut' noch wunder. Hoch und heilig schwu ren diese Krawatan, daß sie das Geld beim besten Willen nickt aufzubringen vermöchten- Schließlich war ich heilfroh,
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