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Der Sächsische Erzähler die schweren drohenden Gefah-^ber von den Erzeugnissen „nachhaltig" verkauft, so werden Don entscheidender Bedeutung kann nicht nur die verkauften Erzeugnisse, sondern auch der Ländliche Arbeiter und Umsatzsteuer. Nach den geltenden Bestimmungen des Umsatzsteüerge- setzes ist der Eigenverbrauch aus einer Tarten-, Land- und Diehwirtschast steuerfrei, sofern von den Erzeugnissen dieser Wirtschaft in der Regel nichts zum Berkaus gelangt, Wird Baldo las in den erregten Zügen des Frei Herrn. „Sieh, Ohm." fuhr er eindringlich fort, „du mußt di« Sache nicht so schwer nehmen. Etwas anderes wäre es, wenn Helmgard mich liebte. Indessen ich bin gewiß, ihre Gefühle für mich gehen über schwesterliche nicht hinaus. Außerdem, lieber Oheim, muß ich es doch sein, der die Heirat ablehnt, täte es Helmgard, ginge ihr das Majorat verloren, wohingegen es so ihr und ihren- Erben verbleibt." Eilert von Ninkerode Nickte schnell auf. Etwas wie Rührung flog über sein heißes Gesicht. „Junge," sagte er polternd Md doch bewegt. „Du tust plötzlich, als wärst du ein M-illiSnär geworden. Verschenkst Rittergüter, ohne mit der Wimper zu zucken, und fragst gar nicht danach, ob es uns nicht peinlich ist, etwas zu behalten, was eigentlich dir gehört." „Nein, Onkel Eilert. Das Recht ist auf Eurer Seite. Die Familienbestimmungen sind die grenzenloseste Unge rechtigkeit gegen dis Töchter der Familie. Sie nehmen den Mädels alles, sogar das Recht der freien Selbstbestimmung, während uns Männern alle Rechte zustehen. Nur wenn die Töchter -7- wenn ich so sagen darf — verschmäht werden, wenn der letzte Ninkeroder sie nicht freien will, haben sie die Verfügung über das Erbe, sonst müssen sie leer ausgehen. Siehst du' nun ein, daß es eine ganz erbärmliche Handlung von mir sein würde, wenn ich abwarten wollte, ob Helmaard mir nicht den Stuhl vor die Tür seht? Sie würde das Ma jorat verlieren und ich auch, denn ich. Onkel, ich bin seit ent schlossen, Isst Ruthard zu freien, wenn mich Helmgard frei- aibt. Meine Verbindung mit Jsot schließt ja, da sie eine Bürgerliche ist, von vornherein meine Anwartschaft auf das Majorat aus. Also hilf mir, Onkel, zu Helmqards und z» meinem Glück! Ich bin nicht anspruchsvoll, ich werde auf meiner Klitsche ein beschmilikheN und stilles Leben führen. Wenn ich da auch keine Schaße,sammeln känn — glücklich, Ohm. glücklich kann ich nur auf dem Birkenhof und mit Jsot sein." „Hqst du schon mit Jsot gesproch-n? Ich hörte, daß sie eine schreckliche Nacht verbracht bat. Tante Grit meinte, haß das Fieber jetzt geschwunden ist und Jsot sogar aufstehen wollte." ; Valdo war blaß geworden. „Nein, Ohm, ich habe ihr nur gestern, ganz gegen mei nen Willen, meine Gefühle verraten, doch eine Antwort,hat Jsot mir nicht gegeben. Ich weiß, ich fühle aber, daß sie mich liebt, und darum bitte ich dich, gib Jsot und mir deinen Segen. Laß uns ein stilles Glück in meinem alten Birken hof finden." Er hatte beide Hände des Freiherrn ergriffen, -die er heftig in den seinen preßte. (Fortsetzung folgt.) - v - 7 -- AM VTMMME» rentnyr, Angestellte, kleine Beamte, Sozial- und ander« Kleinrentner, Pensionäre, KriegebeschSdigte und «Hinterblie bene im eigenen Haushast verbrauchen. Die Regiekuna bekämpfte pflichtgemäß diesen Antrag, well er da» .Prin zip" durchbricht. Uber im ganzen Lande sollte es von: den Minderbemittelten beachtet und nicht vergessen weiden, daß die MthrheNs- und Unabhängigen Sozialdemokraten und die Kommunisten aller Art gegen , diesen arbeiterfreundlichen Antrag stimmten. Steuerfanatiker zu Gunsten der Fran- zpsen. , t zu bekämpfen. Er wächst schneller al, die Kartoffel. Darum muß fleißig gearbeitet werden mit -äusepflug und Furchen jäger, Man nehme di« Reihen nicht zu eng, um sich dabei keinen Schoden zu tun, ober in den Rethen muß eng genug gesetzt werden, um so leichter wird man des Unkrautes Herr werden, sich die Bodenfeuchtigkeit erhalten und gesundes Pflanzgut erzielen. Aus dem Gerichtssaal. * Der Goldbarren hinter der Gardine. Der Juwelier L. in Düsseldorf behauptet, daß er am 6. Februar 1920 dem Gold- und Silberwarenhändler T. in Pforzheim neben 28 Kilogramm Silber im Preise von 50 000 -4t einen Goldbar ren im Gewicht von 2,123 Mogramm zum Preise von 88 für das Gramm Feingold verkauft habe. Da der Feingehalt, der auf etwa 14 Karat (686/1000) geschätzt wurde, nicht ge nau feststand, ist der Barren, dem Käufer zunächst zur ge naueren Feststellung des Feingehalts übergeben worden. L. nahm den Goldbarren gegen Quittung an sich und verpackte ihn nebst 3 Kilogramm Silber in eine ledern« Handtasche, das andere Silber verschloß er in ein« andere Handtasche und begab sich damit nach seinem in einem Miethause be findlichen möblierten Zimmer. Hier hat er, wie er angibt, die Tasche mit dem Goldbarren zwischen Schreibtisch und Wand, die andere am FenstßZ auf den Boden gesetzt Und sie beide mit der herabhänqenden Gardine verdeckt. Die Aim- mertür (eine Glastür) und die Haustür schloß er hierauf ab und begab sich nach dem nebenan gelegenen Monopol-Hotel. Als er ein« halbe Stunde darauf zurückgekehrt Ist, will er Haustür und Zimniertür ««öffnet vorgefunden und festge stellt haben, daß die Handtasche mit dem Goldbarren gestoh len war Er lehnte nunmehr die Zahlung des Goldbarrens ab, indem er behauptete, daß ein Kauf nicht zustande gekom men sei und daß er bei Verwahrung des Barrens die Sorg falt in eigenen Angelegenheiten beobachtet habe. Kläger verlangt in der gegenwärtigen Klage von T. Zahlung von 63169 -4t oder Lieferung eines Goldbarrens von 2123 Freiherr "V Es heißt de. Leben h'.rü' rnckcrn. Ist dir n un Mädel nicht gut genug? Die Zl : .st. lieber Oheim, märe es ja wohl richtiger gc- ' üte mit Helmgard selbst gesprochen. Aber ich vielleicht doch weh zu tun, und darum bin ich zu- ste-omnzen. Kurz und gut, ich bitte dich und Hclm- -ein Wort zurückzugeben. Ich kayn Hclmgards t werden." du bist wohl verrückt geworden," brauste der ...Weißt du denn, was das für dich bedeutet? Majorat viseisgeben, es heißt ein gan.zcs langes st. auf. deiner alten Klitsche sitzen und dich ab- st ^ soll denn die ganz« verdammte Geschichte? Zornröte war dem Freiherrn ins Antlitz gestiegen. Aus Sächserr. Leipzig. 4. Avril. Di« sächsische Regierung plant den Neubau einer Universitäts-Frauenklinik mit 266 Betten in Leipzig. Die Kosten des Neubaues, der drei his vier Jahre dauern wird, werden voraussichtlich 40 Millionen betragen. Dis Stadt Leipzig soll dazu 20 Millionen Mark beiträgen und den Bauplatz unentgeltlich dem Staate überlasten. Nach der Fertigstellung der neuen Frauenklinik soll die alte Frauenklinik mit einem Aufwande von etwa 7 Millionen Mark als dermatologische Klinik eingerichtet werden. Döbeln. 4. April, Die Festnahme eine» flüchtigen Chem nitzer Leh-Ungs gelang der hiesigen Kriminalpolizei. Am Donnerstag macht« sich in hiesigen Gastwirtschaften, ein jun ger Mensch durch große Geldausgaben auffällig. Di« sofort benachrichtigte Polizei stellte fest, daß es sich um einen 17jäh- rigen Handelslehrling aus Chemnitz handelte, der von seinem Lehrherrn beauftragt war, 61000 Mark von der Bank abzu heben. Der Bursch« suchte damit das Weite und lebte hier, nachdem er sich allerlei Kostbarkeiten angeschafft halt«, in Saus und Braus. Bei seiner Festnahme wurden noch 48 000 Mark vorgefunden. * Mehr Kartoffel«! von der diesjährigen Kartoffelernte hängt die Ankunft Deutschland» ab. Don landwirtschaftlicher Seite wird geschrieben: Die augenblicklich« wirtschaftlich« Lag« Deutschlands läßt befürchten, daß unter Umständen, insbesondere bei unge nügender Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung, in ab sehbarer Zeit Ereignisse eintreten, die die ganze Zukunft des Vaterlandes aufs Spiel setzen. Die Ernte dieses Jahres dürfte daher von ausschlaggebender Bedeutung für die Frage sein, ob Deutschland imstande ist, ohne-sehr große in nere Erschütterungen und Ilmwälzungen den Weg zum Wie deraufstieg zu finden. Es muß daher alles geschehen, was in menschlicher Kraft liegt, um die schweren drohenden Gefahr rsn möglichst abzuwenden. N ", wird dabei die zukünftige Kartoffelversorgung der Bevölke rung sein. Wir haben dreierlei im Kartoffelbau nachzuholen: 1. Durch den unglücklichen Kriegsausgang ist der fünfte Teil der deutschen Kartoffelerzeugung verloren gegangen, dert hat. Das, was die abgetretenen Gebiete (Posen, West preußen usw.) leisteten, muß also jetzt in dem übrig gebliebe nen Deutschland aufgebracht werden. 2. Statt aber mehr zu ernten, sind die Kartoffelernten in Deutschland unausgesetzt zurückgegangen. In den vier Jah ren 1918 bis 1921 betrug sie im Durchschnitt nur 51—53 Ztr. pro Morgen gegenüber 68—69 Ztr. vor dem Kriege. Wir ernteten also nur drei Mertel der früheren Erträge. 3. Di« Kartoffel spielt heute eine ganz anders Rolle als Nahrungs- und Futtermittel als vor dem Kriege. Sie ist ne ben dem Brot das Hauptnahrungsmittel der Städter. Fleisch ist eine Delikatesse geworden. Früher war dieses Hauptnah rungsmittel, die Kartoffel, nur Beigabe. Neben den eiweiß haltigen Futtermitteln fehlt uns vor allem die russische Gerste, mit der im Nordwesten Deutschlands früher große Schweine bestände gemästet wurden. » Schstchergebnis: Wir brauchen im kleineren Deutschland so viel Kartoffeln, wie früher in dem größeren, d. h. durch schnittlich 45 Millionen Tonnen oder 3 Millionen Hektar An baufläche, 15 Tonnen pro Hektar, d. h. eine Durchschnitts ernte von 75 Zentner pro Morgen. Um 3 Millionen Hektar 0 zu erreichen, bedarf «s noch einer Zunahme der Anbaufläche um 200 000. Hektar: Wer es irgend kann, sollt« seine An baufläche noch um einen oder mehrere Morgen vermehren. Dazu ist allerdings Voraussetzung, daß genügend Düngemittel zur Verfügung stehen. Höchsternten lasten sich Mr erreichen bei reichlicher Düngung. Im Stallmist allein sind nie nervigen- Nährstoffe dazu vorhanden. Die Kartoffel verlangt viel Kali (diesen allerdings in der Haupffache zur Vorfruchs) und genüg Stickstoff. Ein Zentner Stickstoffdün ger ist das mindeste,, was neben Stallmist zur Verfügung stehen mich. ' Nur bestes Pflanzgut vermag eine reichliche Düngung zu lohnew Es mütz von gesunden Feldern stammen. Das äußere Ansehen der Knolle bietet keine Bürgschaft für ihren inneren Wert. Wer Pflanzgut kaust, das er nicht im Felde gesehen hat, darf nur anerkanntes Pflanzgut nehmen. Wer Saatwechsrl vornimmt, soll neue Sorten anbauen. Sie loh nen die Düngung bester und sind widerstandsfähiger, weil jünger, Alte Sorten lasten im Ertrage von Jahr zu Jahr nach. Die Kartoffel verlangt lockeren, reinen Boden. Jede Be stellungsart ist richtig, wenn sie gestattet, das Unkraut bald Die Sonnenjrnigfer Ein Roman von der roten Erde von Annq Dothe. Amerikanisch. Copyright 1919 by Anny Wothe-Mahn,Leipzig. (30. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Helmgard hörte Baldo die ganze Nacht auf seinem Zim mer, das über dem ihren lag, auf- und abgehen. 'Er wachte also wie sie. Vielleicht kämpfte auch er einen schweren Kampf. Erst als der Morgen tagte, sank Helmgard in «inen kurzen, unruhigen Schlummer. — -: Zur frühen Morgenstunde forderte Bald» eine Unter redung. mit seinem Oheim. - Dem Freiherrn kam diese Bitte sehr ungelegen. Er war voll Angst um Margone, die eigensinnig aufzustehen be gehrte, obwohl.sie sich kaum aus den Füßen zu holten ver- ^"^Mißmutig betrat Eilert von Rinkerode sein Arbeits zimmer. - „Ist cs, so wichtig, Baldo?" fragte er unwirsch. „Du weiht dach, daß du in der Wirtschaft ganz freie Hand hast. Mir gehen so viele andere Dinge im Kopf herum, daß ich dich bitten mhch.te, dich möglichst kurz zu fassen." „Das will ich auch, Onkel, und bei Gott, cs fällt mir nicht leicht, was ich dir zu sagen habe." „Du wachst mich gespannt. Aber, Junge, was ist mit dir, du siehst blaß u.nd elend aus, bist du krank?" Baldo schüttelte seinen blonden Kopf. „Nein, Ohm, mir fehlt nichts, nur da drinnen im Her zen, da klappt etwas nicht und da möchte ich dich bitten, mir zu helfen." . , ^. . . „Halt du dich wieder mit unserer Sonnennmg,er ge zankt? Ich dächte, ihr konntet jetzt Frieden holten. Die Zeit ist im Augenblick schwer genug." „Das ist cs nicht, Ohm. Im Gegenteil, ich habe Helm aard viel aazudittcn und ich weiß nicht, wie ich cs ihr sogen soll." > - ' Dev.Fl-ccherr wurde nun doch aufmerksamer. „N", wo hapert? denn, heraus mit der Sprache." Va^ a. stch starr zu Boden. „Ejor — ' " * ------ wesen, i n fürchte/ ich erst zu dir aard,. nur Gotte '.0 Drau»» ' sste, unsnseknlicke Oecker- »»» »»»«»«» »ik,»,» Sachen vvlscler wie neu. HM I H» » »« rar»» gilen einschlägigen 6e- «chäktea ru Kaden. gesamte Eigenverbrauch im Haushalt umsatzsteuerpflichtig. In die Praxis übertragen wirkt sich das wie folgt aus- Alle reichen Villenbesitzer — und deren gibt es in den - . Vororten der Großstädte doch recht viele — insbesondere während sich dis Bevölkerung nur um 3 Millionen vermin-Börsianer, die ihren Luxuswohnbau mit Park- und Nutzaar. nrr.n. tcn, Eeflügelhof usw. umgeben, zu deren Bewirtschaftung sie sich besonderes Personal (Gärtner usw.) halten, sind umsatz steuerfrei, sofern sie den gesamten Ertrag ihres Nutzgartens und Viehhaltung, ohne davon zu Verkäufen, im eigenen Haushalt einschließlich des ihres Personal» verbrauchen. Das ist in der Regel der Fall, denn ihre Bermögensverhältnisse gestatten es ihnen. Der kleine Bauer, der Land- und Forstarbeiter, die zahl reichen anderen Arbeiter und Angestellten, kleine Beamte, Sozialrentenempfänger, Kriegsbeschädigte und -Hinterblie bene, Pensionäre und Kleinrentner, die ihre kleine Garten-, Feld- und Viehwirtschaft, sei es Pacht-, Eigen- oder Depu tatland und -Stall neben ihrer Berufstätigkeit mit Hilfe von Frau und Kindern bewirtschaften, um ihre wirtschaftliche Lage und Ernährung einigermaßen erträglich zu machen, und die von den Erträgnissen ihrer Kleinwirtschaft, seien es Gartenfrüchte, Eier usw. „nachhaltig" — was ist „nachhal tig"? — etwas verkaufen, um ihrer finanziellen Not zu steuern, denn Garten und Vieh verursachen doch auch erheb liche Kosten, werden nicht nur für das Verkaufte umsatz steuerpflichtig, sondern auch mit dem, was sie in ihrem Haus halt für ihr Familie verbrauchen. Das ist eine unerhörte Härte und Ungerechtigkeit gegen alle diese Minderbemittelten und eine Verhöhnung des Heimstättengedankens und der Kleinsiedlung von Arbeitern, Kriegsbeschädigten usw. Um diese Ungerechtigkeit einigermaßen zu beseitigen, wurde am 22. März 1922 im Reichstag bei Beratung des neuen Umsatzsteuergesetzes auf Antrag der Deutschnationalen mit den Stimmen aller bürgerlichen Parteien beschlossen, daß von der Umsatzsteuer befreit sein soll, die: „Entnahme von Gegenständen aus den eigenen Betrieben, soweit es sich um Erzeugnisse der Kleingartenwirtschast, der Kleinland- wirffchaft und Kleinviehzucht handelt, wenn diese in der Regel ohne Mithilfe von gegen Entgelt beschäftigen Perso nen durch Arbeiter, Angestellte, Beamte und durch Renten empfänger aus der sozialen Versicherung u. aus der Versor gung bei Kriegsbeschädigten u. -Hinterbliebenen, sowie durch Kleinrentner und Pensionäre betrieben werden." Dieser durchaus soziale Beschluß bedeutet, daß in Zu kunft unter allen Umständen, auch wenn aus den Erträg nissen des Gartens der Kleinwirtschaft und der Kleinvieh zucht verkauft wird, das umsatzsteuerfrei bleibt, was Arbei ter, Angestellte, kleine Beamte, Sozial- und ander« Klein- „Davon kann gar nicht die Rede sein, Ohm. Ich liebe und verehre Helmgard aus tiefster Seele. Doch es ist wohl niemals die rechte Liebe des Mannes zum Weibe gewesen, obwohl, wie ich gern zugebe, mich Helmgards Liebreiz be zauberte. Ich liebe, Ohm, — nun aber darfst du mir nicht zürnen — eine ändere, und um sie zu erringen, werfe ich freudig alles von mir, was bisher mein Leben bestimmt hat. Ich liebe Jsot Ruthard, Ohm. Sie oder keine wird mein Weib." Eine Weile herrschte banges Schweigen zwischen den Männern. ' Der Freiherr kämpfte augenscheinlich noch immer mit dem auflodernden Zorn. „Das ist ja der pure Wahnsinn," schrie er seinen Neffen an. „Ganz abgesehen davon, daß du meinem Kinde weh tust — das kommt erst in zweiter Linie — du ovserst ein Vermögen, einen glänzenden Besitz, die ganzen glücklichen Voraussetzungen deines künftigen Lebens." „Und wenn ich als Bettler den Sonnenhof verlassen muß, Ohm, ich kann nicht anders, gib mir mein Wort zurück.." / „Du bist ein Narr! Komm doch zu dir und überlege dir die ^>ache. Ich will vergessen, was du mir gesagt hast. Wir wollen in Ruhe alles besprechen. Glaubst hu. es ist für Helmgard eine Kleinigkeit, wenn du sie so einfach aufgibst?" „Gewiß nicht, Oheim. Darum ersuche ich dich ja eben um deine Vermittlung." - Der Freiherr schwieg, finster blickte er vor sich hin. „Sag, Ohm," fuhr Baldo fort und seine stahlblauen Augen-richteten sich fest auf den Freiherrn, „bist du denn sicher, daß Helmgard nicht auch aufatmet, wenn du sie aus den Banden dieser — Nimm es mir nicht übel — unwürdigen Verlobung erlöst?" „Unwürdig? Da muß ich doch sehr bitten!" „Ist es vielleicht nicht unwürdig, wenn ein Mädchen, wie unsere Sonnenjungfer, gar nicht gefragt wird, ob sie den Mann, den sie heiratet, auch liebt? Ist es nicht un würdig, wenn der Majoratserbe mit dem Majorat gleich eine Frau mit in den Kauf nehmen muß? Es steht ja aller dings den Töchtern der Ninkeroder das Recht zu, den Antrag zurückzuweisen, doch welches Kind würde bas tun, wenn es weiß, daß es dadurch seinem Vater gewissermaßen den Lc- bensfaden zerschneidet. Host du nie daran gedacht, daß Helmgard dir vielleicht ein Opfer bringt, so riesengroß, wie es kaum auszudenkcn ist?" Der Freiherr sah saft hilflos seinen Nessen an. Er hatte es bisher als selbstverständlich genommen, daß sein sonniges Kind den stattlichen und liebenswürdigen Mann stelle, der benffen war, der Erbe de? Sonnen-roses zu sein. Und da Helmgard nie irgend den geringsten Eitzwand erhaben, hatte er cs immer als «in Glück betrachtet, daß das Schicksal ihm gerade diesen Erben beschert. Nun kamst Baldo und ver schmähte sein Kind. sein-strahlendes Kiyh.st Der Freiherr ballte dis Hände vor Wut. Baldo muhte krank sein. Es war ja mehr als Wahnsinn.