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Ge> Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Sonnabend, de» SS. März isss Nr. 72 r Getreidebervirtschastung und Kartoffelversorgung. Berlin. 23. März. (W. T. B.) Die im Reichsministe- rium für Ernährung und Landwirtschaft zusammengetrete nen Vertreter der Länder, darunter eine größere Zahl von Crnährungs- und Landwirtfchastsministern, berieten über die Getreidebewirtschaftung und die Kartoffelversorgung im nächsten Wirtschaftsjahre. Die Versammlung sprach sich für die Getreide-Umlage auch im nächsten Wirtschaftsjahre aus. In einer binnen kurzem einzuberufenden Besprechung von Referenten soll mit den Ländern eine Erörterung über die Grundzüge einer entsprechenden Gesetzesvorlage erfolgen. Bei der Besprechung der Kartoffelverforgung wurden die Mängel der diesjährigen Versorgung auf allen Seiten aner kannt. Jedoch wurde auch auf die Schwierigkeiten einer Wiedereinführung der Zwangswirtschaft und auch der Ein führung einer Kartoffelumlage nachdrücklich hingewiesen. Die Konferenz hat darüber noch keine bestimmten Vorschläge gemacht. Ihre Stellungnahme kommt zum Ausdruck in einer Entschließung, auf die sich alle Vertreter einigten und die besagt, daß das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft einen Weg suchen und Vorschläge machen möge für eine bessere Versorgung. Das Material für folche Vorschläge soll den Ländern baldigst zugeleitet werden. Der sächsische Landeskutturrat gegen eine Getreideumlage. Dresden. 24. März. Der Ständige Ausschuß des Hturrates beschäftigte sich in seiner letzten Si — ... , , ... > - » » —' , 1 Geschetuuuanwetse: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1521. Gemeinde, AUzetgttipetts: Die Saespaltene Grundzeile Alm. Mtsft 14) Bezngoprek« : Del Abholung in der Ge chästsstelle monatlich verbandsgirokafse Btschofowerda Konto Nr. «4. oder deren Raum 2.28 MK., örtlich- Anzeigen 1.S0 Mk. Im LeS- Mk. 7.50. bet Zus ellung ins Haus monatlich Mk. 8.-, durch Im Falle höherer Gewalt - Krieg oder sonstiger irgend welcher teil (Ilm. Masse 14) S.- Mk. die Sgesvalten " ' ' "" " die Post bezogen vierteljährlich Mk. 24.- mit Zustellungsgebühr. Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrich. Holungen Nachlaß nach feststehenden Sätzen. ^k.P.^aüstalten, Postboten, sowie Zeitungsausträger und die tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder die 3gespaltene Zeile 4L0 Mk. — Für bestimm Geschäftsstelle des Blattes nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. wird keine Gewähr geleistet. — Erfüllung« Sächsischer Landtag. Dresden. 23. März. Bor Eintritt in die Tagesordnurig widmet Präsident Fraßdorf dem Abgeordneten Sander einen Nachruf. Lan deskulturrates beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit der Bewirtschaftung des Brotgetreides im kommenden Erntejahr auf Grund einer Verfügung des Wirtschaftsmini steriums in ausführlicher Verhandlung. Hiernach steht der Ständige Ausschuß gemäß des Beschlusses der 67. Gesamt sitzung grundsätzlich auf dem Standpunkt, daß im kommen- den Wirtschaftsjahr eine Getreideumlage, vor allen Dingen ein von vornherein festgesetzter Umlagepreis nicht eingeführt werden könnte, nachdem alle Betriebsunkosten des Land wirts sich den Weltmarktpreisen mehr oder weniger ganz anaealichen batten. Für den Fall jedoch, daß die Reichs regierung trotzdem eine Getreideumlag« aüsschreiben sollte, hat der Landeskulturrat beschlossen, bei dem Wirtschaftsmi nisterium nochmals dahin vorstellig zu werden, daß unter keinen Umständen der Preis des Umlägegetreidrs endgültig für das ganze Wirtschaftsjahr, sondern in gewissen Zwi schenräumen se nach der Veränderung der Wirtschaftslage festgesetzt wird und weiterhin die Feststellung der Höhe der Umlage in der Weise erfolgt, daß Sachsen nicht wieder wie im vergangenen Jahr b-sonders gegenüber den süddeutschen Staaten ungleich stärker belastet wird. Angenommen wurde ferner die Mineralwassersteuer, die für Len Liter Minerallpasser 10 Pfennige, für Limonaden 20 Pfennige, für konzentrierte Kunstlimonaden 40 Mark be trägt. In der elften Stunde wurde noch die Tabak steuer beraten. Mschofswerüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- mannschqst, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda 7«. Jahrgang. währenddessen sich die Abgeordneten von ihren Mätzen er» hoben hatten. Die Beratung des Gesetzentwurfes Mer das Landwltt- schaftskammergefetz wurde von der Tagesordnung abgesetzt und der Antrag Barthel über die Notlage im Ieitunasgerverbe dem Prüfungsausschuß überwiesen. Dabei wurde mitgeteitt, daß Professor Wolf von den „Dresdner Neuesten Nachrich ten" in den nächsten Tagen vor dem Landtag« und vor ge ladenen Gästen über die Verhandlungen der Zeituvgsver- leger mit der Reichsr«gierung Vortrag hallen wird. Auf eine kurze Anfrage der Demokraten, di« lebenoläya- liche Anstellung von Beamten betreffend, antwortet Mim-, sterialrat Dr. Lempe. daß es die Regierung nickst für notwen dig halte, Änderungen der jetzt gellenden Bestimmungen zur Neuregelung des gesamten Beamtenreckst» 3U treffen« Auf die Anfrage der Deutschnationalen wegen der «N», geblichen Getreideaufkäufe, antwortete Ministertaldirecktor, Dr. v. Hübel, daß noch Ermittlungen über die umlaufende« Gerüchte schweben und daß die sächsische Regierung beim Reiche beantragt hat, in die neue Reichsgetreidemdmmg die Bestimmung aufzunehmen, daß Getreideeinkaufe neuer Ernte vor dem 15. Juli unstatthaft sein sollen. ' Es folgt die Beratung edier Neihe von Erar-z Genehmigt werden die Kapitel Porzellamnormsattur und Kapitalbedarf des staatlichen Clektrizitätaunterr , Beim Kapitel Arbeitsministerium wurde getrennt abgr stimmt über die Position: Gehalt des Arbeitsminister» Vstck. über das Kapitel 6. Die Bürgerlichen stimmten Mit 46 SMV- mcn gegen das Gehalt des Arbeitsministers, die Regierungs parteien aber brachten 46 Stimmen dafür auf, so daß das Ge halt bewilligt war. Das Kapitel selbst wurde einstimmig be- willigt, ebenso das Kapitel Gewerbe- und Dampftesseiauf- sicht. Nachdem noch das Kapitel technische Hochschule in Dres-. den genehmigt worden war, erstattete Wg. Deckel (Ungbh.X namens des Rechtsausschusses den Bericht über den. Gesetz entwurf betreffend die ' > -' Umwandlung der Lehrerseminare. über Las wir schon wiederholl eingehend berichtet haben. Er sprach sich für Annahme der Regierungsvorlage aus. Als Mitberichterstatter erklärte Abg. Dr. Rendkorff, (Deutschnat.), daß er alle Einwände gegen die Dorlage nach wie vor aufrecht erhalte. Bezüglich der Stiftungsseminave habe das Kultusministerium zugehen müssen, daß es sich um Stiftungen auf christlich-konfessioneller Grundlage handelt.; Diese könnten demnach ohne Rechtsbruch nicht in öfentliche- Anstalten umgewandelt werden. Der Staat könne nur Mer, das Stiftungsvermögen als Oberaufsichtsbehörde wachen. Es bleibe also nichts anderes übrig, als die Stiftungsseminare unter Wahrung ihres konfessionellen Charakters zu Aufbau oder Oberschulen umzuwandeln. Die Kostenfrage, die dH vollständige Umgestaltung der Lehrerbildung bedinge sei noch, völlig ungeklärt. Es sei unerfindlich, wie der Finanzminister, seine Zustimmung zu einer solchen Vorlage geben konnte, die vom Jahre 1923 ab sicher eine jährliche Mehrbelastung vvst über 100 Millionen Mark bringen werde, so daß dann für die Ausbildung eines Lehrers 90—100000 Mark aus Staats mitteln ausgewendet werden müßten. Wenn di« Entente erst ihre eiserne Hand auf das Budget des Reiches und der Länder lege, dann dürfe niemand glauben, daß si« uns solch« Mehrausgaben gestatten werde. Seine Fraktion lehn« das ganze Gesetz ab, weil sie den uferlosen Plänen nicht folgen könne. Ministerialdirektor Dr. Löhme erklärt namens der Re- gierung, daß Sorge getragen sei, daß die Stiftungsver mögen tunlichst im Sinne der Stifter behandelt werden und Umwandlungen der Schulen nur unter Zustimmung der Be teiligten erfolgen können. Abg. Dr. Graf. (Soz.) wendet sich dagegen, daß man mit Hilfe der Stiftungsmittel Ausbildung konfessioneller Leh rer auf Staatskosten ermögliche und tritt für die Dorlage ein. Abg. Dr. Seyferk (Dem.) bezeichnet die Ausführungen Dr. Rendtorffs als einen Beweis dafür, daß gewisse Kreise jede fortschrittliche Lehrerbildung verhindern wollten. Die Gründung konfessioneller höherer Lehranstalten würde ein Rückschritt sein. Abg. heßlein (Zentr.) wendet sich gegen die Dorlage unter besonderem Hinweis auf die finanzielle Lage im Reiche. Abg. Dk. Hermann (Dt. Dp.) erklärt, daß seine Pattei zwar nicht den Optimismus der Regierung teile, daß bei der Umwandlung der Seminare Ersparnisse erzielt werden könn ten. Sie stimme aber der Dorlage zu, wei bau der Lehrerbildung den ersten Anfang bau de» Reiches erblicke. Abg. V«kkr (Dtschnatl. der Negierung zur Die Lage nach der Reparationsrwte. Berlin, 23. März. Wenn auch die Regierung offiziell noch Schweigen bewahrt, so sickert aus dem Reichsministe rium trotz Wahrung strengster Diskretion doch soviel durch, Laß man zu der Erkenntnis gekommen ist, der neuen Note haste kein ultimativer Charakter an, und es werde möglich sein, in Verhandlungen einzutreten. Wohinaus das alles läuft, ist klar! Man rechnet immer noch auf die heilsame Konferenz von Genua. Man ist, nachdem man für 24 Stun den aus allen Himmeln stürzte, doch noch so kindlich gläubig, um anzunehmen, daß die Zusammenkunft Deutschland die wünschenswerte Entlastung bringen werde. Ganz besonders sind es die Demokraten, die hypnotisiert die Augen auf Genua richten und Dr. Wirth beschwören, eine Krisis vor herzu vermeiden. Im übrigen hat die Regierung beschlossen, einige Anfragen nach Paris zu richten, um über diesen oder jenen Punkt noch nähere Aufklärung zu erhalten. Als erste der Fraktionen des Reichstages hat sich heute die deutschnationale Fraktion mit der Note be faßt. Es kam einmütig die Stimmung zum Ausdruck, daß die Erfüllungspolitik hiermit ihr entschei dendes Fiasko erlebe. Keine noch so nationalistische Regierung hätte einen derartigen Eklat bei den Feinden erleiden können, wie die angeblich so gut angeschriebene Re gierung Wirth. Die übrigen Fraktionen haben für heut« noch keine Fraktionssitzungen einberufen bis auf die Demo kraten, die erst in den Abendstunden zusammentreten werden. Eine Regierungserklärung am Dienstag. Berlin, 23. März. (W. T. B.) Heute nachmittag fanden im Reichstag zwischen dem Reichskanzler und allen Reichs- tagsfraktionen Besprechungen statt, die die durch die Mit teilungen der Reparationskommission geschaffene parla- ment arische Lage zum Gegenstand hatten. Der Reichskanzler gab davon Kenntnis, daß die Reichsregierung erst nach der Übergabe des vollständigen amtlichen Textes der Antwort der Repavationskommission in der Lage sein werde, dazu Stellung zu nehmen und sich im Reichstage darüber verantwortlich zu äußern. Alle Fraktionen waren darin einig, daß sie selbst erst an der Hand des amtlichen Textes, den ihnen die Regierung so schnell wie möglich zugehen las sen wird, in «ine genaue Prüfung der in der Note aufgewor fenen Fragen eintreten müßten. Eine Aussprache im Parla ment könne erst erfolgen, wenn die Regierung eine abschlie ßende Erklärung abgeben könne. Der Reichskanzler sagte dies für die erste Sitzung der nächsten Woche, die für D i e n s- tag in Aussicht steht, zu. Alle Reichstagsfvaktionen waren damit einverstanden. Die Notlage der Presse. Berlin, 23. März. (W. T. B.) Im Reichstags fand heute vormittag eine Besprechung von Vertretern aller Parteien, der Verlegerorganisationen und des Reichrwirtschastsmini- steriums über die Frage der PapierpreisS statt. Die Verleger- verbände ersuchten das Rsichswirtschaftsministerium und die Parteivertreter, sofortige Abhilfe maßnah men im Reichstag zur Annahme zu bringen, und zwar vor allem eine Ausfuhrspcrre für deutsche Papiere, ferner, soweit die Ausfuhr noch genehmigt wird, eine Verrechnung von Auslandsgewinnen auf die Inlandspreise, so wie öffentliche Bewirtschaftung des Papiers und aller dazu gehörigen Rohstoffe. Als besonders wichtig stellten alle Redner hin, daß die Länder für Holz, das zur Druckpapierherstellung verwandt wird, geringere Preise er heben und vielleicht wie in der Tschechoslowakei allen Waldbesitzern «ine bestimmte Belieferungsfrist für Holz zu vorgeschriebenen Preisen auferleg«n müßten. Sodann wurden über die Verrechnung der Inseratensteuer Vorschläge gemacht. Die einzelnen Parteien werden M in Frakttons- sitzungen mit diesen Vorschlägen befassen. Reichstagsvräsi- deut Lobe sagte zu, daß wegen der Dringlichkeit die Frage in der nächsten Woche im Reichstag zur Entscheidung ge bracht werden solle. , Deutscher Reichstag. Berlin, 23. März. Der Reichstag hat die zweite Lesung des Sohlensteuergesehcs vorgenommen. Das Gesetz erhöht die bisherige Kohlensteuer von 20 auf 40 Prozent. Die Deutschnationalen warnten vor einer so erheblichen Besteue rung der Kohle und beantragten eine Ermäßigung auf 30 In der Aussprache betonte der Vertreter der Sozialdemokra ten, daß die vielfach gewünschte Verbilligung des Hausbran des leider wegen der darauf für die Lieferung an Frankreich entstehenden Folgen undurchführbar sei. Die außenpolitische Lage mache eine Erhöhung bis 40 A, unvermeidlich. Dis Vorlage wurde nach den Anträgen des Ausschusses angenom men mit der Bestimmung, daß die Erhöhung, am 1. April d. Is. in Kraft treten soll. Es folgt die zweite Beratung des Gesetzentwurfes über die Erhöhung der Leuchlmiliel-, Zündwaren-. Vier-, Mine ralwasser- und Tabaksteuer. Die Abg. Svenen (Komm.) und Beckmann (U. Soz.) lehnen die Leuchtmittelsteuer als eine Antikultursteuer ab. Nachdem ein Versuch der Kommunisten, vor der Abstimmung die Beschlußfähigkeit anzuzweifeln, miß lungen ist, wird die Lciichtmittelsteuererhöhung angenommen, ebenso die Zündwarensteuererhöhung. - Die Biersteuer soll nach der Ausschußfassung gestei gert werden, und zwar soll für jeden Hektoliter der Biererzeu gung erhoben werden von den ersten 2000 Hektoliter 41 »ll, von den folgenden 8000 Hektoliter 42 ^l, von den folgenden 10 000 Hektoliter 43 „ll, von den folgenden 10 000 Hektoliter 44 von den folgenden 30000 Hektoliter 46 ^t. von den folgenden 60 000 Hektoliter 48 -K und von den folgenden Mehrerzeugnissen 50 ^lt. Diese Sätze wurden angenommen, nachdem es zwischen den Kommunisten und den Sozialdemokraten ein« heftige Auseinandersetzung darüber gegeben hatte, ob durch Vas Fehlen der Kommunisten im Ausschuß sozialdemokratische Verbesserungsanträge gefallen seien, Die Bierstsuer tritt am 1. Mai tn Kraft. ^, , - ' . r . MageMcrtt-o >. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerdreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt- 15. — Druck und Desiag Vitt Buchdrpckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Ferstsprecher Nr.2L, e Anzeigen 1.80 Mk. Im Text- wird keine Gewähr geleistet. —