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Auerthal-Zeitung : 19.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189801191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-19
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 19.01.1898
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Ueberzeugung waren, in den ersten Ranglogen stand fic unumstößlich fest. Nun ihre Erscheinung: das blonde Haar »nd die dunklen Brauen, dazu die rehbraunen Augen und der rosige Teint, die hohe, schlanke, elegante Figur vom schönsten Ebenmaß. Hatte Magda schon durch ihre Persönlichkeit stch alle Herzen erobert, so geschah «S vollen» durch ihren Tanz. Mehr als einmal erscholl das Haus vom Beifallssturm, zu dem die hohen und höchsten Herrschaften daS Zeichen gaben. .So ging die Vorstellung ohne das geringste Hindernis von statten und Magda hatte einen vollständigen Erfolg errungen. Sie wurde am Schluß immer wieder gerufen, und der Kränze und Bouketts waren unzählige. Und doch lag die so Gefeierte nachher in Alicens Armen und weiüte heftig. ES war die bis jetzt zurückge- dräugte Sorge und Angst über ihr gewagtes Unternehmen, die sich jetzt in lindernden Thränen löste und das bangende Herz erleichtert auf atmen ließ. Am nächsten Tag, zur Vifitenstunde war ein wahrer Andrang von Besuchern; alle Zeitungen besprachen die Vorstellungen und einstimmig günstig. Alice schickte alle, gleichviel ob sie in russischer, französischer oder deutscher Sprache waren, an Bertha. Magda aber schrieb einen ausführlichen Be richt, an diese und an Mr. Pierre. Und nun kam eS wirklich, wie Alice prophe zeit hatte: der Intendant machte Engagements- anerbtetvngen, als er hörte, daß Slice sich schon anderweit gebunden habe. 2) Zu haben die Ruhest örnng en l auch ! stadt der großen Antille, Hm Politisch- U««dschim. Deutschland. »Der Kats.er hiev am Sonntag tm königl. Schlosse zu Berlin da» Krönung«, und Orden»- fest in herkömmlicher Weise ab. »Das Kaiservaar hat am Todestag« de» Bater» der Kaiserin, des am 1t. Januar 1880 verstorben« Herzog» Friedrich von Schles wig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg , einen «ran, au» Rosen auf den Sarg de» Prinzen in der Gruft zu Primkenau niederlegen lassen, der auf der weißen AtlaSschleife die Initialen beider Majestät« in Golddruck trägt. »Prinz Heinrich von Preußen wird bei, ftiner «nrunft in China vom Vize- könig Li-Hung-Tschang mit großem Ge folge empfangen und nach Peking geleitet wer den. Die vereinigten Seestreitkräfte Deutsch land» werden in der Kiaotschau-Bucht so lange stationiert bleiben, bis die politische Situation in Ostasten völlig geklärt ist. »Die Nachrichten über die Bildung einer deutschen Schutztruppe in Kiaotschau werd« nach einer Meldung au» Mel von amt licher Seite als unrichtig bezeichnet. Da» ge samte LandungSkorp» kehre zwar tm Herbst 1898 zurück,*die Marineverwaltung wolle aber den Gang der Dinge erst abwarten und in den nächsten Monaten noch keine Dispositionen dauernder Natur treffen. »Der deutsche Botschafter in Paris, Graf Münster hat das G r o ß k r e u - der Ehrenlegion erhalten; ebenso find die übrigen Delegierten zur Togo-Konferenz vom Präsidenten Faure dekoriert worden. * Die fortschreitende Besserung im Be finden des Großheczogs von Baden läßt, wie die Karlsruher Ztg.' meldet, hoffen, daß die großherzoglichen Herrschaften im Laufe der nächsten Tage nach Karlsruhe überfiedeln werden. »An Zehnpfennigstücken soll nach dem Beschluß des Bundesrats ein weiterer Bxtrag in Höhe von etwa 4 Millionen Mark ausgeprägt werden. * Nach einer Mitteilung der ,Rhein.-Westf. Zeitung' find alle deutschen Handels- und Gewerbekammern von der Regierung aufgefordert Word«, ein Gutachten über die Folgender Kündigung des englischen Handelsvertrages abzugeben. Die Kammern wurden gleichzeitig ersucht, die be- trcffenbed Verhandlungen und Beschlüsse zu nächst nicht zu veröffentlichen. »Im Reichs-GesundheitSamt ist am Freitag eine Konferenz, bestehend aus Landwirten, Tierärzten und Bakteriologen zu sammengetreten, um über die Erforschung und Abwehr der unsere Landwirtschaft so schwer schädigenden Maul- und Klauenseuche zu beraten. Diesen Beratungen find zu Grunde geegt die Ergebnisse der experimentellen Foc-chungen der beiden Kommissionen, die über diese Seuche im Gesundhcitsamte und im preußischen Institut für Infektions-Krankheiten fett Ap il vorigen Jahres arbeiten. »Die Neben-Eisenbahnen nehmen eine immer bedeutendere Stellung in dem preuß. Eisenbahnnetz ein. Im Jahre 1680/81 machten die Neben-Eisenbahnen 11,38 Prozent der gesamten Bahnlänge, im Jahre 1896/97 31,47 Prozent aus. Die Länge der Neben-Eisenbahnen hat sich in dem angezogenen Zeitraum relativ nahezu verdreifacht. Die ge- - samte Bahnlänge belief sich 1880 81 auf 11350,50 Kilometer, 1896/97 auf 27 523,83 Kilometer. » Eine Frauen-Petition ist an den deutschen Reichstag eingereicht worden, welche fordert, daß bei Revision des Gerichts-Ver- fassungS-Gesetzes 1) die Vormundschafts gerichte in der Weise zu organisieren seien, daß zur Entscheidung derjenigen Streitigkeiten, die durch das Bürgerliche Gesetzbuch und sonstige Gesetze ihnen zugewiesen find, Laien zugezogen, und daß zu diesem Laienrichteramte auch Frauen berufen werden können. 5 Schöffen und Geschworenen ««»»», q,--»»», i--.-".» Frauen, die das 30. Lebensjahr vollendet Beweis erbracht, daß innerhalb des spanischen haben, berufen werden können. Expeditionskorps starke Sympathien für den » Der Landtag des FürstenStums früheren Oberbefehlshaber, General Weyler, be- Gvanien. »Gegen den General Weyler vorzu gehen, hat die Regierung nun doch Bedenken getragen. Wie verlautet, ist die Untersuchung in der Angelegenhett des Gnerals Weyler aus gesetzt worden. »Aus Havana wird gemeldet: Die Auf ständischen lockten den Militärkommandaten von Santtago, Vegas, unter dem Vorwande, mit ihm unterhandeln zu wollen, an sich und töteten ihn. * Die Erwartungen, die in Spanien an die Gewährung der Autonomie für die Insel Cuba geknüpft werden, haben sich bisher keineswegs verwirklicht. Nicht nur, daß die Insurgenten trotz aller abweichenden Meldungen von- einer Unterwerfung nichts wissen wollen, linder Haupt- Havana, soeben den GOeditionskorps starke Sympathien für den Lippe tritt End« Januar oder Anfang Februar wieder zusammen, um in erster Reihe die Ent scheidung über da» Regentschaftsgesetz zu Men. Oesterreich-Ungar«. »Am schwarzen Brett der Prager tschechischenUntversttät wurde folgend« sehr bezeichnende Kundmachung angeschlagen: „Au die Herren Hörer der tschechischen Karl- Ferdinand - Universität l In den bewegten Dezembertagen haben Sie, feftgeschlofsen in einer Phalanx, den Beweis erbracht (l), daß Sie, zur tschechischen Nation gehörend, der nie mand die Bildung absprechen darf, selbst nach wahrer Bildung, die in der Weisheit und Moralität beruht, streben und daß Sie nicht erfolglos die hohen Schulen, die Karl IV. für uns gründete, besucht haben. Ihr mit lieber- legung gepaarter (!) Patriotismus, Ihr ruhige» selbstbewußtes Bettagen (!), Ihr Streben, die Ehre der ganzen Nation und unserer Universität zu wahren, fanden die allgemeine Anerkennung. Und so entsprachen Sie (!) den Hoffnungen, die der akademische Senat in Sie setzte, und boten demselben zugleich die Gewähr, daß Sie sich auch in Zukunft nicht bloß der fach lichen Ausbildung widmen wollen, sondern daß Sie auch die bürgerlichen und patriotischen Tugenden pflegen und so die Pflichen er füllen wollen, die Ihnen die Liebe zur Nation und die Zugehörigkeit zu unserer allberühmten Hochschule auferlegt. Deshalb spricht ihnen der akademische Senat seine Anerkennung (!) auS. Der akademische Senat der k. k. tschechischen Karl-Ferdinand-Univerfität". Da» Selbstbewußt- fein dieser Veröffentlichung wird nur durch die Dreistigkeit übertroffen, mit der der tschechische Senat die Thatsachen verdreht. Fsrnnkretch. »Der ,TempS' wird demnächst einen Protest fast aller Mitglieder der wissen- ichaftlichen Institute Frankreichs zu Gunsten Dreyfus' veröffentlichen; da» Schriftstück wkd über 500 Unterschriften tragen. »Es heißt, Emile Zola solle wegen seines offenen Briefes bereits Ende Januar vor die Geschworenen gestellt werden. »Wie der ,Soir' meldet, hat Major Esterhazy freiwillig seine Pensionie rung nachgesucht, angeblich um seinen Gegnern gegenüber freie Hand zu haben. Gerüchtweise verlautet, eS stehe außer Picquarts noch eine größtes Aufsehen erregende Verhaftung bevor. England. * Wie .Birmingham Post' erfährt, sei es in folge einer Korrespondenz zwischen der eng lischen KönigSfamie und der deutschen Kaiserfamilie bestimmt worden, daß Kaiser Wilhelm im Sommer wieder Cowes besuchen werde. Belgien. »Deutschland und England haben ihre Zu stimmung zu der von der belgischen Regierung einberufenen europäischenZucker-Kon- ferenz gegeben, welche die Uebereinstimmung der interessierten Mächte betreffs Abschaffung der Ausfuhrprämien auf Rübenzucker herbei führen soll. Drei Schwestern. 19) Roman von C. v. Berlepsch. «Fortsetzung.) Da» Theater ist gedrängt voll. Nicht nur der fürstlichen Gäste, sondern auch der neuen Tänzerin wegen. Etwa» war doch von dem Vorfall fnS Publikum gedrungen, dann variiert, von der Fama vergrößert und fast zur Legende umgebildct worden. Dem Auftreten MagdaS wurde infolgedessen mit fieberhafter Ungeduld entgegengesehen. Endlich ertönt die Klingel, die Musik be ginnt und der Vorhang geht in die Höhe. Die Szene stellt eine Landschaft mit phantastischen Gebilden vor. In den Wolken erblickt man ein prächtige» Schloß, zauberhaft erleuchtet und von Amoretten und Genien bevölkert. Bauern, Winzer, Schäfer und Schäferinnen bilden reizende, die Augen fesselnde Verschlingungen. Da er scheint plötzlich auf Wolken in einem Blumen wagen die Feenkönigtn. Ein leise», aber ver nehmbares Ah! durchtönt dm Zuschauerraum. ES ist Magda, die langsamen Schrittes ihren Wagen verläßt. Und wie sie daher schreitet und mit Würde und Anmut ihr Szepter schwingt, ist wirklich jeder Zoll eine Königin. Sie hat bereits mit den wenigen Schmten sich alle Herzen erobert. „Wer ist sie?" fragt jeder, denn daß die» keine gewöhnliche Tänzerin sei, ist allen klar. Noch hat Magda kein« Blick in» Publikum geworfen. „Diese vornehme Gleichgültigkeit ist keine Heuchelei, die ist echch Da» ist blaue» Blut.» Wenn auch nicht alle Zuschauer dieser stehen. Bei dm Kundgebungen, die vor dem Palast de» Generalkapitän» in Havana statt fanden, wurde denn auch vielfach der Ruf: .E» lebe General Weyler" vernommen. Die Thatsache, daß unter den Berhaftetm sich mehrere Offiziere befinden, läßt zugleich auf einen be denklichen Mangel an Dttzlplin schließen. Balkanttaa ra. »Bei dem NmjahrSempfange am Donners tag inBelgrad betonte König Alexander neuerdings „die Festigkeit der Regierung" nnd sprach die Hoffnung au», da» Land werde auf dem Wege ruhiger Entwickelung förtschreiten. »Ueber da» Finanzabkommen «it den Gläubigern Griechenland» ver lautet, daß auf die Monopol-Anleihen 43 Pro zent, auf die übrigen Anleihen 32 Prozent ent fallen und daß der Rest zu zwei Fünfteln Griechenland, zu drei Fünfteln den Staats gläubigem zu gute kommt. Amerika. »Au» Haiti wird gemeldet: Der Präsi dent der Republik wird sich nach Washington begeben, um über die Annexion der Insel durch die Ver. Staaten zu verhandeln. (ES erscheint sehr fraglich, die Richtigkeit der Mel dung vorausgesetzt, ob den Ber. Staaten mtt diesem Zuwachs gedient wäre.) Afrika. »Die Kongo truppen haben am Tan ganjikasee eine Niederlage erlitten. Der Führer der Abteilung ist gefallen. Asten. »Zur chinesischen Anleihe wird der ,Times' au» Peking gemeldet, daß Rußlands Anleihevorschläge nicht abgelehnt worden find; die Verhandlungen find vielmehr nur ausgesetzt, da China hofft, daß England unter weniger drückenden Bedingungen aushelfen werde. » Gegen die englische Herrschaft in Indien ist ein neuer Aufstand in Boriavi im Distrikte Gajarat ausgebrochen. Fünf Sepoy» wurden getötet, auch verlautet, daß ein englischer Beamter schwer verwundet wurde. Von Abmowahad sind 300 Mann Soldaten an Ort und Stelle gesandt worden. Deutscher Reichstag. Am 14. d. wird zunächst ein gegen den Abg. Frhrn. v. Stumm schwebendes Strafverfahren für die Dauer der Session eingestellt. ES folgt die Fortsetzung der ersten Beratung der Novelle zur Zivilprozeßordnung rc. Abg. Beckh (frs. Vp.): Es war der richtige Weg, daß die Justizverwaltung sich für jetzt auf die notwendigsten Aendcrungcn beschränkt hat. Anderen falls würde kaum vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches eine Einigung zu erzielen gewesen sein. Die ausdrückliche Zulassung be stimmter Rechtskonsulenten ist auch mir bedenklich. Man sollte einfach sagen, im amtsgerichtlichen Ver fahren sind auch nicht rechtskundige Rechtsbeistände zulässig, soweit nicht auf Grund unsauberer Mani pulationen deren Ausschluß erfolgen muß. Die Er höhung der Revisionssummc kann auch ich nicht acceptieren. Ich hoffe aber, wir werden in der Kom mission zu einer Einigung gelangen. Damit schließt die Diskussion. Die Vorlage wird der Kommission überwiesen, die mit der Vor beratung des Gesetzes über die freiwillige Gerichts barkeit betraut ist. Es folgt die erste Beratung des von den Abgg. v. Salisch u. Gen. (kons.) eingebrachten Gesetzentwurfes bett. dieAenderung des Vereidigungs verfahrens. Nach demselben soll sowohl im Zivil- wie im Strafprozeß statt des VorcideS der Nacheid einge führt werden, unter Aenderung der Eidesformel. Abg. v. Salisch begründet den Antrag mit dem Hinweis auf die Zunahme der Meineide. Bei der Wiedereinführung des Nacheides würden eine große Menge von Erden in Wegfall kommen, damit zweifellos auch eine Reihe von Meineiden. Damit nicht falsche Aussagen gemacht werden, durch die die Richter irregeleitet werden könnten, schlage er gleichzeitig die Einführung einer Strafe für wissent lich falsche Aussagen vor. Abg. Lenzmann (fr. Vp.): Mit dem Antrag Salisch bin ich und meine Freunde durchaus ein verstanden. Nicht einverstanden find wir dagegen mit dem Vorschläge deS Abg. v. Salisch, bei den Schwurgerichten die Entscheidung über die Vereidi gung eines Zeugen den Geschworenen zu über tragen. In der Frage deS Vorsitzenden an die Ge schworenen. ob ein Zeuge vereidigt werden soll oder nicht, würde vielfach schon eine Beeinflussung v«r Geschworenen durch den Präsidenten liegen kömmi. Ich bitt« Sic, es in SchwurgcrichtSsachen bei de« geltenden Verfahren zu belassen. Mit dem ztveitrn Teil des Antrages, der die Bestrafung nichteidlicher Aussagen vor Gericht fordert, bin ich einverstanden. Ich rate aber Herrn v. Salisch, die Strafbestimmun gen als Zusatz zum Strafgesetzbuch zu beantragen. Abg. Rintelen (Zentr.) erklärt stch mit der Einführung deS NacheideS ebenfalls durchaus ein verstanden, ebenso mit der Verweisung des Anträge» an eine Kommission. Man möge aber nur den ersten, auf die Strafprozeßordnung bezüglichen Teil an die Kommission verweisen, die wir mit der Be ratung der nachher zu beratenden Anträge auf Wiedereinführung der Berufung in Strafsachen be trauen werden. Abg. Pieschel (nat.-lib.) ist ebenfalls mtt der Tendenz des Antrages durchaus einverstanden, hat aber Bedenken gegen die Bestimmung, daß Geist liche, Verteidiger, Rechtsanwälte in BerusSsachen ihr Zeugnis sollen verweigern und über Dinge nicht be fragt werden dürfen, in Ansehung deren erhellt, daß ohne Verletzung der Verpflichtung zur Verschwiegen heit ein Zeugnis nicht abgelegt werden kann. Hier muß jedenfalls in der Kommission eine Aenderung angestrebt werden. Abg. Stadthagen (soz.) bedauert, daß man nicht einfach die Bestimmungen der vorjährigen Justiznovelle über die Vereidigung beantragt habe. DaS beste Mittel zur Verhütung von Meineiden wäre die Verbreitung der Bildung auch in den Landes teilen, die in dieser Beziehung noch zurück sind. Unerhört sei eS, daß Zeugen nach ihrer politischen Parteizugehörigkeit befragt würden, und daß sie sich, wenn sie Sozialdemokraten seien, gefallen lassen müßten, daß rin Richter bemerke, die Sozialdemo kraten begünstigten ja den Meineid. Wolle man die Quellen des Meineids verstopfen, so beseitige man den Spitzelparagraphen der Strafprozeßordnung und den Zeugniszwang. Vor allem komme es darauf an, die Zeugen gegen Uebergriffe der Richter zu schützen. Abgg. Graf Bernstorfs (freikons.) und v. Buchka (kons.) erklären kurz, daß sie mit dem Antrag und mit seiner Verweisung an die Kom mission einverstanden seien. Der Ankag wird darauf der Kommission über wiesen, welche mit der Vorberatung des Gesetze» über die freiwillige Gerichtsbarkeit beschäftigt ist. Es folgt darauf die erste Beratung des von den Abgg. Rintelen (Zentr.), Lenzmann und Munckel (ft. Vp.) cingebrachtcn Gesetzentwürfe» bett, die Einführung der Berufung in Straf sachen. Abg. Rintelen (Zentr.) weist zur Begründung des Antrages darauf hin, daß die vorjährige Justiz- novelle, mit der sich der Antrag im wesentlichen decke, an einer Meinungsverschiedenheit zwischen Reichstag und Regierung über die Besetzung der Strafkammern gescheitert sei. In diesem Punkte komme nun ber Antrag der Regierung entgegen, indem er die Be setzung mit drei Mitgliedern für eine große Reihe von Fällen vorsehe, bei Verbrechen aber die Be setzung mit fünf Richtern. Auch hier sollten aber die Rückfalls-Verbrechen ausgeschicden werden.' Abg. Lenzmann (frs. Vp.) schließt sich de« Vorredner durchaus an. Die große Masse be» Volkes fordere die Berufung. Komme das Ges«» jetzt nicht zu stände, so werde eS bei der Neuwahl als wirksames Agitationsmittel dienen. Abg. v. Buchka (kons.) erklärt, auch er wolle die Berufung, aber nur soweit sie durchführbar sei. Die Regierung habe im vorigen Jahre erklärt, ste müsse auf der Besetzung mit drei Richtern bestehen; sie werde es in diesem Jahre ebenfalls. Abg. Pieschel (nat.-lib.) bezweifelt, daß »iet Aussicht auf ein Zustandekommen des Antrag«» vorhanden ser. Die Regierung werde jetzt kerne andere Stellung einnchmcn, als im vorigen Jah»e. Es wäre besser gewesen, ein paar Jahre zu warte«, dann müßte die Regierung doch mit einer gründ lichen Reform der Strafprozeßordnung vorgehen. Abg. Werner (Antis.) tritt für die Anträge ein. Abg. v. Strombeck (Zentr.) ist der Meinung, der Reichstag müsse wenigstens den Versuch machen zu einer Aenderung der Strafprozeßordnung. Di« Revision sei von sehr zweifelhaftem Wert; oft werde sie vom Reichsgericht einfach aus dem Grunde ver worfen, weil das Protokoll nicht vollständig sei. Die Protokolle enthielten eben, weil sie sehr eilig hergestcllt werden müßten, oft gerade Wesentliches nicht. Deshalb könne die Einführung der Berufung nicht länger mehr hinanSgcschoben werden. Abg. Stadthagen (soz.) erklärt, er sei «uch für eine Verbesserung des Strafverfahrens. Gleich wohl würden seine Freunde Mitarbeiten und hin einzubringen suchen, was sich hineinbringen lasse. Abg. Beckh (fr. Vp.) hält eS ebenfalls für eine Pflicht des Reichstages, unter allen Umständen noch einen Versuch zu einer Einigung mit der Regierung über die Frage zu machen. Damit schließt die erste Lesung. Nächste Sitzung Montag. Die Bedingungen waren günstig, und Magda hätte am liebsten sofort abgeschlossen. Alice aber wollte nichts davon hören, und erstere mußte Bedenkzeit fordern. Die kaiserlichen Gäste reisten ab, die Saison schritt weiter vor, und es machte sich bereits eine Uebersättigung beim Theaterpublikum be merkbar. DaS Theater hatte schon einige Male eine bedenkliche Leere gezeigt. ES galt daher, das Publikum durch eine neue AnziehungSkaft zu fesseln. Dies war Magda. Befriedigt rieb sich der Intendant die Hände, als das Haus ausver» kaust war. Magda tanzte jetzt leichteren Herzens al» da» erste Mal, und womöglich noch bester. Wiederum kargte das Publikum nicht mit Bei fall. Am Schluß wurde sie gerufen und: „Hier bleiben!" und: „Wiederkommen!" ertönte es von allen Seiten. Der Intendant erwartete sie mtt Alice in der Garderobe und trat ihr lächelnd entgegen, ihr ein zusammengefaltetes Papier überreichend. Ste schlug es auseinander. E» war ein Kon trakt mit denselben Bedingungen, wie sie Mice gehabt hatte. „Nun, Madame, ich hoffe, Sie willigen ein." Alice sah ihn fragend an, und dann auf Magda, die ein« Laut der Ueberraschung aus- gestoßen hatte. „Laß sehen. Ah bravo, Exzellenz, Sie operieren sehr geschickt. Jetzt darfst du unter schreiben, Leni. Und dafür gestatte ich Exzellenz, mtt ein AbsLiedSbenefiz zu bewilligen." „Hexe!" sagte der Intendant fttt sich, hatte aber nachher durchaus keinen Grund, seine Be reitwilligkeit zu bereuen. DaS Ergebnis de» Abends war ein gut besetztes Haus, und ein solches gehörte jetzt schon zu den Seltenheiten. Alice tanzte zum letzten Mal in Petersburg in einer ihrer Glanzrollen, wurde enthusiastisch gerufen und mit Blumen im wahren Sinne des Wortes überschüttet. Sie danke mit Thränen in den Augen und nahm gerührt Abschied. Am anderen Tage aber war ihre Wohnung verschlossen, und die Besucher hörten, daß die gefeierte Tänzerin mtt der neu engagierten Prima Ballerina bereit» vor vier Stunden abgereist und auf dem Wege nach Wien sei. 11. Magda war nun schon fett zwei Monaten wieder zurück in Petersburg und hatte bei ihre« jedesmaligen Auftreten soviel Beifall geerntet, daß.M zufrieden sein konnte. «en verlieb sie das Hau» und bestieg einen Wagen, der sie rasch zum Theater brachte. Sie fuhr in die Probe. Bertha putzte unterdessen einen Weihnachts baum, denn eS war heut Weihnachtsheiligabend, natürlich nach neuem Stil. Eben hatte sie das letzte Stück Marzipan befestigt, dann kam reich lich Lametta, und zuletzt zerzupfte sie noch Watte, die sie so geschickt an die Tannenzweige blieS, daß sie täuschend wie Schneeflocken ""?8cht kehrte Magda au» der Prob« zurück und trat zu ihr in» Zimmer. „Reizend, Bertha! Einen so schönen Baum hatten wir wirklich noch nicht. Aber weißt du,
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