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Auerthal-Zeitung : 10.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189808104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-08
- Tag 1898-08-10
-
Monat
1898-08
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 10.08.1898
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Vsttttfch» Uxdfch««. Dentschland. *Am Donnerstag vormiüag fand tn Ker Kaiser «tlhelm-Gedäcktutsrirche in Berlin in Segmwatt de» Kaisern «rare» und vieler hundert geladener Säfte die offi- ßtelleTrauerfeterltchkeitml» Anlaß de« Heimganges des Fürsten BiSmarck statt. Die SedächtniSeÄe hielt Seneralsuper- intendent Faber. »Die au» aller Wett eingehendenKranz spenden für den verstorbenen Fürsten werden so zahlreich, daß selbst der geräumige Rasenplatz vor dem Schloßetngang im Park zu ihrer Niederlegmm nicht «ehr ausreicht. Dieser ist berest» vollständig von ihnen bedeckt und ver schwindet unter Blumen und Seidenschleifen in allen erdenklichen Farben. Auch die inmitten keS Rasenplatzes »wischen den Linden stehende, prachtvolle Opferschale auS japanischer Bronze, die die Deutschen in Jokohama dem Berewigien an seine« achtzigsten Geburtstage schenkten, zu deren Aufstellung am genannten Platz der Schloßherr damals aber nur unaern seine Zu stimmung gab, weil, wie er künstlerisch richtig empfand, ihre pomphafte Pracht nicht in den schlichten Charakter Ker Umgebung paßte, ist bereits vollständig mit Blumenarrangement» und Kränzen behängt. Man ist also dazu über gegangen, da» Schloß selbst mit einer Art Blumenhecke zu umziehen, indem man die Kränze ringsherum an die HauSwand lehnt. * An Legaten wurden am Mittwoch mittag im Auftrage de» Fürsten BiSmarck an die Dienerschaft 14000 MI. verteilt. Der Kammer diener Pinnow, der 25 Jahre ftn Dienst Bis marcks gestanden, erhielt 5000 Mk., ein Kutscher, der seit 12 Jahren i« Hause BiSmarck diente. 3000 Mk., zwei Diener wurden mit je 2000 und zwei Dienerinnen mit je 1000 Mk. bedacht. »Der Besuch Aegyptens durch Kaiser Wilhelm wird in die zweite Hälfte des November fallen, und zwar wird die Landung — tu-Port Said oder Alexandrien — nach den bisherigen Bestimmungen am 18. November stattfinden. Am 2. Dezember gedenkt der Kaiser in Wien einzutreffen, so daß die Abfahrt von Aegypten also am 27. November stattfinden müßte. Eine Reise nach Ober ägypten (bis Assuan d. h. zum ersten Katarakt auf der neu vollendeten Eisenbahn) ist ebenfalls in da» vorläufige Programm ausgenommen worden. Die Kaiserin wird an der Reise nach Aegypten voraussichtlich ebenfalls teilnehmen. »Der Herzog und dieHerzogin von Sparta, die seit den letzten fünf Wochen in England weiüen, haben ihren Besuch bei der Königin beendigt und find bereits in FriedrichShof, dem Schloß derKaiserin Friedrich im TaunuS angekommen. Dort befinden sich auch schon ihre Kinder. Darauf wird der Herzog nebst seiner Gemahlin de« deut schen Kaiser und der Kaiserin einen Besuch auf WilhelmShöhe abstatten und wahrscheinlick einige Tage bei dem Herzog und der Heroginvon Koburgtn Reinhardsbrunn wetten. »Eine Eingabe an das Reichseisen dahnamt wegen einer würdigeren Ge staltung deS Ein- und Ausladens von Leichen beabsichtigt der Verband deutscher Feuer- bestattungSvereine einzurichten. Gleich zeitig will der Verband bei den Regierungen derjenigen Bundesstaaten, welche noch keine obligatorische Leichenschau haben, um deren Ein führung petitionieren. »Dem ^kiegsministerium ist eS erwünscht, daß die Feststellung derjenigen Trupventeile, deren M a nnschaften in unzulässiger Weise während der Hebungen Grund stücke betreten oder sich an der Ent wendung vonFrüchten u. s. w. beteiligt habe», künftig möglichst schnell erfolgt, ehe die betreffenden Soldaten etwa zur Reserve entlasten find. Aus diesem Grunde fordert da» Mini sterium die Bevölkerung auf, namentlich während der Biwaks in der Nähe ihrer Ortschaften selbst auf die Feld- und Gartenfrüchte zu achten und sofort, nachdem eine Beschädigung oder Ent wendung erkannt worden ist, der OrtSbehörde unter möglichst genauer Angabe der Truppen teils und der Nummer der bezüglichen Kom panie, ESkadron, Batterie mündlich« Anzeige zu machen. Frankreich. »Die Maßregelung des Untersuchungsrichters BertuluS steht zweifellos bevor, jedenfalls wird ihm die Untersuchung der Esterhazy- Sache entzogen werden, damit der Nachfolger die Angelegenheit unterdrücke. Weiter steht ein förmlicher Sewaltatt zur Verhinderung der DreyfuS-Bewegung bevor. Man muß auf ernste Ereignisse gefaßt sein. England. »Die amtlichen Nachrichten über das Be finden des Prinzen von Wales lauten gut. Leine Aerzte erklären, daß die Ueberführung deS Kranken nach dem halbsüd lichen Klima der Insel Wight die gehegten günstigen Erwartungen vollauf erfüllt habe. Dem Bernehmen nach wird der Prinz die nächsten zwei Monate auf der königlichen Jacht „Osborne" zubringen. Die Aerzte wie der Prinz selber glauben, daß ihn da» am schnellsten Ker vollen Genesung entgegen führen wird. Vielleicht bleibt die Jacht aber nicht die ganze Zett vor Cowe», sondern segelt nach Torquay, wenn dort die Regatta abgehatten wird. Mög licherweise fährt der Prinz auch nach Kopen hagen. Bellte». »Die vlämische Bewegung in Belgien macht große Fortschritte. AuS der letzten Zett verdienen in dieser Richtung zwei ministerielle Verfügungen besondere Erwähnung. Die eine davon bestimmt, daß in sämtlichen Provinzen de» Königreichs, also auch in den rein französischen, für diejenigen Aemter, welche direkt mit dem Publikum verkehren, nur solche Beamte ingestellt werden, die beider belgi schen Landessprachen mächtig find. Bisher galt diese Verfügung nur für die vlämischen Provinzen. Der Fall, daß ein Bläme tn Lüttich oder Mon» nicht einmal tn der Lage ist, eine Briefmarke zu kaufen, wett ihn der Postbeamte nicht versteht, wird sich also künftig nicht mehr wiederholen. Die andere Verord nung reibt die Hauptstadt Brüssel, die bisher al» französisch galt, in die Gruppe der vlämi schen Stadtgemeinden ein, wa» auf den Ergebnissen der letzten Volkszählung beruht, bei der sich mehr al» zwei Drittelte der haupt städtischen Bevölkerung zur vlämischen Nationali tät bekannten. Eyanien. »Privatnachrichten melden, daß die Banden der Karlisten immer zahlreicher auf treten. Offiziell verlautet darüber noch nicht». Stnftland. * Wie groß die diesjährige Mißernte in Rußland sein wird, kann daraus geschlossen werden, daß für das Gouvernement Sftmara allein, welches unter den acht am schwersten be ttoffenen Gouvernements erst an vierter Stelle steht, nach den soeben fertig gewordenen Be rechnungen deS LandschaftSamteS 5 421 918 Pud Getreide nm zur Verpflegung der Bevölkerung erforderlich find. Da» nötige Quantum AuS- saatgetteide, welche» den notleidenden Gemeinden deS Gouvernements vorgeschoffen werden muß, ist noch nicht berechnet worden. Amerika. »Nach einer Mitteilung der Washingtoner ,Tribüne' hat die letzte Beratung der ame rikanischen Regierung mit dem französischen Botschafter alle Zwnftl an dem baldigen Zu standekommen des Friedens beseitigt. »Von amtlicher Seite wkd erklärt, die Einstellung der Feindseligkeiten werde vor Ende der Woche offiziell bekannt ge macht werden. »Au» dem amerikanischen Lager vor San Jago berichtet General Shafter: Die Gesamtzahl der Kranken beträgt 4290; unter denselben befinden sich 3038 Fieberkranke; neuerdings find 594 Fieberfälle vorgekommen, 705 am Fieber erkrankt gewesene Soldaten find zum Dienst zurückgekehrt. Sieben Todesfälle find vorgekommen, davon vier am Fieber. »Eine amtliche Depesche au» Portorico meldet, daß Oberst San Martin er schossen wurde, weil er «tt sein« Truppen Ponce ohne Kampf verlleß. Oberstleutnant Puiz beging Selbstmord. »Auf der im Süd« Cuba» gelegen« Insel Pius», die al» Militär-Hospital be nutzt wird, strömen reiche und arme Leute au» Havana tn Massen plsammen. Infolge dieser Menschenansammlung« find Pocken und gelbes Fieber «»gebrochen. Die Men schen sterb« auf offener Straße, und die Be hörden find gezwungen, sie beerdig« zu lasten. «fie». »Der englisch-russtsckeSeaeusatz in China, üb« den im englischen Parlament in den letzten Tagen viel debattiert wurde, scheint sich zu verschärfen. Die russische Opposition gegen da» m AuSstcht stehende Abkommen wegen der Hongkong« Baukanleihe dauert fort. Der russische Geschäftsträger Pawlow behauptet dem Tsung-lt-Aamm gegenüber, die Anleihe sei ledig lich ein Deckmantel für die Ausdehnung de» britischen Einflüsse». Die Chinesen halten einen Konflikt zwischen England und Rußland al» entscheidend für die Zukunft China». * Durch Dekret de» Kaiser» von China wird die Errichtung eines Zentral - AmteS für die Bergwerk»- und Eisenbahn-Ver waltung angeordnet, welche» unter der Leitung zwei« KabiuettSminister stehen soll. Eintzeitticher Mirt«»ertras. Ein einheitlicher Mietsvertrag für ganz Deutschland — nach diese« Ziel streben die HauSbefitzerveretne schon fett Jahren, und wenn nicht da» neue Bürgerliche Gesetzbuch dazwischen gekommen wäre, dann hätte man natürlich als Must« die raffiniertesten VerttagSformulare be nutzt, wie sie namentlich im Berlin« Verkehr üblich sind. Angesicht» de» neuen Bürgerlichen Gesetzbuches, dessen Abschnitt über das MietS- recht einen kleinen sozialpolitischen Fotschritt be deutet, scheut man fich aber wohl, ein solches einheitliches Schema herauszugeben. DaS üb« hundert Jahre alte, veraltete preußische Land recht ist dem Volke nicht so bekannt, daß e» bei der Prüfung der jesft von den Hausbesitzern ihnen aufoctroyierten MietSverttäge gleich er kennt, welche Abweichungen vom Gesetze sie enthalten. Es ist beinahe dahin gekommen, daß nicht bloß die Hausbesitzer, sondern auch die Miet« d« Meinung find, alles was in den gedruckten Verträgen steht, sei bestehendes Recht und deshalb unter all« Umständen bindend, während die Gericht vielfach anderer Meinung find. Wie eiu einheitlicher MietSverttag nach den Wünschen d« HauSagrari« ausseh« würde, daS zeigen die Normen für einen einheitlichen MietSverttag, die vom BerbandSvorstand für den in diesen Tag« stattfindenden Verbandrtag aufgestellt sind. E» heißt darin: „Die Ver- bandSveretne haben i« Interesse ihrer Mit glieder darauf hiuzuwirken, daß MietSverttäge folgende Bestimmungm enthaften," und nun folg« 16 Nummern, deren Genehmigung den Mietern ohne weiteres zugemutet wkd, obgleich sie dem gesetzlichen Standpunkte durchaus wider sprech« und für die Hausbesitzer ein Sonder recht darstellen, wie eS keine Kategorie von Ge werbetreibend« — und etwa» anderes find die städtischen Hausbesitzer heute nicht — in Anspruch zu nehmen wagt. Daß die Hausbesitzer gem den MietSzienS allgemein im voraus nehmen möchten, trotzdem daS Gesetz von dem entgegengesvtzten Standpunkte auSgeht, und die Vorleistung fetten» deS Vermiet«» verlangt, ist nicht neu; durch geführt ist ab« die Vorausbezahlung der Miete allenfalls in Berlin, in den meisten anderen Großstädten sträuben sich die größeren und mittleren Mieter noch gegen diesen Zahlungs modus, und werden dies wohl noch lange thun. Ab« wa» meinen die Mieter Deutschlands dazu, daß nach dem Wunsche deS VerbandSvorstandeS die Mietverträge die Bestimmung enthaften sollen: „Der Mieter verzichtet auf das Recht d« Aufrechnung der ihm gegen dm Vermieter erwachsenden Forderungen mit den Mietzin»- forderungen deS Vermieters." Ein Schneider kann also daS Geld für einen gelieferten Anzug nicht bet dn Mietzahlung in Abzug bring«, sondern muß die volle Miete auf den Tisch leg«, sonst wird « exmittiert; seine Schneider rechnung« kann « ja dem Her« Hausbesitzer bet ander« Gelegenheit präsentieren, und wenn « ketu Geld bekommt, kann er dm Wea der Klage betret«, ab« eine Aufrechnung btt d« Mtetzahlun- ist nt«t «laubt. Da« ist da» wahre SteK auf Mitte für die Hausbesitzer, wie Herr v. Pfetten sek« Zett i« Reichstage ein Recht auf Rente für die Waldbefitz« ver langte. Jede Haftpflicht möchten die Haurbesitz« für fich auSschlleßen und diese Lasten sämtlich den Mietern aufbürden. ES heißt nämlich in den Normen: „Die Sewährleistungrpflicht de» Vermieter» wkd bezüglich der zur Zett de» Vertragsabschlüsse» vorhanden« Mängel gänz lich auSgeschloffen; die Schadenersatzvflicht be züglich solch« Mängel wird insoweit «»ge schlossen, al» d« vermiet« nickt wid« bessere» Wissen gehandelt hat. Die Gewährleistung»- Pflicht des Vermieter» wird bezüglich d« nach dem Vertragsabschluß auftretenden Mängel insoweit auSgeschloffen, al» dm vermiet« ein Verschulden nickt trifft und die Mängel nicht eine Aufhebung oder wesentliche Minderung d« Tauglichkeit der Räume zur Folge haben." In die Sprache des gewöhnlichen Lebens übersetzt, heißt daS: Wenn in einer Wohnung die Oefen schlecht find, so daß sie rauchen oder die Wohnung nicht warm mack«, wmn Ferst« und Thüren nickt fest schrieben, qm» die Dielen abgenutzt find u. s. v. od» weuuMche Mängel im Lauft der Mietkzeit entsttttzm, so Hat der Met« diele Mängel auf sedre KtzWn Ha beseitigen oder sie eben einfach zu ettWlM. Der Mieter soll anck bauliche VerändemnW tu tzttner Wohnung fich gefallen lassen ohne SWdenersatz oder Anspruch auf Minderung der Miete; der Mieter soll nicht nur die Haftung übernehmen für seine Kind« und Dienstboten, sondern auck für Aftermieter und fremde Personen, die zu ihm kommen, ob gleich diele selbst haftbar find, ^er Miet« soll verzichten auf das gesetzliche Kündigungs recht bei Nichtgewährung ein« Aftermiete, « soll dem Vermieter das Recht gewähren, bei Veräußerungen deS Haufts zu kündigen — wo durch alle langfristigen MietSverttäge illusorisch gemacht würden — d« Mieter soll da» Ver- fügungsrecht über seine Wohnuna, wenn « sie früh« verläßt als bei Ablauf de» Verträge?, unbedingt aufgeben und dem Vermieter gestatten, in d« Wohnung nach Belieben zu schäften und zu walten, ab« die Miete muß « auck jür diese Zeit zahlen. Kurz und gut: D« Mitt« hat, wenn alle diese Bestimmungen in die MftG. Verträge ausgenommen werden, nur noch die Pflicht, stet» pünktlich die Miete zu zablen. ob « dafür in den ordnungsmäßigen Gebrauch seiner Wohnung hinein kommt, das hängt non d« GnadeVermiet«? ab; denn die gesetz lichen Rechte de» Mitt«? find durch die oben kurz geschilderten Vertragsbestimmungen einfach eSkamotiert. Daß jede, auch die kleinste Ver letzung d« Hausordnung einen Krund »uc Ex mission geben soll, fti nur nebenbei erwähnt. Man darf wirklich gespannt sein, ob fick auf dem VerbandStage der Hausbesitzer niemand finden sollte, d« ein Btto einlegt argen solche Zumutung«, wie sie hier an die Mitt« gestellt werden. Man sage nicht, daß ja kein Mieter gezwungen lei, einen solchen Vertrag anzu nehmen. Erstlich prüfen die Met« die ihnen gedruckt vorgelegten Verträge kaum; sie merken auch ihre Fußangeln nicht. Dmn ab« ist e» nicht jedermanns Sache, wenn ein solches MietSvorttagSformular einmal eingeführt ist, dagegen Widerspruch zu «heben; e» gibt manche Vermieter, die unt« keinen Umständen einen ander« al» den ihnen bekannten Vertrag unter zeichnen, wett sie fürchten, sie könnten dadurch Schad« erleid«. Wmn die Normen für den Mietsvertrag überall zur Durchführung kommen, dann werden wohl bald Mittervereine entstehen, die fich dagegen wehren, wie fie in Berlin, Frankfurt a. M., Halle a. S., Köln, Königs berg, Hamburg, Erfurt, Danzig, Liegnitz rc. schon vorhanden find.,sa°l«-Kg.- Kon Nah ««d Fern. Kiel. Unmittelbar nach For«i«ung d« HerbfiübungSflotte sollen im Beisein deS Auf Irrwegen. »j Roman von Louise Lammerer. lNoulqun,.) Susttt legte den Arm um Franzels Hal» und schmiegte die rosige, weiche Wange an sein Ant litz. Fest hielt er fie an sein Herz gedrückt. Doch selbst in diesem Mommt des höchsten Glücke» prägte fich ein Zug tiefster Anzweiflung darin aus. „Ganze volle vi« Wochen ist'S her, seit ich dich nimm« gesehen, fast vngangen bin ich vor Herzeleid und Kummer und ganz mag« worden vor laut« Sehnsucht," fügte fie mit einem schelmischen Blick hinzu. „Na, weilst nur Wied« da bist, du ltab'S Schätzer!, nun soll'» lustig »«den und zum Tanz führst mich auch am Sonntag." „Gewiß, Gustel, wa» dich freut, freut auch mich," versickerte « zärtlich, „und auch in der Feme habe ich täglich, stündlich dein gedacht. Da fieh h«, wa» ich dir mitgebracht I" Er öffnete ein Etui, auf dessen violettem Lamtpolft« ein farbensprühender Brillantrtng lag, nahm ihn ab und suchte ihn an ihr« Fing« zu zieh«. Eine stürmische Blutwelle «goß fich in ihr Gesicht. „Nein, mein Franzel, d« ist zu kostbar, den kann ich ntt tragen l" protestierte fie heftig. „Ein armes Blummmadtt hat ntt so viel Geld, um solche Kostbarkeit« zu kauf« und ihr Schatz ast recht ntt. Du mußt ja riesig Glück gehabt haben auf dein« Reis', wmn du solche Präsent« machen kanA Ich bitt schön, Franzel, sei mk ntt bö», aber nehm« kann ich den Schmuck erkenntlich zeigenl" „Mein lieb'» H, halt doch nit. Ich hält ja gar kein Kleidel, zu dem der Ring paffen thät, und meine Freundinnen, 'S Pepal und 'S Netter!, thäten mit Fingern nach mk zeigen!" „Nun, so werde ich dk da« passende Kleid kaufen, Gustel, dann gehen wir zusammen zum Ball und dann möcht ich den sehen, d« mit den Fingern nach dk zeigen sollt, der könnt dm Wallner Franzel kennen lernen!" Seine Augen blitzten unheilvoll drohend. „Seh Schätzer!, ich fürchte mich schon bald selbst!" sagte fie neckend, „aber sag, wo hast denn da» viele Geld h«, Franzel?" fuhr fie ängstlich fort. „Du mußt ja ein Krösus sein od« wie d« steinreiche Mann von alters her -'heißen hab« soll. Hast gewiß recht gute Ge- schäfte gemacht auf dein« Reise?" Er atmete schwer und sein Auge wich un sicher ihrem ehrlich fragenden Blick aus. „Mein Chef hat mk einen Anteil am Ver kauf zugesprochen. Weißt Gustel, wir haben mit den Neuerungen in der Lithographie recht große Vorteile erzielt und da ich viel zu dem Erfolge bttgetragen, so will «fich halt auch erkenntlich zeigenl" „Mein lieb'S Herrgottl, da» Glück!" rief fie, die Hände auf» Herz pressend, voll gläubig« Andacht flog ihr Blick zu dem Bilde de» Heiland« empor. „Da könnten vir ja bald Hockett machen, Franzel. Wk haben so üb« zwei Jahre warten müssm, und wk oft hab ich unfern Herrgott um einen Terner anaebettttt. Nix war'», nun schickt er da» Glück aus andere Weise." Sie trug ettia eine kleine Kassette herbei. „Schau, da» alle» hab ich mir erspart!" sagte fie stolz, ein Päckchen Guldenzettel um da» andere herauSnehmend. „ES find bald an die 500 Gulden. 'S Mutter! hat auch einige Hunderter. Damit kaufen wk un» ein kleines Zeugerl in Währing Krauß'. Ich nehm Madeln zum Lernen an, du treibst dein Geschäft und 'S Mutter! führt den Haushalt und pflegt unsere Kinder!. Ach Franzel, ich glaub', ich kann'S nit erleben, daS Glück!" Sie zog den Ring ab. „So kostbare Sachen nehm' ich ntt an, die paffen nit für mein Stand. Den gib zurück und schenkst mk ein einfach'- Goldringel, und das Kleid laß auch weg. Ich hab^ genug aubere Kleideln. Od« bin ich dir nimm« chön genug?" Sie stellte fich vor den Spiegel, strich kokett die Löckchen zurecht und warf ihm eine Kußhand zu. „Mit d« Stein« Gustel kannst du dich schon sehen lassen, gelt Schatz«!!" Er preßte die Lippen aufeinander und legte mit finsterem B ick den Ring Wied« in da» Etui. „Schau Franzel, ich will dich ntt beleidigen," sagte fie bittend, „ab« da« Ring«! ist zu wert voll und paßt gewiß nit für mich. Mit dem Ring«! kämm noch allettet so Wünsch und die Gustel will keine StaatSdam' werd«, sondern von einem einfachen Blummmadtt zu einer ehr samen Bürgerfrau aufsteigen." „So wünsch dk recht viel, Gustel, und mache mk die Freud, deine Wünsch erfüllen zu dürfen," bat « zärtlich. Die sonnige Heiterkeit verschwand au» ihrem Gesicht. Mit ängstliche« Forsch« tauchte ihr Auge in da» seine. „Du bist verftimmt, Franzel, und in deinem Aug und Gesicht liegt was d'rin, daS mir gar ntt gefallt. Du bist doch nit wieder mit dem Menschen, mit dem NikloS Kralik verkehrt? Der Mensch ist wie das böS Gewiss« und simuliert alleweil auf Schlechtigkeit, mag nit arbeiten, wie andere rechtschaffene Leut und will doch herrlich und in Freuden leben. D« Nichtsnutz ist keine Gesellschaft für mein Franzel!' „So laß' mich doch mit dem tn Ruh l" er widerte er unmutig. „Dm hab ich gar nicht mehr zu Gesicht bekommen und der will auch nicht» mit mir zu schaffen haben. Vergälle mir die friedliche Stunde nicht, Gustel, und laß' die bösen Geister ruhen!" Er fuhr fick einige Mal hastig durch das Haar. Gustel strich ihm zärtlich, wie in stummer Abbitte, über da» kauft Haar. „Verzeih mk, Schätzer!, wenn ich dir weh gethan", bat fie herzlich, „aber zu meinem Herrgott, zu meinem Mutterl und zu mein künftigen Mann muß ich frei aufschau'n können, sonst möcht ich ntt mehr leben! So und jctzr legst ab, machst dir'» bequem und bleibst über Mittag da!" Sie nahm ihm dm Ueberzteher ab, um ihn sorglich aufzubewahren. „Da kommt die Junggeftllenwktschast schön zu« Vorschein," sagte fie mit heiterem Lachen, „nit einmal ein« Aushänger hat d« Schlank«! am Rock und an den Knopflöchem sehll » auch, da wollen wk hall doch gleich abhrlfen!" Rasch holte fie ihr« «rveitSkorb herbei. „Aber Gustel, da» hat ja gar keine Eile," stammelt« « verwirrt, „so laß dk doch damit Zettl"
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