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Auerthal-Zeitung : 26.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189801263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-26
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 26.01.1898
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PsiMfche Uimdfchim. Deutschland. *Me ,Kreuz - Zeitung* meldet, daß am Berliner Hofe nicht» davon bekannt sei, daß die Kaiserin eintae Zeit im Süden zu« bringen wollte. — Ebenso wird zu der Mit teilung über die Reise des Kaisers nach Jerusalem berichtigend gemeldet, daß diese Reise erst im Oktober ftattfinden werde. »Der Dampfer .Darmstadt", mit de« AuSIandSbataillon der Marineinfanterie an Bord, ist am Freitag in Hongkong ange kommen und am nächsten Tage nach Kiao- tschau in See gegangen. "In der Bucht von Kiaotschau find von den deutschen Kriegsschiffen schon ver schiedene Vermessungen vorgenommen worden. Zunächst handelt eS sich um Herstellung eines Handelshafens; dabei ist indessen nicht die Verwendung von ReichSmitteln ins Auge gefaßt, sondern eS besteht der Plan, Ge sellschaften zu bilden, welche die einzelnen Bauten übernehmen. Wie eS heißt, ist schon eine Ge sellschaft entstanden, welche Docks bauen will. Andere Privatgesellschaften sollen ihrem Ab schluffe nahe sein. Daneben bleibt für das Reich noch genug zu thun übrig, denn eS muß in der Bucht auch noch ein Hafen für Kriegs schiffe eingerichtet werden; außerdem sollen am Eingänge neue Befestigungen««- gelegt werden. "Gegen die Ausdehnung des Brief- Mo n o p o l S auf Ortsbriefe hat die Ber- ltner Paketfahrt-Aktiengesellschast in Gemeinschaft mit den Privatpostanstalten in Braun schweig, Breslau, Kassel, Koblenz, Dresden, Darmstadt, Elberfeld, Erfurt, Frankfurt a. M., Halle, Königsberg i. Pr., Leipzig, Magdeburg, Mülhausen, München, Nürnberg und Stettin eine Eingabe an die sämtlichen Abgeordneten gerichtet, in welcher die schweren Schädigungen der Privatposten durch die beabsichtigte Maß nahme geschildert werden. Zugleich werden die Abgeordneten eingeladen, durch persönliche Be sichtigung deS Betriebes der Berliner Paketfahrt- Äktiengesellschaft sich selbst die Ueberzeugung zu verschaffen, welch wichtiger Faktor des öffent lichen Verkehrs durch die Einrichtung der Privat- Postanstalten geschaffen worden ist. * Einführung des Befähigungsnach weises für das Baugewerbe hat, wie in der Freitagsfitzung des Finanzausschusses der bayrischen Kammer der Minister des Innern ge legentlich einer Debatte über die Zunahme der Bauunfälle in München mitteilte, die bayrische Regierung beim Bundesrat angeregt. Oesterreich-Ungarn. "Das Tragen „demonstrativer Abzeichen" ist in Prag verboten worden. Mit dem Tragen der tschechischen Trikolore ist während der Exzesse in Prag viel Unfug ge trieben worden ; wenn sich das Polizei-Verbot auch dagegen richtet, wird man nur zustimmen können. Den deutschen Studenten wird durch das Verbot wahrscheinlich mancher unangenehme Zusammenstoß erspart bleiben, obwohl anderseits ihr Recht zum Farbentragen durch Universitätsstatut fcstgelegt worden ist. Frankreich. In derfranzöfischenKammerstellteCavaignac die Interpellation wegen des angeblichen Geständnisses Dreyfus'. Meline gab darauf eine gewundene Antwort. In der Debatte nannte der Sozialist JaureS den Abg. Bernis von der Rechten einen Feigling und Verleumder, woraus sich eine regelrechte Holzerei entwickelte, die noch dadurch „interessant" wurde, daß der zufällig in Paris anwesende Badeni Zuschauer war. Die Sitzung wurde vertagt, — Kartelltragen — Duelle — Löcher in der Luft rc. * Die drei Schriftsachverständigen, auf Grund deren Gutachten Dreyfus verurteilt wurde, haben gegen Zola eine Beleidigungsklage angestrengt und verlangen von ihm 100 000 Frank Schadenersatz für jeden von ihnen. Allgemein fällt auf, daß gegen Zola nur wegen Beleidigung des ersten Kriegsgerichts vorgegangen werden soll. Wegen der Beschuldigung der Minister, des Generalstabs u. s. w. ist keine! Anklage erhoben worden. "Efterhazy-Walfin, der sofort nach seiner Freisprechung seinen Ankläger wegen Ver- leumduna vor die Ztvilgertchte zerren wollte, verhütt sich vorläufig noch sehr ruhig und will, wie die ihm nahestehenden Blätter versichern, erst den Verlauf der in der Schwebe befind lichen Prozesse abwarten, ehe er eine Entschei dung trifft. Diese Unentschlossenheit macht selbst auf seine Freunde einen ungünstigen Eindruck, weil man mst Recht erwartet hatte, daß der vom Kriegsgericht Fretgesprochene auch vor dem Schwurgericht eine glänzende Senugthuung zu haben wünscht«. «uglaud. "Ein Teil der Presse England» gefällt sich noch in Erörterungen über die Möglichkeit eine» Krieges, und sie findet darin Unter stützung bet keinem Geringeren, als dem Ober befehlshaber der Armee, dem Feldmarschall Wolseley. Bei dem JahreSesfen im Nord- Londoner Rifleklub erklärte Lord Wolseley, er könne sein Ehrenwort geben, daß, falls die Regierung morgen Krieg erkläre, zwei volle Armeekorps zur Einschiffung bereit stehen wür den, ehe die Marine die nötigen Schiffe dazu beschaffen könnte. Diese Armeekorps würden aus den schönsten Mannschaften bestehen und besser ausgerüstet und besser eingeübt sein, als irgendwelche, die jemals die britischen Gestade verlassen haben. Italien. "Die Brotre Nolte in Ancona und Um gegend neigt sich ihrem Ende zu. Von den Truppen wurden auf den Feldern versprengte Unruhestifter verhaftet. velaieu. "Der früher bei der Maasbefestigung viel genannte General Brialmont erklärte die Verurteilung DreyfuS' als eine un tilgbare Schmach für die französische Armee. Holland. "Die Krönung der Königin geht ohne Zeremonie vor sich, weshalb die Hierher kunst des Kaisers Wilhelm unterbleibt. Svanien. "Die Asten über den Prozeß gegen den General Weyler wegen dessen Protest schrift an die Königin-Regentin find dem Kriegs gericht überwiesen worden. * Auf Cuba hat sich der Führer der Auf ständischen, General Masso Parra, mst zwei Obersten, drei Hauptleuten, sechs anderen Offizieren und 116 Mann den Spaniern unterworfen. Die Unterwerfung fand in Fomente in Gegenwart des Gouverneurs von Santa Clara statt. Die Aufständischen brachten Hochrufe auf das spanische Cuba und den König von Spanien aus. Der Ergebung Parras wird große Bedeutung beigelegt. — In den Kämpfen der letzten 14 Tage verloren die Aufständischen 115 Tote und 34 Gefangene; 379 Mann unterwarfen sich. Die Verluste der Spanier betrugen 12 Tote und 93 Verwundete. Balkanftaate«. * Den Nachrichten von neuen Zusam menstößen in Kreta legt man keine wett gehende Bedeutung bei. Dian hält dafür, daß die Vorgänge das „landesübliche Maß" nicht überschreiten. — Was die Gouverneur frage betrifft, so liegt darüber immer noch kein neuer Vorschlag amtlich vor. Ehe das nicht der Fall ist, ist auch keinerlei Anlaß vor- Händen, in Berlin, wo man sehr wenig, oder in Wien, wo man mehr Interesse für die Frage hat, die Aussichten einer Kandidatur des Prinzen Georg ernstlich zu prüfen. * Die Frage der bulgarischen Emi granten ist nunmehr dahin erledigt, daß von 42 in der russischen Armee dienenden bulgarischen Offizieren 36 zurückkehren, unter ihnen der Hauptverschwörer gegen den Fürsten Alexander, Grujew, sowie die Mitschuldigen des erschossenen Majors Panitza. Oberst Peschkow, der russische Militär-Attachö in Kon stantinopel, begibt sich auf Einladung der bul garischen Regierung nach Sofia, um das Pro tokoll über die Uebernahme der Emigranten zu unterzeichnen. Damit hat Fürst Ferdinand nicht allein vollständig vor Rußland kapituliert, er hat auch den letzten Rest der von Stambulow errichteten Schutzwehren gegen die Wiederholung militärischer Staatsstreiche vernichtet. Daß da» seinerzeit treu gebliebene Offizier - Korps da» Wiederkommen der Verräter und deren Ein rücken in höhe« Stellungen mit Groll fleht, ist begreiflich. Amerika. "Im Repräsentantenhaus der Vereinig ten Staaten brachte Brücker (Demokrat) eine Resolutton ein, in welcher der Ausschuß der Auswärtigen Angelegenheiten ersucht wird, über die bekannte Resolution deS Senats, welche die kubanischen Insurgenten als kriegführende Macht anerkennt, unver züglich Bericht zu erstatten. Der Präsident deS Hauses erklärte BruckerS Resolution für nicht ordnungsmäßig; eS wurde darauf gegen die Entscheidung deS Präsidenten an das HauS appelliert, welches die Entscheidung mst 168 gegen 126 Stimmen aufrecht hielt. Beim Etat des Staatsdepartements aber wurde die Cuba frage von neuem zur Sprache gebracht. Au» dem Reichstage. Im Reichstag wurde am Freitag di« Erörterung sozialpolitischer Fragen gelegentlich der Beratung des Etats des Reichsamts des Innern fortgesetzt. Abg. Lieber erklärte sich namens des Zentrums gegen dm Antrag Pachnicke betr. Beseitigung der der Koali tionsfreiheit entgeaenstehcnden Bestimmungen der Ge werbeordnung und brachte einen wesentlich abac- schwächtcn Antrag ein. Ein Antrag des Abg. Hrtze (Zentr.), wonach die Gewerbeinspektoren besondere Erhebungen über die Beschäftigung verheirateter Frauen in Fabriken anstellcnsollen, fand beim Grafen Posadowsky Entgegenkommen. Prinz Schönaich- Earolath brachte das Frauenstudium zur Sprache. Der Staatssekretär erklärte, daß der Reichskanzler bereit sei, auf die einzelnen Regierungen in dem Sinne einzuwirkcn, daß die gastweise zum Hören der Vorlesungen zugelassenen Frauen auch zur Ab legung der pharmazeutischen und medizinischen Staatsprüfungen zugelassen würden. Am 22. d. wird die zweite Etatsberatung beim Neichsamt des Innern fortgesetzt. Die Diskussion über den Titel „Staatssekretär" dauert noch fort. Staatssekretär Graf Posadowsky: Ich kann die Vorwürfe des Abg. Wurm über das Funktio nieren der Gewerbe-Inspektion nicht unbesprochen lassen. Er hat zunächst nur die Fälle besprochen, in denen ihm Anlaß gegeben schien, Angriffe gegen die Arbeitgeber oder die ÄufsichtSbeamten zu richten, hat aber nicht erwähnt, daß in einer großen Anzahl von Fällen konstatiert worden ist, daß die Gewerbe-Inspektion durchaus segensreiche Erfolge ge habt hat. Einzelne Kontraventionen werden sich niemals vermeiden lassen; solche kommen auf allen Gebieten der Gesetzgebung vor. ES ist auch nicht richtig, daß die Kontravention von den Gerichten immer milde beurteilt werden. Es sind auch sehr harte Strafen vor gekommen. Eine Vermehrung der Gewerbe-Inspektoren in Preußen ist bereits angebahnt. Sie kann natur gemäß nur allmählich fortgesetzt werden. Bezüglich der Attachierung weiblicher Personen ist zur Zeit jedenfalls noch Vorsicht geboten. Wir wollen dieselbe noch den Einzelstaaten überlassen. Was die Unfall verhütungs-Vorschriften anbetrifft, so sind wir fort während bemüht, dieselben zu verbessern. Daß auf dem Gebiete des Nrbcitcrschutzes schon viel gebessert worden ist, zeigt die Verminderung von schweren Betriebsunfällen. Die Sozialdemokraten sollten sich jedenfalls auch auf diesem Gebiete einer größeren Objektivität befleißigen. Abg. Wurm (soz.) nimmt für sich das Recht in Anspruch, nicht nur die Unternehmer und Auf- sichtsbcamtcn zu loben, sondern vor allem das an der Hand der Berichte zu rügen, was ihm rügens wert erscheine. Er habe sich bei seinen Ausführun gen durchweg auf die Berichte selbst gestützt. Daß die Zahl der Unfälle geringer geworden, müsse er bestreiten. Die Statistik ergebe das Gegenteil. Abg. Legten (soz.) empfiehlt den Mitgliedern des Zentrums, nicht mit Steinen zu werfen, während sic selbst im Glashause sitzen. Die Feindschaft der Gcwerkvercine gegen die katholischen Arbeitervereine sei nur eine Folge des Vorgehens der letzteren gegen erstere. Der Redner bemängelt sodann die Art der Ausführung der Unfallverhütungs-Vorschriften im Baugewerbe. Die Berufsgenossenschaften übten in diesem Gewerbe nicht den Einfluß aus, den sie in ihrem eigenen Interesse ausüben müßten. Die Polizei habe nicht ausreichendes Verständnis, um eine wirksame Kontrolle ausübcn zu können. Es müsse ein Spezialgesetz zum Schutze der Bauhand- werkcr erlassen werden. Staatssekretär Graf Posadowsky erwidert, daß über den Schutz der Bauhandwcrker bereit- eine Enquete eingcleitct sei, und daß die Antworten bis auf eine eingegaugen seien. Nach Eingang auch > dieser werde über ihre Verwertung Beschluß gefaßt werden. Di« Bauberufsgenossenschaften hätten im allgemeinen auf dem Gebiete des Arbeiterschutze» fleißig vorgearbeitet. j Abg. Werner (Antis.) tritt für besser« Wah rung der Interessen des Bauernstandes bei der Vor bereitung der neuen Handelsverträge ein und dankt weiter der Regierung für die erweiterte Durchführung der Sonntagsruhe für die Beamten. Die Arbeite^- frage werde nicht selbständig, sondern nur in Ver bindung mit der Mittelstandsfragc gelöst werden, können. Jni allgemeinen seien die Arbeiter mit dem Maß sozialer Fürsorge zufrieden, das wir haben; Deutschland sei auf diesem Gebiete allen Staaten voraus. Darin stimm« er aber den Sozialdemo kraten bei, daß weibliche Fabrikinspektoren im ganzen Reich angestellt werden sollten. Die Koalitionsfreiheit solle nicht angetastet werden, aber dm Arbeitswilligen müsse Schutz gegen Ausschreitungen Streikender ge boten werden. Abg. Lieber (Zentr.) verteidigt die katholischen Arbeitervereine, vor allem dm christlichen Berg arbeiterverband gegen die Verdächtigungen der Sozialdemokraten. Allein die Existenz Vieser christ lichen Vereine provoziere schon den Haß der sozial demokratischen Vereine. Sozialdemokratische Ten denzen liegen eben dm katholischen Arbeitervereinen durchaus fern. Abg. Pens (soz.) befürwortet ein Verbot der Kinderarbeit beim Rübenbau und tritt für erweiterten Arbeiterschutz in den Zicgeleibetrieben ein. Die jetzigen Vorschriften seien zu kompliziert, und es fehle fast ganz an der notwendigen Kontrolle. Kontraventionen der Unternehmer seien deshalb an der Tagesordnung; selbst wo böser Wille der Arbeitgeber auf der Hand liege, würden dann immer ganz geringe Strafen verhängt. Vor allem müsse aber dafür gesorgt werden, daß die Ziegeleiarbeiter in menschenwürdigen Wohnungen untergebracht würden. Vielfach seim jetzt männ liche und weibliche Arbeiter in einem gemein samen Schlafsaal untergebracht. Der Redner beschwert sich weiter über die lässige Ausführung der Bäckerei-Verordnung, über den zu dürftigen Schutz der Bleiarbciter gegen Schädigungen ihrer Gesundheit. Schließlich rügt Redner die gesundheits schädigenden Einrichtungen in einer Chromatfabrik im Anhaltischen. Staatssekretär Graf Posadowsky sagt in letzterem Punkte strenge Untersuchung zu. Tie Sozialdemokraten sollten ihm solche Beschwerden schriftlich einreichen, dann würde in jedem Falle Abhilfe geschaffen werden. Die Verhältnisse in den Ziegeleien würden durch besondere Kommissare untersucht und auf Grund der Berichte dieser wür den die Bestimmungen über die Arbeit in Ziegeleien abgcändert werden. Abg. v. Kardorff (freikons.) meint, die Ein reichung schriftlicher Beschwerden seitms der Sezial- demokraten würde die Debatten abkürzen, aber es sei ja nicht Absicht der Sozialdemokraten, Abhilfe zu erzielen, sie wollten nur Agitationsreden zum Fenster hinaus halten. Sie selbst beschäftigten in ihren Konsumvereinen auch Frauen und Kinder. Den Kindern sei die Gartenarbeit jedenfalls zuträg licher als diese in den Konsumvereinen. Die Klagen über lange Arbeitszeit und geringen Lohn in sozial demokratischen Betrieben seien ja selbst von Dr. Max Hirsch als berechtigt anerkannt worden. Abg. Peus bestreitet, daß er nur eine Agitations rede gehalten habe; hätte er cs gethan, so wäre es übrigens sein gutes Recht, denn dazu sei die Reichs tags-Tribüne da. Damit schließt die Diskussion. — Das Gehalt des Staatssekretärs wird bewilligt. Die Reso lutionen Hitze betr. Sonntagsruhe in Betrieben mit Wind und Wasserkraft, und Lieber betr. Beschäfti gung verheirateter Frauen in Fabriken, werden an genommen, die Abstimmung über die anderen beiden Resolutionen Wird bis zur dritten Lesung ausgesetzt. Nachdem sodann noch eine Reihe von Titeln dcbattelos angenommen worden, wird die Weiter beratung vertagt. Kon Uah mrd Feen. Schwerin. Dem mtt dem Torpedoboote „8 26" untergegangenen Herzog Friedrich Wil helm zu Mecklenburg-Schwerin soll demnächst in der heiligen Blutslapelle des Schweriner Domes, der Begräbnisstätte des dortigen Fürstenhauses, ein Denkmal errichtet werden. Aus diesem An lasse war bereits der Kapitänleutnant v. Dom browski, der frühere langjährige Begleiter des verunglückten Herzogs, aus Kiel dort anwesend. Zum Andenken an den verstorbenen Großherzog Friedrich Franz m. wird ferner vom Hofstein metz Schäfer in Schwerin ein kostbarer Sarko phag in der Helena-Paulowna-Kapelle zu Lud wigslust ausgestellt werden. Drei Schwestern. 22j Roman von C. v. Berlepsch. «Schluß., „Sie irren, Frau Gräfin. Der Graf hat in Gegenwart deS SanitätsratS und in dessen Notizkalender geschrieben. Frau Hilmer hat dann das Blatt herauSgerifsen und verwahrt. Nicht allein, daß das Blatt genau hineinpaßt, der Sanitätsrat hat auch zu Protokoll gegeben und beeidet, daß Graf Warren bei vollem Bewußt sein, also vollkommen zurechnungsfähig in diesem Augenblick gewesen ist. Und wenn das Dokument auch wirklich vom rein juridischen Standpunkt diesen Wert vielleicht nicht hätte, moralisch ist es unanfechtbar. Sollten Frau Gräfin dennoch gesonnen sein, den Prozeß Wetter zu führen, so muß ich bitten, jemand anders damit zu betrauen." DaS war nicht mißzuverstehen. Die Gräfin olieb in leicht begreiflicher Auf regung zurück. Sie hatte niemals verstanden, HauS zu hatten, und uach des Grafen Tode weniger denn jemals. MetaS Aussteuer hatte viel gekostet und war heut noch nicht ganz be zahl«. MagdaS Bermögensanteil war gerichtlich deponiert, bis nach Entscheidung deS Prozesses. Und da der Gräfin niemals der Gedanke ge kommen war, derselbe könne ungünstig für sie ausfallen, vertröstete sie alle ungeduldlgeq Mahner auf dies Kapital. Jetzt sollte diese Summe für sie verloren sein l War'S möglich? Sie schritt aufgeregt im Zimmer auf und nieder. Dann eilte sie hin aus durch mehre« Zimmer, bis sie Meta fand. „Siehst du, Meta, das find die Folgen deiner Eigenmächtigkeit! Der Prozeß ist ver loren und du bist schuld daran." Meta sprang von der Chaiselongue, auf der sie gelegen, auf, und ließ den französischen Roman, in dem sie gerade laS, zur Erde fallen. „Unmöglich, Mama! Der Justizrat hat doch immer behauptet, das Testament sei nicht um zustoßen." „Ja, wenn du das erste und zweite Tele gramm, das uns den Schlaganfall Papas mel dete, nicht unterschlagen hättest und wir gleich nach Hause aereist wären, so hätte sich Magda nicht wieder ins Haus und in sem Herz schleichen können. Er hat die Bestimmung im Testament widerrufen. Und weshalb geschah die Unter- schlaaung? Eines Ausflugs wegen, an dem sich Prinz R. beteiligte. Du warst immer ein egoistisches, herzloses Geschöpf." „Genau wie du, Mama!" „Meta!" „Thu' nur nicht so entrüstet, denn eS ist die Wahrheit. Wenn übrigens der Prozeß verloren wird, so ist da» nur die gerechte Strafe für deine Intrigen; denn hättest du Papa nicht so gehetzt und fortwährend aufgestachelt, so würde er Magda weder verstoßen noch enterbt haben. Und an Bertha hast du dir auch die Hölle ver dient. Du wußtest recht gut, daß sie und Otto sich liebten. Du aber mußtest sie auseinander bringen." „Nein, da» that ich nicht. Ich weiß heute noch nicht, weshalb Otto sich so plötzlich zurückzog." „Du thatest aber nichts, da» Mißverständnis aufzuklären." „Nein, weil ich Otto für dich wünschte." „Für mich?" Meta lachte laut auf. „O du heilige Einfalt! Otto war der einzige, der dich durchschaute." „Und doch knüpfte ich neue Hoffnungen für dich daran, als wir neulich seine Karte vorfanden. Wie schade, daß er uns verfehlt hat! Otto wäre der einzige Mann für dich." „Er nimmt keine geschiedene Frau." „Vielleicht doch. Du bist noch immer schön, und wenn du eS verständest. . ." „Otto ist durch keine Künste zu gewinnen, und durch etwas anderes wäre ich es nicht im stände. Ich habe keine einzige häusliche Tugend, ich weiß das. Ich bin oberflächlich, eitel, putz- und gefallsüchtig, alles Früchte deiner Erziehung, Mama." Die Gräfin starrte wortlos ihr: Tochter an. „O," fuhr Meta fort, „ich will dir ganz genau sagen, warum alles so gekommen ist, so kommen mußte. Wie konntest du nur so unklug sein, mich schon mit fünfzehn Jahren in die Ge sellschaft einzuführen?" „Aber mein Gott, Meta, du bestandest darauf, und ich liebte dich viel zu sehr, um dir einen Wunsch versagen zu können." „DaS war eS nicht allein, eS war mütter liche Eitelkeit. Du begingst den Fehler, den gewöhnlich alle Mütter mit einzigen Töchtern begehen. Du konntest nicht die Zeit erwarten, dein Kind Triumphe feiern zu sehen. O, wenn ihr eitlen Mütter nur wüßtet, daß die Tanz jahre bei einem Mädchen, gleich den Kriegs- jähren beim Militär doppelt zählen, nur mit dem Unterschiede, daß die vom Militär dadurch eher zur Versorgung kommen, wir aber sitzen bleiben. In den beiden ersten Jahren behandelten mich die Männer als Kind und Backfisch, und als ich im dritten Winter erschien und zugleich meine Freundinnen gleichen Alters, war ich schon alt in ihren Augen, man wandte sich den neu aufgegangenen Sternen zu. Sichst du, es verlobten sich mehrere, die diesen Winter erst eingeführt worden waren, während ich noch den vierten Winter durchtanzte, ohne einen Bewerber zu haben. Bertha aber, die du als Aschen brödel behandeltest, machte eine der glänzendsten Partien. „Und warum tischest du mir dies alles auf?" erwiderte Marianne. „Du warst doch selbst schuld! Deine Tändeleien mit Bernheim, dann deine Unvorsichtigkeit, ihm dein Bild zu schenken, und zuletzt dein Leichtsinn, dich so zu kompro mittieren und mich mit." „ES war nicht Leichtsinn, eS war Berech nung von mir. Bernheim war mir schon so entschlüpft, und nur so konnte ich ihn zwingen. ES kam ganz so, wie ich berechnet hatte." „O Meta, Meta, du bist ein Teufel! Und nun wieder dieser Skandal mit der Scheidung." „Ja, siehst du, Mama, daran bist du, in- direN freilich, auch schuld. Ja du, oder wenigstens deine Erziehung. Kannst du mir vielleicht sagen, was ich jahraus, jahrein Sommer wie Winter, auf dem Lande beginnen soll? Denn im Winter sechs Wochen nach der Residenz gehen, oder im Sommer Gäste auf unser Gut einzuladen, dazu verstand sich Bern heim nicht. Mir blieb dahe- nichts anderes übrig, al» von ihm zu gehen. Ja, wenn ich
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