Suche löschen...
Auerthal-Zeitung : 21.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189801213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-21
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 21.01.1898
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
"Emile Zola erhielt am Dienstag die amtltcheMeldung seiner Strafverfolgung. Wie verlautet, soll der Prozeß 6egen Zola und die.Aurore' vor dem Schwurgericht statt- finden. Bisher bekämpfte Diel ine die Straf verfolgung, mußte jedoch der Androhung der Demission BillotS weichen. Die Stellung der Regierung ist ernstlich erschüttert. Dem ,Stücke* zufolge enthält daS Dokument mit dem angeblichen Geständnis DreiffuS' leeren Klatsch, worin fortwährend von Deutschland die Rede ist. »Siücle* erklärt daS Dokument für eine schamlose Fälschung. *Jn Paris, Marseille und Lyon fanden Demonstrationen gegen dieIuden und für die Armee statt. England. "DaS nicht gerade als zuverlässig bekannte ,Büreau Dalziel' meldet aus China, daß dort die ganze britische Flotte sich baldigst vor der Mündung des Aangtsekiang versammeln dürfte, um Englands Politik in China zu unter stützen. Zwei Kriegsschiffe blieben jedoch in Port Arthur, um die russischen Bewegungen zu überwachen. — Erklärungen aus London können nicht ausbleiben. Denn wenn, was kaum vorausgesetzt werden kann, die vorerwähn ten Meldungen sich in vollem Umfange bewahr heiten sollten, so wäre die Situation in Ost- afien plötzlich sehr zugespitzt, und eine scharfe Scheidung der dort interessierten Mächte in zwei einander gegenüberstehende Lager heraus gefordert. * Der Doyen des englischen Unterhauses Villiers ist Sonntag gestorben. Derselbe war seit 1835 ununterbrochen Vertreter des Wahldistriktes Wolverhampton. Der Verstorbene ist somit 63 Jahre lang als Abgeordneter thätig gewesen. *Der englische Maschinenbauer- au 8 stand, der nun schon sieben Monate an dauert, geht seinem Ende entgegen. „Amtlich" wird bekannt gemacht, daß die Maschinenbauer ihre Forderung einer wöchentlichen Arbeitzeit von 48 Stunden zurückgezogen haben. S amen. "Die sich wiederholenden Unruhen in der kubanischen Hauptstadt Havana scheinen unmittelbar ernsterer Natur, als es der ganze Aufstand war. Es scheint unter dem Militär, den Freiwilligen und der Bevölkerung ein starker Prozentsatz für die Rückberufung Wetzlers zu sein. Der Ruf „Nieder mit Blanco" spielt in allen Telegrammen die Hauptrolle. Balkanftaaten. "Die Ansprache, welche Fürst Ferdi nand bei der Feier der Beisetzung der Leiche des Prinzen Alexander von Battenberg in dem neuen Mausoleum an die Offiziere richtete, rief großen Eindruck hervor. Der Fürst feierte die hohen Tugenden und den militärischen Ruhm des Prinzen; sein Name werde ewig mit der Geschichte des bulgarischen Vaterlandes ver woben sein. Fürst Ferdinand kennzeichnete mit erhobener Stimme die Abdankung des Prinzen als die furchtbarste und bitterste Lektion, welche die unerfahrene Nation erfahren mußte, und! schloß mit dem Rufe: „Sein Andenken mögei unvergeßlich bleiben!" Asien. "Den.Times' wird gemeldet, der britische Gesandte habe dem Tsungli Damen mitgeteilt, England fei bereit, China zur Be zahlung der Kriegsentschädigung an Japan zu verhelfen, und zwar durch eine An leihe von 240 Mill. Mk. auf 50 Jahre zu 4 Prozent netto einschließlich der Amortisation. Die Bedingungen seien folgende: Eröffnung dreier VertragShäfen. Dalienwan, Siaugin (in der Provinz Hunan) und Nanning, Erklärung Chinds, daß kein ThcU des Dangt- sekiang-ThaleS einer anderen Macht überlassen werden soll, schließlich daS Recht für England, die birmanische Eisenbahn durch Uünnan weiterzuführen. Falls China diesen seinen Verpflichtungen nicht nachkämc, solle es bestimmte Einkünfte unter die Kontrolle der britischen Zollverwaltung stellen. Die Ver handlungen werden auf dieser Grundlage ge führt werden. * General Lockhart, der Führer der Engländer gegen die indischen Grenz- ftämme, hat sein« Abreise nach England, welche auf den 22. d. festgesetzt war, um zwei Wochen verschoben, da er überzeugt ist- daß die Afridis jetzt an völlige Unter werfung denken. Die nächsten Tage werden lehren, ob sich seine Hoffnung bewahrheitet. Au» he« Reichstuqe. Der Reichstag.erledigte am Montag den Etat des Reichstages nach kurzer Debatte. Beim Etat des RcichSamtS des Innern kam es zu einer Aus einandersetzung zwischen den Rednern der sozial demokratischen Partei und dem Staat»sek«tär Grafen Posadowsky auf dem Gebiete, des Atbmer- schutzeS. Der Abg. Wurm «ahm hierbei B^ug auf dcn cm .Vorwärts' veröffentlichten geheimen Erlaß des Grafen Posadowsky betr. die Verschärfung der Strafen für Streikvcrgehen Der Staatssekretär wies alle Angriffe Energisch zurück und erklärte, die Regierung habe die Macht und werde sie gebrauchen, um in Streitfällen die Beschützung der Arbeits willigen durchzusetzen. An, 18. wird die zweite EtatSbcratung beim Reichsamt des Innern fortgesetzt. Die Dis kussion über den Titel Staatssekretär dauert fort. Abg. v. Kardorff (frcik.): ES ist eigentlich un faßbar, weshalb daS Schreiben, über das wir gestern verhandelt haben, al» vertraulich bezeichnet worden ist; die .Hamburger Nachrichten' führen heute mit Recht aus, daß bas, was eS fordere, eigentlich selbst verständlich ist. Die Klagen der Sozialdemokraten über Beschränkung der Koalitonsfreiheit sind durch aus unberechtigt. Unsere Arbeiter befindest sich jeden falls in viel besserer Lag«, als z. B. die englischen. Die Sozialdemokratie führt freilich bei uns eine sehr sicgesgcwisse, übermütige Sprache im Hinblick auf die Wahlen, von denen sie wieder erhebliche Zu nahme der für sie abgegebenen Stimmen erhofft. Wir lassen aber deshalb den Mut nicht sinken. Das Christentum, welches bas alte Heidentum niederge worfen hat, wird auch stark genug sein, daS moderne Heidentum zu überwinden. Abg. Lieber iZcntr.): Ich habe daS Wort nicht infolge der gestrigen Provokation von sozial demokratischer Seite ergriffen. Wir thun nur, was wir für gut uud richtig halten. Ich muß aber doch meine Verwunderung darüber aussprechen, daß man es von sozialdemokratischer Seit« so darstellt, als habe Graf Posadowsky alle die Schandthaten wirk lich schon begangen, die man ihm in die Schuhe schiebt. Der Erlaß fordert nichts als Erhebungen über etwa zu treffende Maßnahmen. Auch uns scheinen die einzelnen in dem Erlaß gestellten Fragen nicht unbedenklich, aber die Bedeutung hat der Erlaß nicht, die ihm die Sozialdemokraten beilegen. Dafür, daß das Koalitionsrecht gefährdet sei, spricht bis jetzt nichts. Meine Freunde sind auch der Mei nung, daß Arbeitswillige gegen etwaigen Tciro- rismus geschützt werden müssen, aber es soll und kann dies geschehen, ohne die Koalitionsfreiheit der Arbeiter cinzuschränken. Warten wir also ruhig ab, was für Maßnahmen vorgcschlagen werden. In dem Erlaß vermisse ich leider eine Frage von großer Bedeutung. Wer treibt den meisten Mißbrauch mit der Koalition, die Gewerkschaften oder die sogenannten Wilden? Abg. Osann (nat.-lib.): Wie dringend not wendig der Schutz Arbeitswilliger gegen den Terro rismus streikender Arbeiter ist, haben doch zur Evidenz die Exzesse bewiesen, die bei dem Hafen- arbeiterstrcik in Hamburg, bei dem Maurerstreik in Leipzig vorgekommen sind. Diesen Schutz strebt der Erlaß des Grasen Posadowsky an. Der Erlaß war als vertraulich bezeichnet, also nicht für die Oeffenl- lichkeit bestimmt. Ich glaube auch nicht, daß eine andere Partei als die sozialdemokratische hier offiziell erklären würde, sie wükde auch ferner solche ver traulichen Erlasse publizieren. Der Erlaß scheint mir durchaus gerechtfertigt Wir werden die Hand zur Beschränkung der Koalitionsfreiheit nicht bieten, wenn wir cs auch für richtig halten, daß den Arbeitswilligen ein wirksamer Schutz gegen Aus schreitungen geboten werde. Abg. Pachnicke (frcis. Lag.) findet den Erlaß nicht überraschend nach der Bielefelder Rede. Um einer Beschränkung der Koalitionsfreiheit vorzu beugen, habe er einen Antrag auf Vorlegung eines Gesetzentwurfs gestellt, durch welchen die dem Koali tionsrecht entgegenstehcndcn Beschränkungen beseitigt werden. Redner bedauert den Erlaß, der ein An ¬ wachsen der sozialdemokratischen Stimmen zur Folge haben werde. Derselbe widerspreche auch strikte dem Erlaß von 1890, der von einer sehr hohen Stelle kam, worin e» heißt: Man solle Gesetze schaffen, daß die Vertreter der Arbeiter sich beteiligen sollen an der Gesetzgebung zum Wohl der Arbeiter. Dieser Widerspruch beleuchte das bedenkliche Schwanken in unserer Regierung. Abg Graf Stolberg (kons.): Es handelt sich bei dem im,Vorwärts' veröffentlichten Schrift- Kolitifche Krmdschi«. Deutschland. "In der englischen Presse war vor kurzem die Meldung aufgetaucht, daß ein Besuch dcS Kaisers in Cowes sür den kommenden Sommer mit de: englischen KönigSiamtlie ver abredet worden sei. Diese Nachricht beruht, nach der ,N. A. Z.*, auf freier Erfindung. *Bei dem Orte Langthen (China) ist der deutsche Missionar Lomeyer von der BcrlinerMission beraubt und verwundet worden. Auf Intervention des deutschen Kon suls in Kanton hat der Generalgouvcrnem sofort telegraphisch die nötigen Maßnahmen zur Süh nung deß Vorfall» getroffen. '' Frankreich und England find einig, die Kandidatur des Prinzen Georg vonGrie- chenland zum Gouverneur von Kreta zu fördern, allein die deutsche Diplomatie er hebt angeblich Einwand dagegen. *Jm Reichsamt des Innern ist zum Zweck der Vorbereitung handelspolitischer Maß nahmen eine systematische Zusammenstellung der Zolltarife des In- und Auslandes auf dem Ge biete der Textilindustrie fertiggestellt worden. * Die Kommission des Reichstages zur Vor beratung des Gesetzes betr. die Entschädi gung der im Wiederaufnahme-Verfahren frei gesprochenen Personen nahm in ihrer Sitzung vom Montag den 8 1 des Gesetzes mit den Aendemngen an, die in der letzten Sitzung beschlossen waren und deren wichtigste in der Gewährung eines Entschädigungsanspruchs auch für diejenigen Fälle besteht, in denen das Ver fahren nicht „die Unschuld, wohl aber die Be festigung der die Verurteilung begründenden Verdachtsmomente ergibt." Für die zweite Be ratung wurde ein Antrag dahin Vorbehalten, hier zu sagen; wesentlichen Verdachts momente. Die 88 2 und 3 gelangten unver ändert zur Annahme. "Die Errichtung der ostasiatischen Fahrt der Hamburg-Amerika-Linie hat vielfach zu der Vermutung Veranlassung gegeben, daß es sich um eine mit den subventio nierten Postdampferlinien in Konkurrenz tretende Passagierdampfer-Fahrt handele. Die Gesell schaft beabsichtigt nur, sich im Einvernehmen mit dem Norddeutschen Lloyd zu Bremen, bei der durch die neue Vorlage dem Reichstag in Vorschlag gebrachten Vermehrung der sub ventionierten Postdampferfahrten um eine Be teiligung zu bewerben, damit auch von Ham burg aus eine direkte Passagier- und Post dampfer-Verbindung mit Ostafien geschaffen werde. "Der Gesetzentwurf über die Verstärkung des Ansiedelungsfonds für Posen und Westpreußcn um 100 Mill, ist beim preuß. Abgeordnetenhause nunmehr eingegangen. Oesterreich-Ungarn. * Kaiser Franz Joseph von Oesterreich empfing am Sonntag den serbischen Exkönig Milan in besonderer Audienz. Der neuen Würde zu Ehren hatte Milan serbische Generals uniform mit dem Stephansordcn angelegt. "Im böhmischen Landtage hat Graf Coudenhove namens der Regierung erklärt, daß diese im Königreich Böhmen die deutsche und die tschechische Sprache im Amte als gleichberechtigt betrachte und an der Einheit des Landes, der Verwaltung und des Beamienkörpers festhalte. * Der Austritt d er D e ut s ch e n aus dem böhmischen Landtag ist noch nicht entschieden. Von den Deutschen wird betont, daß es sich garnicht um eine Ausgleichs akt i o n im böhmischen Landtage handeln könne, da die Regelung der Sprachenfrage Rcichsangelcgenheit sei. Die Deutschen träten in den böhmischen Landtag nur ein, um ihre nationalen Beschwerden vorzubringen; sie würden (im in Prag keine Versöhnungsaktion aufdrängen lassen. Frankreich. "In der Presse hat sich eine Fehde darüber entspannen, ob Dreyfus seiner Zeit ein Geständnis abgelegt hat. Die Regierung erklärt, darüber nichts veröffentlichen zu wollen. Drei Schwestern. 20) Roman von C. v. Berlepsch. »iilesung.) Atemlos lauscht Bertha. Sie hört die Glocke, hört, wie geöffnet wird, dann noch eine Minute der Erwartung. Endlich geht die Thür auf. „Besuch, Bertha, Besuch! Sieh, wen ich bringe." Bertha traut ihren Augen nicht: es ist Otto. Sie starrt ihn wortlos an, fast ohne eS zu wissen. Otto tritt näher und ergreift ihre beiden Hände. „Grüß Gott, Bertha! Hast du keinen freund lichen Willkommen für mich?" „O doch, eS kommt Mr so unerwartet. Sei herzlich willkommen!" Er hielt noch immer ihre Hände fest und zog sie in den Hellen Lichtschein. „Wie schön du geworden bist," sagte er, sie bewundernd anblickend. Bertha schlug errötend die Augen nieder. „Ach laß das, sage mir lieber, wie du dich mit Magda gefunden hast." „Ich war im Theater und erkannte sie auf den ersten Blick." Bertha seufzte. „Entsetzlich, nicht wahr?" „Wie ist da» nur gekommen?" „Da müßtest du eigentlich deine Schwester s fragen, die könnte dir den besten Aufschluß s geben." „Ich glaub'». Wer dennoch, e» grenzt anS Wunderbare." „Nicht so sehr, e» ging alles ganz natürlich zu. Magda liebte und heiratete gegen Papas Willen Hilmer, seinen ehemaligen Sekretär: nach seinem Tode fand sie sich im Testament enterbt. Da ihr Erbteil Marianne und ihren Kindern zufiel, strengte Magda einen Prozeß an, der schon Unsummen verschlungen hat, zuerst MagdaS Vermögen, dann schoß ich vor; denn ich konnte nicht mft ansehen, daß sie leer auS- gehen sollte, während Stiefmutter und Stief geschwister in ihrem Eigentum schwelgten. Allerdings wird MagdaS Vermögensanteil vor läufig vom Gericht verwaltet, aber Marianne betrachtet eS sicher schon als ihr gehörig. Nun aber verlor ich das mir von Oldenburg hinterlassene Vermögen und der Prozeß heischte immer größere Summen. Mr wurde selbst bange und vollends Magda war in halber Ver zweiflung. Da trafen wir in einer Sommer frische Alice Denfert wieder, mit der wir in Genf ein und ein halbes Jahr in der Pension zusammen waren. Sie war inzwischen eine gefeierte Tänzerin geworden, die dieses abge legene Dorf, da» wir aus SparsamkeitSrück- fichten aufsuchten, nur gewählt hatte, um ihren zahllosen Verehrern zu entgehen. Sie hatte nicht so bald gehört, in welcher mißlichen Lage wir unS befanden, als sie auf Magda ein drang, Tänzerin zu werden. Beide hatten in Genf regelmäßig miteinander getanzt und Alice behauptete immer, Magda hab« mehr Talent, als fie selbst. Nach langem Widerstreben willigten wir ein und gingen sofort nach Wien, wo Magda ihr Studium begann. Sn ein so baldiges Auftreten und ein so vorteilhaftes Engagement hatte niemand von unS gedacht. Da hatte aber Alice im vorigen Winter hier das Unglück, sich den Fuß zu verletzen. Es kamen fürstliche Gäste und dasselbe Ballet mußte noch einmal gegeben werden. Von Alice ging der Gedanke aus, Magda an ihrer Stelle tanzen zu lassen. So gewagt der Versuch auch war, er gelang. Sie tanzte noch ein zweites Mal und wurde sogleich von der Intendanz an Alicens Stelle und unter denselben Bedingungen engagiert. ES ist dies etwas noch nie Dage- weseneS, ein Glück für Magda in pekuniärer Hinficht, und doch, wie ich vorhin zu meiner Bestürzung erfahren mußte, eine fortgesetzte Pein für fie. Ich bin trostlos." „Ja," sagte Otto, „ich sah die stumme Qual in ihrem Gesicht, atS fie tanzte. Aber nun sage mir eins: wo ist Marianne mit Meta und Herbert?" „Von Herbert weiß ich nur, daß er im Sssessorexamen durchgefallen ist und dann eine reiche russische Fürstin geheiratet hat. Und Meta ist ja seit Jahren mit Leutnant v. Bern heim verheiratet. „Mit Bernheim, deinem ehemaligen Ver ehrer?" ' . „Mein Verehrer war er niemals, Otto. Er war nur so ein Allerwelt-Kurmacher, und da ich eS wußte, legte ich niemals Wert ans seine Phrasen." „Wirklich nicht?" Verwundert blickte Bertha ans. WaS hatte Otto nur? Er war aufgesprungen und durchmaß mft raschen Schritten daS Zimmer. Eine unverkenn bare Aufregung malte sich in seinen Zügen. stück garnicht um einen Erlaß, sondern um eine ein fache umfrage. Such wir wollen da« Koalitio«- rccht nach beiden Seiten aufrecht erhalten totsten. Es liegt auch garnicht» vor, wa» un« befürchten ließ«, jene» Recht solle angetastet werden. Sin s» umfangreicher Antrag wie der Antrag Pachnike soltt« hier nicht nebenbei angebracht werden. Ich torvde gegen denselben stimmen. Abg. Schneider- Nordhausen (ft. Vp.) spricht den Wunsch aus, chem Reichstage die anSsü^- Nchen Berichte der'ffabrlkinspektoren zugänglich ge macht werden, nicht nur die übliche Zusammen stellung, aus der num sich über verschiedene Spezial sragen nicht genügend informieren könne. Die Stellung seiner Partei zur Frage des Koalitions rechtes sei bekannt, sie habe sich in lischt» geändert. sondern nur eine Slcheruni müßten in dem VereinSgc! freiheit entgegen stehenden Vorschriften beseitigt werden. Damit würde man am wirksamsten dem weiteren Anwachsen der Sozialdemokratie entgegen arbeiten. Abg. Legten (soz.): Für uns hat der Erlaß de» Grafen Posadowsky so große Bedeutung, daß gar nicht genug darüber gesprochen werden kann. DaS KoalitionSrecht der Arbeiter steht schon heute fast nur noch auf dem Papier; jetzt kündigt Graf Posadowsky noch an, der Staat werde seizie Macht rücksichtslos anwenden, angeblich aeaen Aus schreitungen, in Wahrheit aber gegen das Koalitions recht selbst. Gewiß sind Ausschreitungen hier uud und da voraekommen, aber tlt hat sich überall herauS- gestellt, datzdie Schuldigen keiner Organisation an- gehörten. Die Schultz em tzen Ausschreitungen trifft also diejenigen, die die Arbeiter gehindert haben, sich zu organisieren, also den Grafen Posadowsky und seine Vorgänger, sowie das Unternehmertum. Wie letzteres gegen die Arbeiter vorgeht, zeigt die Thatsache, daß den Gewerkschaften in Straßburg vom Polizeipräsidenten die Mitgliederlisten abge fordert und dann den Unternehmern auSgcliefert worden sind. Aehnliche Mißbräuche sind auch von anderwärts bekannt geworden. Graf Posadowsky ist bei Erlaß seines Rundschreibens einer Anregung de» Verbandes. Berliner Bauhandw rker-Innungen gefolgt; er handelt' also km Interesse derer, die den Bauschwindcl fördern und ihre Arbeiter auSbeuten. Er hat Beistand bei dem Frhrn. v. Stumm ge funden, dessen Ansichten aber ganz veraltet sind. Herr v. Stumm ist meiner Meinung nach um ein Jahrhundert zu spät geboren. In einem Punkte stimme ich aber mit ihm überein, nämlich darin, daß die Arbeiter fick nicht ihre Groschen abuehmen lasten sollen. Hoffentlich meint er damit die kapitalistischen Unternehmer. Auch Herr v. Stumm hat ja seine Millionen aus den Knochen seiner Arbeiter gezogen Darauf vertagt sich das Haus. v> «u<ischer Kandta». Im Abgeordnetenhause wurde am Montag in die erste Etatsberatung eingetreten. In der General debatte betonte Abg. mattier (nat.-lib.), daß Preußen sich in günstiger wirtschaftlicher Lagt befände, und daß alle produktiven Kräfte zu einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik zusammengefaßt werden müßten. Abg. Frhr. v. Zedlitz hielt den jetzigen Etat ebenfalls für den günstigsten. Im weiteren Verlaufe der Sitzung sprachen noch die Abgg. v. Strombcck (Ztr.), Graf Limburg-Stirum (kons.) und Richter (ft. Lv.), welch letzterer besonders die polizeiliche Einmischung in alle Verhältnisse kritisierte. Am Dienstag befürwortete im Abgeordnetenhaus,: bei Fortsetzung der - ersten EtatSbcratung Abg. v. Eynern (nat.-lib.) ein Zusammengehen von In dustrie uud Landwirtschaft bei Abschluß neuer Handelsverträge. Finanzministcr Miquel verteidigte den Etat gegen die verschiedenen Einwendungen. Die Vorbereitungen für die Wahlreform seien noch nicht abgeschlossen, man wolle auch die Erfahrungen der nächsten Wahlen noch abwarten. Sehr bemerk wurde eine Warnung an dieünterbeamten, Koalitionen zu bilden und Fachzeitungcn zu gründen: Abg: Motin (Pole) sprach sich gegen die Ansiedelungspolitik der Regierung in Posen und Westpreutzen aus. Uon Uah rmd Fern. Dessau. Bekanntermaßen ist der Biber « Deutschland fast garnicht mehr vertreten uud deshalb wird er als jagdbares Tier nur dl zwei der 25 Jagdkalender, die in den einzelnen deutschen Staaten Geltung haben, namentlich aufgcführt: im bayrischen und im anhaltischen Kalender. Aber auch in der Elbe schien er aus gestorben. Nun haben sich aber die interessanten Tiere in dem prächtigen Wörlitzer Park ivieder eingefunden und im dortigen See ihre Wohnung aufgeschlagen. Nach dem Willen dcS Herzogs darf den Bibern nicht nachgestellt werden. „Was hast du? Regt dich die Nachricht so Ms ? Nun, die Heirat kam unter eigentüm'icheu Umständen zu stände, und Metas Leichtsinn wäre mir beinahe zum Verhängnis geworden." „Dir? Wie war das möglich?" „O, den beiden ist alles möglich. Meta war leichtsinnig und knüpfte bald hier, bald dort ein Liebesverhältnis an, mit Bernheim sogar mehrere Male; denn er wurde versetzt, kam wieder, und immer von neuem wußte fie ihn in ihre Schlingen zu ziehen. Ich war inzwischen mit Oldenburg, Magda mit Hilmer verheiratet. Hilmer starb im fran zösischen Kriege, Papa zwei Jahre später, nind natürlich kamen wir nicht ost mit Marianne zusammen. Nur Meta kam häufio, obgleich Oldenburg fie nicht mochte und kein Hehl daraus machte. Ich lebte mit Oldenburg sehr glücklich; liebte ich ihn auch nicht so, wie ich eS mir früher auSaemalt hatte, so war doch nach den Kämpfen im Vaterhause, nach den Zurücksetzungen und Rücksicht» osigkeiten Mariannes das Bewußtsein, in seinem Schutz gegen alles Ungemach geborgen zu sein, ein so süßes Gefühl, daß ich schon au» Dankbarkeit alles that, war ihn glücklich machen konnte. Dazu kam meine unbegrenzte Hoch- achtuna für ihn. Und er hinwiederum, beglückt durch mein rückhaltloses Vertrauen und mein Bemühe«, seine Liebe zu vergelten, war wahrhaft er finderisch in Beweisen seiner Zuneigung. Da auf einmal trat eine Veränderung ei». Er vermied mich, lehnte eS ab, mich zu be gleiten, und war überhaupt seltsam verstört. ; selben. Vor allem die der Koalition»-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)