Volltext Seite (XML)
Gestellungen auf die WM^ArrertHaL-IeiLung "MU Mo. 665 der Zeiwng-preWllste) für Monat Mürz werden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern des Blattes, sowie den Landbriesträgern jederzeit gern angenommen. Krpeditiou der „Auertyal-Aeitung," Das Bürgerliche Gesetzbuch. Wir haben in Deutschland seit 1871, für das gesamte Reichsgebiet seit 1. Zanuar 187» ein einheitliches Stras- trsetzduch, «ährend dir Erfüllung de« Wunsches, auch ein einheitliches bürgerliche« Gesetzbuch zu bekommen, noch sehr lange auf sich warten lassen dürste. Zahrelang Hal eine Kommission, aus den bedeutendsten deutschen Reich-kennern drstehend, an dem ersten Entwurf zu einem deutschen Zivilgesetzbuch gearbeitet und als dieser Entwurf endlich fertig war und der öffenttichen Kritik unterbreitet wurde, da zeigte sich erst in vollem Umsange die Schwierigkeit des Unterfangens, ganz Deutschland zivilrechtlich unter einen Hut zu bringen. Übermal« seit länger als ZahreSsrist ist eine andere Kommission mit der „zweiten Lesung" de» EntwursS be schäftigt und so angestrengt die Herren auch arbeiten und tüfteln, so läßt sich doch nicht erwarten, daß noch in diesem Jahrhundert da» Verlangen nach deutscher Rechlseinheit «rsüllt wird. Za, e« erscheint überhaupt zweifelhaft, ob di« Kommissionsarbeit ein praktisch verwertbare« Ergebnis zu Tage fördern wird. In der „Post" macht ein Zurist in eindringlicher Weise darauf aufmerksam, daß sich wohl «in zur Zeit geltende» und angewandtes Recht „ausardeiten" läßt, daß aber niemals für ein au» den verschiedensten RrchtSgedieten zusammengesetztes, durch den nationalen Gedanken geeintes Reich, in dem die mannigsalngsten sozialen Strömungen zur Geltung zu kommen bestrebt sind.und die verschiedensten religiösen und politischen An schauungen einander rntgegentreten, ein sür eine längere Dauer berechnetes gemeinsames Zivilgesetzbuch »urch „Aus arbeitung" gejchassen werden kann. Dieses Bedenken wir» nicht zum ersten Male erhoben; «ine solche Kommisjion-arbeit ist zwar sür die RechlSwlsjen- schajt nicht sruchtsloS, sehr wahrscheinlich aber sür die Rechtspflege. Und auf diese allein kommt es doch im vorliegenden Falle an. Ein bürgerliches Gesetzbuch, wie cS daS Deutsche Reich unter den obwaltenden Verhältnissen al» Schlußstein und Krönung seiner Einigung bedarf, kann nicht durch die Arbeit am „grünen Tisch", nicht durch langatmige Bera tungen und endlose Debatten — Zuristen haben ost schon über eine einzige Rechtsfrage Berge von Büchern geschrieben und Zahre hindurch miteinander gestritten I — nicht durch noch so sorgfältige Zusammentragungen geschaffen werben, sondern kann nur als das Wert eines genialen Mannes, der mit scharfem Blick die Zetztzeit mit ihren Bedürsnisjen und Anschauungen sowie mit ihren Keimen für die Zutuns erkennt unt durch sein Genie entweder die verschiedensten politischen Parteien vereint sortzureißen ober selbst eine große Majoritätspartei zu bilden un stände ist. Hast alle großartigen Gesetzgebungen find das Werk eine« Mannes gewesen, dessen Geist dem toten Buchstaben Leben cinhauchte. So lange uns in Deutschland dieser eine Mann fehlt, wird es un« nicht gelingen, ein echt deutsches, sür alle Deutsche brauchbare« bürgerliches Gesetzbuch zu erreichen. Ein Uebelstand für die Arbeiten der Kommission ist, daß da» römische Recht in Deutschland noch vielfach Gesetze-, kraft hat, «ährend da« im Volke lebende Recht-bewußtsrin diesem fremd gegenübersteht. Hier einen Ru«gleich zu schaffen ist schwer und di« Einheitlichkeit erleidet großen Schaden, wenn d« Kommission, wir geschehen, ganze Teile der RechtSgebiete den einzelnen Lande«gesetzgebungen vor behält. Wir würden damit im „bürgerlichen Gesetzbuch" kaum etwa» bessere« al» eine Niederschrift de» in Deutsch land geltenden römischen Rechte- haben, »ährend da» jetzt noch herrschende deutsche Recht zum größeren Teil in den vielen tzinzelstaaten de» Deutschen Reiche» seine besondere Weiterbildung erfahren und damit von neuem eine weit greifende Rechtsverschiedenheit innerhalb de« Deutschen Reiche» erzeugt werden würde. Da» sind die Gründe, die auch den Zuristen der „Post" zu der Forderung kommen lassen: „Entweder ein wirklich deutsches, das gesamte Zivilrecht umfassende», sür alle Deutsche gemeinsames neues bürgerliche» Gesetzbuch für Deutschland oder — gar keine» I" Zst in Deutschland jetzt ein Mann nicht zu finden, der ein deutsches, den Bedürfnissen de» praktischen Leben« an- gepaßtes, klarverständllches bürgeriiche« Gesetzbuch, da» mit allen überlebten römischen RechtSsätzrn bricht und den in unserem Volksgeiste noch immer herrschenden germanischen Rechtsanschauungen zur gesetzlichen Geltung verhilft, so wollen wir lieber bis zum erlösenden Dornröschenkuß unter der Dornenhecke der RechtSverschtedenheit weiter schlummern, als mit vielen, vielen Aufwendungen an Müh«, Arbeit und Geld nach, langen Jahrzehnten endlich nur etwas Halbe« zu erreichen. Politische Nachrichten. Deutsch!«»-. Berlin, den 13. März. — Die Militärkvmmisston wird vor den Reichstag mit leeren Händen treten, nachdem sie sowohl die Regierungs vorlage, als Bennigsen« und Richter« BcrmitilungSvorjchläge abgelehnt hat. Der Reichstag hat die Beratung von vorn zu beginnen und wirb sie — wenn nicht ein Zeichen und Wunder geschieht — ebenso beenden wie die Kommission. — Der preußische HandelSmmister erklärte im Abgeord netenhaus-, e« sei unnötig, darauf zu bestehen, daß Sonn tags die Läden höchsten« bi« 2 Uhr geössnet werden bürsten. Der Handel könne recht gut bl« 4 Uhr ausge dehnt werden. — 33 wegen de« Streiks entlassene Bergleute lind aus dem Saarrevier nach Ameuka abgerrist. 28 andere wollen ihnen folgen. G.ößtenteils sind die AuSwandernben Familienväter, von denen einige ihre Familien zurücklassen. — Frisches Fleisch aus Australlen wird jetzt in der Berliner Zentral-Marklhalle verkaujt, da« Psund sür 44—46 Pfennige. ES wird hart gefroren nach Europa und hier auf den Markt gebracht. Da« Fleisch soll so gut wie jrlfcheS jein. Da die neueren Versuche der Fleisch er nsuhr au, Australien so gut gelungen sin», sieht zu er warten, »aß bald der ganze deutsche Markt mit auslralifcheui Fleisch versehen wird. — Die Landwirte des östlichen Preußen« beabsichtigen, eine Vertäufsgenossenschast >n der Weise zu bilden, daß sie die gesamte Ernte gemeinschaftlich in großen Speichern nieverlegen und nur dann »erlaufen, wenn ihnen der Preis angemessen dünkt. — Die Reichsbank hatte 1892 5 Milliarden weniger Umsatz, als 1891. — Wegen einer blutigen Prügelei in einer sozialdemo- kratischen Volksversammlung in Eis le »en «ur»en mehrere Bergleute, welche di« Versammlung gesprengt hatten, zu 1 Woche bi« 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Poli zeisergeant Köhler erhielt S Wochen zuerkannt weil er statt Ruhe zu stiften, die Tumultuanten ermutigt hatte. — Häuptling Masenta, der von der deutschen Schutz truppe gründlich geschlagen worden ist, hat damit reichlich verdienten Lohn erhalten. Masenta war ein anmaßender Bursche, der fast keine Karawane in Ruhe ließ. So hatte er am 7. Februar v. Z. 127 nach »er Küste zurückkehrenve Träger des Leutnants Herrmann angegriffen. Herrmann marschierte mit 21 Sudanesen zurück, verjagte die Sagog» un» zog Masenta angesichts vieler Hun»ert Wagog»krieg«r au» seiner Teoipe heraus, ließ ihn züchtigen, binden und später eine schwere Last trage» — benselven Masenta, der zwei Zahre vorher zu Stanley in« Lager gekommen war und »erlangt hatte, man solle für ihn arbeiten. Stanlev, der viele hundert Gewehre, ein Maximgeschütz und etwa 1000 Menschen bei sich halte, taufte sich durch vierfachen Zoll »vn der Arbeit los! Am 10. Februar erreichte Herr mann Muhalale, wo da« Erscheinen Masenta» mit seiner Last bei den Karawanen ungeheuren Jubel hervvrrief. Der Häuptling wurve gegen Zahm», eines EefenbeinzahnS und eine« Ochsen in Freiheit gesetzt und er versprach, sortan Frieden zu hallen. Wie er sein Versprechen selbst nach Errichtung der Station in Uniangwira hielt, zeigt der neueste Gefechtsbericht. Wie Leutnant Herrmann mitleilt, ist Masenta der intelligenteste der Wagogohäupl- ttnge. Ob nach »er jetzigen Süederiage der Wagogo dir Karawanenstraße sicher ist, muß als zweiselhaft bezeichnet «erben. Di« Ersahrungen, die mit den Wahehe, Mafiti und Massai gemacht würben, lassen erkennen, »aß immer wieder neue Ansälle und Räubereien zu erwarten find. — Während Leutnant S>gl ble scharen ve« Häuptlings Masenta schlug, wurde eine Karawane de» ArabcrhäuptlingS Tippt» Tipp am Tanganyta-See von »en Waniamwest aufgerieben. Mehrere zehntausend Pfund Putver wurden vvn den Negern erbeutet, vei»e Führer gelötet. — Nach amtlicher Meldung aus Tabora erstürmt« Leutnant Prince nach vom 10. ms 13. Januar dauernder Belagerung die festung-artige Residenz oe« unbotmäßigen Häuptlings Sikti. Der diesseitige Verlust beträgt 1 farbiger Offizier und 4 farbige Soldaten, 17 farbige Soldaten verwundet. Sikti lfi gefangen. — Die deulsche SleotunMesellschafl in Sübwestafrika hat da» Gebiet von Winohvek von der Regierung zuge- wiejen erhalten. Die Arbeite»» sür v»e Entwickelung der Kolonie sind un besten Zuge. Die Gesellschaft besitzt schon 30 Farmen vvn je 1060 preußischen Morgen, von welchen ein Teil verlaust ist, em anderer Teil vertäust werde»» soll. Es gehen zahlreiche Angevote ein. Andererseits haben eine größere Menge vvn Persvnen, weiche nach Nordamerika oder Brasilien auswanbern wollten, Vertrauensmänner nach Afrika geschickt, die über v»e Aussichten der Ansiedlung berichten sollen. Die Auswanderung wird sich hvfsenttlch mehr und mehr dem beulsqen Schutzgebiet zuwende». Auch Mlssionsgejelljchaslen vvn benachvarlen Gebiete»» haben Slkblungsuniernehmen angekündigi. — Pariser ZeUungen verbreite» die tvlle Nachricht, Kaiser Franz Joseph von Oestreich wolle abdanken, worauf ihm sein Bruder Erzherzog Karl Ludwig folgen werde, der, ebenso wie sein äliesler Svhn, wenig von Deutschland wissen wvlle und einer Verständigung mit Rußland geeignet sel. Krautreich. Zn der Fortsetzung des Panamaprozesjes hält Karl von Lesseps seine Anklagen gegen hochstehende Personen und ehemalige Minister ausrechl. Die Zeitungen zeigen ziemlich« Unruhe, weil ganz unberechenbare Zwischenfalle elntreten „Da» brauchen Sie erst gar nicht zu versichern Vater Gummlich." „Schade, daß heute so viel zu thun ist — ich würde «» Zhnen vorlesen." „Wirklich schade, aber ich werde Sie später daran erin nern." „Nein, nein — machen wir cs lieber gleich ad," sagte ,Herr Gummlich eifrig. „Fünf Minuten «erde ich mir schon gönnen können . . . Warten Sie einen Augenblick, fieber Freund." Der Eber-Wirth enteilte, um die neueste Nummer des Lomir zu holen, und Rothenberg benutzte den günstigen Augenblick, um die Flucht zu ergreifen. Ein schmaler Streifen de» Garten« erstreckte sich zwi schen dem Hause und dem SeverinSthor bi» zur Straßen flucht. Hier befand sich, dicht an den Mauern de« al tersgrauen Thores, ein trauliches Plätzchen, an welchem man grmüthlich träumen konnte. Als Rothenberg dieses Plätzchen aussuchte und auf dem Wege dahin die ga>,ze Breite de« Garten» durchschritt, fiel eS ihm auf, unter den Gästen viele Leute aus Dön- ningen zu sehen. Sie unterhielten sich eifrig, aber mit gedämpfter Stimme. Rothenberg erinnerte sich jetzt von einer Zusammenkunft der Bergleute, die am selben Nach mittag ftattfinden sollte, gehört zu haben. An der Hecke, die den Garten von der Straße trennte, setzt« er sich auf einen au» rothen Fichtenhotzästen ge zimmerten Stuhl, »er vor einem runden Tische stand. Ein Baum breitet« seine dichtbelaubten Arst« über den Willst Anna, de» Eber-Wirth» Töchterlein, die im Garten die Gäste bediente, hatte auch Rothenberg bald erspäht und brachte ihm da» schäumende Vier. Er hotte noch nicht Gelegenheit gehabt, st, zu begrüßen, jetzt reichte er ihr die Hand un» nickte ihr freundlich zu. Eine glühende Röth« überflog ihr Gesicht un» sie schlug die Augen nieder. „Wa« haben Sie erlebt, Anna, seitdem wir un- nicht gesehen? . . Hat Vater Gummlich sich noch nicht erwei chen lassen, einem Zhrer zahlreichen Verehrer Hoffnung zu machen?" fragte Rothenberg heiter. „Zch kenne keine Verehrer," entgegnete Anna in etwa» ärgerlichem Tone, „ich wüßte »aher auch nicht, »aß mein Vater einem solchen Hoffnung machen könnte." „Nun, mir har er leine gemacht." Sie errölhete von Neuem. „Zch vermruhe," sagte sie mit einem Anflug vvn Ko- tetttne, „daß Sie ihm gar keine Gelegenheit gegeben ha ben, Zhnen Hoffnungen zu machen oder zu rauben." „So ? Das velmuthen Sie?" „Zal" „Weshalb?" „Weil .... nun, da« ist doch eigentlich klar . .." „Wollen Sie mir die Erklärung recht deutlich geben?" „Nun . . . weil ich doch vorher selbst hätte wissen müs sen, ob Sie . . .' Sie vollendete den Satz nicht, sondern wandte sich ab, um davon zu eilen. Er ergriffs chncll ihre Hand und hielt sie zlttück. „Nun, Anna, was hätten Sie vorher wissen müssen?" „Bitte, lassen Sie mich gehen, Herr Rothenberg." „Nein, sprechen Sie erst." „Zch will aber nicht." „Sir waren ja eben im Begriff ,. ." „Nur um von Zhnen los zu kommen, will ich «» sa gen. Ich meine, daß Sie zuerst bei mir hätten ansragen müssen, wa» ich meine. Zch hätte doch zuerst wissen müs sen, ob Sie . . . ob Sie . . ." „Nun?" „Ob Sie mit meinem Vater sprechen wollen. . ." R»thenberg hielt noch nnmer die Hand de« schönen Mädchen« umfaßt. Er blickte in das glühenden Antlitz un» fragte. „Und wenn ich da« gethan hätte, Anna? Welche Ant wort hätten Sie mir gegeben?" Sie zögerte einen Augenblick, dann trat sie näher an ihn heran und fügte: „Keine, die Sie betrübt hätte." „Und Sir wissen doch, Anna, baß ich ein armer Teu fel bin, der aus Gottes Ervdooei» kein Eigenthum hat. Wa» hätte ich Zonen bieten tönnen? . . ." „Zst mein Vater nicht reich 7" „Sie sind ein gutes Mädchen," sagte Rothenberg, UN» in dem Gefühle üverwallender Dantvarkeit zog er sie an sich und sie legte ihr schönes, von einer Fülle blonder Locken geschmückte» Haupt auf seine Schulter. Zm nächsten Augenblick wurden sie durch Wagengeras sel emporgefchreckt. Rothenberg, der schnell aujblickte, erkannte die Equipage de« Herrn Brenneck. Martha und Ada iahen in der selben. Sw hatten ihn in der verfänglichen Situation bemerkt. — Ada »lickte zurück und ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen, während Martha errölheno den Kops adwandte. Rothenberg drängte Anna ärgerlich von sich. Sie blickte ihn mit ihren großen Auge»» verwundert und traurig an. — (Fortsetzung solgl.) llvukotlv, vnglisotis unst fpsnrürisvsto Herren- uns Hnaven-Hkzderftoffe in nur vorjügiichen Qualitilte» ä Mk. l.7b di« 12.45 per Meier versenden l«o« veliedige einze.»« Meterzayl direc» an Prwax ivuKtn-Fadrik-Depe» twttwgor » ri»,Ui,urt ». M, litruisi« MusiUiuwilnchi fkiMt» ü»'o Hau«, tz