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Ankrthal-Zeitung. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle Klösterlein, Nieder- u. Oberpfannenstiel, Lauter, Bockau, Bernsbach, Beyerfeld, Tachfenfeld und die umliegenden Ortschaften. (krsckeinl «ittw»«-, Aretrags u Sonntag«. AvonnementSpreiS incl. der3 werldvoUeii Beilagen vierteljährlich mit Bringerlvlm 1 Mk. 20 Pf. vurch die Post 1 M. 25 Pf. Mit 3 ilkustrirten Ateibtättern: Deutsches Kamitieuvtatt, Kute Geister, Zeitspicgel. Derantwortlicher Redakteur: Emil Hegemeister in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraße. Inserat« rie einipattige t'oipuaieile lO Pf., eie rolle Leite tttt, t z L. Vr ä.l. 6 Mk. dei Astecerholiingen holler Radau. Alle Postanstatten und banebrietträgcr nehmen Bestellungen an. No. 17. Mittwoch, den 8. Februar 1893. 6. Jahrgang. Untzhotz-Urrsteigerung. Donnerstag, den S. Februar 18S3 sollen im Gasthaus zum „Deutschen Kaiser" in Zwickau (Ende der Bahnhofstraße) von Bormittags 11>/r Uhr an, die pro 1892/93 auf nachgcnanntcn Fürstlichen Forstrevieren zum Verschlag kommenden Nadelbolzstämme und Klötzer an ca. 7350 Festmeter, größtentheils noch anstehend, und zwar: ca. 315 Festnieter auf Strcitwalder Revier, . 625, - - Oelsnitzer - 960 - - Pfaiincnstieler - .1175 - -- Steiner - 1155 - - Lichtensteiner - - 3005 - - Oberwaldenburger - - 216 - - Nicderwaldenburger - unter den vor der Auctivu bekannt zu machenden Bedingungen und gegen Anzahlung von 3 Mk. — Ps. pro Feslmeter meistbietend verkauft werden. Die vorstehende Neihensvlgc wird bei der Auction beibehalten werden. Sämintliche Holzer können an Ort und Stelle besichtigt werden und wollen sich die Herren Kaufliebhaber deshalb an die betreffenden Verwaltungen wenden. Holzkäufcr, denen noch kein spezielle- Verzeichniß über obige Holzer zngegaugcn sein sollte, wollen sich gefälligst an unterzeichnete Siel c wendet,. Waldenburg, den 5. Januar 1893. Fürst!. Schöuburg'sche Forstinspettiou. Gerlach. Königl. Realgymnasium nebst Plvgymnasinm „letzteres einschließlich Untertertia" zu Auuaberg. Die Anmeldung neuer Schüler erbittet sich der Unterzeichnete bi- zu in IN. März d. I. und wird zu näherer Rücksprache an jedem Schultage von i l bis ' Z llhr iu dem Zimmer Nr. 8 des Schulgebäudes zn tresscn sein. Die Prüfung der zur Ausnahme Angcmcldeten soll Montag, den 10. April von vormittags Mr an stattfinden. Die erforderlichen Zeugnisse — Taufzengnis oder Geburtsschein. Bescheinigung der Impfung, beziehentlich 'Wiederimpfung, Schulzeugnis, beziehentlich Konfir mationsschern sind dem Unterzeichneten dei der Anmeldung zu übergeben oder bis 24. März an ihn einzuscndcn. Pensionen tönnen von dem Unterzeichneten nachgewicsen werden. Annaberg, den 5 Januar l893. Für den Rektor: !>,. F. Wildcnhah». Bestellungen auf Vie WW^Auerthcrl'-Aeitung (No. 665 ver LeitungSpreioliste) für Februar und März werden in der Expedition hAue, Marktstraße), von den Aus trägern des Blattes, sowie den Landbriesträgern jederzeit gern angenommen. Hrpeditiou der „ Auertyat-Zeitang," Die neue sächsische Notariatsordnung vom 5. September 1892 enthält eine Menge wichtiger Bestimmungen, deren vc- kanntsein von allgemeinem Znteresse ist. Das neue Gesetz erweitert zunächst den Kreis der neta- riellen Geschäfte insofern, als es den Notaren die Befugnis erteilt, gewisse früher lediglich den Gerichten zugewiefene Rechtshandlungen auch ihrerseits und mit gleicher Rechts wirkung wie die Gerichtsbehöroen, vcrzunehmen. Hierher gehört vor allen Dingen die Entgegennahme und Ver wahrung von Testamenten. War auch nach der bisherlgen .Gesetzgebung von Notaren die Aufnahme letzlwiUiger Ver fügungen zu Protokoll — eine übrigens im Publikum nie sehr beliebt gewesene und daher nur selten zur Anwendung gekommene Form der Errichtung letzter Willen — nach gelassen, sogestattete dieselbe ihnen dich nicht, verfchlvsjene Testamente zur Aufbewahrung anzunehmen. Diese Be schränkung ist, wie gezeigt, durch die neue Gesetzgebung völlig beseitigt worden und e- kann hinfort die Niederlegung verschlossener Testamente, für deren sichere Verwahrung die AusjührüNgSvcrsrdnung besondere Anordnungen trifft, in eben der Weise bei den Notaren geschehen wie bei Gericht. DaS Nämliche gut von Erboerttägev, welche i.ttber lediglich in der Form eines geuchlUchen irtzlen Willens, vor dem Notar also üoerhaupi nicht, errichtet werden tunten. Die Zulassung ter notariellen Form >ur Atie tieier Art wird lnsosern einem besonvcrn Betrufniste entgegeukoinmeu, als die Notare mit Voraebe sür Ausnahme von Ehever trägen in Anspruch genommen werten uns solche gewöhnlich crvverlragsmäsjigc Bestimmungen enthalten. Der Widerruf letzttviittger Disvestlioucn wirt ,n Zutun» vor dem Notar in gleicher Weile erfolgen töuucn wie cie Errichtung solcher Akte; ebenso Hal dei Letztere t,c bei ibm zu Prolololl errichteten oder verschlossen deponierten letzten Willen zu erössneu. Sodann erstreckt das Gesetz tic Amtsibäligtelt ter Notare auf tre bisher ausschliesirich teil Gerichten Vorbehalte,r gewesener Aufnahme von Protokollen über eheweibllchc Verbürgungen fowle über mehr als Ztwwt Mk. belragence Schenkungen. Zu gedenken ist noch ter Befugnis der Nolare zur sNachdruck verboten). Feuilleton. Des Vegetarianers Psingstbraten. Humoreske vvn Robert von Hagen. (Fortsetzung.) „Frau Schwägerin! ahnen Sie, weshalb ich eine Un terredung mit Ihnen erbat?" Die verwittwele Rätlstn senkte ihre Auge» in steigender Verlegenheit zu Boden und finsterte: „O ja, eine leise Ahnung hatte ich schon längst, — Ihr häufiges Kommen, Ihr mehr at- vcrwanrschastlichcs Zuteresse — aber — aber konnte ich denn je wagen — zu verwuthen — zu hoffen, daß Sie — ein mit GlückSgütern so reich gesegne ter Mann von Zhrer Stellung — Ihrem besten, schön- step Alter — daß Sie —" Da« verwittwele Herz schien stille stehen bleiben zu wollen — sie vermochte nicht weiter zu sprechen. „Also Schwägerin, liebe Schwägerin, Sie würden nicht nein sagen? — Sie würocn meinem Glücke nichts in de» Weg legen?" Da, — ihre Gefühle zurückzudrängen nicht mehr mäch tig, hauchte Frau Kanzleiralh Steinpilz, indem sie dem Gvldonkel plötzlich an den Hals sank: „O, Theobald, Theobald, mit tausend Freuden will ich die Deine werdcn. O, Theobald, bald, bald, recht bald! Längst schon erkannte ich Deine edlen Absichten! O, Theobald, ich will mich würdig erweisen, Deine — die Gattin eines Vegetaria ner- zn sein. Bon Wurzeln, gelben, Runkel- und Telto wer Rüben, von Brunnentresse, Haferschleim, Kornbrot und Harzer- und Kuhkäse will ich mich nähren. Dir zu lieb. „O du mein holder Abendstern" will ich Dir zum Abendbrot, und den „Gesang dec Furien" zum Frühstück Vorsingen, — ja sogar einen Zäger'fchen Trikolanzug will ich mir l" „Halten Die ein, Schwägerin," rief der NegierungS- ralh voller Entsetzen, „gehen Sie nicht zu weit! Sie sind von einem schrecklichen Zrrlhum besangen. So leid es mir thut, aber — Iva ist eS, welche ich mir zur treueu LebenSgesährtin auserkiesen wollte, der ich den größten The» meines Besitzes überantworten, ein große« Vermö gen zur Disposition stellen, ja, selbst sie zu meiner Uni versalerbin einjetzen will, wenn sie mein jetzt so öde da- hinfließendeS Leben mir versüßen zu wollen geneigt wäre!" Frau Steinpilz war wie niedergeschmettert; sic glich in diesem Moment — nun wie soll ich sagen? — nun al so : sie glich jetzt beinahe einem - - getrockneten Stein pilz. Die arme Enttäuschte! „Mein Herr Schwager," begann sie, nachdem sie eini germaßen Fassung gewonnen hatte, „mein Herr, lassen Sie öS sür immer Ihr Geheimniß sei», daß ich Zhneii in plötzlicher Wallung und durch ein Mchverstänbniß ver führt» Einblick gestattete in mein Inneres. Sie sind ein Ehrenmann, ich verlasse mich daraus. Was meine Toch ter Zda andelangt, s» muß ich Ihnen leider jegliche Hoff nung abschnriden. Erstens ist sie noch ein Kind —" „Nanu, Schwägerin, ich giaube, ein Kind von bald 20 Jahren ist doch heirathsfähig?" „Nun, abgesehen davon," erwiderte Frau Rath Stein pilz, „bedenken Sie, Zda ist Ihre Nichte!" i „Mein Gott, Nichte im zweiten Grad, unsere gegen seitige Berwandtschsst ist ja so eine entfernte und schwer 'zu kvnstruirende, daß sie gar nichNn'« Gewicht fallen kann! „Nun, also auch abgesehen hiervon, metn Hlir schwa- !ger," erwiderte Frau Sictnpttz, sich noch immer ablehnend und ernst verhaltend. f „Was wären noch für Gegengründe?" „'Nun, dann hören Sie, mein Herr Schwager und Regierungsralh," fagie ow Dame plötzlich, in groge Er regung geralhenc, uni P.,lbos: „Zä, ich, hätte mich al lenfalls und eventuell geopfeu, ich batte meiner Fam lie — und auch ter Sympathie halber, eie ich ja iiiöglicher- weifr trotz Allem für Sie hege — entfchlossen, als Num- f iner 2 an Zhrer Sette so lange Wurzeln und Pflanzen mitzntäuen, bis mich auch Enllräflung und Hungertyphus , dieser irdijchen Pflanzstätte für immer enlzogeu hätte; ich hätte eventuell nach Zhrer tomistyen Facon gelebt, aber vvn meiner Zda — nimmermehr, von der kann ich es nicht verlangen!" Sie strich ihr Taschentuch über die Nase, die in den f letzten zehn Minuten merklich fich verlängert zn haben schien. „M ine komische Facvn zu leben?" wiederholte dec Rath entrüflei, „ich dachle doch, Sir Alle wären auch echte, unversätfchte Vegetarianer?" Das fchon," rrwibrue Frau Steinpilz etwas verlegen, „aber - aufrichtig gesagt — es geschieht auch einesthells ob Uiiserer bcfcheicenen finanziellen Verhältnisse, baß wir als Vegetarianer leben; es ist auch der Nachbar» halber, welche die Nonlrole über die Fteischlöpse des ganzen Han fes üben; es ist, um es kurz zu sagen, damit bas Kind einen Namen Hal. Meine Tochter hat mir übrigens be reits einmal im Vertrauen erklärt, daß sic nie einem Vegetarianer ihre Hand zum Lebcnsbunbv reichen würde Zndeß," setzte grau Kanjlcirath nach einer kleinen Pause, in welcher ihr wohl besorgnißerregcndc Gedanken sür dir Zukunft ihrer Familie gekommen sein mögen, fort, „in-