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Aimthal -Zeitung. Lokalblatt für Aue. Auerhammer, Ztlle-Klöfterlein, Rieder- u. Oberpsannenftiel, Lauter, Bockau, »evn-bach, Beyerfeld, «achsenfeld und die umliegenden Ortschaften. erschein« »Mw-äd», Kretta«» u «o««ta<». iucl. der 3 werlbvollen Beilagen vierteljLhrllch mit Brlngerlohn 1 ME. TV Vf. durch die Pest IM.» Vf. Mit S issustrirten Aeiölättern: Deutsches AamittenStatt, Oute Kcister, Zettspiegek. Verantwerllicher Redakteur: «»U He,«M«tfler in » u e (Erzgebirge). Redaktion u. Erpedifisty t A»«, Markt straße. Inserat« die einspaltige CorpuSzeile 1V Vf«, di« voll« Seite 30, >/, S. 20, 1/4 St. 0 Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und Landdriestrstger nehmen Bestellungen an. No. 11. Mittwoch, den 25. Januar 1893. 6. Jahrgang. Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des deutschen Kaiser soll Freitag, den 27. Januar 1»SS, Nachmittag « Uhr ein Die geehrte» Behörden, wie alle reichsttcrien Bewohner des Auer- thales werden hierzu ergebenst eingeladen. Zeichnungen hierzu können bei Herrn Hempel oder auf unserer WM" "Wg im rotheu Saale des Gasthofs zum blauen Engel stattfinden (1 Ge deck S Mk. 50 Pf.) Rathsexpedition bewirkt werden. Aue, am SS. Januar 18SS. Der Wclth der Stadt. vr. Krehschmar. E. Bestellungen aus di« an« den Gütern und Forsten, die da- kgl. Hau« bei Erlaß der BerfassungSurkunde dem Lande überlassen hat und deren jährliche nicht unbedeutende Mehrerträge der Staats kasse zu gute gehen, die, auch wenn man die Apanage des Prinzen Friedrich August hinzurechnet, immer noch „gut macht". E« ist als» die Wahrheit, daß unsere KönigS- samilie dem Lande nicht« kostet. Jeder mag nur die dem Landtage vvrgelrgten Budget«, die Verfassungsurkunde und da» erwähnte HauSgesetz durchjrhen, ehe er solche Thorheiten, wie „wir müssen den König und die Familie desselben erhalten* nachredet. E» ist alle» bi» in« Einzelnste ge regelt und zwar so, daß da« Volk sich auch für die Zukunft, wenn die anderen Prinzen sich selbständig machen, nicht bedrückt fühlen kann. Ob sich dasselbe besser stände, nenn da» Königshaus heute zu regieren aushörtr eder wenn gar dir virlzerühmte Republik oder Zukunft-staat-wirtschaft ein» geführt würde, kann jeder selbst sagen. Er sehe nach Frank reich oder Amerika. Der andere Zrrtum ist, daß, wmn daS rrste Kind de» König« oder de» direkten Thronfolger» ein Prinz sei, diese« nicht katholisch, sondern evangelisch zu erziehen sei, denn da» habe August der Starke bei seinem Uebertritte zur päpstlichen Kirche, um da» bestürzte evangelische Volk Sachsen» zu beruhigen, versprochen. Dec Prinz Friedrich August ist nicht der direkte Thronfolger, die» ist sein Vater, König AlbertS einziger Brnder Prinz Georg. Ader von jenem Versprechen steht überhaupt nichts geschrieben. Der Kall müßte auch schon eingetreten sein. Kurprinz Friedrich Christian, der 17SS Kurfürst wurde, der Engel August de« Starken, hatte als erste- Kind einen Sohn, den späteren Kurfürsten bezw. König Friedrich August den Gerechten. Dieser ist aber im Glauben der katholischen Kirche erzogen worden, wie alle Prinzen. Eigentümlich ist übrigen«, daß seil seiner Geburt (23. Dez. 1750) noch nie wieder da« erste Kind aus einer Ehe im Königshause ein Prinz war, wie e« jetzt »em Prinzen Friedrich August beschieden ist. Politische Nachrichten. Trutfchlaud. Berlin, den 22. Januar. — Dem Vernehmen nach macht sich in Handelskreisen eine zunehmende Abneigung gegen den Bezug von Süd früchten, insbesondere von Apfelsinen und Zitronen, über Hamburg bemerkbar, anscheinend hervergerusen, durch die vereinzelten Cholerasälle der letzten Zeit und durch die Besorgnis, daß vermittel- solcher Waren die Cholera über tragen werden könne. Solche Befürchtungen würden durch nicht- gerechtfertigt sein. Die Versuche de« Rrichs-Gesuud- heit-amte- über die VcrbreitungSfähigkeit der Cholera durch Nahrung«- und Genußonttel Haden keinerlei Anhalt dafür ergeben, daß Apfelsinen und Zitronen geeignet seien, den Cholerakeim längere Zeit lebensfähig zu erhalten; im Ge genteil ist durch diese Untersuchungen der Nachweis geführt, daß bet Zttrvneü der Chelerakeim sowohl auf den Schnitt flächen, al- auch auf den unverletzten Oberflächen binnen kurzem abstirbt. Eine Verschleppung der Cholera durch den Versand von Apfelsinen oder Zitronen ist bis jetzt noch niemals beobachtet worden. Zm .Interesse de» Handels verkehrs wie auch der Konsumentenkreise wäre es wohl zu wünschen, »aß die übertriebene Furcht wie die unbegründeten Vorurteile gegen den Warenbezug au« den durch Cholera fälle betroffenen Plätzen einer ruhigeren Auffassung Platz machen möchten. — Zur Isr Heinze hat eine Frauenversammlung, welche am Donnerstag in Berlin tagte, eine Petition an den Reichstag beschlossen, welche dahin geht, 1) zum Schutze der Söhne die Kasernierung der Prostituierten nicht ein zuführen und zugleich das Gewerbe der Unsittlichkeit nicht länger mit polizeilichem Gewerbeschein zu gestatten, sondern es energisch verbieten zu wollen, mit der Verfügung, die Prostituierten in BefferungShäuser unter Krauenaussicht WM°AuertYac-Zeitung 'M! (No. 6SS der LeitungsPreilliste) stir Februar und März werden i» der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aut- trägern de» Blatte», sowie den Lendbriesträgern jedrrzrU gern «igknonimen. Hrpeditiorr der „ Auerthal-Aeituug,^ Von unserem Künigshause. Di« 'Geburt de» Prinzen Georg Ferdinand, ersten Sohne» d« Prinzen Friedrich August, läßt e» angezeigt erscheinen, etlichen durchaus irrigen Meinungen zu begegnen, die im PuUtÜnn vielfach geäußert werdrn und gern jetzt wieder «usgetischt »erden, wir haben zunächst die im Sinn, daß jNer Prinz vom Lage seiner Geburt an a>i» der sächsischen Staatskasse irgend eine Apanage, d. h. eine Unterhaltang-summe erhalte. Daran ist kein wahre« Wort. Rach de» vom Köniz-Hause mit dem Landtage vereinbarten königlichen Hau-gesetze von 1838 ist, «a» die Staatskasse für da« königliche Hau« zu zahlen hat, klar geordnet. Danach erhält jetzt nur Prinz Friedrich August al« prä sumtiver Thronerbe, seit er sich «inen Haushalt gebildet, «ine Apanage, von der er aber sein« Familie zu erhalten hat. Prinz Georg erhält vom Lande für sich und seine übrigen Kinder nicht», da er Nutznießer der Sekundogeni- tur ist, d. h. jener von Friedrich August dem Gerechten au» einer bayrischen Erbschaft gebildeten Stiftung. Man darf sbgar sagen, daß auch der König nicht» au» der Slaawkaste erhält, denn wa« ihm an Apanage vom Land tage zugebilligt ist, ist nur ein Ersatz für die Nutzungen (Nachdruck «erboten.) Jeuiü'eLon. ten große, dicke Lhränen über die schneeigen Wangen her ab auf ihren Schoß. E» schiert kein 12jährig«S Kind mehr zu sein, sie glich einer Zwanzigjährtgrn. Ermattet nickt sie ein,, der entsetzlichen Wirklichkeit wenigstens auf einige Zeit entzogen. Ueber ihr aber schwebt die Göttin des Mitleide», die da trauernd spricht: Oh Armuth I sind deine Folgen so fürchterlich, bist du ein Fluch, der aus den Unglücklichen lastet- Ist Armuth und Sünde Ein«, dann müßten auch Reichthum und Tugend Ein- sei«. Oh, du ErbarmungSreicher, laß den Fluch der Armuth vorüberzirhen an dem Haupte diese» unschuldigen Kin» ,de»I j „Nr. 117!* so schallte e« durch da» Sprachrohr de» KomptoirS der Gefangrnanstalt. „Nr. 117 ist herunter nach dem Sprechzimmer zu führen!* Dies« Ordre erging Seiten« des Gefangenhaus-Direk tor- auf Veranlassung eine« im Krankenhau» Friedrich«- Hain sungir-nden Seelsorger«, de» ehrwürdigen, alten Pastor« Ferdinand Etrombach. „Man geh« der Nummer 117 di« bürgerliche Kleidung herau»,* ergänzte rin Vüreaubeamter im Auftrage de» Direktor«, „und ein diensthabender Begleiter möge mit zur Stell« sein!* „Ja, ja, Herr Prediger — Sie haben Recht,* sagt« der Anstaltt-Direftor, „man muß Mitleid haben mit all' diesen Gefallenen, indeß — alle« mit Maß. wollt« ich mich stet« von «einem vielleicht zur Gutmüthigkeit ge neigten Gefühl bestimmen lassen — ich müßte all' diese Ker» laufen lassen. Zch hätte vor Leelenschmerz und Mitgefühl nicht- bessere« zu thun, al« mich vollkommen auszureiben. Zch kann weder da» Eine «och da» Andere. Zu» gegebenen Falle aber, di« 117 betreffend, »ill ick gern« aut eigen« Verantwortung eine Ausnahme gestatten, umfomh, da tzir Ursache der Znhastirung dieser Nr. 117 — de- Karl Treulich, so heißt er ja, so glaube ich, im bürgerlichen Leben — bekannt ist und mir sogar einige Sympethie für den jugendlichen Verirrten abgepreßt hat. Za, ja, Herr Prediger, wir haben gewissermaßen einig« Aehnlichkeit in unseren Pflichten und Obliegenheiten zu verzeichnen " „Zn der That ergänzte der Pastor, „Sie suchen di« moralisch Kranken zu kuriren, inoeß ich in meiner Stel lung al» Krankenhausgeistlicher die körperlich Kranken zu trösten versuche. Ich betone „versuche* — Herr Direk tor, denn kann Einer von un« Beiden sich anmaßen zu behaupten daß unsere Kuren stet» von günstigem Erfolge begleitet sind? Leider hinterlassen sowohl moralische al- physische Wunden, die sich Menschen au» eigener Schuld geschlagen oder die ihnen vom Schicksal geschlagen wur den, Narben zurück, die ihnen bi- zu ihrem Lebensende (flUtsi al- voraus LsUots anhaften. Und so will ich denn auch dieser unglückseligen 1l7, wie sie den vom Pfade der Rechtlichkeit abgewichenen Jüngling Karl Treu lich zu benennen beliebten, „versuchen," auf den rechten Weg zu führen. Ihm die» aber leichter und sicherer zu ermöglichen, dazu dachte ich — sei wohl der Gegen seines auf dem Sterbebett« liegenden Vater» recht ersprießlich. Und deshalb erfüll« ich auch so schleunig den Wunsch de» drm Tode Nahe», der — nachdem er sein Leben«- und Sterben-glauben-dekenntniß in meine Hände legte — thränenden Auge- feinen armen Sohn zu sehen «üaschlr, den Sohn, der da so schwer gefehlt gefehlt au« Kinde-liebe l« . Derjenige, über w«lchen soeben gesprochen «urd«, er schien in Begleitung eine« Aufseher«. Karl Treulich hatte da- entehrende Kostüm der Anstalt mit seinen leichten, ach, so sommerlichen, abgeschabten, bürgerlich«! Kleidern vertauscht. Bon der ihm zudiktiiten in Anbetracht der Der Fluch der bösen That. Novelle von Robert v. Hagen. (Fortsetzung.) „I, Gott bewahre, fällt un« gar nicht «in/ antwor tete der Gefragt«, auf da« Gespräch eingehend — „auf je den kommt sein Theil — nehmt Ihr Euch den Kranken, wir nehmen un» den „gesunden Zungen* — er muß «al 'rin in'» Vergnügen!' „Ah, so laukt der Hase?* — erwiderte der Träger und »usterte den wir zermalnt dastehenden, unglücklichen Jüng ling voller Spot» — „schon so jung — und noch vom Stamme „großer Triff!* Na ick danke, et kann jut »er den. Einige Stunden später und in der früher vollgepferch ten Stube sah e« säst öde und leer au». Die unglück selig« Mutter lag, mit dem Gesichte nach unten gekehrt, wimmernd aus dem Strohlager, welchr» vorher ihr armer kranker Gatt« inne gehabt hatte. Dir zwei Kinter, ein Zunge von »>/« und «in Mädchen von 8 Zähren, saßen an de« Primitivsten Tisch und schlürften an einem Was sersüppchen, zu welche« ebenfalls arme, aber gefühlvoll« Nachbarn »en Grie», da« Salz, da» Frtt und «in wrntg Brot geliefert hattrn. vrrtha aber — aß nicht. Mit ihren, ach, so himmlisch schönen, großen, blauen Augen starrt« st«, unbeweglich, einer Marmorstatue gleich, in da« lm-ltVinel»d» -euer de« Blechrfrn» und langsa« koller-