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... > MKMWLrM-r Bezugspreis: Bri Abholung in der Geschäftsstelle monatlich Alle Poswnsial en, wird keine Gewähr geleistet — Erfüllungsort Bischofswerda. Mittwoch, ven 16 November 1921 Nc 268 76 Jahrgang 8 da» dir ein» dcrgeSccrtt-- Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung in allen Volkssch lchten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsdlatt und Landwinschasllichc Beilage. Geschäftsstelle Bischofswerda, Alttnarkt 15. — Druck und Bering der Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22. oder deren Raum 1.40 Mk örtliche Anzeigen 1.—Mk Iir Text» Mk, die Sgesvaltene Zeile Bel Wieder- Ms'chofsweröcrer Hauptblatt und gelesensteZeitung im Amtsgerichts bezirk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- mlmnschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda tag .... gegenwärtig in Berlin weilenden Reparationskommission und des ständigen Garantiekomitees zusammengekommen, um über die deutschen Reparationszahlungen zu beraten. Das Ergebnis dieser Beratungen ist, wenn es zutrifft, was in den Mittagsstunden des Montag in Berlin verlautete, geradezu niederschmetternd. Hauptgegenstand der Beratungen bildete die eng lische Anregung eines Moratoriums für die Januarrate. Dieser Plan soll aber gänzlich fallen gelassen und darüber hinaus der bindende und einstimmige Be schluß gefaßt worden sein, der deutschen Regierung kei nerlei Stundung der nächsten Zahlungsrate zu gewähren, ja noch nicht einmal Verhandlungen in dieser Richtung ins Auge zu fassen. Man will vielmehr darauf bestehen, daß der ganze Zahlungsplan auf das pünktlichste einge halten wird. Den Gedanken einer Revision des Ver sailler Vertrages müsse man weit von sich weisen. rßtzL fetten der Industrie die Ablehnung verhindert wird. Biet» leicht wird auch der Reichstag noch einmal gefragt werde» Seine Entscheidung dürste für diesen Fall ebenfalls nicht zweifelhaft sein. Augenblicklich gehen die Besprechung« noch weiter. Bevor nicht alle Fragen geklärt sind, w« scheinbar auch der Reichskanzler nichts unversucht lassen, um noch in letzter Stunde eine günstige Lösung herbeizuführen- Wir erfahren noch, daß Wirth für kommenden Donnerstag eine gemeinsame Besprechung zwischen den Ver tretern der Industrie und den Vertretern der Gewerkschaften anberaumt hat, um über die Eiseichahnvorschläge der Indu strie eine Aussprache herbeizuführen. Auf den Protest der Eisenbahnverbände beim Reichsoerkehrsminister gegen beabsichtigte Entstaatlichung der Reichseisenbahnen ist Antwort des Verkehrsministers nicht eingegangen. Dreadnoughtperiode fällt, während Nordamerika und Ja pan weit mehr ältere als moderne Linienschiffe haben. Er gibt sich also England nicht einem Pazifistentaumel, so muß es versuchen, den Vorteil, den es hat, sich in Washington zu bewahren und das Odium einer Verhinderung der Ab rüstung nach amerikanischen Wünschen auf andere zu schie ben. Die berufenen anderen sind die Japaner, denn sie wer den von den Nordamerikanern am meisten brüskiert, iirdem diese ihnen vorschreiben wollen, daß sie auch bei rein natür lichem Wachstum ohne jede imperialistische Gewaltpolitik niemals mehr als drei Fünftel der Seemacht Nordamerikas haben dürfen. Sache der Diplomaten wird es jetzt sein, das Ringen der Washingtoner Konferenz um die Machtmittel soviel wie möglich mit demokratischen Phrasen zu verschleiern und den garizen nordamerikanischen Plan, sich mühelos und ohne Krieg die Stellung der ersten Seemacht zu erzwingen, an Nebenfragen scheitern zu lassen. Hätte sich Nordamerika bereit erklärt, eine englische Flottenüberlegenheit etwa im Verhältnis von mindestens 2 zu 1 anzuerkennen, so märe eine Verständigung in Washington wohl erreichbar gewesem Nachdem es aber seine Ansprüche, erste Seemacht zu werden, klar angedeutet hat, wird der Realpolitiker nicht mehr daran zweifeln, daß es sich in Washington nur noch darum handeln kann, den Schuldigen festzustellen, der die Abrüstung verhindert. Na türlich wird jeder Beteiligte den Schuldigen im anderen sehen. Erscheinungsweise: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. ! Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1821. — Gemeinde» Anzelgenprek»: Die Sgespaltene Grundzeilc (Zi-n. Masse >4) ' ----- - -- - verbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 - - - Beginnende Meinungsverschiedenheiten. London, 14. November. Die Londoner Presse gibt zu verstehen, daß England mit den amerikanischen Vorschlägen prinzipiell einverstanden sei, es behalte sich aber die Kritik im einzelnen vor. Japans Zustimmung gelte als zweifel haft. Die Washingtoner Depeschen deuten vorsichtig eine Mißstimmung unter den europäischen Delegierten über die diktadorische Methode der amerikanischen Regierung und das ungeziemende Eingreifen des anwesenden Publikums an, das meist aus Kongreßmitgliedern besteht. Besonders die französischen Delegierten sollen bei der Rede des Staats sekretärs Hughes sehr nervös gewesen sein, wie wenn sie eine ähnliche Überraschung bezüglich der Landrüstungen befürch ten. Nach der „Morning Post" kann sie noch kommen. Deutschland erhält keine Iahlungserleichterungen. Berlin, 15. November. Wie verlautet, siird am Sonn abend die französischen und englischen Mitglieder der 5 — bei Zustellung ins Haus monatlich Mk 5.50, durch Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher teil lZlm. Masse 14) 4 — Mk, die Sgesvaltei Pott bezogen vierteljährlich Mk. 15.— ohne Zustellungsgebühr. Störung des Betriebes der Zeitung oder der Besörderungseinrich- Holungen Nachlaß nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeigen , v ' , Postboten, sowie Zeitungsausträger und die tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder die Sgespaltene Zeile 2.40 Mk. — Für bestimmte Tage oder Platz« Geschäft!fülle des Blattes nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. . - - Die Bedeutung des Nordamerika- Nischen Abrüstungsvorschlages. Die eiste Sensation der Washingtoner Konferenz ist heraus. Tie Nordamerikaner sind sich treu geblieben. Wie De das Volk ter Wolkenkratzer sind, so treten sie jetzt auch in »er Al-rüstungssrage als die radikalen Reformer beinahe überirdischen Kalibers auf. Sogar das allergrößte Opfer «n Kriegsschiffen wollen sie selbst bringen und alles nur, um Kr.ege für die Zukunft nach menschlichen Kräften unmöglich zu chen und die demokratischen Ideale des Weltfr.edens und tc. Pölkerversöhnung der Verwirklichung emgegenzu- sühren. Was der Präsident der Vereinigten Staaten Harding und chr Minister Hughes am Sonnabend der Konferenz »mgetragen haben, ist etwas weniger philosophisch gehalten «ls dos, was Wilson über ähnliche Fragen zu sage» pflegte. Aber dem Geist nach ist es dasselbe; die demokratischen Theo rien sind nur statt philosophisch praktisch aufgemacht. Das ist das Verblüffende an dem nordamerttanischen Abrüstungsvorschlag: Harding will 30 Großkamm, hff-e Amerikas zum alten Eisen werfen, während Großbritannien nur 19 solcher Schiffe uird Japan nur 17 streichen sollen. Außerdem soll England stärkste Seemacht bleiben, indem es für die nächsten 10 Jahre 22 Großkampfschiffe behalten soll, mährerrd Nordamerika nur 18 und Japan nur 10 halten dürften- Wahrscheinlich sollen die übrigen Flottenbestand teile nn selben Verhältnis verringert werden. Nach einer Lkeraangszeit von zehn Jahren sollen daun Großbritannien und Amerika die gleich starke Kriegsflotte von je 500 000 To. und Japan eine solche von 300 000 Tonnen als unveränder baren Dauerbestand haben. Die Begrmrüung, iir welche dieser Abrüstunqsvorschlag emgewickelt ist, klingt für pazifistisch-demokratische Ohren sohl verlockend. Dem realpolitisch denkenden Teile der Ja paner und Engländer aber kann der Vorschlag nur den Ein druck einer ungeheueren Pankeedreistigkeit machen, einer An maßung im Wolkenkratzerstil. Denn Nordamerika will zwar Piel - Schiffe opfern, aber der ganze Vorteil dabu wäre auf Auer Seite und ginge vor allen Dingen auf Kosten Groh- m itanmens. Tirpitz hatte vor dem Kriege den Engläirdern ein Kräfte- «rhüftnis von 16 britischen Großkampfschiffen zu l0 deut schen als Dauerstand angeboten. London hat damals abge- kchrrt uud vorgezogen, die deutsche Flotte in einem Kriege zu beseitigen. Nordamerika bietet den Engländern heute ein Kräfteverhältnis von 11 britischen zu 9 nordamerikanischcn <m und verlangt außerdem nach 10 Jahren das Verhältnis f zu 1, also eine gleichstarke Flotte als Dauerzustand Fer neri Obwohl es zu Lande keinen starken Nachbarn hat und, »ur See durch die beiden großen Ozeane des Erdballs ge-f schützt ist, will es den Japanern nur der englischen und, nördamerikanischen Flotte zugestehen und das, obwohl Ja-' pan in nächster Nähe auf dem ostasiatischen Festland -Has, Bierhundert-Millionenvolk der Chinesen und das große Rus- sxnreich als Nachbarn hat, die beide wohl in zehn Jahren machtpolitisch erheblich mehr darstellen, also eine sehr viel ernstere Gefahr für Japan bedeuten werden, als heute. Es kann kaum als gerecht erscheinen, daß Japan als Jnselreich von ocrnherein und für ewige Zeiten schwächer sein soll als d'e Vereinigten Staaten mit ihrem riesigen geschlossenen Ländergebiet. Nach allem bedeutet der Vorschlag Hardings zwar eine Beschränkung der Rüstungen zur See, wobei allerdings noch nicht klar ist, was aus den Seemächten dritten und vierten Manges, Frankreich, Italien uud Griechenland usw. werden soll. Aber gleichzeitig bedeutet er eine ganz ungeheuere ma ritime Machtoerschiebung ausschließlich zugmrsten Nord amerikas. Harding hat also die Frage, die am Sonnabend nachmittag an dieser Stelle präzisiert wurde, ganz kl.pp und klar gestellt, nämlich die, ob England und Japan freiwillig und ohne Krieg Nordamerika eine Seegeltung zugestehen wollen, die mindestens so groß ist, wie die Englands. Es ist klar, daß das für England die Abdankung von der Stellung der ersten Welt- und Seemacht bedeuten würde. Und es wird nicht viele geben, die glauben, daß ' irgendeine Londoner Regierung einen solchen Verzicht frei- ! willig leisten würde. Indessen, England hat sich, um das Gesicht zu wahren und das „Weltgewissen" für sich zu ge winnen, noch in der jüngsten Thronrede vor wenigen Tagen i bereit erklärt, mit einer Flotte zufriedeg zu sein, die so groß i ist wie irgendeine andere in der Welt. Es hat also grund- Mtzkich dasselbe gesagt, was Nordamerika jetzt vorschlägi ' Doch ist dabei zu berücksichtigen, daß die größte Zahl der i Englischen Kriegsschiffe nach 1906 gebaut ist und in- die 1 Das Reicks Kabinett gea en die Kredlthilfe der Industrie Berlin, 15. November. (Drahtb.) Die Reichsregierung hat sich heute weiter mit der Frage beschäftigt, in welcher Weise sie zu den Borschlägen des Reichsverbandes der deut schen Industrie Stellung nehmen soll. Wie wir hören, ist dabei die sozialistische Auffassung durchgedrungen, daß die Bedingungen des Reichsverbandes, insbesondere di« Forde rung einer Entstaatlichung der Eisenbahnen, unan nehmbar seien. Auch im Zentrum hat offenbar die Auf fassung des linken Flügels gesiegt. Die Erfassung -er Goldwert«, der heiß« Verkehrte Verkehrspolttik Die Kartoffelnot ist bisher immer einseitig von Preisfrage her berücksichtigt worden. Daß auch wichtige an» dere Ursachen der Kartoffelnot vorhanden sind, ist in de» öffentlichen Erörterung noch wenig oder garnicht zur Spra che gekommen. Dies gilt besonders für die Eifenbah-nver- waltung, die es ieider an Voraussicht hat fehlen lassen. Tat sache ist zunächst, daß die Eisenbahnwagen allgemein eine viel zu große Laufzeit haben. Die Folge ist, daß sich über all Wagenmangel bemerkbar macht. Bezeichnend hierfür sind die Zustände in der Kali-Industrie. Noch Anfang August erklärte der Reichsverkehrsminister aus Anfragen, daß dsr Wagenmangel, der sich im Sommer für -en Kali-Verkehr sehr scharf bemerkbar machte, nur vorübergehend fei. Die Dinge haben sich indessen wesentlich anders entwickelt. Was von amtlicher Seite als „vorübergeheich" bezeichnet wurde, ist inzwischen zu einem dauernden Zustand geworden. Im Juli betrug die Mindergestellung von Eisenbahnwagen allst» für die Kali-Industrie 27 vom Hundert. Sie stieg im AugW auf 50 vom Hundert, während sie zur Zeit sogar 65 vom Hundert übersteigt. Dabei hätte sich der Wagenmangel in dem verkehrsstillen Teil des Sommers wohl vermeiden las sen. Den Nachteil hat übrigens nicht nur die Kali-Industrie, sondenr die gesamte deutsche Volkswirtschaft. Gerade das Kali ist hochwertiges Ausfuhrgut. Es fehlt der Kali-Indu strie auch nicht an Aufträgen, aber es fehlen ihr die Eisen bahnwagen Mm Abtransport. Damit gehen uns Golddevi sen zur Verbesserung unserer Zahlungsbilanz verloren. Da» Jnlandgeschäft leidet aber nicht nur unter Wagenmangel an sich, sondern auch darunter, daß vielfach statt gedeckter Wa gen, offene Wagen zur Verfügung gestellt werden. Kali- Salze, die auf diese Weise Witterungsunbilden ausgesetzt sind, verhärten leicht, so daß sie an Streufähigkeit einbützen. Damit geht ein Teil des Düngewertes verloren. Nun muß aber die deutsche Landwirtschaft cm Energien hergeben, was sie irgend hergeben kamr. Während wir bisher noch Aus landsgetreide und Futtermittel einführen konnten, wird dies künftig bei der Verschlechterung unserer Wechselkurse iimner schwerer und schließlich nahezu unmöglich werden. Dazu kommt, daß die Getreideernte in den Bereinigten Staaten ini nächsten Jahr ungünstig auszufallen droht, weil unter Einwirkung der Trockenheit die Böden zu hart geworden siird. Eine Mißernte in den Vereinigten Staaten bedeutet er fahrungsgemäß immer auch eine Erhöhung der Getreide preise. Bleiben die deutschen Wechselkurse auf ihrem heuti gen Tiefstand, so würden wir Getreide überhaupt nicht — oder doch nur zu ungeheuerlichen Preisen — kaufen können, was dann unsere Handelsbilanz noch inehr belasten würde. Nach der Aufhebung der Zwangswirtschaft hat die deutsche Landwirtschaft die Möglichkeit, wieder zur rationellen Ar beit zurückzukehren. Das wird durch die verkehrte Ber- kehrspolitik erschwert oder ganz behindert. Es scheint so, als ob die bürokratische Verwaltung die Verhältnisse gar nicht übersehen kann, da sie sich sonst ganz anders an die Wirklichkeit anzupassen vermöchte. Statt die Landwirt schaft in den stillen Derkehrsmonaten des Sommers durch Frachtvergünstigungen zu ermuntern, Düngemittel zu be ziehen, wurde in dieser Hinsicht gar nichts getan. So -lie ben die Wagen unbenutzt auf den Schienen stehen, was zu neuem Einnahmeausfall der Eisenbahnen führte. Als dann im Herbst nach der Kartoffelernte die starke Nachfrage nach Wagen einsetzte, war es wieder die Ber- kehrsverwaltung, die durch überstürzte Maßregeln das Übel verscksiimwerte. Beispielsweise war in Pommern die Dl« vrfaziung »er vvrvrverre, »vr . Kartoffelernte gut, aber es fehlte gänzlich an Güterwagen, Wunsch der Sozialisten, rückt damit wieder tndenDorder-jumsie Hzufahren. Aks dann die Beschwerden über die Kar- gründ. Scharfe gesetzliche Maßnahmen werden vermutet toffelnof mit Recht immer größer wurden, tat die <Ssen- ftir den Fall, daß nicht durch abgeündert« Vorschläge von, bahnoerwaltung das verkehrteste, was sie überhaupt tun