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MKWW-LiMer Mlchofsweröcrer dcrgeöLcrtt^ ; Hauptblatt und gelesensteZettungimAmtsgerichts- Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und bezirk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Land. Dichteste Verbreitung in allen Volksschichten Di« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Beilagen Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage, «annschast, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, x^88* Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt lS. — Druck und Verlag der * des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrars zu Bischofswerda. Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr LS Gvfchetuunavweife: Jeden Wertung abend» für den folgend. Tag V«»»N«pre«: Bet Abholung In der Geschäftsstelle monatlich Lck. 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Mr. 285 Mittwoch, dg« 7 Dezember 1V21. 76. Iahrgavg Maes an Amerikas Friedenstisch Bon George C. Zeyde 1 - New Nork. New Dort, Mitte November 1921. vikkioils 68t, satirain non scridoro! Eine seltsame Apo- cheofe für den in Washington zu proklamierenden „ewigen Völkerfrieden" bietet die bunt zusammengewürfelte Gesell schaft, die sich am Konferenztisch versammelte, und der Um- Harch, daß Kriegshelden ü la Foch, Diaz, Admiral Beatty "und andere im Vordergrund stehen, stempelt den ganzen Rummel zum Treppenwitz der Weltgeschichte. Die Regie rung des Präsidenten Harding befindet sich in einem argen Dilemma, denn da sie aus Parteiraison und um Don Quixote Wilson kaltzustellen, den Völkerpakt abgelehnt hat, möchte sie jetzt Lurch eine Hintertür in den Alliiertenpferch zurück. Harding, sein Staatssekretär Hughes und die Führer der re publikanischen Partei sind ebenso begeisterte Änglophilen resp. Franzosennarren, wie es Wilson und seine Leute wa ren. Man wird nicht müde, den lieben Alliierten zu ver sichern, daß man es mit der Ablehnung des Völkerbundes Nicht so böse gemeint und Laß man gar zu gern weiter mit tzhm paktieren möchte. j Dazu sollte nun die sogenannte Abrüstungskonferenz die- rien, doch wird die Hardingsche Regierung vom Pech ver folgt. Es geht ihr wie dem Zauberlehrling, der die Geister, Vie er rief, nicht mehr los wird. Wohl hat man den ande ren Mächten, wenigstens England, Frankreich und Japan, zu verstehen gegeben, daß man die- Sache Nicht tragisch neh men solle und daß man auch in Zukunft ruhig weiter rüsten könnte, weil das „Waffen nieder" nur für Deutschland Gel tung habe. Doch das naive amerikanische Publikum oder wenigstens die Friedensfreunde haben die Einberufung, der Konferenz ernst genommen und setzen nun Harding und sei nen Leuten mit allerlei indiskreten Fragen zu. Ursprüng lich hatte man von amtlicher Seite mit vollen Backen und hochtönenden Phrasen das Zustandekommen der Konferenz als den Abbruch einer neuen Aera bezeichnet. Allgemein wurde denn auch die Tagung als „Entwaffnungs"-Konfe-z venz wisarmament) angekündigt, doch als nun von Presse «nd Publikum die überschwenglichsten Kommentare an die Zusammenkunft geknüpft wurden, kam eine Katerstimmung Mer dis Machthaber, und sie beeilten sich, einen Kaltwasser- strahl über die ob der Aussicht auf den ewigen Völkerfrieden erhitzten Gemüter zu gießen. Man ließ sich dann herbei, aus der „visarmament" „Li mitation ok ^rmament" (Beschränkung der Rüstungen) zu machen. Infolge des neuen Etiketts für das Konzil prote stierten die Pazifisten gegen den „feigen Rückzug" der Re gierung. Das Mißtrauen der Friedensfreunde verstärkte sich poch, nachdem als amerikanische Abgesandte zur Konferenz außer dem konservativen Staatssekretär Hughes Reaktionäre wie Ex-Staatssekretär Root und die Senatoren Lodge und tUnderwood ernannt wurden. Die Ignorierung des Senators Borah, des hiesigen Ex ponenten der Abrüstungsidee, schmerzte die ehrlichen Frie densfreunde besonders. Ella Fried, eine der Wortführenn- men der Pazifisten, schrieb einen scharf pointierten Brief an den Präsidenten, in welchem sie die Formulierung der von den amerikanischen Vertretern der Konferenz zu unterbrei tenden Vorschläge verlangte. In seiner Entgegnung ver schanzte Herr Harding sich hinter hohlen Phrasen, ließ aber -soweit die Katze aus dem Sack, daß er erklärte, man dürfe sich betreffss der Konferenz keinen übertriebenen Erwartun gen hingeben. Man sollte sich damit zufrieden geben, wenn sich auf der Konferenz der Geist der Versöhnung bemerkbar mache und es zu einem schüchternen Anfänge mit der Ein- -sthränkung der Rüstungen komme. Bezeichnend ist die Tatsache, daß der Geist des Milita rismus nicht nur die Machthaber in Washington ergriffen,, hat, sondern auch den amerikanischen Pöbel, was daraus hervorgeht, daß die zur Konferenz gekommenen fremdlän dischen Strategen bei ihrer Ankunft in der amerikanischen Metropole von den Massen in überschwänglicher Weise ge feiert wurden. Der Amerikaner hat von jeher goldstrotzende Uniformen geliebt; die in der Bürgerwehr und ähnlichen Verbänden erlangten Chargen und Titel, wie „Captain" (Hauptmann), »Colonel" (Oberst) und General werden von Leuten, die nie Pulver gerocken haben, bi» zum Lebensende geführt. Der Auftakt zur Konferenz war denn auch mit seinem Heroenkul- tu», den von kriegerischen Reden widerhallenden Banketten und großem Beteranenkonzit völlig militärisch und die ganze Tagung mit Mar» am Frieden»tische wurden zur Satyre der Weltgeschichte l Es ist die» Säbelgerassel aber auch ein Spiel mit dem Feuer, aus dem ein neuer Weltenbrand ent stehen kannl Der Kampf um unsere Zukunft. Berlin, 6. Dezember. In Berliner Kreisen wird die Rede des Kanzlers beim Presseempfang als Auftakt zu der jetzt beginnenden großen Wintertagung betrachtet, dte uns vor Aufgaben stellt, deren Lösung jetzt auch denen fast un möglich erscheint, die sich bislang mit allen Kräften für die „Erfüllung" einsetzen. Nachdem die Anknüpfung aussichts reich scheinender Verhandlungen in London vorübergehend zu dem rapiden Sinken des Dollars und zum Steigen der Mark führte, ist jetzt wiederum ein Umschwung eingetreten, dr;r dem Pessimismus neue Nahrung gibt und unsere finan zielle Lage schlechter denn je erscheinen läßt. Ganz abge sehen von allgemeinen Redewendungen hüllt sich die Regie rung in Schweigen und wird wohl auch erst zu Beröffenr- lichungen bereit sein, wenn Dr. Rathenau über seine Lon doner Mission in Berlin Bericht erstattet hat. Man rechnet mit seinem Eintreffen am Dienstag. Da alles noch in der Schwebe ist, ist auch seitens des Kabinetts noch kein Antrag erfolgt, Deutschland ein Moratorium -zu bewilligen. Am Montag nachmittag fand eine Kabinettssitzung statt, in der die Frage der Reparationen in erster Linie beraten werden soll. Auch die Kreditbeschaffung, im Ausland, die offiziell bereits in die Wege geleitet wude, dürfte gefördert werden. Im allgemeinen macht sich augenblicklich ein Gefühl größter Unsicherheit auf allen Gebieten unseres innen- und außen politischen Lebens bemerkbar. Auch der Reichsverband der deutschen Industrie wartet sehnsüchtig darauf, sich endlich positiven Tatsachen gegenüber zu sehen, um in der Frage der Kreditaktion, die von Tag zu Tag dringlicher wird, endgül tige Beschlüsse fassen zu können. In den wenigen Wochen, die uns noch vom 15. Januar trennen, wird unendlich viel von feiten der Reichsregierung geschehen müssen, damit die zurzeit noch stockenden Verhandlungen gefördert werden, die auf allmähliche Gesundung unserer Finanzen hinzielen. Berlin, 6. Dezember. (Drahtb.) Laut „Deutscher All gemeiner Zeitung" beschäftigte sich da» Reichrkablnelt gestern mit laufenden Angelegenheiten. Die Reparalionssrage war nicht Gegenstand der Beratungen. Wie der „Vorwärts" mitkeilk, tritt heute vormittag in der Reichskanzlei der intcrsraktionelle Ausschuß der koali- tionsparteien zusammen, um die politische Lage und die Vor schläge des Kabinetts zur Finanzresorm zu beraten. Noch kttae VerstS«Ns»»g ütnr das Moratori»» London, 5. Dezember. „Daily Telegraph" zufolge kann ^der in der Aufstellung des Planes für eine neue Repa- rationspolitik eingetretene Stillstand nicht überwunden wer- gen, bevor das Reparationsproblem einschließlich des inter nationalen Abkommens vom 13. August und des Wiesbade ner Abkommens vom Obersten Rat oder wenigstens von einem Ausschuß der alliierten Finanzminister erörtert wor den sei. Die „Times" berichten, der Finanzausschuß des bri tischen Kabinetts werde in dieser Woche seine Beratungen über die deutschen Reparationen wieder aufnehmen. Em Beschluß werde erst gegen Ende der Woche erwartet. Das vorgeschlagene Moratorium für Deutschland sei di« Lösung, die von feiten der Minister am meisten begünstigt werde. Die Frage sei jedoch schwierig und werde wohl nicht ohne Beratungen zwischen den alliierten Regierungen ge regelt werden. Pari», 5. Dezember. (W. T. D.) Im „Matin" spricht sich Poincars, wie von ihm nicht anders zu erwarten mar. gegen die Bewilligung eines Moratoriums für Deutschland aus. Wenn die Alliierten auch nur im geringsten an dem Zahlungsplan von London rührten, wenn sie dem Reiche vorübergehend Erleichterungen gewährten, so wäre das nur zulässig, wenn sie zu gleicher Zeit Pfänder und Bürgschaften nähmen. Bürgschaften seien die Kontrolle des Budgets, eine Kontrolle über den Notenumlauf, sowie Kontrolle der Aus fuhr und der Devisen. Außerdem verlangt Poincarö greif bare und produktive Pfänder Mer die gegenwärtigen und zukünftigen Werte Deutschlands. Hi«-e»b«ra-Morte »»r de» Erste» deutsche» EchLlertag. Hannover, 5. Dezember. Sestern nachmitt«»- wurde hier in der Stadchalle der Erste allgemeine deutsch« Schüler ¬ tag eröffnet, zu dem etwa 3000 Schüler und Schülerinnen der höheren Lehranstalten Deutschlands erschienen waren. > Der Festakt trug den Charakter einer vaterländischen Kund gebung vor dem Generalfeldmarschall von Hindenburg. Der Generalfeldmarschall, der von seiner ältesten Tochter, der Freifrau v. Brockhusen, und seinem Sohn begleitet war, wurde bei seinem Erscheinen durch Erheben von den Sitzen und durch minutenlanges Händeklatschen begrüßt. Ein Primaner hielt eine Ansprache, in der er Hindenburg al» Borbild für die Jugend feierte. Der Generalfeldmarschall richtete an die versammelte Jugend Dankesworte für die Kundgebung, wobei er u. a. sagte: „Ich nehme die Huldi gung an, die Sie mir entgegenbringen, weil es mir möglich ist, Ihr Gelöbnis auf meine Soldaten, besonders auf die Ge fallenen zu übertragen. Eins ist uns geblieben: das Vater- land. Wenn wir auch tief gesunken sind, bleibt uns dennoch die Pflicht, wieder aufzubauen nach bestem Können. Got tesfurcht, Treue, Würde und Ehrlichkeit allein können uns auf diesem Wege helfen. Wenn diese Vorbedingungen er füllt sind, dann werden wir auch wieder Männer haben, die bereit sind, ihr Leben für das Vaterland einzusetzen. Lassen Sie uns das Gelöbnis der Treue zum Volk noch einmal zu sammenfassen in dem Ruf, der so oft Mer die Schlachtfelder dröhnte: Unser deutsches Vaterland Hurra!" K!eL»e politische Mitteilungen. Slegerwald über Segenwarlsaufgaben. Der frühere Preußische Ministerpräsident Stegerwald sprach am Sonntag auf Einladung des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Essen. Zu Beginn seiner Rede setzte sich Stegerwald mit . den Ursachen des deutschen Zusammenbruches im November 1918 auseinander. Darauf kennzeichnete er die Tatsache, daß es Zentrum und Sozialdemokratie waren, die zuerst das Staatssteuer in die Hand ncchmeg, als ein geschichtliches Ku riosum. Das weitaus schwierigste Problem der Gegenwart sei das der Finanzen: die Industrie müsse dem Reiche helfen, und zwar ohne Bedingungen, di« große Kreise des Äolkes abstoßen. Mit parlamentarischen Mehrheiten allein kann man nicht regieren, dafür wäre das letzte Berliner Stadt verordnetenparlament Beweis gewesen. Die Stabilisierung der Reichsregierung sei die unumgängliche Voraussetzung für eine Gesundung unserer Verhältnisse. Die größte politische Aufgabe sei augenblicklich die Sorge für die Wirtschaft. Eine zweite Ehe Wilhelm» ll.? Die „Neue Derl. Ztg." veröffentlicht folgende aufsehenerregende Nachricht: Der frühere deutsche Kaiser Wilhelm II. hat sich entschlossen, eine zweite Ehe einzugehen. Die Dame, die er zur Gattin zu machen gedenkt, ist die Witwe eines höheren Offiziers aus Danzig, der im Kriege gefallen ist. Der Kaiser hatte Ge legenheit, sie seinerzeit schon vor Jahren kennen zu lernen, selbstverständlich, ohne daß diese Beziehungen einen anderen als rein gesellschaftlichen Charakter getragen haben. Cs heißt, daß der Entschluß Wilhelms ll. feststehe und sogar be reits die Heirat auf einen ziemlich nahen Termin angesetzt sei. Die „Berliner Neue Zeitung" behauptet, daß ihr di« vorstehende Mitteilung von absolut glaubwürdiger Seite zu gegangen sei und will, falls versucht werden sollte, die Wahr heit der Meldung zu bestreiten, die einzelnen Daten der Öffentlichkeit zu übergeben. <- p i. § „< u r Atz-r.', — Reue Plünderung ln Berlin. Am Montaa nachmit tag bewegte sich ein Zug von mehreren hundert Arbeitslosen durch die Linienstrahe in Berlin, wo ein Kleideraeschäft ge plündert wurde, nach der Prenzlauer Allee, wo ein« Bäckerei ausgeräumt wurde. Die Polizei verhaftete 110 Personen. In Neukölln räumten nachmittags mehrer« hundert Personen eine Konditorei aus. — Aufklärung de« Gallen rqorde» in Berlin. Zu der Angelegenheit des ermordeten Ingenieurs Hasenthal ersah- ren wir, daß die der Mittäterschaft verdächtige Frau des Er mordeten nach langem hartnäckigen Leugnen ein umfassen des Geständnis abgelegt hat. Aus diesem Geständnis ist zu nächst die Tatsache zu entnehmen, daß der ermordete Hafen thal sein« Frau schon seit langer Zeit in dem Verdacht hatte, daß sie mit Tieke, dem Hauvttäter, ein Verhältnis eingegan gen sei. Der Mord selbst hat sich in folgender Weis« abge spielt: Am Nachmittag des Mordtages überraschte der er mordete Hasenthal sein Frau mit Tieke. Da sich beide be- rauszureden suchten, kam «» zu einem Wortwechsel, in dessen Verlauf Tieke den Hasenthal niedeeschoß. Bei dem Versuch«, die Leiche in einem Korbe wegzuschaffen, «mb« Tftte ver haftet. Dieser leugnet übrigen« zur Stund« nochdochift an- zunehmen, daß er sich mit Rücksicht auf da» Gestänbni, vo»